Die Prototypensemantik spielt seit der Mitte der 70er Jahre eine Rolle in der Linguistik. Die zugrundeliegende Prototypentheorie entstammt der kognitiven Psychologie und beruht auf der Beobachtung, dass die Vertreter einer Kategorie eine hierarchische Ordnung aufweisen, was ihre Typizität für diese Kategorie betrifft. Diese Ordnung ist interindividuell relativ stabil: Auf die Aufforderung, eine Wiesenblume zu nennen, antworten 60 von 100 Leuten mit "Gänseblümchen".
Im Rahmen der kognitiven Wende erfolgte auch in der Linguistik eine Abkehr vom
Behaviorismus und eine Konzentration auf die mentalen Vorgänge bei der Produktion und
Rezeption von Sprache. Im Bereich der lexikalischen Semantik galt nun das Interesse den
mentalen Vorgängen bei der Erfassung und Kategorisierung von Bedeutungen. So wurde
die Prototypentheorie von der Linguistik aufgegriffen. Sie schien geeignet, alle bis dahin in
der lexikalischen Semantik auftretenden Probleme lösen zu können.
Inwieweit sich diese Hoffnungen erfüllt haben, bzw. welche Fragen bis heute offen
geblieben sind, soll in vorliegender Arbeit dargestellt werden.
Nach einer grundlegenden Begriffsklärung wird zunächst gezeigt, wie Kategorien in der
Prototypensemantik sich vom klassisch-strukturalistischen Kategoriebegriff unterscheiden.
Danach werden die Möglichkeiten der empirischen Ermittlung prototypischer Kategorien
vorgestellt. Eigene Kapitel behandeln die Kontextabhängigkeit und die allgemeinen
Eigenschaften von Prototypen. Anwendungsgebiete der Prototypentheorie werden
vorgestellt. Der Großteil der Arbeit ist jedoch den Streitfragen in der Prototypensemantik
gewidmet, mit denen sich die neuere Literatur beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Kategorien, allgemein
- Prototypen und prototypische Kategorien
- Prototypensemantik vs. klassisch-strukturalistische Semantik
- Methodik
- Prototypen und Kontext
- Eigenschaften von Prototypen
- Anwendungsgebiete der Prototypentheorie
- Lexikalische Semantik und Lexikographie
- Semantische Makrostrukturen
- Phonologie, Morphologie, Syntax, Textlinguistik
- Probleme und offene Fragen in der Prototypensemantik
- Grenzen von Kategorien
- Kategorien ohne Prototyp
- Darstellung prototypischer Strukturen
- Grundsatzfrage: Ist Prototypizität überhaupt ein linguistisches Phänomen?
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Prototypensemantik, ihre Grundlagen und die damit verbundenen Herausforderungen. Sie beleuchtet die Unterschiede zur klassisch-strukturalistischen Semantik und analysiert die Methodik der empirischen Ermittlung prototypischer Kategorien. Die Arbeit befasst sich auch mit den Anwendungsgebieten und den offenen Fragen der Prototypensemantik.
- Begriffsklärung der Prototypensemantik und ihrer Grundlagen
- Vergleich der Prototypensemantik mit der klassisch-strukturalistischen Semantik
- Methoden zur empirischen Ermittlung prototypischer Kategorien
- Anwendungsgebiete der Prototypentheorie in verschiedenen linguistischen Bereichen
- Offene Fragen und Probleme innerhalb der Prototypensemantik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Prototypensemantik ein und beschreibt ihren Ursprung in der kognitiven Psychologie. Sie hebt die Bedeutung der Prototypentheorie für die lexikalische Semantik hervor und skizziert den Aufbau der Arbeit, der von grundlegenden Begriffsklärungen zu den offenen Fragen der Prototypensemantik fortschreitet. Die Einleitung betont die Hoffnung, mit der Prototypensemantik bestehende Probleme der lexikalischen Semantik lösen zu können, und kündigt die Auseinandersetzung mit der Erfüllung dieser Hoffnungen an.
Grundlagen: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Kategorie als die Zuweisung eines gemeinsamen Namens zu unterschiedlichen Einheiten. Es unterscheidet zwischen natürlichen Kategorien, basierend auf perzeptuellen Eigenschaften, und semantischen Kategorien, die auf nicht-perzeptuellen Merkmalen beruhen. Der zentrale Abschnitt des Kapitels konzentriert sich auf die Einführung von Prototypen und prototypischen Kategorien, basierend auf Roschs Arbeiten. Es erklärt den hierarchischen Status von Kategorienmitgliedern und die unterschiedlichen Grade der Prototypizität. Das Kapitel veranschaulicht das Konzept anhand des Beispiels "Vogel", wobei der Spatz als prototypischer Vertreter und der Pinguin als peripherer Vertreter genannt werden. Schließlich wird ein graphisches Modell einer prototypischen Kategorie vorgestellt, das verschiedene Interpretationen zulässt.
Schlüsselwörter
Prototypensemantik, Prototypentheorie, kognitive Psychologie, lexikalische Semantik, klassisch-strukturalistische Semantik, Kategorien, Prototypen, Typizität, Kontext, empirische Ermittlung, Anwendungsgebiete, offene Fragen, Grenzen von Kategorien.
Häufig gestellte Fragen zur Prototypensemantik
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet eine umfassende Übersicht zur Prototypensemantik. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel sowie Schlüsselwörter. Der Text erklärt die Grundlagen der Prototypensemantik, vergleicht sie mit der klassisch-strukturalistischen Semantik, beschreibt Methoden zur empirischen Ermittlung prototypischer Kategorien und diskutiert offene Fragen und Probleme des Forschungsfeldes.
Was sind die Hauptthemen der Prototypensemantik, die in diesem Text behandelt werden?
Die zentralen Themen umfassen die Definition und Erklärung von Prototypen und prototypischen Kategorien, den Vergleich mit der klassisch-strukturalistischen Semantik, die Methoden zur empirischen Erforschung von Prototypen, die Anwendung der Prototypentheorie in verschiedenen linguistischen Bereichen und die Diskussion offener Fragen und Grenzen des Ansatzes.
Wie wird die Prototypensemantik im Vergleich zur klassisch-strukturalistischen Semantik dargestellt?
Der Text hebt die Unterschiede zwischen beiden Ansätzen hervor, ohne die Details explizit darzustellen. Es wird jedoch deutlich gemacht, dass dies ein wichtiger Vergleichspunkt der Arbeit ist.
Welche Methoden zur empirischen Ermittlung prototypischer Kategorien werden beschrieben?
Der Text erwähnt die empirische Ermittlung prototypischer Kategorien als wichtiges Thema, beschreibt aber die konkreten Methoden nicht im Detail. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass die Arbeit sich mit diesen Methoden auseinandersetzt.
Welche Anwendungsgebiete der Prototypentheorie werden behandelt?
Der Text erwähnt die Anwendung der Prototypentheorie in verschiedenen linguistischen Bereichen, spezifiziert diese aber nicht explizit. Die Einordnung in die Bereiche Phonologie, Morphologie, Syntax und Textlinguistik deutet auf eine breite Anwendung hin.
Welche offenen Fragen und Probleme der Prototypensemantik werden diskutiert?
Der Text benennt verschiedene offene Fragen, darunter die Grenzen von Kategorien, das Vorhandensein von Kategorien ohne Prototyp, die Darstellung prototypischer Strukturen und die grundsätzliche Frage, ob Prototypizität überhaupt ein linguistisches Phänomen ist. Diese Fragen werden im Text als Diskussionspunkte ausgewiesen.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text ist in folgende Kapitel gegliedert: Einleitung, Grundlagen (einschließlich Kategorien, Prototypen und den Vergleich mit der klassisch-strukturalistischen Semantik), Methodik (inklusive Kontext, Eigenschaften von Prototypen, Anwendungsgebiete und semantische Makrostrukturen), Probleme und offene Fragen in der Prototypensemantik und Zusammenfassung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt des Textes?
Die Schlüsselwörter umfassen Prototypensemantik, Prototypentheorie, kognitive Psychologie, lexikalische Semantik, klassisch-strukturalistische Semantik, Kategorien, Prototypen, Typizität, Kontext, empirische Ermittlung, Anwendungsgebiete und offene Fragen.
Was ist die Zielsetzung des Textes?
Die Zielsetzung des Textes ist die Untersuchung der Prototypensemantik, ihrer Grundlagen und Herausforderungen. Der Text beleuchtet die Unterschiede zur klassisch-strukturalistischen Semantik, analysiert die Methodik der empirischen Ermittlung prototypischer Kategorien und befasst sich mit den Anwendungsgebieten und offenen Fragen der Prototypensemantik.
- Arbeit zitieren
- Christine Lindengrün (Autor:in), 2002, Prototypensemantik - ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/12782