Herman Nohl (1879-1960) war ein deutscher Pädagoge und Philosoph. Er wurde in Berlin geboren und studierte dort als Schüler von Friedrich Paulsen und Wilhelm Dilthey Philosophie. 1920 wurde er Professor für Philosophie und Pädagogik in Göttingen. 1937 erhielt er Lehrverbot, ab 1945 unterrichtete er wieder bis an sein Lebensende an der Göttinger Universität. Nohl nahm die Lebensphilosophie Diltheys auf und stand der Jugendbewegung nahe. In Göttingen wurde er zum bedeutendsten Vertreter der Reformpädagogik in der Weimarer Republik.
Herman Nohl nahm in dem Werk „Pädagogik aus dreißig Jahren“ (1949) Stellung zu dem Thema „Der Sinn der Strafe“(1925).
Die Strafe wird allgemein definiert, als ein Übel, das jemand einem anderen mit Absicht zugefügt hat, weil dieser eine missbilligte Handlung begangen hat. Der Sinn der Strafe besteht darin, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der unerwünschten Handlung herabzusetzen und das Verhalten eines Menschen zu ändern. Ein Motiv der Strafe kann aber auch Vergeltung sein.
Herman Nohls Text „Der Sinn der Strafe“ gibt Aufschluss über die „pädagogische Menschenkunde“ Nohls.
Inhaltsverzeichnis
- Warum gibt es die Strafe?
- Warum gibt es eine Strafvielfalt?
- Der Sinn der Strafe
- Die Freiheitsstrafe
- Mein Kommentar zu diesem Text
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text „Der Sinn der Strafe“ von Herman Nohl (1925) analysiert die philosophischen und pädagogischen Grundlagen der Strafe. Nohl untersucht die verschiedenen Theorien der Strafe und ihre Anwendung in der Praxis, wobei er sich auf die „pädagogische Menschenkunde“ konzentriert.
- Die verschiedenen Theorien der Strafe
- Die Rolle der Strafe in der Erziehung
- Die Bedeutung der Strafvielfalt
- Die geschichtliche Entwicklung der Strafe
- Die Bedeutung der „sittlichen Rechtfertigung“ und der „absoluten Sinn der Strafe“
Zusammenfassung der Kapitel
Warum gibt es die Strafe?
Die Einleitung beleuchtet die Frage nach der Erziehbarkeit des Menschen und stellt die Problematik der Bildsamkeit in den Vordergrund. Nohl diskutiert die unterschiedlichen Ansichten zur Strafe, wobei er die Notwendigkeit der Strafe in der Erziehung betont. Er erläutert zwei verschiedene Theorien der Strafe: die „sittliche Rechtfertigung“ und die „absolute Sinn der Strafe“. Nohl lehnt die „sittliche Rechtfertigung“ ab und bezieht sich stattdessen auf die Theorie von Plato, die von Kant und Hegel weitergeführt wurde.
Warum gibt es eine Strafvielfalt?
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Grundlagen des geisteswissenschaftlichen Verständnisses der Strafvielfalt. Nohl bezieht sich auf Platos Theorie des vertikalen Aufbaus des seelischen Lebens und unterscheidet drei Schichten in der menschlichen Seele: die Triebschicht, die Schicht des Thymos und die Schicht des Nus. Er erklärt, dass ein Verbrechen eine Verkehrung dieser Schichten darstellt und dass die Strafe nach vier Kriterien bemessen wird: der Schicht, aus der das Verbrechen stammt, den verletzten Schichten, der Reaktion der verletzten Schichten und der Reaktion des Verbrechers.
Der Sinn der Strafe
Nohl erläutert den Sinn der Strafe als Rache und Genugtuung für die Verletzten und als pädagogische Wirkung auf den Verbrecher. Er beschreibt die geschichtliche Entwicklung der Strafe und stellt fest, dass die Strafe im Laufe der Zeit milder geworden ist. Nohl begründet die verschiedenen Sinnarten der Strafe mit dem Bild vom vertikalen Aufbau des seelischen Lebens und mit einer zweiten Theorie, die sich mit der Strafbemessung beschäftigt. Er beschreibt die verschiedenen Funktionen der Strafe im Rechtsgeschehen, von der Prävention bis zum Strafvollzug.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Strafe, die Erziehbarkeit des Menschen, die Bildsamkeit, die „sittliche Rechtfertigung“, die „absolute Sinn der Strafe“, die Strafvielfalt, die Schichten des seelischen Lebens, die Strafbemessung, die geschichtliche Entwicklung der Strafe und die verschiedenen Funktionen der Strafe im Rechtsgeschehen.
- Arbeit zitieren
- Merle Umnirski (Autor:in), 2007, Herman Nohl - Der Sinn der Strafe (1925): Überblick und Kommentar zum Text, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/128890