„ Zum großen Heyl der Welt hat Gott dich auff diese Welt gesandt und durch dich mehr Guts ausgewürckt, als die Welt dir vergelten kann. O du Sitffter der Klöster, du Ernährer der Armen, du Apostel der Pommern, du Glori des Bamberger Bistumbs und Exemplar aller frommen Bischoffen; wer kann dich würdiglich loben und alle deine Tugenden völlig außsprechen?“
Dieser Auszug stammt aus einem Gebet, dass in einem Büchlein zur Ottoverehrung aus dem Jahre 1714 stammt. Obwohl es über 500 Jahre nach seinem Tod gedruckt wurde, ist zu erkennen, dass Bischof Otto I. von Bamberg nicht nur in seiner Rolle als Bischof eine herausragende Person seiner Zeit gewesen sein muss. Viele seiner Eigenschaften waren offenbar so außergewöhnlich, dass er 1189, fünfzig Jahre nach seinem Tod, heilig gesprochen wurde. In verschiedensten Quellen, Urkunden, Legenden, Bildern und anderen Darstellungen sowie in der Forschung ist Otto von Bamberg vor allem als Reichsbischof zwischen Kaiser und Papst, als Politiker, Territorialherr, Pommernmissionar, Bauherr, Klostergründer und Klosterreformer beschrieben und gewürdigt worden. Neben diesem habe er sich, so beschreiben es die Quellen, immer wieder durch Fürsorge und Versorgung von Mittellosen und Kranken hervorgetan.
Die Armenfürsorge war ein wesentlicher Aspekt des Amts- und Selbstverständnisses der mittelalterlichen Bischöfe. Sie umfasste weit mehr als das Verteilen von Almosen oder Getreide in Zeiten von Hungersnöten. Die bischöfliche caritas bestand aus der Versorgung und Pflege von Kranken, Alten, Witwen, Waisen und Schwachen und ihrer Unterbringung in Hospizen und Spitälern. Es musste für Nahrung und Kleidung gesorgt werden und für eben alles, was diese Menschen zum Leben brauchten und es musste finanziert werden.
Mit der caritas des Bischofs Otto von Bamberg wird sich die vorliegende Arbeit beschäftigen. Sie beginnt mit einer kurzen Übersicht über den Lebensweg Ottos. Nach der Darstellung der Quellen und ihrer Problematik soll an konkreten Beispielen aufgezeigt werden, wie der Bischof die Armenfürsorge (bis über seinen Tod hinaus) organisierte und durchführte. Im Vorfeld wird es im vierten Kapitel einen kurzen Exkurs über die Armut im Mittelalter und den Armutsbegriff geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographisches
- Die Quellen
- Die Prüfeninger Vita
- Die Vita Ottonis des Mönches Ebo
- Der Dialog Herbords
- Armutsbegriff und Armut im Mittelalter
- Die Armenfürsorge Ottos von Bamberg
- Schlussbetrachtung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Armenfürsorge des Bischofs Otto I. von Bamberg. Ziel ist es, anhand von Quellenmaterial, insbesondere den Viten Ottos, die Organisation und Durchführung der Armenfürsorge durch den Bischof zu beleuchten. Dabei werden die Quellen und ihre Problematik analysiert und konkrete Beispiele für Ottos caritas vorgestellt. Ein Exkurs über den Armutsbegriff und die Armut im Mittelalter bildet den Rahmen für die Untersuchung.
- Die Armenfürsorge als wesentlicher Aspekt des bischöflichen Amts
- Die Rolle der caritas im Leben und Wirken Ottos von Bamberg
- Die Organisation und Durchführung der Armenfürsorge durch den Bischof
- Die Quellenlage und die Problematik der Viten als hagiographische Quellen
- Der Armutsbegriff und die Armut im Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Bischof Otto I. von Bamberg als herausragende Persönlichkeit seiner Zeit vor und beleuchtet seine vielfältigen Rollen und Verdienste. Sie führt in die Thematik der Armenfürsorge als zentralen Aspekt des bischöflichen Amts im Mittelalter ein. Die Arbeit konzentriert sich auf die caritas des Bischofs Otto von Bamberg und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das Kapitel „Biographisches“ zeichnet einen kurzen Lebensweg Ottos von Bamberg nach. Es beleuchtet seine Herkunft, seine Ausbildung und seine kirchliche Karriere, die ihn vom Hofkaplan zum Bischof von Bamberg führte. Die Kapitel „Die Quellen“ und „Armutsbegriff und Armut im Mittelalter“ bilden den theoretischen Rahmen der Arbeit. Sie analysieren die Quellenlage, insbesondere die Viten Ottos, und beleuchten den Armutsbegriff und die Armut im Mittelalter als gesellschaftliche und theologische Phänomene.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Armenfürsorge, Bischof Otto I. von Bamberg, Mittelalter, caritas, Viten, hagiographie, Armut, Armutsbegriff, Quellenkritik, Quellenanalyse, Geschichte des Bistums Bamberg.
- Quote paper
- M.A. Tanja Gawlich (Author), 2006, Der Bischof als Vater der Armen: Otto von Bamberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/126741