Fällt der Begriff Feindschaft oder gar Erzfeindschaft, so könnte ein historisch gebildeter Mensch sogleich an Personenpaare wie Stalin und Trotzkji oder Saladin und Richard Löwenherz denken. Aber auch die Antike bietet einige Beispiele. Als eine der erbitternsten Gegnerschaften gilt in der späten römischen Republik die Beziehung zwischen Gaius Marius, dem siebenfachen Konsul und dem „dritten Gründer Roms“1 und Lucius Cornelius Sulla, dem ‚dictator legibus scribundis et rei publicae constituendae’. Doch wie stand es wirklich um diesen Konflikt, von welcher Natur war er und ab wann kann man von einer Feindschaft, einer ‚inimicitia’, der beiden Persönlichkeiten sprechen? War es ein rein individueller Konflikt aufgrund persönlicher Aversionen, fand eine Interessensüberschneidung statt oder handelte es sich sogar um einen Stellvertreterkonflikt, in dem beide Repräsentanten verschiedener politischer Gruppierungen waren? All diese Fragen sollen in der vorliegenden Untersuchung geklärt werden. Hierfür bietet es sich an, die beiden Protagonisten gegenüberzustellen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten und wichtige Epochen und Stationen ihrer Lebensläufe zu vergleichen. Daraus folgen im Einzelnen nach weitgehend chronologischer Ordnung deren Herkunft, deren Rolle im ‚Bellum Iugurthinum’, ihr Wirken in den Germanenfeldzügen, die innenpolitische Karriere und schließlich der Konflikt um den Oberbefehl gegen Mithridates. Innerhalb dieser Episoden sind vor allem diejenigen Passagen von Interesse, bei denen die zwei Protagonisten aufeinander trafen und es zu Interaktion kam. Als Quellen für diese Untersuchung dienen in erster Linie die Parallelbiographien Plutarchs, welche - soweit bekannt – die umfangreichsten erhalten Quellen über Marius und Sulla darstellen. Außerdem sollen auch Sallusts ‚Bellum Iugurthinum’, eine äußerst detaillierte Darstellung, welche leider nur einen kleinen Zeitabschnitt abdeckt, und die Geschichtswerke von Appian, einem Geschichtsschreiber aus Alexandria, und Velleius Paterculus, einem eher wenig bekannten Chronisten, welcher unter Tiberius schrieb, Berücksichtigung finden und den Plutarschen ‚Vitae’ gegenübergestellt und mit diesen verglichen werden. [...]
1 Plutarch: Große Griechen und Römer, Band 6, übertragen und erläutert von Konrat Ziegler, München 1980, Mar. 27,5.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Fragestellung
- 2. Herkunft und Hintergrund Marius' und Sullas
- 3. Die Rolle Marius' und Sullas im Bellum lugurthinum
- 4. Die Rolle Marius' und Sullas in den Germanenfeldzügen
- 5. Der Bundesgenossenkrieg und der Streit um den Oberbefehl gegen Mithridates
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Konflikt zwischen Gaius Marius und Lucius Cornelius Sulla in der späten römischen Republik. Ziel ist es, die Natur dieses Konflikts zu klären: War es ein rein individueller Konflikt, eine Interessensüberschneidung oder ein Stellvertreterkonflikt zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen? Die Arbeit vergleicht die Lebensläufe beider Protagonisten, hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor und analysiert wichtige Stationen ihrer Karriere.
- Vergleich der Herkunft und des sozialen Hintergrunds von Marius und Sulla
- Analyse ihrer Rollen im Bellum lugurthinum und in den Germanenfeldzügen
- Untersuchung ihrer innenpolitischen Karrieren und Aufstieg
- Detaillierte Betrachtung des Konflikts um den Oberbefehl gegen Mithridates
- Bewertung der verwendeten Quellen (Plutarch, Sallust, Appian, Velleius Paterculus, Cicero) hinsichtlich Glaubwürdigkeit und möglicher Voreingenommenheit.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung und Fragestellung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Natur des Konflikts zwischen Marius und Sulla. Sie skizziert den Ansatz der Arbeit, der einen Vergleich der Lebensläufe beider Protagonisten und eine Analyse wichtiger Ereignisse beinhaltet, um die Frage nach individueller Feindschaft, Interessenskonflikt oder Stellvertreterkrieg zu beantworten. Die Relevanz der Quellenkritik wird hervorgehoben, wobei die Parallelbiographien Plutarchs als Hauptquelle dienen, ergänzt durch Sallust, Appian, Velleius Paterculus und Cicero. Die Arbeit betont die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den Quellen, um mögliche Voreingenommenheiten und Umdeutungen zu identifizieren.
2. Herkunft und Hintergrund Marius' und Sullas: Dieses Kapitel vergleicht die Herkunft und den sozialen Aufstieg von Marius und Sulla. Es wird die kontroverse Darstellung von Marius' Herkunft bei Plutarch diskutiert, die ihn als Sohn armer Eltern beschreibt, im Gegensatz zu anderen Quellen, die ihn aus dem Ritterstand ableiten. Die Analyse beleuchtet Marius' militärische Begabung als Grundlage seines Aufstiegs und seine Schwierigkeiten als "homo novus" im römischen politischen System. Im Kontrast dazu wird Sullas Herkunft und sein Aufstieg innerhalb der römischen Aristokratie dargestellt. Der Vergleich unterstreicht die unterschiedlichen sozialen Hintergründe und den damit verbundenen Herausforderungen für beide Männer in ihrem politischen Aufstieg.
Schlüsselwörter
Gaius Marius, Lucius Cornelius Sulla, Römische Republik, Bellum lugurthinum, Germanenfeldzüge, Mithridateskrieg, homo novus, Patrizier, Politik, Militär, Quellenkritik, Plutarch, Sallust, Appian, Velleius Paterculus, inimicitia.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Der Konflikt zwischen Marius und Sulla
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Konflikt zwischen Gaius Marius und Lucius Cornelius Sulla in der späten römischen Republik. Sie analysiert die Natur dieses Konflikts: War es ein individueller Konflikt, eine Interessensüberschneidung oder ein Stellvertreterkrieg verschiedener politischer Gruppierungen?
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit vergleicht die Lebensläufe von Marius und Sulla, hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor und analysiert wichtige Stationen ihrer Karriere. Dies beinhaltet die Analyse ihrer Herkunft und ihres sozialen Hintergrunds, ihre Rollen im Bellum lugurthinum und den Germanenfeldzügen, ihre innenpolitischen Karrieren und den Konflikt um den Oberbefehl gegen Mithridates. Ein wichtiger Aspekt ist auch die kritische Auseinandersetzung mit den verwendeten Quellen (Plutarch, Sallust, Appian, Velleius Paterculus, Cicero).
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Parallelbiographien Plutarchs als Hauptquelle, ergänzt durch Sallust, Appian, Velleius Paterculus und Cicero. Die Arbeit betont die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Quellen, um mögliche Voreingenommenheiten und Umdeutungen zu identifizieren.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung und Fragestellung, Herkunft und Hintergrund Marius' und Sullas, Die Rolle Marius' und Sullas im Bellum lugurthinum, Die Rolle Marius' und Sullas in den Germanenfeldzügen, Der Bundesgenossenkrieg und der Streit um den Oberbefehl gegen Mithridates und schließlich ein Fazit.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Natur des Konflikts zwischen Marius und Sulla zu klären. Es soll untersucht werden, ob es sich um einen rein individuellen Konflikt, eine Interessensüberschneidung oder einen Stellvertreterkonflikt zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen handelte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Gaius Marius, Lucius Cornelius Sulla, Römische Republik, Bellum lugurthinum, Germanenfeldzüge, Mithridateskrieg, homo novus, Patrizier, Politik, Militär, Quellenkritik, Plutarch, Sallust, Appian, Velleius Paterculus, inimicitia.
Wie wird die Herkunft von Marius und Sulla behandelt?
Das Kapitel über die Herkunft vergleicht den sozialen Aufstieg beider Männer. Es wird die kontroverse Darstellung von Marius' Herkunft bei Plutarch diskutiert und sein Aufstieg als "homo novus" im römischen politischen System analysiert. Im Gegensatz dazu wird Sullas Herkunft und sein Aufstieg innerhalb der römischen Aristokratie dargestellt. Der Vergleich unterstreicht die unterschiedlichen sozialen Hintergründe und Herausforderungen für beide Männer.
Wie wird der Konflikt um den Oberbefehl gegen Mithridates behandelt?
Die Arbeit untersucht detailliert den Konflikt um den Oberbefehl gegen Mithridates als zentralen Punkt der Auseinandersetzung zwischen Marius und Sulla. Dies beinhaltet die Analyse der politischen und militärischen Aspekte dieses Konflikts.
- Quote paper
- Daniel Conley (Author), 2008, Sulla et Marius - Die Gegnerschaft von Sulla und Marius, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/144261