Aktuelle Trends wie Übergewicht und Bewegungsmangel und damit zusammenhängend der Rückgang der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern stehen immer mehr im allgemeinen Interesse, vor allem jedoch im Interesse der Sportwissenschaftler. Grundsätzlich wird eine allgemeine Verschlechterung der motorischen Leistungsfähigkeit speziell bei Übergewichtigen postuliert, wobei die Datenlage nur bezüglich der Dimensionen Kraft und Kondition gesichert ist (vgl. Graf et al., 2007a, S. 635). Obwohl bisherige Studien zusätzlich ein Defizit bei übergewichtigen Kindern hinsichtlich koordinativer Fähigkeiten feststellten, können diese Ergebnisse zum einen als uneinheitlich und zum anderen, aufgrund der Missachtung des Gütekriteriums der Validität, als nicht generalisierbar betrachtet werden (vgl. Prätorius, 2008). Diesbezüglich wurde im Rahmen dieser Arbeit unter Berücksichtigung aller Gütekriterien untersucht, inwiefern übergewichtige Kinder tatsächlich im koordinativen Bereich eingeschränkt sind. Unterscheiden sich die koordinativen Leistungen dieser Gruppe wirklich signifikant von der Leistungsfähigkeit ihrer normalgewichtigen Altersgenossen?
Zur Überprüfung dieser Fragestellung wurde der Kinderkoordinations-Test von Prätorius mit fünf Testitems herangezogen und durch einen Stabilometrie-Test ergänzt. Bei diesem Test wurde die statische Gleichgewichtsfähigkeit der Probanden durch ein 10-Sekunden-langes Stehen auf einer Kraftmessplatte der Firma GeBioM gemessen, indem maximale Veränderungen des Center of Pressure in sagittaler und frontaler Richtung in Millimeter aufgezeichnet wurden. Demnach wurden die sechs verschiedenen koordinativen Fähigkeiten der Differenzierungsfähigkeit, der Rhythmusfähigkeit, der dynamischen und statischen Gleichgewichtsfähigkeit, der räumlichen Orientierungsfähigkeit und der Reaktionsfähigkeit von normalgewichtigen und übergewichtigen Kindern erfasst und unter Zuhilfenahme der Normierungstabelle von Prätorius in „gut“, „normal“ und „auffällig“ eingeordnet. Anschließend wurden diese Daten mit der Software SPSS 17.0 mithilfe des nichtparametrischen Mann-Whitney-U-Tests statistisch analysiert, ausgewertet und zuletzt miteinander verglichen. Zusätzlich wurden die Korrelationen der Merkmalsausprägungen der maximalen Frontal- und Sagittalschwankungen mit den Werten der dynamischen Gleichgewichtsfähigkeit berechnet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Motorische Leistungsfähigkeit
- 2.1 Begriffsbestimmung von Leistung und Definition motorischer Leistungsfähigkeit
- 2.2 Motorische Leistungsfähigkeit – die aktuelle Situation
- 3 Der Koordinationsbegriff und Strukturierungsansätze
- 3.1 Begriffsbestimmung koordinativer Fähigkeiten
- 3.2 Modelle der Bewegungskoordination und Strukturierungsansätze der Koordination
- 3.3 Fünf verschiedene koordinative Fähigkeiten nach Hirtz
- 3.3.1 Differenzierungsfähigkeit
- 3.3.2 Rhythmusfähigkeit
- 3.3.3 Gleichgewichtsfähigkeit
- 3.3.4 Orientierungsfähigkeit
- 3.3.5 Reaktionsfähigkeit
- 3.4 Die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten im Kindesalter
- 3.5 Die Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten
- 4 Übergewicht und Adipositas
- 4.1 Definition von Übergewicht und Adipositas
- 4.2 Methoden zur Bestimmung von Übergewicht
- 4.2.1 Body Mass Index
- 4.2.2 Weitere Methoden
- 4.3 Übergewicht und motorische Leistungsfähigkeit
- 4.3.1 Die motorische Leistungsfähigkeit übergewichtiger Kinder
- 4.3.2 Koordinative Fähigkeiten übergewichtiger Kinder - der aktuelle Stand
- 5 Methodik
- 5.1 Sportmotorische Tests
- 5.2 Koordinationstests
- 5.3 Beispiel für einen Koordinationstest: Der Kinderkoordinations-Test
- 5.4 Untersuchungsdesign
- 5.4.1 Der Kinderkoordinations-Test: Testitems
- 5.4.1.1 Test der Differenzierungsfähigkeit
- 5.4.1.2 Test der (dynamischen) Gleichgewichtsfähigkeit
- 5.4.1.3 Test der Rhythmusfähigkeit
- 5.4.1.4 Test der Reaktionsfähigkeit
- 5.4.1.5 Test der Orientierungsfähigkeit
- 5.4.2 Der Einbeinstand
- 5.4.1 Der Kinderkoordinations-Test: Testitems
- 5.5 Untersuchungsstichprobe
- 5.6 Statistische Auswertungsverfahren
- 6 Ergebnisdarstellung
- 6.1 Überprüfung der Voraussetzungen des Datensatzes
- 6.2 Auswertung des Mann-Whitney-U-Tests
- 6.3 Vergleich der einzelnen koordinativen Fähigkeiten mithilfe der Tests
- 6.4 Korrelationsberechnung zwischen der dynamischen und statischen Gleichgewichtsfähigkeit
- 7 Diskussion
- 8 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die koordinative Leistungsfähigkeit übergewichtiger Kinder im Grundschulalter. Ziel ist es, herauszufinden, ob sich die koordinativen Leistungen dieser Kinder signifikant von denen normalgewichtiger Altersgenossen unterscheiden.
- Koordination und motorische Leistungsfähigkeit bei Kindern
- Einfluss von Übergewicht auf die motorische Entwicklung
- Validität von Koordinationstests bei übergewichtigen Kindern
- Entwicklung koordinativer Fähigkeiten im Kindesalter
- Methoden der sportmotorischen Testung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern ein, betont den Bewegungsmangel und den Zusammenhang mit Übergewicht. Die steigende Anzahl übergewichtiger Kinder und die uneinheitliche Datenlage bezüglich koordinativer Fähigkeiten werden hervorgehoben. Die Forschungsfrage nach signifikanten Unterschieden in der koordinativen Leistungsfähigkeit zwischen übergewichtigen und normalgewichtigen Kindern wird formuliert, und die Hypothese, dass keine signifikanten Unterschiede bestehen, wird aufgestellt. Die Struktur der Arbeit wird skizziert.
2 Motorische Leistungsfähigkeit: Dieses Kapitel definiert die Begriffe Leistung und Leistungsfähigkeit im Kontext der Sportwissenschaft. Es beschreibt die aktuelle Situation der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern, wobei auf Studien hingewiesen wird, die eine Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten in den letzten Jahrzehnten feststellen. Die Uneinheitlichkeit der Ergebnisse und das Problem fehlender Standardisierung werden diskutiert. Die verschiedenen Dimensionen der motorischen Leistungsfähigkeit, insbesondere der Unterschied zwischen konditionellen und koordinativen Fähigkeiten, werden erläutert.
3 Der Koordinationsbegriff und Strukturierungsansätze: Das Kapitel befasst sich mit der Definition des Koordinationsbegriffs und der Schwierigkeit, koordinative Fähigkeiten zu strukturieren. Es werden verschiedene Modelle und Ansätze zur Strukturierung koordinativer Fähigkeiten vorgestellt, wobei der Fokus auf dem fähigkeitsorientierten Ansatz liegt. Die fünf fundamentalen koordinativen Fähigkeiten nach Hirtz (Differenzierungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit) werden detailliert beschrieben, und ihre Entwicklung im Kindesalter wird erläutert. Die Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten für die allgemeine Entwicklung des Kindes wird hervorgehoben.
4 Übergewicht und Adipositas: Dieses Kapitel definiert die Begriffe Übergewicht und Adipositas und beschreibt verschiedene Methoden zu ihrer Bestimmung, insbesondere den Body Mass Index (BMI). Es wird der Zusammenhang zwischen Übergewicht und motorischer Leistungsfähigkeit diskutiert, wobei auf Studien hingewiesen wird, die sowohl negative als auch uneinheitliche Ergebnisse zeigen. Der Fokus liegt auf der Frage, ob und inwieweit übergewichtige Kinder in ihren koordinativen Fähigkeiten eingeschränkt sind.
5 Methodik: Das Kapitel beschreibt die Methodik der empirischen Untersuchung. Es erläutert die Auswahl des Kinderkoordinations-Tests (KiKo-Test) von Prätorius und dessen Vorteile im Vergleich zu anderen Koordinationstests. Die Durchführung des Tests, einschließlich der Testitems, das Untersuchungsdesign und die statistischen Auswertungsverfahren (Mann-Whitney-U-Test und Korrelationsrechnung) werden detailliert dargestellt.
6 Ergebnisdarstellung: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Es beschreibt die Überprüfung der Voraussetzungen für den Mann-Whitney-U-Test und die Ergebnisse des Tests selbst. Die Ergebnisse der einzelnen koordinativen Fähigkeiten werden im Detail dargestellt und mit den Normwerten verglichen. Die Korrelationsberechnung zwischen der dynamischen und statischen Gleichgewichtsfähigkeit wird erläutert.
Schlüsselwörter
Koordinative Leistungsfähigkeit, Übergewicht, Adipositas, Kinder, Grundschulalter, Koordinationstests, Kinderkoordinations-Test (KiKo-Test), Mann-Whitney-U-Test, Differenzierungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, BMI, Motorische Entwicklung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studie: Koordinative Leistungsfähigkeit übergewichtiger Kinder
Was ist das Thema der Studie?
Die Studie untersucht die koordinative Leistungsfähigkeit von übergewichtigen Kindern im Grundschulalter und vergleicht diese mit der von normalgewichtigen Kindern. Das Hauptziel ist es, herauszufinden, ob signifikante Unterschiede in den koordinativen Fähigkeiten zwischen beiden Gruppen bestehen.
Welche koordinativen Fähigkeiten wurden untersucht?
Die Studie konzentriert sich auf fünf fundamentale koordinative Fähigkeiten nach Hirtz: Differenzierungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit (dynamisch und statisch), Orientierungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit. Diese wurden mithilfe des Kinderkoordinations-Tests (KiKo-Test) gemessen.
Welcher Test wurde verwendet?
Der Kinderkoordinations-Test (KiKo-Test) von Prätorius wurde eingesetzt, um die koordinativen Fähigkeiten der Kinder zu erfassen. Die Auswahl dieses Tests wird in der Methodik detailliert begründet.
Wie wurde Übergewicht definiert und gemessen?
Übergewicht und Adipositas wurden anhand des Body Mass Index (BMI) definiert und bestimmt. Die Studie erläutert die Methode der BMI-Berechnung und geht auch auf weitere Methoden zur Bestimmung von Übergewicht ein.
Welche statistischen Methoden wurden angewendet?
Zur Auswertung der Daten wurde der Mann-Whitney-U-Test verwendet, um Unterschiede zwischen den Gruppen (übergewichtige und normalgewichtige Kinder) in den einzelnen koordinativen Fähigkeiten zu prüfen. Zusätzlich wurde eine Korrelationsrechnung durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen der dynamischen und statischen Gleichgewichtsfähigkeit zu untersuchen.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse der Studie werden detailliert im Kapitel "Ergebnisdarstellung" präsentiert. Sie beinhalten die Überprüfung der Voraussetzungen für den Mann-Whitney-U-Test, die Ergebnisse des Tests für die einzelnen koordinativen Fähigkeiten und die Korrelationsanalyse zwischen dynamischer und statischer Gleichgewichtsfähigkeit. Ein Vergleich mit Normwerten wird ebenfalls durchgeführt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Studie?
Die Schlussfolgerungen und die Interpretation der Ergebnisse werden im Kapitel "Diskussion" erläutert. Die Studie bewertet, ob die anfängliche Hypothese (keine signifikanten Unterschiede) bestätigt oder widerlegt werden konnte.
Welche Bedeutung hat die Studie?
Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Übergewicht und koordinativer Leistungsfähigkeit bei Kindern. Die Ergebnisse können für die Entwicklung von Interventionsprogrammen zur Förderung der motorischen Entwicklung übergewichtiger Kinder relevant sein.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Studie?
Schlüsselwörter sind: Koordinative Leistungsfähigkeit, Übergewicht, Adipositas, Kinder, Grundschulalter, Koordinationstests, Kinderkoordinations-Test (KiKo-Test), Mann-Whitney-U-Test, Differenzierungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, BMI, Motorische Entwicklung.
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- Stephanie Zurhausen (Author), 2009, Die koordinative Leistungsfähigkeit übergewichtiger Kinder im Grundschulalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/135091