Vor dem Hintergrund, dass die dadaistische Kunst als sogenannte "Anti-Kunst" charakterisiert wird und sich gegen wichtige Themen ihrer Zeit versucht abzugrenzen, möchte ich in dieser Hausarbeit anhand des dadaistischen Lautgedichts "Karawane" von Hugo Ball prüfen, ob die dadaistische Lyrik tatsächlich widerständige Ästhetik ist.
Die Dada-Bewegung wurde am 5. Februar 1916 in der Kneipe des Cabaret Voltaire in der Zürcher Spiegelgasse gegründet. Um sich vom Bürgertum und von klassischen Weltbildern abzugrenzen sowie um ihrem Protest gegen die Grausamkeiten des Krieges Gehör zu verschaffen, entwickeln die mitwirkenden Künstler:innen dieses Bündnisses eine Art Anti-Kunst.
In dem heutigen Kulturwissenschafts- und Kunstdiskurs stellen Wissenschaftler:innen Überlegungen zu dem Thema Ästhetik als Widerstand an. Lisa K. Bogerts spricht in ihrem Aufsatz „Ästhetik als Widerstand – Ambivalenzen von Kunst und Aktivismus“, erschienen im Jahr 2007, dem Visuellen eine besonders starke Mobilisierungskraft zu. Diese führt sie auf seine sprachübergreifende Symbolik und emotionale Wirkung zurück. Sie prägt den Begriff "Artivismus", der eine Hybridform zwischen Kunst und Aktivismus beschreibt, da sie davon ausgeht, dass insbesondere bei Veränderungsprozessen von gesellschaftlichen (Herrschafts-)Verhältnissen, die Wechselbeziehung zwischen Kunst und Aktivismus ausgesprochen eng ist.
Daniel Grummt (2018) beschäftigt sich noch spezifischer mit der Widerständigkeit von Gedichten. Er nimmt an, dass Gedichte über mindestens vier Widerstandspotentiale verfügen. Diese stehen teilweise in Wechselbeziehung zueinander und können sich ebenfalls gegenseitig bekräftigen. Im Zentrum seines Aufsatzes „Zur vierfachen Widerständigkeit von Gedichten – Einige soziopoetische Implikationen“ stehen vier Hauptformen des Widerstands von Gedichten, die sich sowohl beim Anfertigen von dichterischem Kunstwerk als auch bei der Rezeption von Gedichten feststellen lassen, genauso wie auf formaler oder inhaltlicher Ebene.
Obwohl der Dadaismus auch andere Verfahren und Ausdrucksmittel abdeckt, wie die Collage, die Fotomontage, das Ready Made oder Performances, habe ich mich dazu entschieden Lyrik zu analysieren, weil ich mich im Rahmen einer Hausarbeit im Modul "Literaturwissenschaft" mit der philologischen Dimension der dadaistischen Kunst beschäftigen möchte. Ich erhoffe mir von der Untersuchung, ein aufschlussreiches Analyseergebnis in Bezug auf Widerständigkeit von dadaistischen Lautgedichten zu erarbeiten.
Im ersten Teil dieser Ausarbeitung geht es um die Entstehung, Entwicklung, die Motive sowie um wichtige Künstler:innen der dadaistischen Bewegung. Im zweiten Teil wird auf das Konzept „Ästhetik als Widerstand“ sowie auf die vier Widerstandspotentiale von Gedichten eingegangen. Wichtig dabei ist die Definition des Begriffs Widerstand. Im dritten Teil werden die vier erarbeiteten "Widerstandsebenen" von Gedichten auf das Lautgedicht „Karawane“ von Hugo Ball angewandt, mit dem Ziel die oben aufgestellte Forschungshypothese zu prüfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Avantgarde und Dadaismus
- Ästhetik als Widerstand
- Widerstandspotenziale von Gedichten
- Analyse
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob dadaistische Lautgedichte tatsächlich widerständige Ästhetik sind. Dazu wird anhand des Lautgedichts "Karawane" von Hugo Ball untersucht, ob die Lyrik des Dadaismus über Widerstandspotenziale verfügt.
- Entstehung und Entwicklung des Dadaismus
- Konzept der "Ästhetik als Widerstand"
- Widerstandspotenziale von Gedichten
- Analyse des Lautgedichts "Karawane" von Hugo Ball
- Bedeutung des Dadaismus für die Kunstgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen und kulturellen Kontext des Dadaismus dar und erläutert die Forschungsfrage der Hausarbeit. Die Bedeutung von "Ästhetik als Widerstand" und die vier Widerstandspotenziale von Gedichten werden als theoretische Grundlagen vorgestellt.
Theoretische Grundlagen
In diesem Kapitel werden die Konzepte der Avantgarde und des Dadaismus beleuchtet. Die Entstehung und Entwicklung des Dadaismus werden mit Schwerpunkt auf die Rolle von Hugo Ball und das Cabaret Voltaire in Zürich beschrieben. Zudem wird das Konzept der "Ästhetik als Widerstand" und die vier Widerstandspotenziale von Gedichten erläutert, die als analytisches Instrumentarium für die Analyse des Lautgedichts "Karawane" dienen.
Analyse
Das Kapitel widmet sich der Analyse des Lautgedichts "Karawane" von Hugo Ball. Die vier Widerstandspotenziale von Gedichten werden auf das Gedicht angewandt, um zu untersuchen, ob und inwiefern das Gedicht tatsächlich widerständige Ästhetik ist.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Hausarbeit sind Dadaismus, Lautgedicht, Ästhetik, Widerstand, Avantgarde, Hugo Ball, "Karawane", Cabaret Voltaire, Zürich, Kunstgeschichte, Lyrik, Anti-Kunst.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2022, Widerständigkeit von dadaistischen Lautgedichten. Analyse des Dada-Lautgedichts "Karawane" von Hugo Ball, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1333379