Diese Arbeit hat das Ziel, die unterschiedliche Darstellung in den Rand- und Kapitelminiaturen nachzuweisen. Dabei soll zunächst die satirisch-polemische Darstellung im Text untersucht werden. In einem zweiten Schritt wird untersucht inwieweit diese Darstellung des Textes in den Kapitelminiaturen illustriert wird. Anschließend werden die Randminiaturen auf ähnliche Darstellung untersucht.
In Anbetracht der Verwendung von Namen für die Figuren innerhalb des "grossen Lutherischen Narren" muss zwischen dem Murnarren (handelnde Figur) und Thomas Murner (Autor) sowie zwischen Luther (Figur im grossen Lutherischen Narren) und Martin Luther (reale Person) unterschieden werden. Ebenso unterscheidet diese Arbeit zwischen dem "grossen Lutherischen Narren" (Werk) und dem "grossen lutherischen Narren" (Figur, die die reformatorische Bewegung verkörpert).
Im ausgehenden 15. Jahrhundert und dem beginnenden 16. Jahrhundert kommt es in Europa, aufgrund zunächst nicht miteinander verknüpfter Prozesse, die sich jedoch im weiteren Verlauf gegenseitig verstärken, zu starken Einschnitten in verschiedenen Bereichen, die dazu führen, dass von einem Epochenwandel gesprochen wird. Als größter Katalysator vieler Entwicklungen gilt die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg. In Verbindung mit einer aufkommenden Kirchenkritik und der Möglichkeit, diese durch den Druck zeitnah und in großer Auflage verbreiten zu können, entsteht eine rege Buchproduktion. Während bis 1517 nur bis zu 500 Drucke veröffentlicht worden seien, schlagen die Jahre 1517 – 1524 mit mehr als 1.000 veröffentlichten Drucken stärker zu Buche und markieren auf quantitativer Ebene sowohl den Durchbruch des gedruckten Buches als neues Medium sowie die Frühphase und thematische Wichtigkeit der Reformation
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Illustrierbare satirisch-polemische Sollbruchstellen im Text
- Die textliche Darstellung des lutherischen Narren
- Die textliche Darstellung der Bundesgenossen
- Die Darstellung in den Miniaturen
- Der grosse lutherische Narr in den Miniaturen
- Die Bundesgenossen in den Kapitelminiaturen
- Die (Nicht-)Darstellung des Textes in den Randminiaturen
- Fazit
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die satirisch-polemische Darstellung der reformatorischen Bewegung und ihrer Protagonisten in Thomas Murners Schrift „Von dem grossen Lutherischen Narren“. Sie untersucht, wie diese Polemik sowohl im Text als auch in den Miniaturen des Buches zum Ausdruck kommt. Die Analyse fokussiert auf die Unterschiede zwischen Kapitelminiaturen und Randminiaturen und deren Beziehung zum Text.
- Die satirisch-polemische Sprache und Darstellung der Reformatoren im Text
- Die Illustrierung der satirischen Elemente in den Kapitelminiaturen
- Die Funktion der Randminiaturen als ästhetisches Element und ihre Beziehung zum Text
- Die Rolle der Figuren im Text und in den Illustrationen, insbesondere des „grossen Lutherischen Narren“ und des „Murnarren“
- Die unterschiedliche Funktion der Kapitelminiaturen und Randminiaturen in der Vermittlung der Polemik.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische und mediale Bedeutung von Thomas Murners „Von dem grossen Lutherischen Narren“ vor. Die Schrift wird als Ausdruck der Auseinandersetzung mit der Reformation im frühen 16. Jahrhundert betrachtet, wobei Murners Nutzung von Satire und Polemik im Kontext des damaligen Buchdrucks und der Entwicklung von Flugschriften beleuchtet wird.
Kapitel 2 untersucht die satirisch-polemischen „Sollbruchstellen“ im Text, die Murner zur Diskretitierung der Reformatoren und zur Legitimation seiner eigenen Polemik einsetzt.
Kapitel 3 analysiert die Kapitelminiaturen als illustrativen Ausdruck der satirischen Elemente im Text. Dabei wird die Überspitzung und Verzerrung der Figuren und Ereignisse in den Miniaturen als Verstärkung der Botschaft des Textes interpretiert.
Kapitel 4 widmet sich der (Nicht-)Darstellung des Textes in den Randminiaturen. Hier wird die ästhetische Funktion der Randminiaturen als Wiederholung von Motiven und das Fehlen eines direkten inhaltlichen Bezuges zum Text beleuchtet.
Schlüsselwörter
Thomas Murner, "Von dem grossen Lutherischen Narren", Reformation, Satire, Polemik, Flugschrift, Buchdruck, Kapitelminiaturen, Randminiaturen, Murnarr, Luther, Illustration, Ästhetik, mediale Kommunikation, Bildsprache, Reformatoren.
- Quote paper
- Lennart Ehlbeck (Author), 2022, Thomas Murners "Von dem grossen Lutherischen Narren". Ästhetik, Illustration und Polemik in Text, Miniaturen und Randminiaturen im frühen Buchdruck, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1352024