Einleitung
Im November 1991 erklärte Makedonien seine Unabhängigkeit. In der Präambel der Verfassung von 1974 definierte sich die Sozialistische Republik Makedonien als Staat der Makedonier und der dort lebenden türkischen und albanischen Bevölkerung, in der Verfassung von 1992 hingegen wurde Makedonien als Nationalstaat der Makedonier proklamiert. Die Albaner zogen nun nach, versuchten sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, indem sie eigene politischen Parteien formierten und wieder Unterricht in albanischer Sprache organisierten. Im Jahr 1990 gründeten die Albaner die Partei der demokratischen Prosperität (PPD) , die am 1991 erfolgreich die albanische Bevölkerung zum Boykott des makedonischen Unabhängigkeitsreferendums aufrief.
Im Jahr 1992 wurde ein Referendum für politische Autonomie organisiert und 1994 die Republik von Ilirida verkündet, die allerdings in den folgenden Jahren im Hintergrund blieb. Obgleich die Regierung unter dem neuen Präsidenten Kiro Gligorov nach 1992 eine "Politik des nationalen Konsens" eingeleitet hatte, mit der unter anderem Einschränkungen der Minderheitenrechte zurückgenommen und eine bessere Repräsentation der Albaner im Staat angestrebt wurde, konnte der Konflikt nicht grundsätzlich entschärft werden. Auch die seit 1992 fortlaufende Beteiligung einer der beiden großen albanischen Parteien an der Regierung war hierzu nicht geeignet. Die albanisch- und slawisch-makedonischen Parteien führten keinen politischen Dialog, sondern entwickelten sich in erster Linie zu konkurrierenden Patronagenetzwerken, in denen politische Unterstützung gegen ökonomische Chancen getauscht wurden. Sowohl das albanisch- als auch das slawisch-makedonische Lager spalteten sich daraufhin in Gruppierungen, die entweder in die Regierung eingebunden waren oder der Opposition angehörten. Vereinbarte Kompromisse auf Regierungsebene wurden stets nur von einer Minderheit getragen. Die Mehrheit vertrat jedoch in zentralen Fragen völlig unvereinbare politische Zielsetzungen. Die von den Albanern geforderten Reformen bezüglich Verfassung, Staatssprache, Staatsbürgerschaft, kultureller Rechte und politischer Partizipationsmöglichkeiten wurden von der slawisch-makedonischen Mehrheit in nahezu allen Punkten abgelehnt...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtliche Überblick
- Makedonien als Unabhängiges Staat
- Die Rolle der Nachbarstaaten
- Bulgarien
- Serbien/Bundesrepublik Jugoslawien
- Albanien
- Griechenland
- Die Rolle der Nachbarstaaten
- Makedoniens Albaner
- Die soziodemographische Lage
- Politischen Parteien
- Zur Programmatik der beiden Albanischen Parteien
- Regierungsbildungen
- Konfliktpunkte und Förderungen
- Staatsrechtliche Fragen
- Universitätsfrage
- Die Universität Tetova
- Vertretung in öffentlichen Institutionen
- Die Kosova-Krise
- Eskalation des Konfliktes
- Die Koalition der Nationale Einheit
- UÇK (Nationale Befreiungsarmee)
- Politische Ziele der UÇK
- Politische Reaktionen der albanischen Parteien
- Ohrider Rahmenvertrag
- Änderungen der makedonischen Verfassung nach dem Ohrider Rahmenvertrag
- Die einleitenden acht Punkte
- Die Verfassungsänderungen (Annex A)
- Annex B
- Annex C
- Die Präsenz der „internationalen“ Staatengemeinschaft
- "Essential Harvest" und "Task Force Fox"
- Makedonien nach dem Ohrider Vertrag
- Aussichten und langfristige Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die politische Situation der Albaner in Mazedonien. Ziel ist es, die Entwicklung des Konflikts zwischen der mazedonischen und der albanischen Bevölkerung zu analysieren und die zentralen Konfliktpunkte zu identifizieren. Die Arbeit beleuchtet die historischen Hintergründe, die soziodemografische Lage der albanischen Minderheit und deren politische Partizipation.
- Historische Entwicklung des Verhältnisses zwischen Mazedoniern und Albanern
- Soziodemografische Lage der albanischen Bevölkerung in Mazedonien
- Politische Partizipation und Repräsentation der Albaner
- Konfliktpunkte und Eskalation des Konflikts
- Der Ohrider Rahmenvertrag und seine Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Ausrufung der Unabhängigkeit Mazedoniens 1991 und den Wandel der Verfassung von einem Staat der Makedonier und Minderheiten zu einem Nationalstaat der Makedonier. Sie führt den Konflikt zwischen der mazedonischen Regierung und der albanischen Minderheit ein, der durch die Gründung albanischer Parteien, Boykottaufrufe und Forderungen nach politischer Autonomie gekennzeichnet war. Trotz einer "Politik des nationalen Konsens" blieben die zentralen Differenzen ungelöst, was zu einem fundamentalen politischen Dissens und unterschiedlichen Konfliktwahrnehmungen führte.
Geschichtliche Überblick: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Entwicklungen, die zum Konflikt zwischen den mazedonischen und albanischen Bevölkerungsgruppen geführt haben. Es beleuchtet die historischen und politischen Beziehungen, die zu Spannungen und Missverständnissen beigetragen haben. Die Kapitel analysiert den Einfluss der Vergangenheit auf die Gegenwart des Konfliktes.
Makedonien als Unabhängiges Staat: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Nachbarstaaten (Bulgarien, Serbien/Jugoslawien, Albanien und Griechenland) in der Gestaltung des unabhängigen Mazedoniens und deren Einfluss auf den albanisch-mazedonischen Konflikt. Es beleuchtet die geopolitischen Aspekte und die unterschiedlichen Interessen der Nachbarländer im Hinblick auf die Entwicklung Mazedoniens.
Makedoniens Albaner: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die soziodemografische Situation der albanischen Minderheit in Mazedonien, ihre politischen Parteien und die Regierungsbildungen. Es analysiert die Herausforderungen der Albaner im mazedonischen politischen System sowie deren Versuche, politische Macht zu erlangen und ihre Interessen zu vertreten. Der Fokus liegt auf der Analyse der verschiedenen albanischen Parteien, deren Programme und Strategien, sowie deren Rolle in den Regierungsbildungen.
Konfliktpunkte und Förderungen: Dieses Kapitel behandelt die zentralen Konfliktpunkte, darunter staatsrechtliche Fragen, die Universitätsfrage (insbesondere die Universität Tetova), die Repräsentation in öffentlichen Institutionen und den Einfluss der Kosovo-Krise. Es analysiert die unterschiedlichen Perspektiven und Forderungen von beiden Seiten des Konflikts und wie diese zum Ausbruch und zur Eskalation der Spannungen beitrugen.
Eskalation des Konfliktes: Dieses Kapitel untersucht die Eskalation des Konflikts, die Rolle der Koalition der Nationale Einheit und der UÇK (Nationale Befreiungsarmee) sowie die politischen Reaktionen der albanischen Parteien. Es analysiert die Gründe für die Eskalation, die Strategien und Ziele der beteiligten Akteure und die Folgen dieser Entwicklungen.
Ohrider Rahmenvertrag: Dieses Kapitel analysiert den Ohrider Rahmenvertrag, seine Auswirkungen auf die mazedonische Verfassung und die politischen Entwicklungen. Es beleuchtet die wichtigsten Punkte des Vertrags und die damit verbundenen Veränderungen des politischen Systems.
Die Präsenz der „internationalen“ Staatengemeinschaft: Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle der internationalen Gemeinschaft in der Konfliktlösung, insbesondere die Operationen "Essential Harvest" und "Task Force Fox". Es untersucht den Einfluss der internationalen Gemeinschaft auf die politische Entwicklung in Mazedonien.
Makedonien nach dem Ohrider Vertrag: Dieses Kapitel behandelt die Situation in Mazedonien nach dem Ohrider Rahmenvertrag und gibt einen Ausblick auf die langfristigen Perspektiven. Es analysiert die Veränderungen und Herausforderungen nach dem Vertrag und stellt die Frage nach der nachhaltigen Konfliktlösung.
Schlüsselwörter
Albaner, Mazedonien, Minderheitenrechte, Konflikt, politische Partizipation, Nationalstaat, Ohrider Rahmenvertrag, UÇK, Universitätsfrage, Identität, Integration, Nachbarstaaten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Politische Situation der Albaner in Mazedonien
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit analysiert die politische Situation der Albaner in Mazedonien, untersucht die Entwicklung des Konflikts zwischen der mazedonischen und albanischen Bevölkerung und identifiziert zentrale Konfliktpunkte. Sie beleuchtet historische Hintergründe, die soziodemografische Lage der albanischen Minderheit und deren politische Partizipation.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung des Verhältnisses zwischen Mazedoniern und Albanern, die soziodemografische Lage der albanischen Bevölkerung, deren politische Partizipation und Repräsentation, Konfliktpunkte und Eskalation des Konflikts, sowie den Ohrider Rahmenvertrag und dessen Folgen. Die Rolle der Nachbarstaaten (Bulgarien, Serbien/Jugoslawien, Albanien, Griechenland) und der internationalen Gemeinschaft wird ebenfalls untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, historischem Überblick, Mazedonien als unabhängiger Staat, den Albanern Mazedoniens (inklusive soziodemografischer Lage, politischer Parteien und Regierungsbildungen), Konfliktpunkten und Förderungen, Eskalation des Konflikts, dem Ohrider Rahmenvertrag, der Präsenz der internationalen Staatengemeinschaft und Mazedonien nach dem Ohrider Vertrag mit Ausblicken und langfristigen Perspektiven.
Was sind die zentralen Konfliktpunkte?
Zentrale Konfliktpunkte sind staatsrechtliche Fragen, die Universitätsfrage (insbesondere die Universität Tetova), die Repräsentation in öffentlichen Institutionen und der Einfluss der Kosovo-Krise. Unterschiedliche Perspektiven und Forderungen beider Seiten trugen zum Ausbruch und zur Eskalation der Spannungen bei.
Welche Rolle spielte die UÇK?
Die UÇK (Nationale Befreiungsarmee) spielte eine Rolle bei der Eskalation des Konflikts. Die Arbeit analysiert deren politische Ziele und den Einfluss auf die Entwicklungen.
Welche Bedeutung hat der Ohrider Rahmenvertrag?
Der Ohrider Rahmenvertrag ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Analysiert werden seine Auswirkungen auf die mazedonische Verfassung und die politischen Entwicklungen, inklusive der Verfassungsänderungen und der darin enthaltenen Annexen.
Welche Rolle spielte die internationale Gemeinschaft?
Die Arbeit untersucht die Rolle der internationalen Gemeinschaft bei der Konfliktlösung, insbesondere die Operationen "Essential Harvest" und "Task Force Fox" und deren Einfluss auf die politische Entwicklung in Mazedonien.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind Albaner, Mazedonien, Minderheitenrechte, Konflikt, politische Partizipation, Nationalstaat, Ohrider Rahmenvertrag, UÇK, Universitätsfrage, Identität, Integration und Nachbarstaaten.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist die Analyse der Entwicklung des Konflikts zwischen der mazedonischen und albanischen Bevölkerung und die Identifizierung zentraler Konfliktpunkte. Die Arbeit untersucht historische Hintergründe, die soziodemografische Lage der albanischen Minderheit und deren politische Partizipation.
- Quote paper
- Ilber Sela (Author), 2002, Die politische Frage der Albaner in Mazedonien, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/12934