Die externe Rechnungslegung, wie sie heute in Deutschland auf Basis des HGB ihre Anwendung findet, folgt einer langen Tradition. Die Geschichte ist geprägt von zahlreichen Modifikationen der Gesetzgebung, welche vor allem durch Konflikte zwischen den Adressaten der Bilanzen und den Unternehmenseignern veranlasst waren. Bereits im AktG von 1870 wurden AGs zur Offenlegung ihrer Bilanzen in Gesellschaftsblättern verpflichtet, wodurch ein verbesserter Schutz der Adressaten – insbesondere Gläubigern – bezweckt wurde. Mit dem Gründerkrach an der Wiener Börse 1873 nahmen bilanzpolitische Spielarten der Eigner derartige Ausmaße an, dass es 1884 zu weiteren Gesetzesänderungen kam. Kontroversen dieser Art sind bis heute ein aktuelles Thema im Bilanzierungsalltag.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Eigner-Gläubiger-Konflikt in haftungsbeschränkten Unternehmen. Kapitel 2 charakterisiert die externe Rechnungslegung und zeigt deren verschiedene Verwendungskategorien auf. In diesem Zusammenhang wird darauf eingegangen, warum Bilanzen aus Sicht der verschiedenen Adressaten und Beteiligten nur unvollkommene Informationen zur Verfügung stellen.
Der daraus resultierende Interessenkonflikt zwischen Eignern und Gläubigern bildet den Kern des 3. Kapitels. Es wird dabei auf die Bilanzinteressen beider Beteiligten eingegangen und der Tatbestand des vorliegenden Konflikts anhand verschiedener Finanzierungsszenarien erörtert. Teil 4 der Arbeit beschäftigt sich eingehend mit den bilanziellen Auswirkungen dieser Problematik. Insbesondere wird hierbei auf die Frage nach Gestaltungsmöglichkeiten und –einschränkungen für die Unternehmenseigner eingegangen, die sich „wie ein roter Faden“ durch das externe Rechnungswesen zieht. Die Darstellung der vom Gesetzgeber normierten Maßnahmen zur Substanzerhaltung bilden die Basis dieser Überlegungen. Es folgt ein Aufriss über mögliche dispositive Regelungen, die Eigner und Gläubiger fernab der handelsrechtlichen Bestimmungen fixieren und welche in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Unter Bezugnahme auf die durch das BilMoG initiierte HGB-Reform schließt Kapitel 4 mit einem Überblick der besonders themenrelevanten Unterschiede zur bisherigen deutschen Rechnungslegung und trägt durch das Aufzeigen aktuellster Neuregelungen zur Vollständigkeit der Arbeit bei.
In Abschnitt 5 werden die aus den Ausführungen gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und eine Wertung der derzeitigen Rechtslage vorgenommen.
Inhaltsverzeichnis
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- 1 EINLEITUNG
- 2 CHARAKTERISTIKA UND VERWENDUNGSKATEGORIEN DER EXTERNEN RECHNUNGSLEGUNG
- 3 DER EIGNER-GLÄUBIGER-KONFLIKT
- 3.1 Eigner- versus Gläubigerinteressen
- 3.2 Konflikttatbestand
- 4 AUSWIRKUNGEN DES EIGNER-GLÄUBIGER-KONFLIKTS AUF DIE RECHNUNGSLEGUNG NACH HGB
- 4.1 Substanzerhaltung
- 4.1.1 Ausschüttungsbegrenzungen
- 4.1.2 Ausprägungen des Vorsichtsprinzips
- 4.1.2.1 Allgemeines
- 4.1.2.2 Realisationsprinzip
- 4.1.2.3 Imparitätsprinzip
- 4.1.2.4 Höchst- und Niederstwertprinzip
- 4.1.3 Dispositive Regelungen
- 4.2 Modifikationen durch das BilMoG
- 4.1 Substanzerhaltung
- 5 FAZIT
- LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Eigner-Gläubiger-Konflikt in haftungsbeschränkten Unternehmen und dessen Auswirkungen auf die externe Rechnungslegung. Sie analysiert die Interessenkonflikte zwischen Eignern und Gläubigern im Kontext der Bilanzierung und untersucht, wie diese Konflikte die Gestaltung der Rechnungslegung beeinflussen.
- Charakterisierung der externen Rechnungslegung und ihrer Verwendungskategorien
- Analyse des Eigner-Gläubiger-Konflikts und seiner Ursachen
- Untersuchung der Auswirkungen des Konflikts auf die Rechnungslegung nach HGB
- Bewertung der Gestaltungsmöglichkeiten und -einschränkungen für Unternehmenseigner
- Diskussion der Modifikationen durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG)
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die externe Rechnungslegung und ihre verschiedenen Verwendungskategorien. Es wird gezeigt, dass Bilanzen aus Sicht der verschiedenen Adressaten und Beteiligten nur unvollkommene Informationen zur Verfügung stellen. Kapitel 3 analysiert den daraus resultierenden Interessenkonflikt zwischen Eignern und Gläubigern. Es werden die Bilanzinteressen beider Beteiligten beleuchtet und der Tatbestand des Konflikts anhand verschiedener Finanzierungsszenarien erörtert. Kapitel 4 befasst sich mit den bilanziellen Auswirkungen des Eigner-Gläubiger-Konflikts. Es wird auf die Gestaltungsmöglichkeiten und -einschränkungen für die Unternehmenseigner eingegangen, die sich aus dem Konflikt ergeben. Insbesondere werden die Substanzerhaltung und die Ausprägungen des Vorsichtsprinzips im HGB beleuchtet. Darüber hinaus werden die Modifikationen durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Eigner-Gläubiger-Konflikt, die externe Rechnungslegung, das Handelsgesetzbuch (HGB), das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), Substanzerhaltung, Vorsichtsprinzip, Ausschüttungsbegrenzungen, Gestaltungsmöglichkeiten und -einschränkungen, Interessenkonflikte, Bilanzinteressen, Finanzierungsszenarien.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Rienecker (Autor:in), 2009, Der Eigner-Gläubiger-Konflikt in haftungsbeschränkten Unternehmen und dessen Auswirkung auf die externe Rechnungslegung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/132840