Das Ziel dieser Arbeit ist zum einen eine Rückbesinnung auf die Argumentation Jansens und eine kritische Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der Person, die als Erste versucht hat, die Rolle des Falken zu definieren. Zum Zweiten soll versucht werden zu klären, in Anbetracht zahlreicher Erkenntnisse anderer Mediävisten, ob es sich bei dem nun mittlerweile so weit verbreiteten männlichen Falken, nicht doch um einen weiblichen Falken handeln könnte, der sich aufgrund einiger Fehlinterpretationen als männlicher Falke präsentiert.
"Der Kürenberger ist der erste namentlich bekannte deutsche Lyriker." So lauten die einleitenden Worte zur Untersuchung des Falkenlieds in Bernd Weils Analyse des Falkenlieds. Die hohe Bedeutung, die dem Kürenberger beigemessen wird, ist nur allzu gewichtig. Sein berühmtes Falkenlied hat die literaturwissenschaftliche Forschung seit jeher beschäftigt und den Mediävisten die verschiedensten Interpretationen abverlangt. Wo die einen, dem klassischen Wandermotiv entsprechend, den Falken als den untreuen Geliebten interpretieren, sehen die anderen wiederum das Falkenlied, als eine Klage über einen wirklich entschwundenen Vogel und lassen ihr keine metaphorische Bedeutung zukommen. Andere wiederum meinen eine Art Dreiecksgeschichte herauslesen zu wollen und führen das typische Motiv des untreuen geliebten Mannes sogar noch weiter fort. Die Folge dieser vielen Interpretationen ist eine Fülle an verwirrenden und oftmals unhaltbaren Argumentationen, die wiederum mit den Erkenntnissen anderer gelöst werden können. Die wirklich wichtige Frage, die nach dem Geschlecht und der Rolle des Falken selbst, wurde erstmals von Rudolf Jansen versucht zu beantworten.
Dabei wird zunächst ein Überblick über die Forschungsergebnisse Jansens gegeben. Im Anschluss darauf werden die Erkenntnisse von Tonny Ermes-Gangelt einen geeigneten Kontrast liefern, der sich in seiner Untersuchung noch mit einem anderen Lied des Kürenbergs beschäftigt hat, welches das Motiv des Falken verwendet. Bernd Weils Analyse wird das Schlusslicht in dieser Untersuchung darstellen, um eine möglichst breit gefächertes und differenziertes Bild der Falkenmetaphorik in den Raum zu stellen. Es wird sich herausstellen, dass eine definitive Beantwortung nach der Frage hinter dem Falken weiterhin unbeantwortet bleibt. Dennoch sind vermehrt Hinweise vorhanden, die den Schluss zulassen werden, den Falken tatsächlich als das weibliche Symbol und damit als geliebte Dame zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der Falke als weibliches Symbol
- Die verschiedenen Falken bei Kürenbergs Liedern
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Interpretation des Falkenlieds des Kürenbergers und untersucht insbesondere die Rolle des Falken als Symbol. Ziel ist es, die Argumentation von Rudolf Jansen zu beleuchten und seine Erkenntnisse kritisch zu bewerten. Dabei wird die Frage untersucht, ob es sich bei dem Falken möglicherweise um ein weibliches Symbol handelt, das aufgrund von Fehlinterpretationen als männlich dargestellt wird. Die Arbeit soll neue Perspektiven auf die Falkenmetaphorik im Minnesang eröffnen und die zukünftige Forschung anregen.
- Die Rolle des Falken in Kürenbergs Falkenlied
- Die Interpretation des Falken als weibliches Symbol
- Die Bedeutung des Falkenlieds im Kontext der Minnesangforschung
- Die Analyse der Forschungsarbeiten von Jansen, Ermes-Gangelt und Weil
- Die Herausforderungen der Interpretation mittelalterlicher Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Die Einführung stellt das Falkenlied des Kürenbergers vor und beleuchtet die verschiedenen Interpretationen des Motivs. Sie erwähnt die Bedeutung von Rudolf Jansens Forschung, der erstmals die Rolle des Falken als weibliches Symbol diskutierte. Die Arbeit soll Jansens Argumentation neu bewerten und in den Kontext anderer Forschungsansätze einordnen.
Der Falke als weibliches Symbol
In diesem Kapitel wird der Text des Falkenlieds analysiert und die verschiedenen Interpretationen des Falkenmotivs beleuchtet. Die Arbeit von Martin Bartel, der den Falken als Ausdruck der Spannung zwischen tierischer Unbezähmbarkeit und höfischer Kultur betrachtet, wird besprochen. Die Forschung von Jansen, der den Falken als weibliches Symbol interpretiert, wird vorgestellt und im Kontext anderer Studien bewertet.
Schlüsselwörter
Minnesang, Kürenberger, Falkenlied, Falkenmotiv, Weibliches Symbol, Geschlechterrollen, Metapher, Mittelalterliche Literatur, Forschungsgeschichte, Interpretation
- Quote paper
- Christopher Cerra (Author), 2019, Interpretation und Analyse des Falkenmotivs in Kürenbergs "Falkenlied". Ein weibliches Symbol im männlichen Gefieder?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1307686