Als repräsentative Seelengeschichte des deutschen Bürgertums, von der nicht nur dieses selbst, sondern auch das europäische Bürgertum überhaupt sich angesprochen fühlen konnte, bezeichnete Thomas Mann sein meistgelesenes und meistgeliebtes Buch. Dass er für seinen ersten und zudem noch sehr umfangreichen Roman 1929 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, verschaffte ihm endgültig weltweit literarische Anerkennung1.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich eingehend mit der Figur, die die Linie der Buddenbrooks zum Abschluss bringt. Hanno Buddenbrook ist nicht nur der „Inbegriff lebensfremder Zartheit und sensiblen Künstlertums, in dessen musikalischen Neigungen der Prozess der Entbürgerlichung sich vollendet“2, sondern auch der Erbe, dessen „biologisches Schicksal [es ist], die Genealogie enden zu lassen“3. Ursprünglich wollte sich der Autor auch nur mit der Geschichte des sensitiven Spätlings Hanno auseinandersetzen, woraus sich die Fokussierung auf diese Figur im vorliegenden Text ergibt4.
Konkret wird dreht es sich um die Frage, welche Faktoren Hannos Tod entweder direkt oder indirekt mit beeinflussen und wie er auf diese reagiert beziehungsweise, was er passiv mit sich geschehen lässt.
Neben dem physischen Aspekt, der ausführlich behandelt werden soll, da Thomas Mann viele Krankheitsbilder verwendet hat, die bei Erscheinen des Romans intensiv erforscht wurden, findet auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem physischen Aspekt statt, der Hannos Niedergang bedingt. Die psychische Komponente wird hierbei als ebenso wichtig angesehen wie die physische. Die psychosomatische Wechselwirkung soll im Mittelpunkt der Arbeit stehen und somit ergibt sich der Versuch, Hanno Buddenbrooks „Untergang“ und Lebensfremdheit zu erforschen und zu erklären.
Abschließend wird der Versuch unternommen, die herausgearbeiteten physischen und psychischen Faktoren miteinander zu verbinden und somit die gegenseitige Bedingung, sofern sie vorhanden ist, aufzuzeigen.
1 Ottomeyer, Prof. Dr. Hans: Deutsches Historisches Museum Berlin: http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/buddenbrooks/ (Stand: 03.09.2009)
2 Ebd.
3 Max, Katrin: Niedergangsdiagnostik: zur Funktion von Krankheitsmotiven in „Buddenbrooks“. Frankfurt am Main 2008, S. 233.
4 Grawe, Christian: Struktur und Erzählform. In: Buddenbrooks-Handbuch, hrsg. von K. Moulden, Stuttgart 1988, S. 69.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Figur des Hanno im Roman
- Todesfaktoren
- Physische Faktoren
- Symptome mangelnder Vitalität
- Zähne
- Herz
- Anämie
- Pavor nocturnus
- Typhus - Die Besiegelung von Hannos Tod
- Psychische Faktoren
- Gerda als „Todesengel“
- Der Einfluss von Thomas Buddenbrook
- Die Ansprüche der restlichen Familie
- Überforderung durch das Schulumfeld
- Künstler und Dilettant
- Hannos Willensschwäche
- Erkenntnisekel
- Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Faktoren, die zum Tod von Hanno Buddenbrook, dem jüngsten Sohn der Familie Buddenbrook in Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“, geführt haben.
- Der Fokus liegt auf der Analyse der physischen und psychischen Faktoren, die Hannos Lebensweg beeinflusst haben.
- Die Arbeit beleuchtet die Symptome von Hannos mangelnder Vitalität, die von seiner Geburt an deutlich werden.
- Der Einfluss der Familie, insbesondere von Gerda, Hannos Frau, auf seine psychische Verfassung wird untersucht.
- Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, denen Hanno im Schulumfeld begegnet.
- Schließlich wird Hannos Umgang mit der Musik und seine künstlerische Entwicklung als ein weiterer Faktor betrachtet.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt Hanno Buddenbrook als die Figur vor, die die Linie der Buddenbrooks zum Abschluss bringt. Sie erläutert den Fokus auf die Faktoren, die zu seinem Tod geführt haben, und hebt die Bedeutung der physischen und psychischen Komponenten hervor.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Figur des Hanno im Roman und beschreibt seine Position innerhalb der Familie Buddenbrook. Es wird deutlich, dass Hanno als sensitiver Spätling die Zeichen des Verfalls der Familie verkörpert.
Das dritte Kapitel analysiert die Todesfaktoren, die sowohl physischer als auch psychischer Natur sind. Das Kapitel untersucht die Symptome von Hannos mangelnder Vitalität, wie z.B. seine Zahnschmerzen und seine Anfälligkeit für Krankheiten. Der Einfluss der Familie und des Schulumfelds auf Hannos psychische Verfassung wird ebenfalls beleuchtet.
- Quote paper
- Elisabeth Junge (Author), 2009, Welche Faktoren bedingen den Tod des jungen Hanno Buddenbrook?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/142241