In den letzten Jahrzehnten hat, bedingt durch die ständig ansteigende Lebenserwartung sowie die rückläufige Geburtenrate, eine deutliche Änderung der Altersstruktur der Bevölkerungen in den westlichen Industrieländern stattgefunden. Dieser Trend soll sich auch in Zukunft weiter fortsetzen. Dennoch ist die Altersdelinquenz bisher – im Gegensatz zur vieldiskutierten Jungendkriminalität – ein vernachlässigtes Forschungsgebiet in der Kriminologie. Die gedankliche Verbindung älterer Mensch und Straffälligkeit wird, bis auf das immer noch verbreitete Vorurteil vom alten Mann als Kinderschänder, von der Bevölkerung nur in den seltensten Fällen hergestellt. In Anbetracht der sich abzeichnenden demographischen Veränderungen ist es jedoch erforderlich, den Blick auch auf die älteren Straftäter zu richten und sie mehr ins gesellschaftliche und wissenschaftliche Interesse zu rücken.
Einen Beitrag dazu versucht die vorliegende Diplomarbeit zu leisten, indem sie sich mit den Ausmaßen der Altersdelinquenz in Deutschland und Österreich sowie deren Ursachen beschäftigt. Da unter Delinquenz ein aktives Abweichen von gesetzlichen Normen zu verstehen ist, wird es im Rahmen dieser Arbeit nicht angestrebt, auf die Rechtsbrüche an alten Menschen einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Vorgehensweise
- Begriffsbildungen zu Alter und Altersdelinquenz
- Erörterung des Begriffs „alt“ bzw „Alter"
- Definitionen zur Alters- und Spätkriminalität
- Ausmaß der Altersdelinquenz
- Umfang, Entwicklungen und Strukturen im Hellfeld
- Besonderheiten der Alterskriminalität
- Umfang und Entwicklung anhand der PKS
- Umfang und Entwicklung anhand der Verurteiltenstatistiken
- Analyse der Deliktsstruktur der Alterskriminalität
- Einfacher Diebstahl
- Betrug
- Aggressionsdelikte
- Beleidigung
- Leichte Körperverletzung
- Sonstige Aggressionsdelikte der Männer
- Verkehrsdelikte
- Das Dunkelfeld der Altersdelinquenz
- Die Problematik des Dunkelfelds im Überblick
- Altersdelikte und ihre (Un-)Sichtbarkeit
- Allgemeine Thesen zum Dunkelfeld
- Theoretische Ansätze zum Dunkelfeld
- Kontrolltheoretischer Ansatz
- Labeling approach
- Erklärungsversuche zur Altersdelinquenz
- Erklärungen zu den Ursachen der (Spät-)Kriminalität von Senioren
- Biologische bzw medizinische Erklärungen
- Psychologische Erklärungen
- Frustrations-Aggressions-Hypothese
- Lebenszufriedenheit
- Sozialpsychologische Erklärungen
- Halttheorie
- Bindungstheorie
- Soziologische Erklärungen
- Ausgewählte Lebensbereiche von Senioren
- Familienstand
- Alltagsgestaltung
- Lebensstile von Senioren
- Erklärungen zu den Ursachen des Rückgangs der Kriminalität im Alter
- Die Schwächetheorie
- Die,,Burn-out"-Theorie
- Schlussbetrachtung
- Anhangverzeichnis
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Altersdelinquenz und untersucht deren Ausmaß und Ursachen. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Kriminalität im Alter zu zeichnen, indem die Entwicklungen und Strukturen im Hellfeld analysiert und das Dunkelfeld der Altersdelinquenz beleuchtet werden. Die Arbeit befasst sich mit den Besonderheiten der Alterskriminalität, untersucht die Deliktsstruktur und analysiert verschiedene Erklärungsansätze für die Ursachen der Altersdelinquenz.
- Ausmaß und Entwicklung der Altersdelinquenz im Hellfeld
- Das Dunkelfeld der Altersdelinquenz und seine Problematik
- Erklärungsansätze für die Ursachen der Altersdelinquenz
- Besonderheiten der Deliktsstruktur der Alterskriminalität
- Theoretische Ansätze zur Erklärung des Dunkelfelds
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Begriffs „Alter“ und einer Abgrenzung der Altersdelinquenz von anderen Formen der Kriminalität. Anschließend wird das Ausmaß der Altersdelinquenz im Hellfeld anhand der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und der Verurteiltenstatistiken untersucht. Dabei werden die Entwicklungen der Altersdelinquenz in Deutschland und die Deliktsstruktur der Alterskriminalität analysiert.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird das Dunkelfeld der Altersdelinquenz beleuchtet. Die Problematik des Dunkelfelds wird im Überblick dargestellt und die (Un-)Sichtbarkeit von Altersdelikten diskutiert. Es werden verschiedene Thesen zum Dunkelfeld vorgestellt und theoretische Ansätze, wie der kontrolltheoretische Ansatz und der Labeling approach, zur Erklärung des Dunkelfelds herangezogen.
Im vierten Kapitel werden verschiedene Erklärungsversuche zur Altersdelinquenz vorgestellt. Es werden biologische, psychologische, sozialpsychologische und soziologische Erklärungen für die Ursachen der (Spät-)Kriminalität von Senioren diskutiert. Dabei werden verschiedene Theorien, wie die Frustrations-Aggressions-Hypothese, die Halttheorie und die Bindungstheorie, betrachtet.
Abschließend werden Erklärungen für den Rückgang der Kriminalität im Alter diskutiert. Die Schwächetheorie und die „Burn-out“-Theorie werden als mögliche Erklärungen für diesen Rückgang vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Altersdelinquenz, Spätkriminalität, Kriminalität im Alter, Hellfeld, Dunkelfeld, Deliktsstruktur, Erklärungsansätze, biologische Erklärungen, psychologische Erklärungen, sozialpsychologische Erklärungen, soziologische Erklärungen, Schwächetheorie, „Burn-out“-Theorie, Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), Verurteiltenstatistiken, Kontrolltheoretischer Ansatz, Labeling approach.
- Quote paper
- Mag. Johannes Bartl (Author), 2008, Ausmaße und Ursachen der Altersdelinquenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/128641