Jedes Jahr sterben Tausende Menschen durch Infektionen mit multiresistenten Bakterien.
Die Bedrohung durch diese Keime ist inzwischen so hoch, wie durch Influenza, HIV und Tuberkulose zusammen.
Gegen diese Bakterien sind selbst hochwirksame Antibiotika machtlos.
Die Probleme der Gegenwart sind im Prinzip nichts Neues, denn diese Keime gibt es seit mehreren Millionen Jahren. Sie waren schon damals fast unverwundbar.
Nach einer Schätzung der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC „infizierten sich im Jahre 2015 fast 700.000 Menschen in Europa mit multiresistenten Keimen. Mehr als 33.000 starben an den Folgen einer solchen Infektion.“ Hinter den anonymen Zahlen von Statistiken über Infektionen, bei denen herkömmliche Antibiotika nicht mehr helfen, verbergen sich aber noch viel mehr Schicksale.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bakterien
2.1 Definition multiresistente Keime
3. Antibiotikaresistenz
3.1 Bildung von Antibiotikaresistenzen
3.2 Folgen von Antibiotikaresistenzen
3.3 Vermeidung von Antibiotikaresistenzen
4. Behandlungsmöglichkeiten von Infektionen mit multiresistenten Erregern
4.1 Therapien in der klassischen Medizin
4.2 Alternative Behandlungsmöglichkeiten
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Jedes Jahr sterben Tausende Menschen durch Infektionen mit multiresistenten Bakterien.
Die Bedrohung durch diese Keime ist inzwischen so hoch, wie durch Influenza, HIV und Tuberkulose zusammen.1
Gegen diese Bakterien sind selbst hochwirksame Antibiotika machtlos.
Die Probleme der Gegenwart sind im Prinzip nichts Neues, denn diese Keime gibt es seit mehreren Millionen Jahren. Sie waren schon damals fast unverwund- bar.2
Nach einer Schätzung der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC „infizierten sich im Jahre 2015 fast 700.000 Menschen in Europa mit multiresistenten Keimen. Mehr als 33.000 starben an den Folgen einer solchen Infektion.“3 Hinter den anonymen Zahlen von Statistiken über Infektionen, bei denen herkömmliche Antibiotika nicht mehr helfen, verbergen sich aber noch viel mehr Schicksale.
Auch in meiner Familie gibt es einen Fall dieser Erkrankung.
Das hat mein Interesse geweckt, mich näher mit dieser Thematik zu befassen. Die Tatsache, dass so viele Menschen von dem Problem betroffen sind, macht deutlich, dass es sich um ein ernstzunehmendes Thema handelt, das uns alle betrifft. Es stellt sich hierbei die Frage, ob wir Möglichkeiten haben, gezielter gegen multiresistente Keime vorzugehen und ob es die Chance gibt, die Behandlungsmethoden zu erweitern.
„Bis 2050 könnten laut OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) rund 2,4 Millionen Menschen durch Bakterien sterben, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt.“4
Zum besseren Verständnis werde ich mich in der Facharbeit zunächst damit beschäftigen, was man unter dem Begriff „multiresistente Keime“ versteht und mich dann mit der Bildung von Antibiotikaresistenzen und deren Folgen auseinandersetzen. Hierbei ist es mir wichtig, die Probleme, die sich aus dem Einsatz von Antibiotika ergeben, deutlich zu machen, um so einen besseren Überblick für die Problematik zu bekommen.
Im weiteren Verlauf der Facharbeit gehe ich darauf ein, wie sich Resistenzen vermeiden lassen und welche Möglichkeiten der Behandlung es in der klassischen und in der homöopathischen Medizin gibt.
In diesem Teil der Ausarbeitung liegt ein besonderer Schwerpunkt. Ich werde versuchen, die Wichtigkeit alternativer Behandlungsmöglichkeiten zur Bekämpfung multiresistenter Keime deutlich zu machen. Hierbei greife ich unter anderem auf Studien von Stephen Harrod Buhner (Experte für angewandte Pflanzenmedizin) zurück. Mein Arbeitsschwerpunkt liegt in der literaturanalytischen Bearbeitung.
Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der gesammelten Erkenntnisse sowie einem Ausblick auf offene Fragen ab.
2. Bakterien
Wenn über Bakterien gesprochen wird, wird vielfach davon ausgegangen, dass es sich dabei um Krankheitserreger handelt.
Doch nicht immer gefährden diese Keime unsere Gesundheit.
Wir kommen ständig mit ganz unterschiedlichen Bakterien in Kontakt, mit denen sich unser körpereigenes Abwehrsystem, das Immunsystem, auseinandersetzen muss. Allein in und auf jedem menschlichen Körper leben mehrere Billionen Bakterien verschiedenster Arten.
Die Vielzahl der unterschiedlichen Keime, die sich natürlicherweise auf unserer Haut, den Schleimhäuten und im Darm befinden, sorgt für eine wichtige Schutzfunktion. Diese gesunde, ausgewogene und stabile Keimflora sorgt dafür, dass krank machende Erreger nicht ungehindert in den Körper eindringen können.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch die krankheitserregenden Bakterienarten. Wenn solche Erreger z.B. über kleine Wunden in den Körper gelangen, kann eine Infektion entstehen. Das Immunsystem versucht, diese Erreger zu bekämpfen.
Wie heftig und in welcher Form daraufhin Krankheitssymptome auftreten, hängt von der Art des Erregers und von der Abwehrstärke des Immunsystems ab.
Für die Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten wurden spezielle Medikamente, die sogenannten Antibiotika, entwickelt.
Lange Zeit war man davon überzeugt, dass bakterielle Erkrankungen dank Antibiotika wirkungsvoll und dauerhaft bekämpft werden können.
Doch Bakterien sind wahre „Überlebenskünstler“ und können eine Widerstandsfähigkeit, eine sogenannte Resistenz, gegen diese Medikamente entwickeln.5
2.1 Definition multiresistente Keime
Keime, die Resistenzen für fast alle Antibiotika entwickelt haben, bezeichnet man als multiresistente Erreger. Sie werden auch MRE-Keime genannt.
Der häufigste und gefürchtetste dieser multiresistenten Erreger ist MRSA (multiresistenter Staphylococcus aureus).
Als Krankenhauskeim bekannt ist MRSA einer der weltweit wichtigsten multiresistenten Erreger, der aber nicht nur im Krankenhaus zu finden ist.
Der Experte für angewandte Pflanzenmedizin, Stephen Harrod Buhner schreibt:
Junge, völlig gesunde Leute erkranken, werden in die Notaufnahme eingewiesen und bekommen die Diagnose einer unkontrollierbaren MRSA-Infek- tion. Nach einem einfachen Hautriss, zeigt sich eine Weichteilentzündung in Form von geschwollenen Armen oder es kommt zur systemischen Infektion, die das Blut (Bakteriämie), das Herz (Endokarditis), das Rückenmark (Myelitis) oder die Knochen (Osteomyelitis) betrifft. 2007 hat der Staat Virginia 21 Highschools geschlossen, um eine MRSA-Infektion zu stoppen, die einen Schüler getötet und andere krank gemacht hatte. Die Situation wird sich weiter verschlechtern.[6]
Weltweit arbeiten Wissenschaftler inzwischen daran, neue Methoden zu entwickeln, um das Problem der sogenannten multiresistenten Keime wieder in den Griff zu bekommen. Dies gestaltet sich jedoch sehr schwierig.
Es besteht ein Wettlauf zwischen der Resistenzbildung und der Entwicklung neuer Substanzen zur Behandlung.
Buhner beschreibt die Situation wie folgt:
Dabei gehen Bakterien in Bezug auf die Lösung bedrohlicher Probleme äußerst methodisch vor. Genau wie wir wollen sie überleben, und genau wie wir sind sie sehr anpassungsfähig. Tatsächlich sind sie um einiges anpassungsfähiger, als wir es jemals sein werden.7
3. Antibiotikaresistenz
Wir haben zugelassen, dass der hemmungslose Einsatz von Antibiotika die Evolution der Mikrobenwelt umgestaltet hat, und uns dabei selbst jeder Hoffnung auf einen sicheren Umgang damit beraubtAntibiotikaresistenz hat sich unter derart vielen und unterschiedlichen und unerwarteten Arten von Bakterien ausgebreitet, dass das einzig angemessene Urteil hierzu lautet: Wir haben erfolgreich das natürliche Gleichgewicht durcheinander gebracht.8
3.1 Bildung von Antibiotikaresistenzen
Der verschwenderische Umgang mit Antibiotika hat das ehemals wirksamste Mittel gegen bakterielle Infektionen immer mehr abstumpfen lassen.
Werden antibiotische Medikamente nicht lange genug eingenommen oder aber die Therapie wird zu früh abgebrochen, wird die Bildung von Resistenzen begünstigt.
Ebenso kann es zur Resistenzbildung kommen, wenn das Medikament zu niedrig dosiert wurde oder es bei Virusinfektionen eingesetzt wurde, wogegen Antibiotika nichts ausrichten können. Häufig wird keine genaue Erregerbestimmung durchgeführt, sondern einfach auf Verdacht ein antibiotisches Medikament verschrieben.
Um Resistenzbildungen zu vermindern, sollte immer genau untersucht werden, um welche Erregerart es sich handelt. Hierzu wird zum Beispiel ein Abstrich entnommen, der dann in einem Labor genau untersucht wird. Nur dann kann man versuchen, gezielt gegen diese Keime vorzugehen.
Bakterien verfügen über kluge Strategien, um die Wirkung von Antibiotika auszuschalten.
Der falsche Umgang mit antibiotischen Medikamenten führt dazu, dass immer mehr Bakterien resistent werden. Die üblichen Medikamente oder Dosierungen reichen dann nicht mehr aus, um alle Krankheitserreger abzutöten. So können die unempfindlichen Bakterien überleben und sich weiter verbreiten.9
Je häufiger ein Antibiotikum eingenommen wird, desto größer der Anteil unempfindlicher Keime.
Schließlich entsteht ein resistenter Bakterienstamm, bei dem das Antibiotikum nicht mehr wirkt.
Man unterscheidet zwei Arten der Resistenz:
1. Primäre (natürliche) Resistenz
Hierbei beziehen sich die Resistenzeigenschaften auf eine natürliche Wirkungslücke des Antibiotikums.
Es gibt kein Antibiotikum, das gegen alle Erreger wirksam ist.
Bei der primären Resistenz handelt es sich also um eine genetische Unempfindlichkeit eines Erregers gegen ein Antibiotikum.
Ein Teil der Stämme einer Bakterienart ist aufgrund chromosomaler Resistenz unempfindlich. Wenn einer Bakterienspezies beispielsweise die Zielstruktur für ein bestimmtes Antibiotikum fehlt, kann es auch nicht empfindlich sein.
2. Sekundäre (erworbene) Resistenz
Hiermit sind Resistenzeigenschaften gemeint, die durch Mutation im eigenen Genom oder horizontalem Gentransfer von anderen Bakterien entstanden sind.
Ein Mikroorganismus war also ursprünglich sensibel für eine Substanz und hat sich die Resistenzeigenschaften im Laufe der Zeit angeeignet.10
Trifft ein Bakterium auf ein Antibiotikum verwendet es sogenannte Resistenzmechanismen, um sich gegen das Medikament zu wehren.
Dieser Vorgang entwickelt sich in der Regel im Verlauf einiger Bakteriengenerationen.
Doch der Reproduktionszyklus von Bakterien verläuft 500000 mal schneller als beim Menschen. Eine neue Bakteriengeneration kann alle 20 Minuten entstehen und aufgrund dieser Tatsache können sich Resistenzen auch entsprechend schnell entwickeln.
Die verschiedenen Mikroorganismen haben ganz unterschiedliche Wege gefunden, um auf Antibiotika zu reagieren.11
1. Enzymatische Modifikation
Die enzymatische Modifikation von Antibiotika ist einer der Hauptmechanismen bei der Resistenzentwicklung.
Mittlerweile wurden tausende Enzyme12 identifiziert, die bestimmte Antibiotikaklassen abbauen und somit ausschalten können.
Durch antibiotikaspezifische Inaktivierung oder Mobilisierung von Enzymen kann das Antibiotikum zerlegt werden. So kann es, wenn es in die Zelle eingedrungen ist, abgebaut werden.
2. Modifizierte Aufnahme
Antimikrobielle Stoffe müssen meistens in den Organismus eindringen, um diesen abzutöten.
Mikroorganismen benötigen Nährstoffe, um zu überleben.
Einige Antibiotika nutzen diese Eigenschaft, um die Zellmembran13 durchdringen zu können. Sie docken an die Nährstoffe an und gelangen so in die Zelle.
Die Bakterien verändern die Struktur der Zellwand, um dies zu verhindern. Damit ist es schwieriger oder unmöglich, dass die Substanz in den Mechanismus eindringen kann. Die Wirksamkeit des Medikaments wird deutlich abgeschwächt.
3. Zielmodifikation
Bakterien sind in der Lage, ihre innere Struktur zu verändern. Damit sorgen sie dafür, dass die Zielstruktur vom Antibiotikum nicht aufgefunden wird.
Strukturen, die vom Antibiotikum abgetötet werden sollen, sind so verändert worden, dass sie vom Antibiotikum verschont bleiben. Das Antibiotikum wirkt nicht.
4. Effluxpumpen
Bakterien verfügen über sogenannte Effluxpumpen.
Mit diesen Pumpen können Stoffe aus der Zelle transportiert werden.
Alle Bakterien verfügen über diese Effluxpumpen, die sich untereinander unterscheiden. Jede Pumpe ist für einen oder mehrere Stoffe zuständig. Häufig sind die Stoffe sehr unterschiedlich.
Bislang ist unklar, wie die Pumpen bei diesen Unterschieden der Stoffe so wirksam sein können.14
3.2 Folgen von Antibiotikaresistenzen
Eine Folge der Resistenzbildung ist, dass Antibiotika bei immer mehr Krankheitserregern wirkungslos bleiben.
Infektionen können länger andauern und die medizinische Therapie gestaltet sich schwieriger.
Im schlimmsten Fall können eigentlich gut behandelbare Infektionen lebensbedrohlich werden.15
Eine Vielzahl von gut eingedämmten Erkrankungen ist wieder dabei, sich zu verbreiten. Dazu zählen Erkrankungen wie Tuberkulose, Gonorrhoe, Cholera und Malaria. Malaria ist inzwischen gegen 85 % der Antibiotika resistent.16 In besonders bedrohlichem Ausmaß nehmen resistente Krankenhauskeime zu. So sterben jährlich 40000 Menschen an Infektionen, die sie sich im Krankenhaus zugezogen haben.17
Diese hohe Zahl ist auf eine schwache oder nicht ausreichende Immunabwehr zurückzuführen, die besonders bestimmte Patientengruppen betrifft.
Zu früh geborene Babys haben ein noch nicht ausreichend entwickeltes Immunsystem, ältere Menschen, Organempfänger, Aids-Kranke oder Krebspatienten haben eine geschwächte Abwehr.
Doch inzwischen treten MRSA-Infektionen auch immer gehäufter in der Allgemeinbevölkerung auf.
In den letzten Jahren wurde gehäuft über das Auftreten und die Verbreitung von MRSA außerhalb von Krankenhäusern berichtet. Diese als „Community acquired MRSA“ bezeichneten Stämme verbreiten sich in der Bevölkerung
[...]
1 Vgl. (Pohl o.S., 2018)
2 Vgl. (Projan S.32, 2018)
3 (Simmank o.S., 2018)
4 (Baars o.S.,2018)
5 Vgl. (BzgA o.S., 2018)
6 (S. H. Buhner, Resistenz: Eine exponentielle Wachstumskurve S. 61, 2018)
7 (S. H. Buhner, Die Zunahme der bakterielllen Resistenz S. 33, 2018)
8 (Lappé S. 18, 2018)
9 (Schumacher o.S., 2016)
10 Vgl. (Ziesing und Fille o.S., 2012)
11 Vgl. (S. H. Buhner, Resistenzmechanismen S. 34, 2018)
12 Enzym: Organische Verbindung in einer Zelle, die den Stoffwechsel des Organismus steuert
13 Zellmembran: grenzt das innere der Zelle gegenüber dem Außenraum oder anderen Zellen ab
14 Vgl. (S. H. Buhner, Resistenzmechanismen S. 34-36, 2018)
15 Vgl. (Schumacher o.S., 2016)
16 Vgl. (S. H. Buhner, Vermeintlich eliminierte Erkrankungen auf dem Vormarsch S. 43, 2018)
17 Vgl. (Lauer S. 10, 2018)
- Quote paper
- Anonymous,, 2019, Multiresistente Keime auf dem Vormarsch. Haben wir den Kampf bereits verloren?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1326092