Der Großteil der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland sieht sich seit einigen Jahren mit Finanzierungsproblemen konfrontiert. Während die Finanzierungssituation über Jahrzehnte hinweg durch die Dominanz der langfristigen Fremdfinanzierung in Form von Bankkrediten und einer entsprechend geringen Eigenkapitalquote gekennzeichnet war, erfordern die sich verändernden Rahmenbedingungen auf den Finanzmärkten und im Bankensektor ein ‚Umdenken’ in der Finanzierung mittelständischer Unternehmen aller Größen.
Experten äußern vor dem Hintergrund der Baseler Eigenkapitalrichtlinien für Banken Besorgnis über eine Kreditklemme im Mittelstand und über dessen geringe Eigenkapitalausstattung. Die in diesem Zusammenhang geäußerten Forderungen nach einer Erschließung alternativer und ergänzender Quellen zur Finanzierung bzw. Refinanzierung hat die Finanzierung mit Hilfe von z. B. Factoring in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt.
Das Instrument Factoring wurde vom Mittelstand bisher wenig eingesetzt, obwohl es bereits seit Jahren als Finanzierungsinstrument vorhanden ist. Seine Ursprünge liegen in der amerikanischen Textilbranche des 19. Jahrhunderts. Jedoch wird seine Bedeutung – vor dem Hintergrund bestehender Finanzierungsprobleme – in den kommenden Jahren steigen. Zum Beispiel rechnet die Heller Bank AG in Mainz mit Blick auf Factoring mit einem Wachstum im Jahr 2008.
Demnach gewinnt das Factoring in der Unternehmensfinanzierung verstärkt an Bedeutung, „da die Banken wegen der Eigenkapitalvorschriften von Basel II bei der Kreditvergabe die Risiken angemessen berücksichtigen müssen.“ Im Folgenden werden der Begriff und die Funktionsweise beschrieben.
Factoring als alternatives Finanzierungsinstrument im Mittelstand
von Diplom-Ökonom Wolfgang Stocker, Hamburg
1. Einführung
Der Großteil der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland sieht sich seit einigen Jahren mit Finanzierungsproblemen konfrontiert. Während die Finanzierungssituation über Jahrzehnte hinweg durch die Dominanz der langfristigen Fremdfinanzierung in Form von Bankkrediten und einer entsprechend geringen Eigenkapitalquote gekennzeichnet war, erfordern die sich verändernden Rahmenbedingungen auf den Finanzmärkten und im Bankensektor ein ‚Umdenken’ in der Finanzierung mittelständischer Unternehmen aller Größen.[1]
Experten äußern vor dem Hintergrund der Baseler Eigenkapitalrichtlinien für Banken Besorgnis über eine Kreditklemme im Mittelstand und über dessen geringe Eigenkapitalausstattung. Die in diesem Zusammenhang geäußerten Forderungen nach einer Erschließung alternativer und ergänzender Quellen zur Finanzierung bzw. Refinanzierung hat die Finanzierung mit Hilfe von z. B. Factoring in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt.[2]
Das Instrument Factoring wurde vom Mittelstand bisher wenig eingesetzt, obwohl es bereits seit Jahren als Finanzierungsinstrument vorhanden ist. Seine Ursprünge liegen in der amerikanischen Textilbranche des 19. Jahrhunderts.[3] Jedoch wird seine Bedeutung – vor dem Hintergrund bestehender Finanzierungsprobleme – in den kommenden Jahren steigen. Zum Beispiel rechnet die Heller Bank AG in Mainz mit Blick auf Factoring mit einem Wachstum im Jahr 2008.
Demnach gewinnt das Factoring in der Unternehmensfinanzierung verstärkt an Bedeutung, „da die Banken wegen der Eigenkapitalvorschriften von Basel II bei der Kreditvergabe die Risiken angemessen berücksichtigen müssen.“[4] Im Folgenden werden der Begriff und die Funktionsweise beschrieben.[5]
2. Begriff und Merkmale zum Factoring
„Factoring ist der Ankauf von Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen durch eine spezialisierte Finanzierungsgesellschaft oder ein Kreditinstitut (Factor). Die Vorteilhaftigkeit hinsichtlich der Finanzierung liegt darin, dass die Unternehmung über Liquidität verfügen kann, bevor ihre Forderungen fällig sind, und [das] Ausfallrisiko im Wesentlichen auf den Factor übergeht.“[6]
Zusammenfassend stellt Abbildung 4 den Ablauf eines Factorings dar. Wie diese Abbildung zeigt, wurde ein bestimmtes Zahlungsziel (2) vereinbart. Benötigt der Lieferant nun kurzfristig Liquidität, um etwa Verbindlichkeiten zahlen zu können, besteht die Möglichkeit, dies durch das Abtreten der Forderung (3) und die entsprechende Forderungsvergütung (4) zu bekommen. Das Factoring-KMU, welches die Forderung des Lieferanten angekauft hat, wird sich bei Fälligkeit der Forderung an den Kunden wenden (5).[7] Für den Lieferant, der einen Factoring-Vertrag, den Rahmenvertrag, abschließt, bedeutet dies einen Aktivtausch. Konkret werden in der Bilanz Forderungen der Aktivseite gegen Kasse getauscht.[8]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung; in Anlehnung an Schneck (2004), S. 117 sowie Mevissen (2005), S. 24; auch Hietel (2007), S. 37.
Dies stellt einen Vorteil für KMU dar. Da Forderungen durch Geldbestände ersetzt werden, erhöht dies die Kreditwürdigkeit des Unternehmens.[9] Hauptziel des Factoring ist es den Forderungsverkäufer in die finanzielle Lage zu versetzen, etwa Rechnungen seiner Vorlieferanten wieder unter Abzug von Skonto begleichen zu können.
Perridon / Steiner (2007) fassen Factoring zusammen als „(…) den vertraglich festgelegten laufenden Ankauf von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (meist vor Fälligkeit) durch einen Factor (spezielles Finanzierungsinstitut oder Kreditinstitut) unter Übernahme bestimmter Service-Funktionen und häufig auch des Ausfallrisikos. Der Veräußerer der Forderung (Klient, Anschlusskunde oder -firma) kann dem Factor die gesamte Debitorenbuchhaltung, das Inkasso- und Mahnwesen übertragen. Zu dieser Finanzierungs- und Dienstleistungsfunktion tritt bei Übernahme des Ausfallrisikos durch den Factor noch die Kreditsicherungsfunktion hinzu.“[10]
Nach seinen Funktionen kann Factoring demzufolge in verschiedene Arten aufgeteilt werden:
- Delkrederefunktion (Kreditversicherungsfunktion, Übernahme des Ausfallrisikos),
- Finanzierungsfunktion (Zuführen von Liquidität; Ankauf und Kreditierung der Forderung),
- Dienstleistungsfunktion (Verwaltung des Forderungsbestandes).[11]
[...]
[1] Vgl. Altenwerth (2005), S. 20f.
[2] Vgl. Hansmann (2008), S. 4 sowie Frericks (2008), S. 6.
[3] Vgl. Hibler / Müllner (2007), S. 19; Paul (2006), S. 506.
[4] o. V. (2006), S. 25.
[5] Vgl. Koop / Maurer (2006), S. 80ff.
[6] Gräfer / Scheld (1992), S. 252; vgl. auch Haesler / Greßl (2007), S. 99.
[7] Vgl. zum Ablauf eines Factorings Mevissen (2005), S. 24
[8] Vgl. Küting / Weber (2001), S. 51.
[9] Vgl. Schneck (2006), S. 177.
[10] Perridon / Steiner (2007), S. 434.
[11] Vgl. Schneck (2004), S. 117.
- Quote paper
- Diplom-Ökonom Wolfgang Stocker (Author), 2009, Factoring als alternatives Finanzierungsinstrument im Mittelstand, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/138680