Am 12. Juli 1893 trug Frederick Jackson Turner, ein 31jähriger Professor aus Madison von der Universität von Wisconsin, im Rahmen der „Chicago World’s Fair“ seinen Kollegen von der „American Historical Association“ einen Aufsatz über „The Significance of the Frontier in American History“ vor - „an essay that rocked the historical profession of his day.“
In seiner Ansprache verkündete er eine provokative These über die bisherige Geschichte der Vereinigten Staaten. Im Zentrum stand dabei das Konzept der „Frontier“: „American history has been in large degree the history of the great West (...) This ever-retreating frontier of unoccupied land is the key to our development.“
Mit dieser Feststellung und der im Anschluss entwickelten „Frontier Hypothesis“ begründete Turner quasi das akademische Feld der „Western History“ und löste eine bis heute andauernde Diskussion über seine Thesen aus.
Diese Arbeit konzentriert sich auf Turners Aufsatz von 1893 - und stellt das Frontierkonzept ausführlich vor, analysiert und interpretiert es. Dabei wird auf die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte von Turners Ideen eingegangen, wobei es unumgänglich ist, auch die wesentlichen Kritikpunkte und Gegenbewegungen innerhalb der amerikanischen Geschichtswissenschaft anzusprechen. Letztlich wird die Frontierthese relativiert und in den Kontext neuerer Erkenntnisse eingeordnet.
Diesem eher theoretischen Abriss schließen sich einige Überlegungen zum populären „Gegenstück“ der Turner-These an. Turner griff in seinem Aufsatz die in der amerikanischen Tradition tief verwurzelte Frontieridee auf und verwendete sie für ein wissenschaftliches Konzept. Auf das Verhältnis zwischen dem Wirken der „Western Historians“ und den populären Mythen, die sich auch heute noch in der amerikanischen Massenkultur, aber auch in politischen Reden und Konzepten finden lassen, wird ausführlich eingegangen. Hier eröffnet sich eine Möglichkeit, Turners Konzept auch in der Gegenwart anzuwenden. Die Frontierthese kann dabei zum einen als Bestandteil der populären Kultur um den „American West“ gesehen werden, zum anderen aber auch als Analysewerkzeug dienen. Abschließend werden daher einige der Ansätze der „Frontier Hypothesis“ so modifiziert, dass sie sich auch heute zur Erklärung sozialer Phänomene in der amerikanischen Gesellschaft nutzbar machen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „Frontier Hypothesis“
- Biographische Anmerkungen: Turner als „Frontier Historian“
- Der historische Kontext
- Turners Aufsatz von 1893
- Analyse und Interpretation des Aufsatzes
- Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der „Frontier Hypothesis“
- Exkurs: Die Herausforderungen des 20. Jahrhunderts
- Die „Turner School“: Das Fortwirken eines Konzepts
- „New Western History“: Die wichtigsten Kritikpunkte
- Die „Frontier“ als populärer und politischer Mythos
- Populäre Ausdrucksformen der Frontieridee
- Präsidenten als Pioniere: Politische Verwendung des Frontierkonzepts
- Das Frontiererlebnis und der amerikanische „Nationalcharakter“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Frederick Jackson Turners „Frontier Hypothesis“, eine einflussreiche These, die die Bedeutung der Frontier für die Entwicklung der Vereinigten Staaten postuliert. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Turners Aufsatz von 1893, seiner Rezeptionsgeschichte und der Wirkung der „Frontier Hypothesis“ auf die amerikanische Geschichtswissenschaft. Die Arbeit befasst sich auch mit dem Verhältnis zwischen Turners wissenschaftlichem Konzept und der populären Vorstellung vom „American West“.
- Die „Frontier Hypothesis“ und ihre Entstehung im Kontext des späten 19. Jahrhunderts
- Die Rezeption und Kritik an Turners These in der amerikanischen Geschichtswissenschaft
- Die „Frontier“ als populärer Mythos in der amerikanischen Kultur und Politik
- Die Bedeutung der „Frontier Hypothesis“ für das Verständnis des „American West“ und des „Nationalcharakters“
- Mögliche Anwendungsbereiche der „Frontier Hypothesis“ für die Analyse der gegenwärtigen amerikanischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Frederick Jackson Turners „Frontier Hypothesis“ im Kontext der „Chicago World's Fair“ von 1893 vor. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Entstehung der „Frontier Hypothesis“ und beleuchtet Turners Biografie, den historischen Kontext und die zentrale These seines Aufsatzes von 1893. Kapitel 3 analysiert die Rezeption und die Wirkungsgeschichte der „Frontier Hypothesis“ in der amerikanischen Geschichtswissenschaft, einschließlich der Kritik der „New Western History“. Kapitel 4 untersucht die „Frontier“ als populären Mythos in der amerikanischen Kultur und Politik und betrachtet die Verwendung des Frontierkonzepts in politischen Reden und der amerikanischen Massenkultur.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokus-Themen der Arbeit sind: „Frontier Hypothesis“, Frederick Jackson Turner, amerikanische Geschichtswissenschaft, „Western History“, „American West“, Frontiermythos, Nationalcharakter, amerikanische Kultur und Politik.
- Quote paper
- Oberstudienrat Thorven Lucht (Author), 1997, Frederick Jackson Turners „Frontier Hypothesis“, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/141232