Familienbildung und Familienberatung ist ein gesellschaftlich unverzichtbarer Beitrag zur Stärkung der Familien in Deutschland. Im Jahr 2019 wurden insgesamt um die 70.000 familienbezogene Angebote umgesetzt, mehrheitlich als Präventionsmaßnahmen in der Familienbildung. Dabei wurden die Angebote an die verschiedenen Familienstrukturen und an die sozialen Lebenslagen angepasst. Um weitere Versorgungsbedarfe aller Familien zu decken, ist der weitere Ausbau von Angeboten notwendig. Doch wie gestaltet sich Familienbildung und wie ist diese aufgebaut? Was sind elternbezogene Unterstützungsmaßnahmen und wie können diese den Familienalltag positiv und langwierig umstrukturieren? All diese Fragen werden in dieser Seminararbeit beschrieben.
Der Aufbau der Seminararbeit gestaltet sich in 5 großen Kapiteln. Nach der Einleitung in das Thema erfolgt zuallererst der Punkt Definitionen und Begrifflichkeiten. Hierbei werden die Begrifflichkeiten Familie, Leitgedanken der Familienbildung, Einrichtungen und Elternkompetenzen erläutert. Diese Schwerpunkte wurden extra ausgewählt, da sie die Basis für die Seminararbeit, sowohl als die Basis für die Familienbildung darstellen. Im Anschluss darauf wird spezifischer auf den Lern- und Erziehungsort Familie eingegangen. Anschließend geht es um die Eltern als Beziehungs- und Interaktionspartner. Hier werden auf verschiedene Aufgaben und Erfahrungen in der Familie eingegangen, welche für den weiteren Lebensweg des Kindes entscheidend sind. Daraufhin folgen die gesellschaftlichen Herausforderungen mit den ausgewählten Schwerpunkten: Veränderungen der familiären Arbeitsteilung und Geschlechterrollen, soziale Ungleichheit, Migrationshintergründe und Armut. Im letzten Kapitel geht es um Programme zur Erweiterung der Elternkompetenz mithilfe von Familienangeboten namens STEEP, Triple P und dem Elterncafé. Dabei werden bei den einzelnen Programmen die jeweiligen Vorgänge beschrieben und aufgezeigt, welche Ziele verfolgt werden.
Inhaltsangabe
I. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition und Begrifflichkeiten
2.1 Familie
2.2 Leitgedanken der Familienbildung
2.3 Einrichtungen
2.4 Elternkompetenz
3. Lern- und Erziehungsort Familie
4. Eltern als Beziehungs- und Interaktionspartner
5. Gesellschaftliche Herausforderungen
5.1 Veränderungen der familiären Arbeitsteilung und Geschlechterrollen
5.2 Soziale Ungleichheit
5.3 Migrationshintergründe
5.4 Armut
6. Programme zur Erweiterung der Elternkompetenz
6.1 STEEP
6.2 Tripel P
6.3 Elterncafé
7. Fazit
II. Literaturverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
Abb. in Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Familienbildung und Familienberatung ist ein gesellschaftlicher, unverzichtbarer Beitrag zur Stärkung der Familien in Deutschland (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung e.V. [nifbe], 2021). Im Jahr 2019 wurden insgesamt um die 70.000 familienbezogene Angebote umgesetzt, mehrheitlich als Präventionsmaßnahmen in der Familienbildung. Dabei wurden die Angebote an die verschiedenen Familienstrukturen und an die sozialen Lebenslagen angepasst. Um weitere Versorgungsbedarfe aller Familien zu decken, ist der weitere Ausbau von Angeboten notwendig.
Doch wie gestaltet sich Familienbildung und wie ist diese aufgebaut? Was sind elternbezogene Unterstützungsmaßnahmen und wie können diese den Familienalltag positiv und langwierig umstrukturieren? All diese Fragen werden in der folgenden Seminararbeit beschrieben.
Der Aufbau der Seminararbeit gestaltet sich in 5 großen Kapiteln. Nach der Einleitung in das Thema erfolgt zuallererst der Punkt Definitionen und Begrifflichkeiten. Hierbei werden die Begrifflichkeiten Familie, Leitgedanken der Familienbildung, Einrichtungen und Elternkompetenzen erläutert. Diese Schwerpunkte wurden extra ausgewählt, da sie die Basis für die Seminararbeit, sowohl als die Basis für die Familienbildung darstellen. Im Anschluss darauf wird spezifischer auf den Lern- und Erziehungsort Familie eingegangen. Anschließend geht es um die Eltern als Beziehungs- und Interaktionspartner. Hier werden auf verschiedene Aufgaben und Erfahrungen in der Familie eingegangen, welche für den weiteren Lebensweg des Kindes entscheidend sind. Daraufhin folgen die gesellschaftlichen Herausforderungen mit den ausgewählten Schwerpunkten: Veränderungen der familiären Arbeitsteilung und Geschlechterrollen, soziale Ungleichheit, Migrationshintergründe und Armut. Im letzten Kapitel geht es um Programme zur Erweiterung der Elternkompetenz mithilfe von Familienangeboten namens STEEP, Triple P und dem Elterncafe. Dabei werden bei den einzelnen Programmen die jeweiligen Vorgänge beschrieben und aufgezeigt, welche Ziele verfolgt werden. Die Arbeit wird durch ein abschließendes Fazit beendet.
2. Definitionen und Begrifflichkeiten
In den nächsten Unterkapiteln geht die Verfasserin auf Begrifflichkeiten ein, die wiederkehrend in der Seminararbeit aufkommen und für das weitere Verständnis von Bedeutung ist.
2.1 Familie
Eine Familie, ist nach Konietzka & Zimmermann (2022, S.60-61), eine im Haushalt zusammenlebende Eltern-Kind-Gemeinschaft. Hierbei spielt es keine Rolle, ob nur ein Elternteil bei dem Kind wohnt, das Elternpaar zusammenlebt oder verheiratet ist. Trennungen und Scheidungen haben zugenommen und die unterschiedlichsten Familienformen haben sich daraus entwickelt. Die Rede ist hierbei von sog. living-apart-together-Beziehungen, Stieffamilien oder mobile Lebensformen, die sich durch Pendeln oder Zweitwohnsitze äußern.
Familie ist die primäre soziale Bezugsgruppe, die uns den Weg ins soziale Miteinander weist und uns zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigt. Darin liegt auch ein zentraler intergenerationaler Transmissionsriemen, der für Sozialisation in und durch Familie konstitutiv ist: Die soziokulturelle Weitergabe von Erfahrungen und Wissen sowie deren stete Aktualisierung in den konkreten familialen Handlungsbezügen. (Grundmann, 2022, S.343)
2.2 Leitgedanken der Familienbildung
Laut dem SGB VIII § 16 Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie, Abs. 1-3 sagt aus, dass Mütter, Väter und andere Erziehungsberechtigte Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie angeboten werden. Diese Leistungen sollen den Erziehungsberechtigten bei der Wahrnehmung und Umsetzung z.B. bei Beziehungsaufbau oder Konfliktbewältigung unterstützen und dazu beitragen, dass Familien sich Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen können. Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie sind u.a.:
- Angebote der Familienbildung,
- Angebote der Beratung bei Fragen zur Erziehung oder Entwicklung junger Menschen,
- Angebote der Familienfreizeit und -erholung.
- Mütter, Väter, oder werdende Eltern sollen zur Beratung und Hilfe in Fragen der Partnerschaft oder Aufbau der elterlichen Kompetenzen angeboten werden.
Die Angebote der Familienbildung sin hierbei zahlreich. Traditionell gesehen sind es Kurse für Mütter, Väter oder Eltern-Kind-Gruppen (Jares, 2015). Dabei finden die Kurse zu festgelegten und regelmäßigen Terminen statt und sind inhaltlich mit festen Programm strukturiert. Die Kurse finden bei Bedarf und überwiegend in den Räumen von Familienbildungsstätten statt.
Nach dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend [BMFSFJ] (2022) können Eltern bei der Familienbildung auf unterschiedliche Angebote der Unterstützung und Förderung zurückgreifen. Meist werden dabei, wie bereits genannt, Kurse, Infomationsabenden, offene Beratungsstellen oder Elterncafes angeboten.
Ziele der Eltern- und Familienbildung sind die elterlichen Fähigkeiten, z.B. Bildungsfähigkeit oder Alltagsbewältigung, zu stärken und Eltern in ihrer Erziehungsarbeit zu unterstützen (Jares, 2015). Sie sollen selbstständig in der Lage sein, ihren Kindern ein entwicklungsförderndes Umfeld zu schaffen. Die Familienbildung hält auch immer mehr Einzug in die institutionelle Kindertagesbetreuung und schafft somit neue vorschulische Betreuungsformen für Kinder. Hierbei sollen auch die Eltern in die Kita miteinbezogen werden. Eine positive Bildungs- und Erziehungspartnerschaft bietet eine wichtige Grundlage, um die Erziehung der Kinder durch die Eltern in der Familie zu fördern.
2.3 Einrichtungen
Die Gestaltung der Familienbildung liegt in der Verantwortung von den Bundesländern und dessen Kommunen (BMFSFJ,2022). Angebote werden von den öffentlichen und freien Trägern den Familien zur Verfügung gestellt
Die Familienbildung in Deutschland ist u.a. an drei großen Verbänden organisiert (Jares, 2015):
- Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelischer Familien-Bildungsstätten e.V. (bag) (Jares, 2015),
- Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildungsstätten e.V. (BAG) (Jares, 2015),
- Bundesarbeitsgemeinschaft Familienbildung und Beratung e.V. (AGEF) (Jares, 2015). Hierbei sind Familienbildungsstätten ohne konfessionelle Träger, sondern eher weltlich neutral gehalten z.B. das Deutsche Rote Kreuz oder der Arbeiterwohlfahrt.
2.4 Elternkompetenz
Die Elternkompetenzen sollten im Blick auf Bildungs-, Erziehungs- und Beratungsangebote gestärkt werden, damit Familien den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden können (Jares, 2015). Gerade Familien mit Migrationshintergründen oder schwierigen Lebensverhältnissen verfügen oftmals nicht über die nötigen Kompetenzen. Nach den neusten Erkenntnissen ist ein System von Bildung, Betreuung und Erziehung notwendig, um Familien ausreichend z.B. in der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen.
Angebotene Elterntrainings oder Elternkurse sollen Wissen, Kompetenzen und pädagogische Haltungen in einer Gruppenmaßnahme mit anderen Teilnehmer:innen beigebracht und verstärkt werden (Jares, 2015). Die Elternprogramme unterscheiden sich hierbei in drei verschiedene Interventionsmaßnahmen:
- Primäre Interventionsmaßnahmen: Setzen bereits vor dem Aufkommen problematischer Entwicklungen als Prävention ein (Jares, 2015),
- Sekundäre Interventionsmaßnahmen: Legen hierbei den Fokus auf Risikofamilien, die ein erhöhtes Risiko einer problematischen Entwicklung darstellen (Jares, 2015),
- Tertiäre Interventionsmaßnahmen: Verfolgen dabei das Ziel, die bereits bestehende problematische Entwicklung einzuhalten (Jares, 2015).
3. Lern- und Erziehungsort Familie
Die Familie, in denen das Kind heranwächst, ist ein dynamisches Beziehungsgeschehen, welches verschiedene Spannungsfelder aufzählt und sich auf die einzelnen Familienmitglieder unterschiedlich auswirken kann (Grundmann, 2022, S.347-350). Familie als soziale Bezugsgruppe zeichnet dadurch aus, dass sich koordinierte und kooperierende Aufgaben täglich durch das gemeinschaftliche Zusammenleben wiederholen und ausgeführt werden müssen. Außerdem werden die Familienmitglieder somit in die Sozialwelt miteinbezogen, bauen erste gesellschaftliche Verhältnisse auf und machen die ersten Zugehörigkeitserfahrungen. Das gemeinsame Familienleben ist durch aktive und ko-konstruktive Handlungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern bestimmt. Die daraus entstehenden Interaktionen haben Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung, sowie auf die Art und Gestaltung der Beziehung zwischen den Angehörigen.
In diesem ... Sinn kommt der Familie als primäre Sozialisationsinstanz eine zentrale Bedeutung zu. Demnach sind es vor allem die primären Sozialbeziehungen in der Familie, die Heranwachsende den Weg in die Gesellschaft ebnen, in dem sie basale Beziehungskompetenzen vermitteln und auch soziokulturelle Orientierungen vorgeben, die den Anschluss an die Welt außerhalb der Familie, insbesondere ins Berufs- und Erwerbsleben, ermöglichen. (Grundmann, 2022, S.344)
4 .Eltern als Beziehungs- und Interaktionspartner
Mit der Geburt eines Kindes entsteht das Bindungs- und Fürsorgesystem (Lohaus & Vierhaus, 2019, S.120-125). Das Bindungsverhalten wird vom Säugling aktiviert, wenn seine Sicherheitsbedürfnisse bedroht sind, und fordert Sicherheit und Nähe durch die BP. Das Verhalten wird deaktiviert, wenn diese Bedürfnisse gestillt sind. Beim Fürsorgesystem geht es darum, dass durch geeignete Verhaltensweisen der Bezugspersonen z.B. streicheln, singen, wiegen, der Säugling seine Bedürfnisse nach Nähe und Sicherheit erfüllt werden. Zur Aktivierung des Fürsorgesystems kann der Säugling verschiedene Signale verwenden z.B. weinen, lächeln, oder die Herstellung von Blickkontakt. Die Bindung zwischen Kind und BP baut sich nach und nach auf und Bindungsverhalten ist nicht mit Bindung gleichzusetzen. Schlussendlich kann das Kind, wenn die kindlichen Bedürfnisse nach Sicherheit und Nähe befriedigt sind, in Exploration mit seiner Umwelt gehen.
Bei der Bindungsqualität wird zwischen vier verschiedenen Bindungsmuster unterschieden: Sichere, unsicher-vermeidende, unsicher-ambivalenten und desorganisiert-desorientierte Bindung (Lohaus & Vierhaus, 2019, S.126-130). Es ist für die spätere soziale und kognitive Entwicklung enorm wichtig, welche Bindungserfahrungen das Kind in der frühen Kindheit erlebt hat.
Der Erziehungsstil der Eltern ist für den Zugang der Kinder zur höherer Bildung und einem höheren sozialen Status fundamental wichtig (Spießer et al., 2016, S.132-134). Er beeinflusst die Persönlichkeitsentwicklung und Kompetenzentwicklung, ist wichtig in Unterstützungsprozess des Lernens und der Schulumwelt, sowohl als auch in der Gestaltung des Familienalltags. Beziehungen innerhalb der Familie ist für die gesellschaftliche Integration wichtig. Beziehungen entwickeln sich auch außerhalb der Familie, z.B. in der Schule mit Gleichaltrigen oder dem Verein. Die Heranwachsenden werden hierbei mit Anforderungen verschiedener Lebensbereiche konfrontiert und es werden soziale Anerkennung vermittelt.
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- Lisa Schwär (Author), 2023, Familienbildung. Wie kann ein konkretes Angebot der Familienbildung die Erziehungskompetenzen der Eltern stärken?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1373818