Das Thema Armut gerät zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Während meiner Recherchen bin ich immer wieder auf Zeitungsartikel über die stetig steigende Anzahl der Sozialhilfeempfänger in Deutschland gestoßen. Dies ist wiederum ein Zeichen für die zunehmende Anzahl einkommensschwacher Haushalte. Natürlich sind hiervon auch Kinder und Jugendlichen betroffen, da Kinderarmut das Resultat von Erwachsenenarmut ist. Ein Artikel des Münchner Merkurs vom 21. Februar 2003 beginnt mit folgenden Worten:
„Die Zahl der Sozialhilfeempfänger in der Landeshauptstadt ist im Vergleich zum Jahr 2001 um etwa sieben Prozent gestiegen. ... Trotzdem steht München damit noch gut da. Das belegt der jüngste Vergleich mit 15 anderen deutschen Großstädten ...“.
Am selben Tag lautete eine andere Überschrift der gleichen Zeitung:
„Kein Geld für eine Portion Pommes“.
Am 29. Oktober 2002 schreibt der Starnberger Merkur „...Wenn in München jedes 16. Kind von der Sozialhilfe leben muss, sind die Weichen verkehrt gestellt ...“
Ist von Armut die Rede, denken die meisten von uns an Menschen in Entwicklungsländern.
Natürlich ist Armut immer relativ zu sehen und im Vergleich zu Ländern der sogenannten Dritten Welt, in denen Menschen verhungern, geht es den Armen bei uns ungleich besser. Jedoch gibt es auch in Deutschland Armut, in jeder Stadt und in ländlichen Gebieten.
Doch was heißt es, in einer reichen Gesellschaft arm zu sein? Welches Ausmaß hat Kinder- und Jugendarmut, wie sind die Sozialisationsbedingungen, wer ist am meisten von Armut betroffen und welche Folgen und Reaktionen kann die Armutslage mit sich ziehen? Dies sind Fragen, die ich mit Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche diskutieren möchte.
Die Aktualität des Themas wird mir des weiteren durch den im Frühjahr 2001 erschienenen ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung deutlich.
Die vorhandene Armut ist somit regierungsamtlich anerkannt worden.
Dennoch steckt die Beschäftigung mit dem Thema Armut bei Kindern- und Jugendlichen noch in den Kinderschuhen und wird in der Literatur wenig beachtet.
Da Armut ein zentrales Anliegen der Sozialen Arbeit ist, überrascht es, dass bisher hierauf theoretisch, methodisch und konzeptuell noch nicht genügend eingegangen worden ist.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, zu versuchen, die Lücke ein Stück weit zu schließen.
Inhaltsverzeichnis
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- Vorwort
- Arten der Armut
- Versuch einer Annäherung an die verschiedenen Armutsansätze
- Die Einkommensarmut/Ressourcenkonzept
- Bekämpfte Armut
- Verdeckte (latente) Armut
- Relative Armut
- Subjektive Einkommensarmut
- Mehrdimensionales Armutskonzept
- Der Lebenslagenansatz/Lebensstandardansatz
- Milieubezogene und subjektive Armutskonzepte
- Eine kind- und jugendgerechte Armutsdefinition
- Die „Neue Armut“
- Einkommensarmut bei Kindern
- Umfang der Kinder und Jugendarmut
- Alleinerziehenden-Haushalte
- Kinderreiche Familien
- Ausländische Familien
- Familien mit Arbeitslosigkeit des/der Ernährers/In
- Politik erzeugt Armut
- Systemtheorie
- Der prozessual-systemische Ansatz von Sylvia Staub-Bernasconi
- Zeitliche Phänomene der Armut
- Dauer der Armut
- Vererbte Armut
- Mögliche Folgen der Armut im Kindes- und Jugendalter - Eine Minderung der Lebensqualität?
- Veränderungen im Wohnbereich/ Wohnumfeld
- Auswirkungen auf die Gesundheit
- Vernachlässigung
- Was gewährleistet das Kindeswohl?
- Freizeit und Konsum
- Konsumverhalten der Kinder
- Materielle Einschränkung
- Auswirkungen auf Schule und Ausbildung
- Auswirkungen im kulturellen Bereich
- Umgang mit und Wege aus der Armut
- Bewältigung nach Walper
- Verschuldungsproblematik bei Jugendlichen
- Mögliche Bewältigungsstrategien
- Arbeitsaufnahme
- Kriminalität
- Resignation
- Bewältigungsformen der Eltern
- Herausforderung an die Soziale Arbeit und die Sozialpolitik
- Institutionen
- Das Jugendamt
- Das Wohnungsamt
- Allgemeiner Sozialdienst (ASD)
- Hilfemöglichkeiten zur Verbesserung der Lebenssituation
- Sozialpädagogische Familienhilfe
- Empowerment als Denkrichtung
- Merkmale der Sozialpädagogischen Familienhilfe
- Die verschiedenen Ansätze der SPFH
- Was muss noch getan werden
- Verbesserung der gesundheitlichen Lage
- Kritik
- Möglichkeiten der Hilfe in Bezug auf Schule und Ausbildung
- Kritik
- Möglichkeiten in Bezug auf den kulturellen Bereich und dessen Verbesserung
- Gemeinwesenarbeit und Sozialplanung
- Sozialpolitik
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Kinder- und Jugendarmut in Deutschland und analysiert deren Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen. Die Arbeit beleuchtet verschiedene Armutsansätze und untersucht die Ursachen und Folgen von Armut im Kindes- und Jugendalter.
- Definition und Arten von Armut
- Ausmaß und Ursachen der Kinder- und Jugendarmut in Deutschland
- Folgen von Armut für Kinder und Jugendliche
- Mögliche Bewältigungsstrategien
- Herausforderungen für Soziale Arbeit und Sozialpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Arten der Armut: Dieses Kapitel stellt verschiedene Armutsansätze vor, darunter das Einkommensarmutskonzept, die relative Armut, die subjektive Einkommensarmut und das mehrdimensionale Armutskonzept. Es werden die verschiedenen Dimensionen von Armut beleuchtet und ihre Relevanz für die Analyse von Kinder- und Jugendarmut erörtert.
- Einkommensarmut bei Kindern: Dieses Kapitel analysiert die Dimensionen und den Umfang der Kinder- und Jugendarmut in Deutschland. Es untersucht die Faktoren, die zu Armut bei Kindern führen, darunter Alleinerziehende, kinderreiche Familien, ausländische Familien und Familien mit Arbeitslosigkeit des/der Ernährers/In.
- Systemtheorie: Dieses Kapitel stellt den prozessual-systemischen Ansatz von Sylvia Staub-Bernasconi vor, der die dynamischen Interaktionen innerhalb von Familien und sozialen Systemen betrachtet und deren Einfluss auf die Entwicklung von Armut und deren Bewältigung erklärt.
- Zeitliche Phänomene der Armut: Dieses Kapitel behandelt die Aspekte der Dauer und der Vererbung von Armut. Es untersucht, wie Armut über Generationen hinweg weitergegeben werden kann und welche Folgen dies für Kinder und Jugendliche hat.
- Mögliche Folgen der Armut im Kindes- und Jugendalter: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen von Armut auf verschiedene Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen, darunter die Wohnverhältnisse, die Gesundheit, die Freizeitgestaltung, die schulische Bildung und den kulturellen Bereich.
- Umgang mit und Wege aus der Armut: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Bewältigungsstrategien von Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern, die mit Armut konfrontiert sind. Es untersucht auch die Rolle von Institutionen wie dem Jugendamt, dem Wohnungsamt und dem Allgemeinen Sozialdienst (ASD) bei der Unterstützung von Menschen in Armut.
Schlüsselwörter
Kinderarmut, Jugendarmut, Einkommensarmut, Armutsansätze, Lebenslagenansatz, Mehrdimensionales Armutskonzept, Sozialisationsbedingungen, Folgen von Armut, Bewältigungsstrategien, Soziale Arbeit, Sozialpolitik.
- Quote paper
- Christina Karoly (Author), 2003, Kinder- und Jugendarmut in Deutschland. Eine Herausforderung an die Soziale Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/12753