Hie hevet sich ein maere, daz waer vil redebaere und waere ouch guot ze sagene, niwan daz es ze klagene den liuten allen gezimt. swer iz rehte vernimt, der muoz iz jamerliche klagen und jamer in dem herzen tragen [...].
Mit diesen vielsagenden Worten führt der Erzähler in die Nibelungenklage ein.
Der mittelhochdeutsche Terminus: „klage“ steht ursprünglich für Wehgeschrei, als Ausdruck von Schmerz und Klagen hervorrufende Not sowie für den Gegenstand und Inhalt der Klage selbst. Er ist Werktitel und zentrales Thema der Nibelungenklage (mhd: diu klage), die Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist.
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Werk der Nibelungenklage unter besonderer Berücksichtigung der Frage, inwieweit die Klage bestimmte Personen und Handlungen anders bewertet als das Nibelungenlied selbst und inwieweit dies Rückschlüsse auf eventuelle Rezeptionsprobleme bezüglich des Nibelungenliedes zulässt.
Dazu erfolgt zunächst eine kurze Betrachtung ihrer Entstehung. Hierbei werden Fragen nach Datierung und Entstehungszusammenhang geklärt. Die anschließende formale Analyse legt in einem ersten Schritt die strukturell-inhaltliche Bauform der Nibelungenklage dar, um einen Einblick in Werkaufbau und Inhalt zu geben. Im Rahmen der weiteren Untersuchung wird der Versuch einer Gattungsbestimmung vorgenommen.
Die anschließende Interpretation befasst sich mit der zentralen Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der Nibelungenklage und dem Nibelungenlied. Hierbei liegt das Augenmerk auf der unterschiedlichen Darstellung von handelnden Personen, der Schuldfrage sowie der Rezeption in beiden Werken. Alle analytischen und interpretatorischen Betrachtungen werden mit konkreten werkimmanenten Textbeispielen belegt und veranschaulicht.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Anhaltspunkte und Bedeutungsperspektiven im Kontext der zentralen Aufgabenstellung darzulegen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Entstehung
- 2.1 Datierung
- 2.2 Entstehungszusammenhang
- 3. Formale Analyse
- 3.1 strukturell-inhaltliche Bauform
- 3.2 Texttyp
- 4. Interpretation
- 4.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Nibelungenklage und dem Nibelungenlied
- 4.1.1 Personen
- 4.1.2 Schuldfrage
- 4.2 Rezeption
- 5. Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die mittelhochdeutsche Nibelungenklage, insbesondere im Hinblick auf ihre Beziehung zum Nibelungenlied. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Personen, der Schuldfrage und der Rezeption beider Werke herauszuarbeiten. Die Analyse soll Aufschluss darüber geben, ob die Nibelungenklage bestimmte Aspekte anders bewertet als das Nibelungenlied und welche Rückschlüsse dies auf mögliche Rezeptionsprobleme des Nibelungenliedes zulässt.
- Entstehung und Datierung der Nibelungenklage im Verhältnis zum Nibelungenlied
- Formale Analyse der strukturellen und inhaltlichen Bauform der Nibelungenklage
- Vergleich der Darstellung von Personen und der Schuldfrage in beiden Werken
- Untersuchung der Rezeption des Nibelungenliedes im Kontext der Nibelungenklage
- Bedeutung der "Klage" als zentrales Thema und Werktitel
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Nibelungenklage ein und benennt die zentrale Forschungsfrage: Inwieweit unterscheidet sich die Bewertung von Personen und Handlungen in der Nibelungenklage von der im Nibelungenlied, und welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf die Rezeption des Nibelungenliedes ziehen? Der Begriff "Klage" wird im mittelhochdeutschen Kontext erläutert und als Werktitel und zentrales Thema der Arbeit herausgestellt. Der Aufbau der Arbeit wird skizziert, mit Fokus auf Entstehung, formaler Analyse und Interpretation.
2. Entstehung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Datierung und dem Entstehungszusammenhang der Nibelungenklage. Die Debatte um die Datierung (um 1200 oder um 1220/30) wird vorgestellt, wobei die Frühdatierung mehr Zuspruch findet. Der enge zeitliche Zusammenhang zwischen Nibelungenlied und Nibelungenklage wird betont, wobei die Nibelungenklage das Nibelungenlied als vorausgesetzten Text betrachtet. Die enge Beziehung wird durch wörtliche Übereinstimmungen und Handlungskontinuitäten belegt. Der Schluss des Nibelungenliedes und der Beginn der Nibelungenklage werden als Beweis für ein zeitliches Nacheinander angeführt. Das Kapitel argumentiert für ein Entstehen der Klage nach dem Lied.
3. Formale Analyse: Die formale Analyse untersucht die inhaltliche Struktur der Nibelungenklage. Es wird eine Dreiteilung des Textes in drei Hauptteile, flankiert von Prolog und Epilog, vorgeschlagen. Der Prolog betont den Wahrheitsgehalt der dargestellten Geschichte und verweist auf deren Klagecharakter. Der erste Teil rekapituliert die Ereignisse des zweiten Teils des Nibelungenliedes, insbesondere den Mord an Siegfried, Kriemhilds Rache und den Untergang der Burgunden. Der zweite Teil, der eigentliche Handlungskern der Klage, beginnt mit dem Auffinden der Leichen und konzentriert sich auf das Beklagen und Beweinen der Toten. Die Totenklage wird detailliert beschrieben, mit Beispielen aus dem Text.
Schlüsselwörter
Nibelungenklage, Nibelungenlied, mittelhochdeutsch, Klagegedicht, Datierung, Entstehungszusammenhang, formale Analyse, Personen, Schuldfrage, Rezeption, Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Interpretation, Werkimmanente Analyse.
Nibelungenklage: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die mittelhochdeutsche Nibelungenklage und vergleicht sie mit dem Nibelungenlied. Der Fokus liegt auf Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Darstellung von Personen, der Schuldfrage und der Rezeption beider Werke. Ziel ist es, herauszufinden, ob die Nibelungenklage bestimmte Aspekte anders bewertet als das Nibelungenlied und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Rezeption des Nibelungenliedes ziehen lassen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst die Entstehung und Datierung der Nibelungenklage im Verhältnis zum Nibelungenlied, eine formale Analyse der strukturellen und inhaltlichen Bauform der Nibelungenklage, einen Vergleich der Darstellung von Personen und der Schuldfrage in beiden Werken, die Untersuchung der Rezeption des Nibelungenliedes im Kontext der Nibelungenklage und die Bedeutung der "Klage" als zentrales Thema und Werktitel.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Entstehung, Formale Analyse, Interpretation und Abschließende Betrachtung. Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage. Das Kapitel "Entstehung" behandelt die Datierung und den Entstehungszusammenhang. Die "Formale Analyse" untersucht die Struktur der Nibelungenklage. Das Kapitel "Interpretation" vergleicht die Darstellung von Personen und der Schuldfrage in beiden Werken und untersucht die Rezeption. Die "Abschließende Betrachtung" fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird die Entstehung der Nibelungenklage behandelt?
Das Kapitel zur Entstehung diskutiert die Datierung (um 1200 oder um 1220/30), wobei die Frühdatierung favorisiert wird. Es wird der enge zeitliche Zusammenhang zwischen Nibelungenlied und Nibelungenklage betont, wobei die Nibelungenklage das Nibelungenlied als vorausgesetzten Text betrachtet. Wörtliche Übereinstimmungen und Handlungskontinuitäten werden als Beweis für die enge Beziehung angeführt. Das Kapitel argumentiert für ein Entstehen der Klage nach dem Lied.
Wie wird die formale Analyse der Nibelungenklage durchgeführt?
Die formale Analyse untersucht die inhaltliche Struktur der Nibelungenklage und schlägt eine Dreiteilung des Textes in drei Hauptteile vor, flankiert von Prolog und Epilog. Der Prolog betont den Wahrheitsgehalt der Geschichte und ihren Klagecharakter. Der erste Teil rekapituliert Ereignisse des Nibelungenliedes. Der zweite Teil konzentriert sich auf das Beklagen der Toten. Die Totenklage wird detailliert beschrieben.
Welche Aspekte werden im Kapitel "Interpretation" verglichen?
Das Kapitel "Interpretation" vergleicht die Darstellung von Personen und die Schuldfrage in der Nibelungenklage und im Nibelungenlied. Es untersucht die Rezeption des Nibelungenliedes im Kontext der Nibelungenklage und die Bedeutung der "Klage" als zentrales Thema und Werktitel.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nibelungenklage, Nibelungenlied, mittelhochdeutsch, Klagegedicht, Datierung, Entstehungszusammenhang, formale Analyse, Personen, Schuldfrage, Rezeption, Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Interpretation, werkimmanente Analyse.
- Quote paper
- Magister Artium Yvonne Holz (Author), 2008, Die Nibelungenklage - Analyse und Interpretation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/130780