Ziel dieser Publikation ist es, zu untersuchen, inwieweit das deutsche Lieferkettengesetz zu einer Verbesserung der sozioökonomischen Situation in Deutschland führen kann. Stehen die guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Costa Rica aufgrund dieser vom Ausland auferlegten Standards auf der Kippe?
Das deutsche Lieferkettengesetz tritt in Deutschland am ersten Januar 2023 in Kraft und verpflichtet deutsche Unternehmen formell zur Einhaltung und Überprüfung von Umwelt- und Menschenrechtsstandards. In Costa Rica werden neben medizinischen und elektronischen Produkten auch landwirtschaftliche Erzeugnisse exportiert. Vor allem Bananen und Ananas, die von Unternehmen produziert werden, die den internationalen Handel dominieren, wie Chiquita, Del Monte, Dole und Fyff. Diese Produkte werden zu niedrigen Preisen von den großen Supermarktketten in Deutschland gekauft, die die Supermarktketten in Deutschland, die von einer großen Gewinnspanne profitieren.
Die landwirtschaftlichen Plantagen in Costa Rica befinden sich in Regionen des Landes, in denen es kaum Beschäftigungsalternativen gibt und die Bevölkerung ein niedriges Bildungsniveau hat. Die Menschen werden in diesen sich wiederholenden Kreislauf hineingeboren und sind den prekären Arbeitsbedingungen ausgesetzt, die in Costa Rica herrschen. Einkommen am Existenzminimum, lange Arbeitszeiten, die Schwächung der Gewerkschaften, unzureichende Schutzausrüstung, der Einsatz hochgiftiger Chemikalien, die fehlende soziale Absicherung und die Diskriminierung von Arbeitnehmergruppen sowie des Sozialversicherungsschutzes und die Diskriminierung von Gruppen wie Migranten und Frauen sind häufig.
1 EINLEITUNG
Costa Rica zieht jährlich viele Tourist*innen aus Deutschland an und hat bei ihnen meist ein sehr positives Image. Es wird als die „Schweiz Mittelamerikas“ bezeichnet - ein Land, in dem Wert auf Umweltschutz gelegt wird, es angeblich Wohlstand gibt mehr Nationalparks als anderswo auf der Welt zu finden sind. Außerdem importieren deutsche Unternehmen Produkte wie Bananen und Ananas, obwohl diese unter prekären Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Arbeitstage von bis zu 15 Stunden, von Chemikalien verpestete Flüsse und Böden - in Costa Rica gibt es zahlreiche Verstöße gegen Menschen- und Umweltrechte. Die Tourist*innen und die Konsument*innen bemerken meist nichts von den massiven Verstößen gegen Umwelt- und Menschenrechte.1
Da die Produktionsbedingungen nicht nur in Costa Rica, sondern auch in vielen anderen Ländern der Welt prekär sind, hat der Bundestag deutsche Unternehmen gesetzlich zur weltweiten Einhaltung und Überprüfung von Menschenrechten verpflichtet. Ab 2023 gilt daher das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Die Forderung nach solch einem Gesetz geht auch zurück auf ein Bündnis aus 64 zivilgesellschaftlichen Organisationen, das Gewerkschaften, Umwelt-, Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen, Vertreter*innen des fairen Handels und kirchliche Organisationen eint.
Dabei hatte bereits das seit 2013 bestehende Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Zentralamerika neben den „typischen“ Vereinbarungen für den Handel auch das Ziel der „Schaffung einer privilegierten Partnerschaft auf der Grundlage von Werten, Prinzipien und gemeinsamen Zielen, insbesondere des Respekts gegenüber und der Förderung von Demokratie und Menschenrechten, einer nachhaltigen Entwicklung, einer guten Staatsführung und der Rechtsstaatlichkeit“2festgelegt. Diese guten Absichten scheinen jedoch keine ausreichenden Wirkungen zu haben. So kommt die 2022 veröffentlichte externe Evaluierung des Assoziierungsabkommens zu dem Fazit, dass die sozialen Auswirkungen insgesamt „begrenzt, aber positiv“ seien. Die verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass die Ausfuhren aus der Region in die EU wahrscheinlich zur Schaffung oder Erhaltung von formellen Arbeitsplätzen in einigen Sektoren beigetragen haben, z. B. durch den Export von Bananen, Ananas, Kaffee, Zucker und medizinische Produkte aus Costa Rica. Diese Arbeitsplätze sind hauptsächlich in der Landwirtschaft angesiedelt und stellen oft die einzige Einkommensmöglichkeit für gering qualifizierte Arbeitnehmer dar. Eine begrenzte, aber positive Auswirkung auf die Löhne (zwischen 0,5 % und 1,3 %) und den Wohlstand (z. B. 0,4 %) ließe sich gemäß der Studie verzeichnen. Verbesserungen in den Bereichen der für gewerkschaftliche Organisation von Arbeitnehmer*innen essentielle Vereinigungsfreiheit, Tarifverhandlungen oder Abschaffung von Kinderarbeit konnten die Autor*innen nicht auf das Assoziierungsabkommen zurückführen.3
Wird das LkSG zum Schutz von Beschäftigten in Costa Rica beitragen können?
Diese Publikation stellt eine erste Annäherung an diese Fragestellung dar, auf der Grundlage von Interviews mit ausgewählten Vertreter*innen von Gewerkschaften der Agrarindustrie, der Deutsch-Costaricanischen Industrie- und Handelskammer (AHK), Wirtschaftsvertreter*innen und Arbeitsrechtsexpert*innen.
Exemplarisch soll mit der Fokussierung auf den Agrarsektor so ein Sektor in den Mittelpunkt gestellt werden, in dem besonders häufig gegen Menschen- und Umweltrechte verstoßen wird und in den Kontext der wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland und Europa eingeordnet werden
DAS DEUTSCHE LIEFERKETTENGESETZ
Das zum 01.01.2023 in Kraft getretene LkSG betrifft zunächst Unternehmen ab 3.000 Mitarbeiter*innen mit Sitz oder Zweigniederlassung in Deutschland. Ab 2024 gilt es bereits für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeiter*innen.
Tiefe der Sorgfaltspflicht: In folgender Grafik wird am Beispiel einer Lieferkette im Bananensektor gezeigt, dass alle Glieder in der Produktions-und Transportkette einbezogen werden.
Grafik 1:4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
Im Rahmen des Gesetzes sind nun die Unternehmen in der Pflicht, regelmäßig im eigenen Geschäftsbereich und bei unmittelbaren Zulieferern, anlassbezogen aber auch im Rest der Wertschöpfungskette die Achtung der international anerkannten Menschenrechte und bestimmter Umweltstandards zu überprüfen.
Inhaltlich bezieht sich das Gesetz auf die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNLP)5, die einer der wichtigsten international anerkannten Standards der Unternehmensverantwortung sind. Die Ziele des LkSG bestehen zum einen darin, dass Unternehmen Schäden an Mensch und Umwelt vermeiden, indem sie vorsorgende Maßnahmen ergreifen und zum anderen darin, dass Betroffene leichter eine Wiedergutmachung erhalten, wenn ein Schaden eingetreten ist.6
Das Gesetz im Überblick:
Unternehmen in Deutschland haben dem Gesetz zufolge diese Verpflichtungen:
- Aufbau eines Risiko-Management-Systems (Ziel: Erkennung und Behebung von Risiken)
- Durchführung regelmäßiger Risikoanalysen (mindestens einmal jährlich)
- Anfertigung einer Grundsatzerklärung zur Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens (In dieser sind auch zum Beispiel die Erwartungen an die Zulieferer enthalten)
- Umsetzung von Präventionsmaßnahmen zur Reduzierung von Risiken (eigenes Unternehmen und Vertragspartner), zum Beispiel Trainingsmaßnahmen und Anpassung der Beschaffungsstrategien
- Ergreifen von Gegenmaßnahmen, sobald von Menschenrechtsverletzungen Kenntnis erlangt wird (eigenes Unternehmen; direkte und indirekte Lieferanten)
- Due-Diligence-Prüfung bei indirekten Lieferanten, sobald wesentliche Kenntnisse zu Problemen bei Sozial- und Umweltstandards vorliegen7
- Einrichtung von Beschwerdeverfahren (Drei Möglichkeiten von Beschwerden: 1. BAFA, 2. beim Unternehmen, 3. als zivilrechtliche Haftung via Prozessstandschaft )
- Einrichtung von Meldeverfahren zur Kommunikation von Risiken in der Lieferkette (mindestens jährliche Überprüfung der Wirksamkeit)
- Regelmäßige Dokumentation und Berichterstattung zur Sorgfaltspflicht (Pflicht zur Veröffentlichung eines Jahresberichts, ; Aufbewahrung der Dokumentation für sieben Jahre)89
Regelungen zu Menschenrechtsverletzungen
Folgende übergeordnete Menschenrechtsverletzungen werden im Gesetz thematisiert:
Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Formen der Sklaverei, Nichteinhaltung der Arbeitsschutznormen, Verletzung der Vereinigungsfreiheit, Diskriminierung von Arbeitnehmern, Entbehrung eines existenzsichernden Lohns, Verletzung von Menschenrechten durch Umweltschäden, rechtswidrige Zwangsräumungen, Gewalt durch Sicherheitskräfte
Regelungen für die Umwelt
Die Umweltstandards zielen im Wesentlichen auf den Schutz der menschlichen Gesundheit ab.
Diese sehen die Vermeidung von langlebigen Schadstoffen (POP-Konvention), von Quecksilber-Emissionen (Minimata-Abkommen) sowie die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung von gefährlichen Abfällen (Basler Übereinkommen) vor. Über diese Abkommen hinaus erfasst das Gesetz die Schutzgüter Boden, Wasser und Luft im Rahmen der menschenrechtlichen Risiken.8910
Mögliche Strafen bei Nichteinhaltung des Gesetzes
Die Unternehmen sind dazu verpflichtet ihre Sorgfaltspflichten einzuhalten. Die Kontrolle erfolgt über das BAFA, bei Nichteinhaltung müssen sie sanktionieren. Unternehmen können vom Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit Bußgeldern belegt werden, die sich an der Schwere des Vergehens und an dem Gesamtumsatz des Unternehmens orientieren. Ein Ausschluss von öffentlichen Aufträgen ist bei erheblichen Verstößen ab einer Bußgeldhöhe von mindestens 175.000 Euro bis zu acht Millionen Euro geplant oder bis zu zwei Prozent des weltweiten Jahresumsatzes betragen.11Firmen, die sich im Produktionsland nicht an die Vorgaben des Gesetzes halten, können aufgrund dessen als Vertragspartner der deutschen Firma zunächst vorgewarnt und bei Nicht-handeln gänzlich ausgeschlossen werden.12
Exkurs: Auswirkungen von anderen internationalen LkSG
In anderen Ländern, wie beispielsweise Frankreich oder den Niederlanden13gelten bereits Gesetze, die dem deutschen LkSG ähneln . Die Unternehmensberateratungsfirma Deloitte sieht in ihrem Leitfaden für Investor*innen in Costa Rica jedoch wenig Handlungsbedarf aufgrund dieser Gesetze:„Other than constitutional provisions and adopted international conventions, there are no specific regulations in this respect. Human labor of all types is protected under local and international rules, applicable in Costa Rica”14. Die Erfahrungen zeigen auch, dass keine Klagewellen drohen oder Unternehmen sich wegen Sorgfaltspflichtengesetzen generell aus Regionen zurückziehen oder problematische Produktbestandteile durch andere ersetzen.15
Die Erfahrungen der bisherigen Gesetze zeigen: Wir brauchen weitere verpflichtende Standards und ein EU-Lieferkettengesetz. Daher sind mehrere Petitionen im Gange, die strengere Gesetze und mehr Kontrollen fordern. Besonders fehle es an konkreter Aufklärung der Arbeitnehmer über das Gesetz und funktionierenden Beschwerde- und Klageprozessen.16
Generell ist das Vorhandensein von Gesetzen dieser Art jedoch ein Schritt in die richtige Richtung. Auch auf EU-Ebene ist ein Gesetz über Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen in Vorbereitung, das “Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)“, das für alle Unternehmen Europas verpflichtend sein soll. Es geht dabei über den deutschen Gesetzesentwurf hinaus und nimmt auch kleinere sowie US-amerikanische und chinesische Unternehmen, die in der EU tätig sind, in die Sorgfaltspflicht. Außerdem soll es klare Bestimmungen zur zivilrechtlichen Haftung geben und die Umwelt wird hier als eigenständiger zu schützender Bereich betrachtet.17Zudem werden Risikobranchen, in denen das Gefahrenpotenzial für Mensch und Umwelt besonders hoch ist, bereits ab 250 Angestellten und 40 Millionen Euro Umsatz berücksichtigt. Dazu gehören u. a. die Textil- und Lederindustrie, die Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Bergbau. Ziel ist die weltweite Einhaltung von geltenden Menschenrechtsstandards und des Umweltschutzes. Eine fairere und nachhaltigere globale Wirtschaft sowie eine verantwortungsvolle Unternehmensführung soll somit gefördert werden. Sobald der Entwurf vom Europäischen Parlament und Rat gebilligt wird, haben die EU- Mitgliedsstaaten zwei Jahre Zeit, die Richtlinie in nationale Gesetze zu überführen. Deutschland wird sein ab Januar 2023 geltendes LkSG dann nachschärfen müssen18.
2.1 DIE HANDELSBEZIEHUNGEN VON COSTA RICA MIT EUROPA
Um die Auswirkungen des Sorgfaltspflichtgesetzes in Costa Rica zu verstehen, ist es wichtig, die Handelsbeziehungen zwischen Costa Rica und der Europäischen Union in den Kontext zu stellen. Costa Rica ist nach Panama das Land mit dem zweithöchsten BIP pro Kopf, der achtgrößte Exporteur in Lateinamerika19und hat ein recht stabiles Wirtschaftswachstum20. Die zentralen Handelspartner für den Export waren 2021 die USA (43%), der Mercado Común Centroamericano (21%) und an dritter Stelle Europa (18%)(siehe Grafik 1). Als Handelspartner für den Import steht Europa jedoch mit nur 9% an vierter Stelle - wird doch hauptsächlich aus den USA und China importiert (siehe Grafik 2). Die wichtigsten Exportgüter Costa Ricas sind medizinische Instrumente (3,27 Milliarden Dollar), Bananen (1,28 Milliarden Dollar)21, tropische Früchte (1,03 Milliarden Dollar), integrierte Schaltkreise (1,02 Milliarden Dollar) und orthopädische Geräte (850 Millionen Dollar).22
Grafik 1: Ausfuhren nach Handelspartnern 2021 Partner2324
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Grafik 2: Costa Rica: Die wichtigsten
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Die Beziehung zwischen Costa Rica und der EU sind von einem Charakter des politischen Dialogs geprägt.25Wie bereits erwähnt, enthält das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Zentralamerika neben einem Handelsabkommen auch Übereinkommen (mit begrenzten Auswirkungen) zu Bereichen des politischen Dialogs, der Entwicklungszusammenarbeit, Förderung der Demokratie und der politischen Stabilität.26
Grafik 3: Nachfrage nach Produkten aus CR
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Grafik 4: Hauptausfuhrprodukte 202127
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Zu den umsatzstärksten Firmen im Agrarsektor gehören: Chiquita, Del Monte, Dole und Fyffes. Für Medizinprodukte sind die Firmen St. Jude Medical Costa Rica Ltda., Hospira de Costa Rica Ltda. und Boston Scientific de Costa Rica S.R.L. führend28.Gerade die steigende Produktion von medizinischen Produkten (siehe Grafik 3) hat den Eindruck erweckt, dass Costa Rica sich vom Agrarland zum Industriestaat „entwickelt“. Berücksichtigt man jedoch die erhebliche Zunahme der Ananasproduktion und bedenkt man, dass die Menschen in Regionen wie Limón zu 78% im Agrarsektor arbeiten, bestätigt sich dieser Eindruck nicht.
Costa Rica ist heute der größte Ananasexporteur weltweit - 55 % der exportierten Ananas stammen aus Costa Rica29. Für die enorme Steigerung der Nachfrage nach Ananas in der Welt nimmt inzwischen China eine wichtige Rolle ein. In den letzten Jahren ist die Nachfrage rapide auf 35% angestiegen30. Seit 2011 besteht außerdem das Freihandelsabkommens mit China, mit entsprechenden Konsequenzen für den Handel31.
Wird Costa Rica sich in Zukunft noch mehr auf den asiatischen Markt fokussieren, wenn gewisse umwelt- oder arbeitsrechtliche Standards schwer erfüllbar sind?32Oder können strengere Gesetze für Menschenrechte und Umweltschutz maßgeblich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen weltweit beitragen33? Wird dies langfristig den Trend zum „Friendshoring“ verstärken34, so dass nur noch Handel mit Ländern betrieben wird, die ähnliche Werte teilen - zu Lasten des Handels mit zweifelhaften Partnerländern?35
Die Antwort darauf hängt davon ab, wie sich Costa Rica positionieren wird - als „grünes Land“ mit positivem Image oder aber als Top-Exportland Lateinamerikas, das weniger Wert auf die Einhaltung von Menschen- und Umweltstandards legt. Laut Christian Schauer, dem Geschäftsführer der deutsch-costa-ricanischen Außenhandelskammer in Costa Rica (AHK), könne Costa Rica durchaus vom neuen LkSG profitieren, da es durch die Einhaltung der geforderten Standards im Ausland sein positives Image unterstreichen könnte und sich so noch mehr von den Nachbarländern abheben könne. Costa Rica sei ein Land mit relativ hohen Produktionskosten und einer hohen Steuerlast. Der Mindestlohn ist zwei bis dreimal so hoch wie in anderen Ländern Zentralamerikas.36Zum Vergleich: der Mindestlohn in Nicaragua beträgt 123 $ in Guatemala 364 $, in Honduras 297 $, während er in Costa Rica 518 $ beträgt.37Trotzdem wird hier viel produziert, obwohl man auch auf Länder ausweichen könnte mit niedrigeren Standards.38
Für den asiatischen Markt könnten Vorteile entstehen, falls Unternehmen in Costa Rica nicht den Aufwand betreiben werden, sich an die auferlegten Vorschriften zu halten und stattdessen Handelsbeziehungen vorziehen mit Ländern die niedrigeren Ansprüche an die Einhaltung von Menschen- und Umweltvorschriften haben.
2.2 HANDESLSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND COSTA RICA
Costa Rica lag im Jahr 2021 auf Platz sechs39 der lateinamerikanischen Länder für Importe nach Deutschland und auf Platz 1240 der deutschen Exporte nach Lateinamerika. Zu den wichtigsten Exportgütern aus Deutschland gehören chemische Erzeugnisse, Maschinen, Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile. Deutschland importiert aus Costa Rica hauptsächlich Nahrungsmittel sowie unter anderem Medizintechnik, Mess-/Regeltechnik, Elektrotechnik und chemische Erzeugnisse.41 Zudem sind zahlreiche deutsche Unternehmen wie das Pharmaunternehmen Bayer (ab 2024 werden hier lang wirkende reversible Verhütungsmittel wie Hormonimplantate und Intrauterinsystemen hergestellt), Technologieunternehmen wie HERAEUS (Führungsdrähte für Medizintechnikunternehmen), Zollner Elektronik AG (Haushalts-, und elektronische Geräten), DEKRA (Sachverständigenorganisation im Bereich TIC (Testing, Inspection, Certification) in Costa Rica ansässig.42
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1Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Zentralamerika (2019). Verfügbar unter: https://eur-lex.europa.eu/legal- content/DE/TXT/HTML/?uri=LEGISSUM:4314902
2Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Zentralamerika (2019). Verfügbar unter: https://eur-lex.europa.eu/legal- content/DE/TXT/HTML/?uri=LEGISSUM:4314902
3BKP Economic Advisors (2022): Ex-post evaluation of the implementation of part IV of the Association Agreement (Trade Pillar) between the EU and its Member States and Central America (Final Report, September 2022), Verfügbar unter: https://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2022/february/tradoc_160034.pdf
4Maikol Hérnandez, Präsentation am 13.10.2022: Taller salud, condiciones de trabajo y medio ambiente en agroindustria (Red UITA, FENTRAGH, Fundación Friedrich Ebert)
5Sowie ebenfalls hier: Erklärung der Menschenrechte (UN), den Menschenrechtsabkommen und in der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über die grundlegenden Prinzipien und Rechte bei der Arbeit festgeschrieben
6Initiative Lieferkettengesetz (2021): Was das neue LIEFERKETTENGESETZ. liefert - und was nicht Verfügbar unter: https://lieferkettengesetz.de/wp- content/uploads/2021/06/Initiative-Lieferkettengesetz_Analyse_Was-das-neue-Gesetz-liefert.pdf
7Mit der Due-Diligence-Prüfung sichern sich Unternehmen ab, indem sie die Annahmen und Voraussetzungen einer Zusammenarbeit beziehungsweise eines Angebots überprüfen und relevante Risiken identifizieren. Welche Form der Due Diligence Anwendung findet, hängt von derjeweiligen Situation und des Risikoausmaßes ab. Die im deutschen Recht verankerte Due-Diligence-Bedeutung meint eine im Verkehr erforderliche Sorgfalt. Bei der Due-Diligence-Prüfung wird ein Unternehmen oder eine Person sorgfältig auf wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und finanzielle Verhältnisse analysiert. Das umfasst beispielsweise Umsatzzahlen, Gesellschafterstrukturen oder mögliche Verbindungen zu Wirtschaftskriminalität wie Korruption und Steuerhinterziehung. Eine solche Überprüfung ist notwendig, sobald ein Unternehmen Beziehungen mit Geschäftspartnern unterhält oder beispielsweise ein anderes Unternehmen aufgekauft werden soll. (https://www.lexisnexis.de/begriffserklaerungen/compliance/due-diligence-erklaerung?gclid=Cj0KCQjwteOaBhDuARIsADBqRei8tetoybu- k8qkxo1ESM98YbW9sE6fN7adQCYJycsoXLcXZD-W0e8aAisyEALw_wcB)
8IHK Chemnitz: Lieferkettengesetz mit neuen Pflichten für Unternehmen. Verfügbar unter: https://www.ihk.de/chemnitz/international/zoll-und- bescheinigungsdienst/laenderinformationen/lieferkettengesetz-neue-pflichten-5281152
9Blohm, Tina (2021): Wir haben ein Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz! Und nun? (15.12.2021); disponible en: https://www.fes.de/stiftung/intemationale-arbeit/artikelseite-intemationale-arbeit/wir-haben-ein-lieferkettensorgfaltspflichtengesetz-und- nun ( último acceso: 02.03.2023)
10Germanwatch (2021): Was das neue Lieferkettengesetz liefert - und was nicht. Verfügbar unter: https://www.germanwatch.org/de/20324
11Jedoch gilt der umsatz-bezogene Bußgeldrahmen gilt nur für Unternehmen mit mehr als 400 Millionen Euro Jahresumsatz. Verdi (2022): Schlupflöcher im EU-Lieferkettengesetz schließen, Petition unterzeichnen. Verfügbar unter: EU-Lieferkettengesetz hat noch Lücken - ver.di (verdi.de)
12Corporate Social Responsibility: Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten. Verfügbar unter: https://www.csr-in- deutschland.de/DE/Wirtschaft-Menschenrechte/Gesetz-ueber-die-unternehmerischen-Sorgfaltspflichten-in-Lieferketten/gesetz-ueber-die- unternehmerischen-sorgfaltspflichten-in-lieferketten.html
13in den Niederlanden: wet kinderarbeid JAHRESZAHL, in Frankreich: loi de vigilance JAHRESZAHL
14Enrique Vazquez Gorostiza, Doing business in México y Centroamerica, Verfügbar unter: Doing business in Costa Rica (deloitte.com)
15Grabosch, Robert (2020): Arbeit und soziale Gerechtigkeit. Internationales Sorgfaltspflichtengesetze. Lessons Learned für die deutsche Debatte (10.2020), disponible en: https://library.fes.de/pdf-files/iez/16821.pdf (último acceso: 28.02.2023)
16International Federation for Human Rights (2021): France must ensure implementation of Duty of Vigilance Law to protect human rights defenders. Verfügbar unter: https://www.fidh.org/en/region/europe-central-asia/france/france-must-ensure-implementation-of-duty-of-vigilance-law- to-protect
17Deutscher Gewerkschaftsbund Bildungswerk: lieferkette-deutscher-entwurf-reicht-nicht. Verfügbar unter: https://www.dgb- bildungswerk.de/weltweit/lieferkette-deutscher-entwurf-reicht-nicht
18Homann, M. (2022): EU-Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen zu fairer und nachhaltiger Wirtschaft. Verfügbar unter: https://www.eqs.com/de/compliance-wissen/blog/eu-lieferkettengesetz/
19Global Edge: Costa Rica: Trade Statistics. Verfügbar unter: https://globaledge.msu.edu/countries/costa-rica/tradestats
20Chile an erster Stelle
21El Observatorio de Complejidad Económica: Costa Rica. Verfügbar unter: https://oec.world/es/profile/country/cri
22 El Observatorio de Complejidad Económica: Costa Rica. Verfügbar unter: https://oec.world/es/profile/country/cri
23Ministerio de Comercio Exterior Costa Rica (2021): Análisis sobre la evolución del comercio exterior e IED en Costa Rica en 2021. Verfügbar unter: https://www.comex.go.cr/media/9382/ana-lisis-sobre-la-evolucio-n-del-comercio-exterior-e-ied-en-costa-rica-2021.pdf
24Ministerio de Comercio Exterior Costa Rica (2021): Análisis sobre la evolución del comercio exterior e IED en Costa Rica en 2021. Verfügbar unter: https://www.comex.go.cr/media/9382/ana-lisis-sobre-la-evolucio-n-del-comercio-exterior-e-ied-en-costa-rica-2021.pdf
25Caldentey del Pozo, P. El Acuerdo de Asociación entre la Unión Europea y Centroamérica: un potencial por explotar. Verfügbar unter: https://www.fundacioncarolina.es/el-acuerdo-de-asociacion-entre-la-union-europea-y-centroamerica-un-potencial-por-explotar/
26Europäische Kommission (2013): EU-Handelsabkommen mit Costa Rica und El Salvador tritt vorläufig in Kraft. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/IP_13_881
27Barquero, M. (2017): 67% de ventas de Costa Rica al extranjero se concentra en 2% de firmas exportadoras. Verfügbar unter: https://www.nacion.com/economia/indicadores/67-de-ventas-de-costa-rica-al-extranjero-se-concentra-en-2-de-firmas- exportadoras/AHMZYRYLVZGFVJLJ4QDRTL3GQM/story/#:~:text=Las%20principales%20exportadoras%20de%20Costa,Scientific%20de%20Costa% 20Rica%20S.R.L.
28Barquero, M. (2017): 67% de ventas de Costa Rica al extranjero se concentra en 2% de firmas exportadoras. Verfügbar unter: https://www.nacion.com/economia/indicadores/67-de-ventas-de-costa-rica-al-extranjero-se-concentra-en-2-de-firmas- exportadoras/AHMZYRYLVZGFVJLJ4QDRTL3GQM/story/#:~:text=Las%20principales%20exportadoras%20de%20Costa,Scientific%20de%20Costa% 20Rica%20S.R.L.
29Solomon, C.: Grenzenlose Ausbeutung: ArbeitsmitgrantInnen in den Lieferketten deutscher Supermärkte. Verfügbar unter: https://www.oxfam.de/system/files/documents/2022_oxfam_grenzenlose_ausbeutung.pdf
30Central America Data (2017): China Authorizes Imports of Pineapple from Costa Rica. Verfügbar unter: https://www.centralamericadata.com/en/article/home/China_Authorizes_Imports_of_Pineapple_from_Costa_Rica
31La Cámara Nacional de Productores y Exportadores de Piña - CANAPEP: Costa Rica tiene la capacidad de abastecer con piña al mercado chino. Verfügbar unter: https://canapep.com/costa-rica-abastecer-pina-mercado-chino/
32Maihold, G.: Die neue Geopolitik der Lieferketten. Verfügbar unter: https://www.swp- berlin.org/publications/products/aktuell/2022A45_geopolitik_lieferketten.pdf
33Mission Eine Welt (2022): ONLINE: EU LIEFERKETTENGESETZ: BUSINESS AS USUAL ODER GAMECHANGER FÜR MENSCHENRECHTE, MITBESTIMMUNG UND UMWELTSCHUTZ?. Verfügbar unter: https://mission-einewelt.de/events/online-eu-lieferkettengesetz-business-as-usual- oder-gamechanger-fuer-menschenrechte-mitbestimmung-und-umweltschutz/
34„Friendshoring“ baut auf dem Konzept eines offenen Partnerschaftsmodells auf. Dieses soll jene Staaten erfassen, die dem US-amerikanischen Verständnis offener Märkte folgen, sich aber auch der Beachtung von Arbeits- und Umweltstandards verpflichtet sehen.
35Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine werden keine Gaslieferungen mehr aus Russland angenommen.
36auch wenn laut Oxfam die Zahlung des Mindestlohns in Costa Rica oftmals nicht eingehalten wird
37Costa Rica Pays the Highest Minimum Salary in Central America, Nicaragua the Lowest - Costa Rica Star News
38Interview mit Christian Schauer (2022), Direktor der deutsch-costarikanischen Außenhandelskammer
39Destatis (2021): Außenhandel Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland (endgültige Ergebnisse). Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Aussenhandel/Tabellen/rangfolge-handelspartner.pdf?__blob=publicationFile. Nach 1. Mexiko, 2. Brasilien, 3. Peru, 4. Chile und 5. Kolumbien.
40Destatis (2021): Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland (endgültige ErgebnisseRangfolge der Handelspartner im Außenhande(deutsch)-2021_endgueltig (destatis.de) nach 1. Mexiko, 2. Brasilien, 3. Chile, 4. Argentinien, 5. Kolumbien, 6. Peru, 7. Ecuador, 8. Uruguay, 9. Panama, 10. Dominikanische Republik , 11. Guatemala
41Auswärtiges Amt (2022): Deutschland und Costa Rica: Bilaterale Beziehungen. Verfügbar unter: https://www.auswaertiges- amt.de/de/aussenpolitik/laender/costarica- node/bilateral/224822#:~:text=Deutschland%20importiert%20aus%20Costa%20Rica,Elektrotechnik%2C%20Elektronik%20und%20chemische%20Er zeugnisse.
42Hempel, S. (2022): Costa Rica ragt heraus. Verfügbar unter: https://www.gtai.de/de/trade/costa-rica/wirtschaftsumfeld/costa-rica-ragt-heraus-
- Quote paper
- Magdalena Euler (Author), 2022, Mögliche Auswirkungen des deutschen Lieferkettengesetzes auf die Agrarindustrie in Costa Rica, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1365006