Im 5. Jahrhundert vor Christus erschuf der griechische Tragödiendichter Euripides ein Drama, welches von einem Mythos lebt. Als Anhänger der sogenannten „neuen“ Theorien (zum Beispiel die Begründung zur Erschaffung einer Religion durch den Menschen), unter anderem vertreten durch Protagoras, Prodikos und Anaxagoras, ließ Euripides auch in seinen Werken etwas Neues mit einfließen. Somit änderte der um 480 v. Chr. geborene Athener gerne den Mythos, um in seiner tragischen Dichtung eigene Voraussetzungen für sein Drama zu konstruieren. So wird in seinem Werk die Frau allgemein und speziell Medea zur unerschrockenen, bewunderten und ungewöhnliche Taten vollbringende Figur. Dies geschah in einer Zeit, in der die Anschauung der Welt sich wandelte und die Machtmetropole Athen an Stärke verlor. Demzufolge ist es nicht verwunderlich, dass Euripides von Feinden umgeben war, denen die innovativen Gedanken des antiken Tragikers und Dichters missfielen. In einer Sage überbracht, zerriss eine Meute des Königs Archelaos aus Pella den Autor im Jahre 406 vor Christus.1 In der Handlung der „Medea“ von Euripides ist Medea verzweifelt und verärgert zugleich,
nachdem sie die Nachricht des Königs Kreon erhielt, Korinth verlassen zu müssen. Sie fragt nach dem Grund ihrer Verbannung aus Korinth und erfährt daraufhin, dass ihre magischen Aktivitäten dem Königreich Unheil brächten. Untertänig akzeptiert Medea die Instruktion des korinthischen Herrschers und bittet gnädig, sich noch einen Tag in der Stadt aufhalten zu dürfen, um – so ihr Vorwand – ihre Flucht planen zu können. Tatsächlich aber verfolgt Medea den Rachemord an der Königstochter, dem König und Jason. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Jason ist Medea fest entschlossen ihre Tat zu vollbringen. Der Chor, bestehend aus 15 Kolcherinnen, steht ihr bei und unterstützt ihr Vorhaben. Allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem Medea auch die Kinder
umbringen will. Der Entschluss zur Tat oder das Unterlassen jener, reißt Medea hin und her.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum antiken Drama
- Beschreibung der Hauptfiguren
- Medea
- Jason
- Not oder Rache? - Das Motiv zum Mord
- Der Plan
- Die Tat
- Die Darstellung des Kindermords in anderen Werken
- Klinger 1815
- Wolf 1996
- Vergleich Klinger und Wolf
- Die Kinder als Opfer eines Rituals?
- Schlussbemerkung
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Kindesmord in Euripides' "Medea" und untersucht die Motive, die Planung und die Umsetzung der Tat. Dabei werden die Darstellungen des Kindesmords in anderen Werken, insbesondere in Klingers "Medea in Korinth" und Wolfs "Medea. Stimmen", in den Vergleich gezogen. Die Arbeit analysiert auch die Rolle von Ritualen im Kontext des Dramas.
- Analyse des Motivs des Kindesmords in Euripides' "Medea"
- Untersuchung der Planung und Umsetzung des Mordes
- Vergleich der Darstellungen des Kindesmords in anderen Werken
- Bedeutung von Ritualen im Kontext des Dramas
- Rezeption des antiken Stoffes in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Kindesmords in Euripides' "Medea" ein und stellt den historischen Kontext sowie die Relevanz des Themas dar. Das zweite Kapitel beleuchtet das antike Drama und seine Bedeutung in der griechischen Kultur. Es werden die Merkmale der Tragödie sowie die Rolle von Euripides als Vertreter der "neuen" Theorien erläutert.
Das dritte Kapitel beschreibt die Hauptfiguren Medea und Jason und beleuchtet ihre Charaktereigenschaften und Motivationen. Das vierte Kapitel untersucht die Frage, ob Medea ihre Kinder aus Not oder Rache umbrachte. Es werden die Argumente für beide Motive analysiert und die Komplexität der Figur Medea herausgestellt.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Planung des Mordes und analysiert die Schritte, die Medea unternimmt, um ihre Tat zu vollziehen. Das sechste Kapitel beschreibt die Umsetzung des Mordes und die Reaktionen der anderen Figuren auf die Tat. Das siebte Kapitel vergleicht die Darstellung des Kindesmords in den Werken "Medea in Korinth" von Klinger und "Medea. Stimmen" von Wolf und untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Interpretation des Themas.
Das achte Kapitel untersucht die Frage, ob die Kinder in Euripides' "Medea" als Opfer eines Rituals betrachtet werden können. Es werden die Argumente für und gegen diese Interpretation analysiert und die Rolle von Ritualen im antiken Griechenland beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kindesmord, die Rache, die Not, die Tragödie, Euripides, Medea, Jason, Klinger, Wolf, Rituale, antike Literatur, Rezeption, griechische Kultur.
- Quote paper
- Tom Kräplin (Author), 2009, Der Mythos einer mordenden Mutter in Euripides' "Medea", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/129031