Wie ist es aus ethischer Perspektive zu beurteilen, wenn in einer konkreten Situation die Folter den Zweck verfolgt, ein Menschenleben zu retten? Mit dieser Frage setzt sich die vorliegende Arbeit auseinander. Dafür wird mit der Entführung des Bankierssohnes Jakob von Metzler im Jahr 2002 ein konkretes Beispiel herangezogen. Ziel der Arbeit ist es, zu einer abschließenden ethischen Bewertung des Falls zu gelangen. Dafür wird dieser, insbesondere die hier im Mittelpunkt stehende Folterandrohung des damaligen stellvertretenden Polizeikommissars Wolfgang Daschner (Fall Daschner), zunächst dargestellt.
Darf man, um ein Menschenleben zu retten, Folter androhen oder diese sogar anwenden? Diese Frage wurde vor über 20 Jahren durch die Entführung und Ermordung des damals elfjährigen Bankierssohnes Jakob von Metzler ausgelöst und spaltete das Land. Bis heute hat sie nichts an ihrer Aktualität verloren.
Für ein besseres Verständnis der Arbeit wird anschließend auf den Begriff der Folter eingegangen. Der Fokus der Arbeit liegt sodann auf der konkreten Bewertung des Falls aus utilitaristischer und deontologischer Sicht. Die verschiedenen Handlungsmuster werden dargestellt und daraus alternative Handlungsoptionen, die für Daschner bestanden hätten abgeleitet. Schlussendlich soll die Frage beantwortet werden, aus welcher Perspektive Daschner die Folter als Methode hätte anwenden dürfen und aus welcher er sich moralisch falsch verhalten hat. Das in dieser Arbeit angewendete Handlungsmuster des Utilitarismus beruht auf dem Denken Jeremy Benthams, während sich das deontologische Handlungsmuster am kategorischen Imperativ Immanuel Kants orientiert. Im Schlussteil wird die Diskussion des Falls Daschner in den öffentlichen Medien angeschnitten und untersucht, ob sich die deutsche Bevölkerung eher an einer deontologischen oder utilitaristischen Bewertung orientierte. Abschließend wird das Gerichtsurteil im Fall Daschner betrachtet und ebenfalls unter utilitaristischen und deontologischen Aspekten untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziel und Methode der Arbeit
- Der Fall Wolfgang Daschner
- Hauptteil
- Der Begriff der Folter
- Ethische Bewertung des Falls
- Deontologische Perspektive
- Utilitaristische Perspektive
- Schluss
- Das Urteil
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die ethische Vertretbarkeit der Androhung von Folter zur Rettung eines Menschenlebens am Beispiel des Falls Wolfgang Daschner. Ziel ist eine umfassende ethische Bewertung des Falls unter Berücksichtigung utilitaristischer und deontologischer Perspektiven. Die Arbeit analysiert die Handlungsoptionen Daschners und beleuchtet die Diskrepanz zwischen Recht und Moral.
- Ethische Bewertung von Folterandrohung
- Konflikt zwischen Recht und Moral
- Utilitaristische und deontologische Perspektiven
- Analyse der Handlungsoptionen im Fall Daschner
- Öffentliche Wahrnehmung und Gerichtsurteil
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der ethischen Vertretbarkeit von Folterandrohung zur Rettung eines Lebens. Der Fall Wolfgang Daschner wird als Fallbeispiel vorgestellt. Die methodische Vorgehensweise, die Anwendung utilitaristischer und deontologischer Perspektiven, wird erläutert. Das Ziel der Arbeit, eine abschließende ethische Bewertung des Falls Daschner zu liefern, wird klar definiert. Die Einleitung legt den Fokus auf den Konflikt zwischen dem absoluten Folterverbot und dem moralischen Dilemma, in dem sich Daschner befand.
Der Fall Wolfgang Daschner: Dieses Kapitel beschreibt detailliert den Fall der Entführung und Ermordung von Jakob von Metzler. Es schildert den Handlungsverlauf, die Ermittlungen der Polizei und die Entscheidung von Wolfgang Daschner, die Androhung von Folter anzuordnen, um den Verbleib des Opfers zu erfahren. Das Kapitel rekonstruiert die Ereignisse, betont die Zeitnot und den immensen Druck auf die Ermittlungsbehörden. Die Darstellung konzentriert sich auf Daschners Motiv, die Rettung des Kindes, und seine Begründung für die angeordnete Folterandrohung unter dem Aspekt des Notstands. Das Kapitel dient als Grundlage für die spätere ethische Bewertung.
Der Begriff der Folter: Dieses Kapitel liefert eine klare Definition von Folter, basierend auf der UN-Antifolterkonvention. Es wird hervorgehoben, dass im Fall Daschner nicht von vollzogener Folter, sondern von Androhung gesprochen wird. Die Unterscheidung von Notwehr, Notstand und Aussagenerpressung wird erläutert, um den juristischen Kontext zu klären. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der rechtlichen Implikationen und der Abgrenzung von verschiedenen Handlungsformen, die im Zusammenhang mit Zwang und Gewalt stehen. Das Verständnis dieses Kapitels ist zentral für die spätere ethische Beurteilung.
Ethische Bewertung des Falls: Dieses Kapitel analysiert den Fall Daschner aus utilitaristischer und deontologischer Perspektive. Es untersucht die Argumente für und gegen die Androhung von Folter, wobei die ethischen Prinzipien beider Ansätze sorgfältig angewendet werden. Der Konflikt zwischen Amtsethos und Gewissensfreiheit wird beleuchtet, und die Diskrepanz zwischen Recht und Moral wird im Detail erörtert. Dieses Kapitel bildet den Kern der Argumentation und präsentiert die ethischen Schlussfolgerungen der Arbeit.
Schlüsselwörter
Folter, Folterandrohung, Fall Daschner, Utilitarismus, Deontologie, Notstand, Recht, Moral, Gewissensfreiheit, Amtsethos, Ethische Bewertung, Menschenrechte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Ethische Bewertung des Falls Wolfgang Daschner
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die ethische Vertretbarkeit der Androhung von Folter zur Rettung eines Menschenlebens, exemplarisch dargestellt am Fall Wolfgang Daschner. Sie analysiert den Konflikt zwischen Recht und Moral und bewertet Daschners Handlung aus utilitaristischer und deontologischer Perspektive.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die ethische Bewertung von Folterandrohung, den Konflikt zwischen Recht und Moral, utilitaristische und deontologische Perspektiven, die Analyse von Handlungsoptionen im Fall Daschner, sowie die öffentliche Wahrnehmung und das Gerichtsurteil.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Die Einleitung stellt den Fall Daschner vor, definiert die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise. Der Hauptteil umfasst Kapitel zum Begriff der Folter, zur detaillierten Darstellung des Falls Daschner und zur ethischen Bewertung aus unterschiedlichen Perspektiven. Der Schluss fasst die Ergebnisse zusammen und zieht ein Fazit.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Ist die Androhung von Folter zur Rettung eines Menschenlebens ethisch vertretbar?
Welche ethischen Perspektiven werden angewendet?
Die Arbeit wendet sowohl den Utilitarismus als auch die Deontologie an, um den Fall Daschner ethisch zu bewerten. Es wird der Konflikt zwischen diesen beiden ethischen Ansätzen untersucht.
Wie wird der Fall Wolfgang Daschner dargestellt?
Der Fall Daschner wird detailliert beschrieben, einschließlich des Handlungsverlaufs, der Ermittlungen und der Entscheidung Daschners, Folter zur Rettung des entführten Jakob von Metzler anzuordnen. Die Arbeit berücksichtigt die Zeitnot und den immensen Druck auf die Ermittlungsbehörden.
Wie wird der Begriff „Folter“ definiert?
Der Begriff „Folter“ wird anhand der UN-Antifolterkonvention definiert. Die Arbeit differenziert zwischen vollzogener Folter und der Androhung von Folter, sowie zwischen Notwehr, Notstand und Aussagenerpressung.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht ethische Schlussfolgerungen aus der Anwendung utilitaristischer und deontologischer Perspektiven auf den Fall Daschner. Sie beleuchtet den Konflikt zwischen Amtsethos und Gewissensfreiheit und analysiert die Diskrepanz zwischen Recht und Moral.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Folter, Folterandrohung, Fall Daschner, Utilitarismus, Deontologie, Notstand, Recht, Moral, Gewissensfreiheit, Amtsethos, Ethische Bewertung, Menschenrechte.
- Quote paper
- Johanna Molter (Author), 2023, Folterandrohung am Beispiel des Daschner Prozess. Eine ethische Bewertung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1372080