Die Hexe in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm wird in besonders schillernden und kräftigen Farben gezeichnet.
Beschrieben wird sie als böse alte Frau, die auf eine Krücke gestützt umherschleicht. Sie lebt alleine in einem Häuschen im Wald und ist mit zauberischen Fähigkeiten versehen. Ihr Körper ist gelb und ausgemergelt, die Hände dürr und knochig. Die Augen sind rot und stechend und auf ihrer riesigen Nase sitzt eine Warze. Ihre Stimme ist schnarrend und ihr Lachen ist böse und höhnisch.
„Das Bild der Hexe, wie wir es aus den bekanntesten Märchen kennen, ist sehr einseitig. Als Kinderschreck ist sie alt, hässlich und böse.“
In über 50 Märchen der Brüder Grimm, einem Drittel aller Kinder- und Hausmärchen gehört sie zum festen Inventar, wird das Märchen durch diese Hexenfigur geprägt.
Ihre beschriebene abschreckende Hässlichkeit und Boshaftigkeit wird in den Märchen im Besonderen hervorgehoben. Diese Attribute sind zum festen Inventar dieser Märchenhexe geworden und zeichnen ihr Bild aus.
Die Märchenforschung ist durch dieses Bild geprägt, die Forschungsgrundlage zumeist nach diesem Hintergrund ausgerichtet worden. Diesbezüglich betont Lutz Röhrich:
„Fällt das Stichwort „Hexe“ im Zusammenhang mit dem Märchen, hat man als erstes die Hexe des Knusperhauses in „Hänsel und Gretel“ vor Augen.“
In diesem Märchen vereint sie alle ihr angedachten Attribute. Sie ist die steinalte Frau, die alleine in einem Häuschen im Wald lebt. Sie geht an einem Krückstock, hat stechende Augen und ihr Gelächter ist überheblich und schrill. Hass, Neid und Hochmut sind der Ursprung ihrer Handlungen. Die konsequente Verfolgung ihrer Mordpläne dient in erster Linie der Befriedigung ihrer kannibalischen Gelüste.
„Hänsel und Gretel“ hat das Bild der Märchenhexe geprägt und diese Bedeutungszuweisung möglicherweise zur Realität des Märchens werden lassen.
Es liegt die Vermutung nahe, dass die Bedeutungszuweisung des Begriffs Märchenhexe seine Herkunft in den Märchen der Brüder Grimm findet.
Diese Arbeit wird sich mit der Märchenhexe, ihrem Bild und ihrer Stellung in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm beschäftigen.
Sie wird versuchen die Frage zu beantworten, ob es die Märchenhexe, einen Stereotyp von Hexe in den Märchen der Brüder Grimm wirklich gibt, und ob die Hexe in „Hänsel und Gretel“ diesen Stereotyp einnimmt?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Herkunft und Bedeutung des Hexenbegriffs
- 2.1 Historischer Wandel des Hexenbildes
- 2.2 Hexenbilder in der frühen Neuzeit (15.-17.Jh.)
- 2.3 Von der Volkshexe zur Märchenhexe
- 3. Die Märchenhexe
- 3.1 Exkurs über das Wesen des Märchens nach Wilhelm Grimm
- 3.2 Welchen Platz nimmt die Hexe im Grimmschen Märchen ein?
- 4. Die Hexe im Märchen von „Hänsel und Gretel“
- 4.1 Die Stiefmutter in „Schneewittchen“
- 4.2 Die Feen und die weisen Frauen in ,,Dornröschen“
- 5. Die Hexe im ausländischen Märchen - Die Baba Jaga
- 5.1 Die Hexe in der Sage
- 6. Schlussbetrachtung
- 7. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Bild der Hexe in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Ziel ist es, zu klären, ob ein Stereotyp der "Märchenhexe" existiert und ob die Hexe in "Hänsel und Gretel" dieses Stereotyp verkörpert. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen analytischen Teil.
- Historische Entwicklung des Hexenbildes
- Wandel von der Volkshexe zur Märchenhexe
- Analyse der Hexendarstellung in ausgewählten Grimmschen Märchen
- Vergleich mit ausländischen Hexenfiguren (Baba Jaga)
- Die Rolle der Hexe im Kontext des Märchens
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt das gängige Bild der Hexe in den Grimmschen Märchen als böse, alte Frau. Sie stellt die Forschungsfrage nach dem Vorhandensein eines Stereotyps der Märchenhexe und skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich in einen theoretischen und einen analytischen Teil gliedert. Die Einleitung hebt die einseitige Darstellung der Hexe als Kinderschreck hervor und benennt die Notwendigkeit einer umfassenderen Untersuchung.
2. Herkunft und Bedeutung des Hexenbegriffs: Dieses Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung des Hexenbildes, beginnend mit der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs und seinen Wandlungen bis hin zur Märchenhexe. Es analysiert die Hexenbilder der frühen Neuzeit und den Übergang von der Volkshexe zur literarischen Figur im Märchen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Bildes und der Bedeutungswandels im Laufe der Geschichte.
3. Die Märchenhexe: Dieses Kapitel untersucht die spezifische Rolle und Darstellung der Hexe in den Märchen der Brüder Grimm. Es analysiert ihre Erscheinung, ihren Charakter und ihr Verhalten auf Basis einer grundlegenden Analyse. Ein Exkurs zu Grimms Märchenbegriff soll die Bedeutung der Hexe innerhalb des Märchens kontextualisieren und klären.
4. Die Hexe im Märchen von „Hänsel und Gretel“: Dieses Kapitel analysiert die Hexenfigur in „Hänsel und Gretel“, „Schneewittchen“ und „Dornröschen“. Es untersucht, ob und inwiefern diese Figuren dem postulierten Stereotyp entsprechen und ob es Variationen und Abweichungen von diesem Stereotyp gibt. Der Fokus liegt auf der detaillierten Analyse der jeweiligen Hexenfiguren in ihren spezifischen Märchenkontexten.
5. Die Hexe im ausländischen Märchen - Die Baba Jaga: In diesem Kapitel wird die Hexe aus dem Grimmschen Kontext herausgelöst und mit der Baba Jaga, einer slawischen Hexenfigur, verglichen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen Figuren werden herausgearbeitet, um die Spezifität der deutschen Märchenhexe besser zu verstehen und ihr Bild zu schärfen. Der Vergleich dient der besseren Kontextualisierung und Einordnung der Grimmschen Hexendarstellung.
Schlüsselwörter
Märchenhexe, Brüder Grimm, Hexenbild, Stereotyp, Volkshexe, "Hänsel und Gretel", Baba Jaga, Märchenforschung, frühe Neuzeit, Bedeutungswandel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Märchenhexe bei den Brüdern Grimm
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert das Bild der Hexe in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Der Fokus liegt auf der Frage, ob ein Stereotyp der "Märchenhexe" existiert und ob die Hexe in "Hänsel und Gretel" dieses Stereotyp verkörpert.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht die historische Entwicklung des Hexenbildes, den Wandel von der Volkshexe zur Märchenhexe, die Darstellung der Hexe in ausgewählten Grimmschen Märchen (u.a. Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Dornröschen), einen Vergleich mit ausländischen Hexenfiguren (Baba Jaga) und die Rolle der Hexe im Kontext des Märchens. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen analytischen Teil.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet folgende Kapitel: Einleitung, Herkunft und Bedeutung des Hexenbegriffs (inkl. historischer Wandel, Hexenbilder in der frühen Neuzeit und der Übergang von der Volkshexe zur Märchenhexe), Die Märchenhexe (inkl. Exkurs über Grimms Märchenbegriff), Die Hexe im Märchen von „Hänsel und Gretel“ (inkl. Vergleich mit Schneewittchen und Dornröschen), Die Hexe im ausländischen Märchen - Die Baba Jaga, Schlussbetrachtung und Literaturverzeichnis.
Wie wird die Hexe in Hänsel und Gretel dargestellt?
Das Kapitel zu "Hänsel und Gretel" analysiert die Hexenfigur in diesem Märchen im Detail und untersucht, ob und inwiefern diese Figur dem postulierten Stereotyp der Märchenhexe entspricht. Es wird geprüft, ob es Variationen und Abweichungen von diesem Stereotyp gibt, und die Figur wird im spezifischen Märchenkontext betrachtet.
Welchen Vergleich zieht die Arbeit?
Die Arbeit vergleicht die Darstellung der Hexe in den Grimmschen Märchen mit der Baba Jaga, einer slawischen Hexenfigur. Dieser Vergleich dient dazu, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten und die Spezifität der deutschen Märchenhexe besser zu verstehen.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Existiert ein Stereotyp der "Märchenhexe" in den Grimmschen Märchen, und verkörpert die Hexe in "Hänsel und Gretel" dieses Stereotyp?
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Märchenhexe, Brüder Grimm, Hexenbild, Stereotyp, Volkshexe, "Hänsel und Gretel", Baba Jaga, Märchenforschung, frühe Neuzeit, Bedeutungswandel.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das Bild der Hexe in den Grimmschen Märchen zu untersuchen und zu klären, ob und wie ein Stereotyp der Märchenhexe existiert. Die einseitige Darstellung der Hexe als Kinderschreck soll durch eine umfassendere Untersuchung relativiert werden.
- Quote paper
- Denise Hofmann (Author), 2009, Die Hexe in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/132870