Eine mögliche Frage, die sich eröffnet, wäre, wie und in welchem Maße gender-Rollen verändert, gesprengt oder reformuliert werden – und ob sie dies überhaupt können. Jene Rollen finden sich auch in Fontanes Erzählung Schach von Wuthenow – und zwar anhand der Figuren der Victoire von Carayon sowie von der titelgebenden Figur Schach von Wuthenow selbst. Es soll fürderhin sich explizit mit der Rolle der Figur des Schachs von Wuthenow auseinandergesetzt werden und wie Schach seine Rolle eben verändert, sprengt, reformuliert oder in ihr verharrt.
Als Einleitung soll zuerst die Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhundert betrachtet werden. Folgend soll sich mit der Ästhetik als ideellem Wert nach Domenico Mugniolo auseinandergesetzt werden, welcher die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts als eine männlich schöne Gesellschaft betitelt. Anschließend soll der Suizid generell bzw. der Suizid des Schachs erforscht werden. Hierbei werden Ideen wie die der Unmännlichkeit des Suizids sowie die Ehre und Unehre des Mannes und des Verständnisses des Ehrbegriffs im 19. Jh. generell beleuchtet und hinterfragt. Final soll sich noch mit der Institution der Ehe und der Theorie der Institution befasst werden. Hierbei soll eine Theorie der Institution nach Jeff Hearns und Sumner herangezogen werden, um die Ehe im Schach von Wuthenow zu analysieren. Der Wille zur Entsagung der Ehe seitens Schachs sowie die Erforschung der Gründe hierfür können auf die Rolle Schachs als zwanghaft männliche Figur zurückgeführt werden. Man könnte die These
der Kausalität anwenden und behaupten, dass aufgrund der zwanghaft männlichen Rolle, die Schach all jene Dinge abverlangt, die nicht mit denen der Ehe einhergehen, die Ehe als Paradox nicht funktionieren würde und deshalb der Suizid als einzige literarische Möglichkeit in Betracht käme. Die Ursache hierfür begründet sich im Zwiespalt Schachs zwischen Ehre, Pflicht und Rollenerhaltung sowie Pflichtbewusstsein gegenüber der Ehe, dem Familienleben. Dieser Zwiespalt bzw. jene Dysbalance wird bis zum Ende des Werks nicht aufgelöst, was in Schachs Selbstmord kurz nach der Ehe mündet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts - und ihre Ehre
- Die Ästhetik als ideeller Wert - eine Analyse nach Domenico Mugniolo
- Die Schönheit als Werkmotiv des Schach von Wuthenow
- Das Schönheits-Verständnis Schachs
- Der Suizid als etwas Unmännliches? Die Männlichkeit des 19. Jh.
- Normalität vs. Unnormalität: Die Entsagung der Institution der Ehe
- Die Institution: eine Definition nach Schwarz und Sumner
- Die Ehe als Institution der Geschlechterrollen
- Schachs gender-Rollenproblematik
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Männlichkeitsentwurf der Figur Schach von Wuthenow in Theodor Fontanes Roman "Schach von Wuthenow" im Kontext der Gender Studies. Ziel ist es, Schachs Geschlechterrolle im Lichte der gesellschaftlichen Erwartungen und Normen des 19. Jahrhunderts zu analysieren und seine innere Zerrissenheit, die sich aus dem Zwiespalt zwischen Ehre, Pflicht und Rollenverständnis ergibt, zu beleuchten.
- Die Bedeutung der Ehre und des Ehrbegriffs im 18. und 19. Jahrhundert
- Die Rolle der Ästhetik und der Schönheit im Verständnis von Männlichkeit
- Die Konstruktion von Männlichkeit im Kontext der Geschlechterrollen
- Die Institution der Ehe und ihre Auswirkungen auf die männliche Identität
- Die Ambivalenz des Suizids als Ausdruck von Unmännlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Relevanz von Geschlechterrollen in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Sie stellt den Suizid als mögliche Folge eines unlösbaren Konflikts zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und individueller Identität dar. Das zweite Kapitel widmet sich der Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts und dem Einfluss des Ehrbegriffs auf die Konstruktion von Männlichkeit. Das dritte Kapitel untersucht die Rolle der Ästhetik und die Bedeutung der Schönheit im Hinblick auf die männliche Identität. Schließlich geht das vierte Kapitel auf die Institution der Ehe ein und analysiert die Problematik der Geschlechterrollen im Kontext der Ehe.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit folgenden Schlüsselbegriffen: Männlichkeit, Geschlechterrollen, Ehre, Suizid, Ästhetik, Schönheit, Institution der Ehe, Gender Studies, Theodor Fontane, Schach von Wuthenow, 19. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Travis Puhl (Autor:in), 2022, Ein Männlichkeitsentwurf des "Schach von Wuthenow". Theodor Fontanes Roman im Kontext der Gender Studies, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1378026