In dieser Arbeit werden anhand von anthropo-zoogenen Einflüssen und daraus resultierenden Standortfaktoren sowie weiteren ökologischen Aspekten pflanzensoziologische Gliederungen der Heidelandschaften innerhalb Deutschlands erläutert. Hierfür ist es unabdinglich, die jeweiligen Flächen kurz unter historischen Aspekten zu betrachten. Geologie und Böden nehmen hier zentrale Faktoren ein.
Die Entstehung, Nutzungsgeschichte, Standortfaktoren sowie pflanzensoziologische Gliederung werden exemplarisch für Norddeutschland am Beispiel der Lüneburger Heide und für Süddeutschland am Beispiel der Lechheiden südlich von Augsburg erläutert. Konkret soll ein Vergleich zwischen den trockenen Tieflandsheiden und den Magerrasen als süddeutsches Pendant der norddeutschen Heidenflächen erfolgen. Die Darstellung des Vergleiches erfolgt am Schluss der Arbeit.
Der Landschaftsbegriff Heide kann unterschiedliche Bedeutungen annehmen und wird regionsspezifisch bzw. mundartlich für unterschiedliche Biotope, kulturhistorische Hintergründe und Vegetationseinheiten verwendet, hier können z. B. Zwergstrauchbestände auf armen Sandböden in Nordwestdeutschland, Kalkmagerrasen im Berg- und Hügelland oder im östlichen Mitteleuropa Kiefernwälder der sandigen Ebenen angeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Heiden in Norddeutschland
2.1 Definition einer Heide
2.2 Entstehung und Nutzungsgeschichte der Heiden in Norddeutschland
2.3 Standortbedingungen
2.3.1 Klima
2.3.2 Böden
2.4 Pflanzensoziologische Gliederung
2.4.1 Trockene Tieflandsheiden bzw. Ginsterheiden (Genistion pilosae)
3 Magerrasen als süddeutsches Pendant zu Norddeutschen Heideflächen
3.1 Historische Entwicklung und Verbreitung der Magerrasen
3.1.1 Verbreitung und Standortfaktoren
3.1.2 Entstehung der Magerrasen - Landnutzung
3.1.3 Auswirkung von Beweidung auf die Magerrasen.
3.2 Pflanzensoziologische Gliederung
4 Lokales Beispiel: Lechheiden südlich von Augsburg
5 Vergleich der Heiden in Nord- und Süddeutschland
Literaturverzeichnis
Abstract
In this thesis, a pythosociological comparison of the heathlands within Germany is to be explained on the basis of anthropozoogenic influences and resulting location factors as well as further ecological aspects. The development, history of usage, location factors as well as pythosociological classification are explained exemplarily for Northern Germany by the example of the Lüneburg Heath and for Southern Germany by the example of the Lechfeld Heath. In concrete terms, a comparison between the dry lowland heaths and the barren grasslands as the southern German counterpart of the northern German heathland areas was made and analyzed.
1 Einleitung
Der Landschaftsbegriff „Heide“ kann unterschiedliche Bedeutungen annehmen und wird regionsspezifisch bzw. mundartlich für unterschiedliche Biotope, kulturhistorische Hintergründe und Vegetationseinheiten verwendet, hier können z.B. Zwergstrauchbestände auf armen Sandböden in Nordwestdeutschland, KalkMagerrasen im Berg- und Hügelland oder im östlichen Mitteleuropa Kiefernwälder der sandigen Ebenen (Ellenberg & Leuschner, 2010) angeführt werden.
In dieser Arbeit soll anhand von anthropo-zoogenen Einflüssen und daraus resultierenden Standortfaktoren sowie weiteren ökologischen Aspekten pflanzensoziologische Gliederungen der Heidelandschaften innerhalb Deutschlands erläutert werden.
Hierfür ist es unabdinglich die jeweiligen Flächen kurz unter historischen Aspekten zu betrachten. Geologie und Böden nehmen hier zentrale Faktoren ein. Die Entstehung, Nutzungsgeschichte, Standortfaktoren sowie pflanzensoziologische Gliederung werden exemplarisch für Norddeutschland am Beispiel der Lüneburger Heide und für Süddeutschland am Beispiel der Lechheiden südlich von Augsburg erläutert. Konkret soll ein Vergleich zwischen den trockenen Tieflandsheiden und den Magerrasen als süddeutsches Pendant der norddeutschen Heidenflächen erfolgen. Die Darstellung des Vergleiches erfolgt am Schluss der Arbeit.
2 Heiden in Norddeutschland
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Definition einer Heidelandschaft in Norddeutschland, die Entstehung und Nutzungsgeschichte, erörtert dann die Standortfaktoren vor allem anhand des Bodens sowie den klimatischen Bedingungen. Zum Schluss soll dann ein Überblick über die vorherrschende Vegetation der anthropozoogen-beeinflussten Heideflächen gegeben werden. Insgesamt soll hier versucht werden, die vorgestellte Theorie direkt mit dem Fallbeispiel der Lüneburger Heide zu verknüpfen.
2.1 Definition einer Heide
Der Begriff „Heidelandschaft“ wird nach Bork et al. (2000) als waldfreie Landschaft der unteren Höhenstufen, die von einer mehr oder weniger lockeren Zwergstrauchformation (Heide) geprägt ist. Außerdem wird auf die anthropogenen Faktoren zur Entstehung von Heidelandschaften und die damit einhergehende Verdrängung des ursprünglichen Waldes hingewiesen. Diese Faktoren umfassen beispielweise das regelmäßige Entfernen des Heidekrauts samt Rohhumusschicht für Brennstoff, Streu oder Düngung sowie eine Beweidung der Flächen (Bork et al., 2000).
Der Begriff Heide ist zunächst kein vegetationskundlicher Begriff, sondern hat einen kulturhistorischen Hintergrund im Hinblick auf öffentliches, von der Allgemeinheit oft als Weide nutzbarem Land (Ssymank, 2008). Betrachtet man den Begriff Heide jedoch vegetationskundlich, beschreibt dieser eine von Zwergsträuchern der Familie der Ericaceae dominierte Vegetationsform, der Bäume oder Sträucher fehlen oder möglichweise vereinzelt auftreten (Härdtle et al., 2009).
Nach Ellenberg & Leuschner (2010) kommen im mitteleuropäischen Tiefland nur 5 Standorte in Betracht, an denen der Waldwuchs naturgemäß verhindert wird und gleichzeitig Zwergsträucher auftreten können:
1. Extrem saure Anmoor- oder Torfböden auf denen zeitweilig hochanstehendes, sauerstofffreies Grundwasser keine Bäume hochkommen lässt
2. Bulte und Randgehänge der Hochmoore (vor allem deren Stillstandskomplexe)
3. Windexponierte Braundünen der Nord- und Ostseeküste
4. Sukzessionsstadien von Binnendünen
5. Entwässerte Hochmoore
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Heidelandschaften in natürlicher Weise (als Dauergesellschaften oder Sukzessionsstadien) beispielweise auf extrem sauren Anmoor- oder Torfböden mit stagnierendem Grundwasser, im Randbereich von Mooren, an Felsstandorten oder im Bereich von Küstendünen auftreten können (Härdtle et al., 2009). Bei den heutigen Heideflächen handelt es sich jedoch meistens um anthropo-zoogene Ersatzgesellschaften bodensaurer Wälder (Ellenberg & Leuschner, 2010). Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt deshalb unter anderem in der Beschreibung des anthropo-zoogenen Einfluss des Menschen auf die Heideflächen.
2.2 Entstehung und Nutzungsgeschichte der Heiden in Norddeutschland
Die Gesellschaften einer Heide finden sich in natürlicher Weise an Standorten mit sauren, nährstoffarmen Böden, wie z.B. Binnendünen, im Küstenbereich, Felsen, Moore oder xerotherme Vegetationstypen. Seit der Bronzezeit wurden die Gesellschaften von diesen Standorten anthropo-zoogen ausgeweitet und mancherorts sogar landschaftsprägend (Pott, 1995). Aufgrund der nährstoffarmen Böden waren die Bewohner des norddeutschen Tieflands dazu gezwungen, das entsprechende Land so zu bewirtschaften, dass Nährstoffe aus weiten Allmendeflächen auf kleineren Acker- und Grünlandflächen konzentriert werden mussten. Nährstoffreiche Streuauflagen, wie z.B. Früchte aus Laubwäldern wurden durch Steuentnahme zur Düngung der Äcker und/oder als Waldweide durch Vieh genutzt. Außerdem führte ein starker Bedarf an Holz zur Abholzung der Wälder. Die Besenheide (Calluna vulgaris) ist an nährstoffarme Böden und ein atlantisches Klima angepasst und breitetet sich so zunächst in Lichtungen, später dann großflächig aus (Keienburg & Prüter, 2004).
Pollenanalytisch lässt sich Calluna schon seit 3500 v.Chr. nachweisen. Im mittleren und späten Neolithikum deuten Indikatoren, wie z.B. Entwaldung, Anstieg der Getreidepollen-Kurve oder Holzkohlefunde auf eine Änderung der Pflanzendecke hin. Während der Bronze- und römischen Kaiserzeit erfuhren Heiden eine weitere Ausdehnung, vor allem durch das Wachstum der ländlichen Bevölkerung. Abbildung 1 soll die Entstehung von Heiden vor allem im Neolithikum und die anthropogenen Zusammenhänge verdeutlichen.
Mit der Einführung der Plaggenwirtschaft und der Entstehung des Heidebauerntums erfolgt ab dem 10.Jahrhundert n.Chr. eine starke Zunahme der Verheidung (Ellenberg & Leuschner, 2010). Über etwa die letzten neun Jahrhunderte lassen sich vier verschiedene zeitlich und/oder räumliche Wirtschaftweisen des historischen Heidebauerntums nennen, die die Ausdehnung und Erhaltung der Heidelandschaften in Norddeutschland bzw. in ganz Mitteleuropa begünstigt haben: Plaggen, Mahd, Beweidung und Brand (Härdtle et al., 2009).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 - Schematische Darstellung unterschiedlicher neolithischer Entwicklungen
Quelle: Hüppe (1993)
Plaggenhieb oder Plaggenstich meint prinzipiell eine Methode des oberflächlichen Abschälens von Vegetation und organischer Auflage und bildet die Grundlage der Plaggenwirtschaft. Durch die Einführung eines intensiven Roggenanbaus war eine Düngung der nährstoffarmen Sandböden in Norddeutschland unumgänglich. Die Düngung erfolgte hauptsächlich durch die Aufbringung von Heideplaggen auf die Äcker (Abbildung 2). Die Plaggenwirtschaft diente so der Nährstoffversorgung der Böden bei, um die Defizite durch die Entnahme von Agrarprodukten oder die Nährstoffverluste durch Verflüchtigung, Winderosion und Auswaschung auszugleichen. Abhängig von der Stichtiefe des Plaggenabtrages ist die Regeneration der Heide. Eine optimale Stichtiefe liegt bei ca. 12 cm, da die Samenbank größtenteils erhalten bleibt, kommt es zu einer dichten Calluna Keimung. Bei Stichtiefen bis 20 cm kann Calluna noch zur Keimung gelangen. Bei Stichtiefen über 20 cm kommt es zu einer Entwicklung von zu einer moos- und flechtenreichen Heide-Landschaft (Hüppe, 1993).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 - Rotations-Prinzip der Plaggenwirtschaft - Düngung des Ackerlandes erfolgt durch Auftrag von Heide-Plaggen
Quelle: Hüppe (1993)
Außerdem stand im Zentrum der Heidebauernwirtschaft die gemeinschaftliche Beweidung aller Flächen mit Heidschnuckenherden, die dazu in der Lage ist sich fast ausschließlich von der Besenheide (Calluna vulgaris) zu ernähren. Die Heidschnucken dienten zum einen als Fleisch und Woll-Lieferant. Andererseits und weitaus wichtiger war ihre Rolle für den Transport von Nährstoffen aus den Heideflächen in die Ställe. Der Mist verbunden mit der Stalleinstreu wurde als Dünger für die Äcker verwendet. Die Stalleinstreu bestand hauptsächlich aus Plaggen. Die in weiterer Entfernung gemähte Heide wurde ebenfalls als Stalleinstreu oder z.B. zum Dachdecken verwendet. Zur Verbesserung der Schafweide wurde eine überalterte Heide auch gelegentlich abgebrannt (Keienburg & Prüter, 2004). Die spezifischen Wirtschaftsformen des typischen norddeutschen Heidebauerntums sind also maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die Heide auf Kosten der Wälder ständig verjüngt und sich ausbreitet. So entstanden die Heide-Gesellschaften als Folgen von extensiven Nutzungen anstelle BirkenEichenwälder (Quercion roboris), Hainsimsen-Buchenwälder (Luzulo-Fagenion), Fichten- und Lärchenwälder (Vaccinio-Piceion) (Pott, 1995). Die ehemalige Bewirtschaftungsweise der trockenen Böden in der Geest-Landschaft ist auf den Lebenszyklus der Besenheide (Calluna vulgaris) und der damit einhergehenden Sandheide-Gesellschaft (Genisto-Callunetum) abgestimmt (Pott 1995). Abbildung 3 soll die Vegetations-Sukzessionen von Calluna -Heiden auf Sandböden in NordWestdeutschland aufzeigen. In dem linken Hälften erfolgt eine Beweidung mit Schafen. In der rechten Hälfte ist die Sukzession ohne Beweidung aufgeführt. Mögliche Entwicklungen nach dem Aufhören anthropogener Einwirkungen ist mit dünn-gestrichelten Pfeilen dargestellt. Deutlich wird hier nochmals der anthropozoogene Einfluss auf die Entstehung der Heideflächen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 - Sukzessionsstadien der Calluna -Heiden auf reinen, grundwasserfreien Sandböden in Nordwestdeutschlands
Quelle: Ellenberg & Leuschner (2010)
Die Heideflächen sind heute bis auf wenige Reste verschwunden. Gründe dieser Veränderungen sind vor allem die künstlichen Düngemittel, die bessere Futter- und Strohernten ermöglichten und somit die auf den Heideflächen durch Abplaggen oder Mähen gewonnene Stallstreu überflüssig machten, und die überdies gestatteten, selbst die nährstoffärmsten Heideböden in Kultur zu nehmen. Die Heidschnucken-Wirtschaft erübrigte sich durch billige Wollpreise aus Übersee (Hüppe, 1993). Ergänzend zu der, vorwiegend aus ökonomischen Gründen, Aufgabe der historischen Nutzungsformen lassen sich Aufforstung (vorwiegend mit Nadelbäumen), Düngung von Heidefläche (unmittelbar oder durch atmogene Einträge) sowie die Entwässerung von feuchten bis nassen Standorten (Feuchtheiden) als wesentliche Ursachen für den drastischen Flächenrückgang festmachen (Härdtle et al., 2009).
Die Erhaltung dieser Landschaften setzt voraus, dass man die Flächen nicht sich selbst überlässt, sondern durch Pflegemaßnahmen der Wiederbewaldung entgegenwirkt. Abbildung 4 soll dies nochmals am Beispiel Niedersachsens verdeutlichen. Der obere Abschnitt im Bild zeigt enormen Heide-Flächen um 1800, der untere Abschnitt zeigt den deutlichen Rückgang durch die oben aufgeführten Gründe um 2000.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 - Die Tiefebene Niedersachsens als Beispiel für den Rückgang von Heideflächen; oben um 1800, unten: um 2000.
Quelle: Härdtle et al. (2009) verändert nach Assmann & Jannsen (1999)
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass im Mittelpunkt der Entstehung von Heide-Landschaften die Bemühung der Menschen steht, Nährstoffe zu konzentrieren und auf nährstoffarmen Sandböden Ackerbau zu betreiben. Die Entstehung der Heiden in Norddeutschland lässt sich also vor allem auf die Heidebauernwirtschaft in Verbund mit den feucht-kühlen Klimabedingungen, den boden-ökologischen Prozessen und der Pflanzenökologie zurückführen.
2.3 Standortbedingungen
Die nächsten Kapitel dieser Arbeit sollen versuchen diese Faktoren Klima und Böden sowohl allgemein als auch spezifisch am Beispiel der Lüneburger Heide zu erörtern.
2.3.1 Klima
Nach Ellenberg & Leuschner (2010) beschränken sich Calluna -Heiden auf Gebiete mit vornehmlich 650 mm Jahresniederschlag und Temperaturen im Juli unter 20°C. Als bedeutsamere Voraussetzung für das Gedeihen mitteleuropäischer Calluna -Heiden wird weiterhin das Fehlen längerer Trockenperioden im Sommer, erkennbar an 115 Regetagen im Jahr, genannt. Weiterhin leidet Calluna besonders an Winterfrösten und plötzlichen Frösten im Frühjahr. Zur vollen Entwicklung ist eine relativ warme und lange Vegetationsperiode notwendig. Die Knospen der Pflanze gehen erst auf, wenn die täglichen Temperaturen 7,2 °C erreichen (Ellenberg & Leuschner, 2010).
Das Klima der Lüneburger Heide wird durch die Westwinddrift als Teil der globalen Zirkulation beeinflusst. In ca. 80% der Fälle herrscht ein immer feuchtes subozeanisches Klima mit recht ausgeglichenen Witterungsverhältnissen bedingt durch maritim geprägte Luftmassen vom Atlantik und der Nordsee. Wetterlagen beeinflusst durch kontinentale Luftmassen bzw. östliche Luftströmungen haben im Mittel einen Anteil von ca. 20 %. Typische Folgen für diese Wetterlagen sind trocken-warme Sommer mit längeren Hitzeperioden sowie gegebenenfalls einer erhöhten Neigung zu schweren Gewittern beziehungsweise Winter mit länger anhaltenden Dauerfrostperioden, Eis und Schnee. Im Mittel zeigen Klima-Daten ausgewählter Stationen aus der Umgebung des der Lüneburger Heide in den monatlichen Durchschnittstemperaturen im Juli ca. 16,7 °C und mittlere jährliche Niederschlagshöhen von 760 mm (Heinemann, 2013).
2.3.2 Böden
Die Böden der Zwergstrauchheiden sind durch eine Reihe von chemischen und physikalischen Eingeschalten gekennzeichnet, die als Stressfaktoren wirken und den Pflanzenwuchs deutlich einschränken (Pfadenhauer, 1993). Besonders typische Böden für fast alle Heiden in Mitteleuropa sind saure bis stark saure Podsole (z.B. podsolierte Braunerden, Parabraunerden oder Pseudo- oder Anmoorgleye) (Härdtle et al., 2009), die auf überwiegend durch Schmelzwässer des Gletschers antransportierte Sande (glazifluviatile Sande), vereinzelt sind auch Geschiebelehme gebildet worden sind (Boess, 2013). Die Podsolierung wird durch ein saures Bodenmileu (pH < 4), kühlfeuchtes Klima, nährstoffarme, schwer zersetzbare Streu und wasserdurchlässiges Ausgangsgestein begünstigt (Glaser et al., 2016). Calluna vulgaris produziert eine an Phenolen reiche, deshalb schwer zersetzliche Streu (Rohhumus-Bildner) (Pfadenhauer, 1993). Der pH-Wert einer organischen Auflage der Heiden, in der sich die Fein- und Grobwurzeln befinden, liegt zwischen 3,4 und 4,4. Bei diesen Werten können sich im oberen Mineralboden Metall-Humus-Komplexe bilden, die dann mit dem Sickerwasser abwärts verlagert werden (Härdtle et al., 2009). Diese ungünstige Humusform bewirkt vor allem die Versauerung und Nährstoffverarmung, die zur Podsolierung führt (Boess, 2013). Es entsteht ein typisches Bodenprofil des Podsols mit ausgewaschenem Eluvialhorizont (Aeh/ Ae) und mit darauffolgendem eingewaschenen dunklen Illuvialhorizont (Bh/ Bsh), der je nach Verfestigungsgrad als Ortstein oder Orterde bezeichnet wird (Abbildung 5) (Scheffer&Schachtschabel, 2010).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5 - Podsol-Profil unter trockener Calluna-Heide.
Quelle: Ellenberg & Leuschner (2010)
Calluna vulgaris ist tolerant gegenüber hohen Säurekonzentrationen und erträgt pH-Werte unter 3. Wohingegen viele Pflanzen von Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen califuge (kalkmeinende) und eher säureliebende Eigenschaften haben, ist Calluna vulgaris weniger kalkmeidend, sondern wird vor allem durch hohe Konkurrenz an stark saure Standorte verdrängt (Ellenberg & Leuschner, 2010). Außerdem weist Calluna eine erhöhte Toleranz gegen das für Pflanzen eigentlich toxische Aluminium (III)-Ion auf, welches bei niedrigem pH-Werten die vorherrschende Form des Aluminiums ist, und kann sich dadurch besonders gut an sauren Standorten etablieren (Ellenberg & Leuschner 2010, Pfadenhauer 1993). Bei 70% aller mitteleuropäischer Heiden ist die Biomasseproduktion durch die Verfügbarkeit an anorganischem Stickstoff limitiert. In anderen Fällen erfolgt die Limitierung durch Phosphor oder Stickstoff und Phosphor. Der Hauptvorrat dieser Elemente findet sich in den A- und B-Horizonten und nicht in den organischen Auflagen. Aus diesem Grund genießt eine Calluna -Jungpflanze, nach Entfernen der oberirdischen Biomasse (z.B. durch Plaggen), eine gute Nährstoffversorgung (Härdtle et al., 2009).
Abbildung 6 zeigt die Charakteristika des in der Lüneburger Heide aufgenommenes Podsolprofil. Erkennbar ist hier ausgebleichte Horizont (A) dann stellt sich die verfestigte Schicht (B) (Ortstein) dar. Unten schließt sich das sandige Ausgangsgestein an (C).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6 - Podsolprofil aus der Lüneburger Heide.
Quelle: Kruse (2018)
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- Quote paper
- Maurice Maaß (Author), 2020, Die Flora und Vegetation der Heiden Nord- und Süddeutschlands im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1270224