In einer Zeit, in der viele Menschen in westlichen Ländern sich immer freier fühlen, sich ihre eigenen religiösen Vorstellungen zu machen und diese zu praktizieren, sickert buddhistisches Gedankengut durch den Boden einer ursprünglich christlich geprägten Kultur. Die hiesige Arbeitskultur orientiert sich immer noch an christlichen Werten, was sich zum Beispiel an der von vielen Menschen praktizierten Sonntagsruhe bemerkbar macht. In der westlichen Arbeitswelt gedeihen aber zunehmend auch buddhistische Vorstellungen, wie die vielen im Westen verlegten Ratgeberbücher mit mehr oder minder buddhistischem Inhalt zeigen.
Aus meinen Forschungen zur Vermittlung buddhistischer Weisheit bezüglich arbeitsbedingter Lebensfragen im westlichen Berufsalltag in buddhistischer oder buddhistisch orientierter Ratgeberliteratur der letzten Jahrzehnte ergibt sich, dass der Buddhismus häufig als Hilfe zur Selbsthilfe, kulturell und religiös multi-kompatibel und wissenschaftlich fundiert, dargestellt wird. Das folgt nicht nur aus den Inhalten der von mir studierten Ratgeberbücher, sondern auch aus der bloßen Form der Vermittlung buddhistischer Weisheit in Ratgeberliteratur.
Es scheint bei Buddhisten und Buddhologen eine gewisse ambivalente Haltung zur Authentizitätsfrage der vielen neuen 'Selbsthilfe-Buddhismen' im Westen zu geben. Zugegebenermaßen mutet der neue 'Ratgeber-Buddhismus' manchmal etwas oberflächlich und sehr anwenderorientiert an. Man kann aber nicht den Verlust eines 'authentischen' asiatischen Buddhismus bedauern, weil es diesen schlichtweg nicht gibt. Religionen befinden sich in einem permanenten Entstehungsprozess, in dem sie sich oftmals gegenseitig beeinflussen und sich immer wieder neu den jeweiligen kulturellen Bedingungen anpassen. Die aktuelle Entstehung der vielen 'Ratgeber-Buddhismen' im Westen ist dafür ein schönes Beispiel.
Am Schluss dieser Arbeit habe ich versucht, den möglichen Einfluss der Idee von 'self-actualization' und 'pursuit of happiness' auf die Entstehung einer (buddhistischen) Ratgeberkultur im Westen aufzuzeigen. Beide Prinzipien decken sich gut mit dem in vielen buddhistischen Ratgebern zentral stehenden Glücksstreben, das voraussetzt, dass man an sich arbeitet. Die in solchen Ratgebern vermittelten buddhistischen oder buddhistisch orientierten Selbsthilfekompetenzen passen vielleicht einfach gut in das Streben 'kulturell kreativer' Menschen im Westen, ein glücklicheres (Arbeits)leben zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung, Fragestellung und Methodik
- 'Wenn die eisernen Vögel fliegen': Entdeckung und Verbreitung des Buddhismus im Westen
- Bilder einer Religion 'in the making': Erste Blicke durch das buddhistische Kaleidoskop im Westen. Martin Baumann, Michael von Brück, Alfred North Whitehead
- Dharmavermittlung zwischen Authentizität und Effektivität? Gwilym Beckerlegge, Helen Waterhouse, Thich Nhat Hanh
- Do-it-yourself: Die buddhistische Lehre als Selbsthilfe-Programm gegen das Leiden der (Arbeits-)Welt. Volker Zotz, Yongey Minguyr Rinpoche, Dzongsar Jamyang Khyentse, Thich Nhat Hanh
- Christsein macht Arbeit: Eine kleine christliche Geschichte des Schaffens von der Schöpfung bis zur Gegenwart
- Arbeit als Auftrag und Strafe Gottes: Vertreibung aus dem biblischen 'Arbeiterparadies'. Ansgar Kreutzer
- Die werdende Erde: Menschen als Mitarbeiter der Schöpfung. Anselm Grün, Dorothee Sölle, Luise Schrottroff, Fernando Castillo, Helga Gramlich
- 'Alles hat seine Zeit': Vermittlung beruflicher Selbsthilfekompetenzen in aktueller christlich orientierter Ratgeberliteratur. Annelie Keil, Anselm Grün, Ralf Reuter, Anselm Bilgri, Volker Kessler
- Ein Resümee zum Thema Arbeit im Christentum
- East meets West: Wie buddhistische Traditionen und religiöser Eklektizismus im Westen allmählich 'ankommen'
- Annäherung zweier Glaubenswelten: Wie die buddhistische und die christliche Tradition sich im Westen verhalten (und verstehen). Carl Friedrich von Weizsäcker, Dalai Lama, Thich Nhat Hanh
- Mainstreamisierung buddhistischer Weisheit in Kreisen der 'kulturell kreativen' westlichen Professionals. Und: 'Who is a Buddhist?' Paul Ray, Stefan Huber, Armin Nassehi, Ken Blanchard, Donald Lopez, Thomas Tweed, Karin Lindinger
- Arbeit als Berufung, Broterwerb oder angenehmer Daseinszustand?
- Die spirituelle Qual der Berufswahl. Thich Nhat Hanh, Sylvia Wetzel, Howard Cutler, Dalai Lama, Lenette Schuijt, Rudy Vandamme, Willigis Jäger, Bernd Fritsch
- Arbeit als spirituelle Praxis und Lebenswerk. Lewis Richmond, Thich Nhat Hanh, Sylvia Wetzel
- 'Die Weisheit des Diamanten: Buddhistische Prinzipien für beruflichen Erfolg und privates Glück'. Und: Wie authentisch sind der Buddhist Michael Roach und sein Buddhismus? Michael Roach, Martin Baumann, Helen Waterhouse
- Arbeit an beruflichen Beziehungen: Beziehungsarbeit als spirituelle Aufgabe
- Führen und führen lassen: Das hierarchische Beziehungsgefälle auf der Arbeit. Donna Witten, Franz Metcalf, Gallagher Hateley, Anselm Grün
- Mitgefühl am Arbeitsplatz: Buddhistisch inspirierte Gestaltung kollegialer Beziehungen. Dalai Lama, Donna Witten, Franz Metcalf, Gallagher Hateley, Michael Carroll, Michael Roach
- 'First to pacify, last to destroy': Buddhistische Wege der Konfliktbewältigung. Michael Carroll, Sylvia Wetzel, Volker Zotz, Christoph Rei Ho Hatlapa, Thich Nhat Hanh
- Arbeit an sich selbst als Weg zu (beruflicher) Gesundheit und spirituellem Wachstum
- Der Weg ist das Ziel: Achtsamkeit als Sinn und Zweck von Arbeit. Sylvia Wetzel, Thich Nhat Hanh, Hans-Albrecht Pflästerer
- Meditation als 'wissenschaftlich fundierte' Methode für gesundes und effektives Arbeiten. Karin Lindinger, Bernd Fritsch, Yongey Minguyr Rinpoche, Anselm Grün, Anselm Bilgri
- Achtsamkeit und Meditation als angewandter, 'entkulturalisierter' Buddhismus und Quelle 'religiöser Kompetenzen'? Jeffrey Brantley, Wendy Millstine, Anton Bucher, Jon Kabat-Zinn, Armin Nassehi
- 'Jeder ist seines Glückes Schmied': Über den möglichen Einfluss der Idee von 'self-actualization' und 'pursuit of happiness' auf die Entstehung einer (buddhistischen) Ratgeberkultur im Westen. Carl Rogers, Jeffrey Brantley, Lewis Richmond, Karin Lindinger, Charles Jones
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Vermittlung buddhistischer Selbsthilfekompetenzen im Umgang mit arbeitsbedingten Lebensfragen im westlichen Berufsalltag. Sie analysiert, wie buddhistische Prinzipien und Gedanken in der aktuellen Ratgeberliteratur präsentiert werden und inwieweit diese mit christlichen Perspektiven kompatibel sind. Die Authentizität des "Ratgeber-Buddhismus" wird ebenfalls kritisch beleuchtet.
- Vermittlung buddhistischer Prinzipien in westlicher Ratgeberliteratur
- Kompatibilität buddhistischer und christlicher Perspektiven auf Arbeit
- Der "Ratgeber-Buddhismus": Authentizität und Adaption
- Arbeit als Quelle von Leiden und spirituellem Wachstum
- Berufliche Beziehungen und Konfliktlösung im buddhistischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung, Fragestellung und Methodik: Diese Einleitung beschreibt die Motivation der Autorin, buddhistische Ansätze zur Bewältigung von arbeitsbedingten Problemen zu untersuchen. Sie beleuchtet den spirituellen Aspekt der Arbeit, vergleicht ihn mit dem christlich-abendländischen Verständnis und begründet die Wahl der Methodik – die Fokussierung auf westliche Ratgeberliteratur – mit dem Interesse an der Rezeption und Adaption buddhistischer Ideen im Westen. Die Arbeit stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Vermittlung buddhistischer Weisheit in westlichen Ratgebern und deren Authentizität.
I. 'Wenn die eisernen Vögel fliegen': Entdeckung und Verbreitung des Buddhismus im Westen: Dieses Kapitel behandelt die Geschichte der Verbreitung des Buddhismus im Westen. Es erörtert die Rolle europäischer Orientalisten, die anfängliche intellektuelle Auseinandersetzung mit buddhistischen Texten und die spätere Entwicklung eines stärker erfahrungsorientierten Buddhismus. Die zunehmende Medienpräsenz und die Professionalisierung der Dharmavermittlung werden ebenso analysiert wie die Fragen der Authentizität und Effektivität dieser Vermittlung im Kontext westlicher Kultur.
II. Christsein macht Arbeit: Eine kleine christliche Geschichte des Schaffens von der Schöpfung bis zur Gegenwart: Dieses Kapitel untersucht das Verhältnis von Arbeit und Christentum anhand biblischer Texte und theologischer Interpretationen. Es beleuchtet die ambivalente Wertung von Arbeit als göttlicher Auftrag und Strafe, diskutiert verschiedene christliche Perspektiven auf Arbeit als Selbstausdruck, soziale Beziehung und Versöhnung mit der Natur, und betrachtet die aktuelle christliche Ratgeberliteratur, die berufliche Selbsthilfekompetenzen vermittelt.
III. East meets West: Wie buddhistische Traditionen und religiöser Eklektizismus im Westen allmählich 'ankommen': Dieses Kapitel befasst sich mit der Annäherung von Buddhismus und Christentum im Westen, analysiert den Dialog zwischen dem Dalai Lama und Carl Friedrich von Weizsäcker und untersucht die zunehmende Mainstreamisierung buddhistischer Weisheit in einem religiös eklektischen Umfeld. Es werden die “kulturellen Kreativen” als Rezipienten buddhistischer Ideen vorgestellt und die Frage nach der buddhistischen Identität im Westen diskutiert.
IV. Arbeit als Berufung, Broterwerb oder angenehmer Daseinszustand?: Dieses Kapitel erforscht verschiedene Perspektiven auf die berufliche Sinnfindung. Es untersucht buddhistische und christliche Ansätze, die Bedeutung von Berufung, den Umgang mit Berufswahlkrisen und die Rolle der Achtsamkeit bei der Gestaltung eines sinnerfüllten Arbeitslebens. Die unterschiedlichen Ansätze werden miteinander verglichen.
V. Arbeit an beruflichen Beziehungen: Beziehungsarbeit als spirituelle Aufgabe: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Bedeutung von Beziehungen am Arbeitsplatz und untersucht buddhistische Strategien zur Konfliktlösung und Gestaltung von Führungs- und Mitarbeiterbeziehungen. Es werden verschiedene Ansätze zur Konfliktbewältigung präsentiert und mit christlichen Perspektiven verglichen.
VI. Arbeit an sich selbst als Weg zu (beruflicher) Gesundheit und spirituellem Wachstum: Dieses Kapitel befasst sich mit der Arbeit an der eigenen Person als Weg zu beruflicher Gesundheit und spirituellem Wachstum. Es werden Achtsamkeit und Meditation als zentrale Praktiken vorgestellt, ihre Wirkung auf das Wohlbefinden und die Kompatibilität mit verschiedenen religiösen Überzeugungen diskutiert, und die wissenschaftliche Fundierung dieser Praktiken erörtert.
VII. 'Jeder ist seines Glückes Schmied': Über den möglichen Einfluss der Idee von 'self-actualization' und 'pursuit of happiness' auf die Entstehung einer (buddhistischen) Ratgeberkultur im Westen: Das Kapitel untersucht den Einfluss von „self-actualization“ und dem „pursuit of happiness“ auf die Entstehung einer buddhistisch geprägten Ratgeberkultur im Westen. Es analysiert die Relevanz der humanistischen Psychologie Carl Rogers und diskutiert die Frage der Authentizität eines an westliche Bedürfnisse angepassten Buddhismus im Kontext religiösen Pluralismus.
Schlüsselwörter
Buddhismus, Christentum, Arbeit, Spiritualität, Selbsthilfe, Achtsamkeit, Meditation, Berufung, Beziehungen, Konfliktlösung, Ratgeberliteratur, "Ratgeber-Buddhismus", Authentizität, kulturelle Kreativität, "self-actualization", "pursuit of happiness", Work-Life-Balance, Gesundheit, Karma.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Buddhistische Selbsthilfekompetenzen im Umgang mit arbeitsbedingten Lebensfragen im westlichen Berufsalltag
Was ist das Thema der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die Vermittlung buddhistischer Selbsthilfekompetenzen im Umgang mit arbeitsbedingten Lebensfragen im westlichen Berufsalltag. Sie analysiert, wie buddhistische Prinzipien und Gedanken in der aktuellen Ratgeberliteratur präsentiert werden und inwieweit diese mit christlichen Perspektiven kompatibel sind. Die Authentizität des "Ratgeber-Buddhismus" wird ebenfalls kritisch beleuchtet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Vermittlung buddhistischer Prinzipien in westlicher Ratgeberliteratur, die Kompatibilität buddhistischer und christlicher Perspektiven auf Arbeit, die Authentizität und Adaption des "Ratgeber-Buddhismus", Arbeit als Quelle von Leiden und spirituellem Wachstum, berufliche Beziehungen und Konfliktlösung im buddhistischen Kontext.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit fokussiert sich auf die Analyse westlicher Ratgeberliteratur, um die Rezeption und Adaption buddhistischer Ideen im Westen zu untersuchen. Die zentrale Forschungsfrage befasst sich mit der Vermittlung buddhistischer Weisheit in westlichen Ratgebern und deren Authentizität.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Eine Einführung mit Fragestellung und Methodik, ein Kapitel zur Verbreitung des Buddhismus im Westen, ein Kapitel zum Verhältnis von Arbeit und Christentum, ein Kapitel zur Annäherung von Buddhismus und Christentum im Westen, ein Kapitel zu verschiedenen Perspektiven auf berufliche Sinnfindung, ein Kapitel zu Beziehungen am Arbeitsplatz und Konfliktlösung, und ein Kapitel zur Arbeit an der eigenen Person als Weg zu beruflicher Gesundheit und spirituellem Wachstum. Ein abschließendes Kapitel beleuchtet den Einfluss von "self-actualization" und "pursuit of happiness" auf die Entstehung einer buddhistischen Ratgeberkultur im Westen.
Welche Autoren und Quellen werden zitiert?
Die Arbeit zitiert zahlreiche Autoren aus den Bereichen Buddhismus, Christentum, Psychologie und Soziologie, darunter der Dalai Lama, Thich Nhat Hanh, Anselm Grün, Carl Rogers, und viele weitere. Es werden sowohl klassische Texte als auch aktuelle Ratgeberliteratur berücksichtigt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Buddhismus, Christentum, Arbeit, Spiritualität, Selbsthilfe, Achtsamkeit, Meditation, Berufung, Beziehungen, Konfliktlösung, Ratgeberliteratur, "Ratgeber-Buddhismus", Authentizität, kulturelle Kreativität, "self-actualization", "pursuit of happiness", Work-Life-Balance, Gesundheit, Karma.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit untersucht kritisch die Vermittlung buddhistischer Ideen in westlichen Ratgebern und deren Authentizität. Sie beleuchtet die Kompatibilität mit christlichen Perspektiven und analysiert den Einfluss westlicher Werte auf die Adaption buddhistischer Praktiken. Die konkreten Schlussfolgerungen sind im Text der Magisterarbeit detailliert dargestellt.
- Quote paper
- Jan Veninga (Author), 2009, Mit Buddha an die Arbeit? - Vermittlung buddhistischer Selbsthilfekompetenzen im Umgang mit arbeitsbedingten Lebensfragen im westlichen Berufsalltag, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/139971