Unter Verwendung der psychologischen Gegenstandanalyse (PGA) von Marlovits (2003), wurde die Wirkungseinheit des Tennisspielens rekonstruiert. Aufbauend auf drei Interviewbeschreibungen, die im Rahmen von Tiefeninterviews formuliert wurden und einen ersten Einblick in das Phänomen Tennisspielen gegeben haben, führte die Analyse des Gegenstandes zu einer Verdichtung auf die drei Themenkomplexe Kontrolle und Selbstbestrafung, Brutalität und Kommunikation. Das Thema Kontrolle und Selbstbestrafung, beschreibt grundsätzlich die Neigung, sich selbst in Form der eigenen Handlungen zu beherrschen und kontrollieren. Die Brutalität, bezieht sich vornehmlich auf eindeutige und vor allem einseitige Siege im Tennis, die häufig mit einer Demütigung des Gegners einhergehen. Im Rahmen der Kommunikation, wurde erarbeitet, dass sich im Zuge des Ballwechsels eine Art Konversation zwischen den Spielern einstellt. Aufbauend darauf wurden die Selbstbehandlungsmöglichkeiten Kontrolle und Auflehnung und Kommunikation und Brutalität formuliert.
Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG
EINLEITUNG
METHODE
BEOBACHTUNG
SELBSTBESCHREIBUNG
TIEFENPSYCHOLOGISCHES INTERVIEW
PSYCHOLOGISCHE GEGENSTANDSANALYSE
BESCHREIBUNG
SELBSTBESCHREIBUNG
INTERVIEWBESCHREIBUNG
GEGENSTANDSBESCHREIBUNG
Ball
Schläger
Abhängigkeiten
Gewalten
GESCHICHTE
PSYCHOLOGISCHE GEGENSTANDSANALYSE
VERDICHTUNG
Kontrolle und Selbstbestrafung
Brutalität
Kommunikation
SELBSTBEHANDLUNG
Kontrolle und Auflehnung
Kommunikation und Brutalität
DISKUSSION
FAZIT
DARSTELLUNG FÜR DEN AUFTRAGGEBER
LITERATURVERZEICHNIS
Zusammenfassung
Unter Verwendung der psychologischen Gegenstandsanalyse (PGA) von Marlovits (2003), wurde die Wirkungseinheit des Tennisspielens rekonstruiert. Aufbauend auf drei Interviewbeschreibungen, die im Rahmen von Tiefeninterviews formuliert wurden und einen ersten Einblick in das Phänomen Tennisspielen gegeben haben, führte die Analyse des Gegenstandes zu einer Verdichtung auf die drei Themenkomplexe Kontrolle und Selbstbestrafung, Brutalität und Kommunikation. Das Thema Kontrolle und Selbstbestrafung, beschreibt grundsätzlich die Neigung, sich selbst in Form der eigenen Handlungen zu beherrschen und kontrollieren. Die Brutalität, bezieht sich vornehmlich auf eindeutige und vor allem einseitige Siege im Tennis, die häufig mit einer Demütigung des Gegners einhergehen. Im Rahmen der Kommunikation, wurde erarbeitet, dass sich im Zuge des Ballwechsels eine Art Konversation zwischen den Spielern einstellt. Aufbauend darauf, wurden die Selbstbehandlungsmöglichkeiten Kontrolle und Auflehnung und Kommunikation und Brutalität formuliert.
Einleitung
Spätestens seit der Professionalisierung und der damit einhergehenden Kommerzialisierung und Medialisierung in den siebziger Jahren, entwickelte sich der Tennissport - zumindest in den westlichen Ländern - zu einer der populärsten Individualsportarten. In Deutschland sorgten vor allem die erfolgreichen Jahre von Steffi Graf und Boris Becker in den Achtzigern, für ein exponentiell wachsendes Interesse am Tennis. Spieler wie Federer, Nadal und Djokovic sind heute längst zu Kindheitshelden, Werbeikonen und Tennislegenden aufgestiegen. Die wachsende Mitgliederzahl des Deutschen Tennis Bundes (1970 - 1994) von 355.000 (1970) über 1.275.000 (1980) auf 2.300.000 (1994) (Pingel, Deutscher Tennis-Bund, 2019), zeigt, dass Tennis innerhalb der Gesellschaft nicht nur gerne geguckt, sondern vermehrt auch selbst gespielt wird. Im Rahmen dieser Hausarbeit, sollen im Zuge einer Diagnostik der Wirkungseinheit Tennis, die Wirkungsfläche und die Selbstbehandlungsmöglichkeiten im Tennis, dargelegt werden. Damit einhergehend soll der Frage nachgegangen werden, was am Tennis begeistert. Die Sportart bildet vor allem aus sportpsychologischer Sicht, ein interessantes Phänomen ab. Nicht nur, weil - wie in jedem Individualsport - der Aufstieg und die Fallhöhe des Sportlers sehr groß sein können, sondern vor allem, weil aus morphologischer Betrachtungsweise, eine Vielzahl an ambivalenten Strukturen vorliegen. Der Tennisschläger beispielweise, stellt eine essenzielle Bedingung für den Spieler dar, das Spiel bestreiten zu können, gleichzeitig ist jedoch häufig zu erkennen, wie der Tennisspieler seinen Schläger, und damit die Grundlage für die Partizipation am Spiel, auf dem Boden zerschlägt. Des Weiteren ist zu erkennen, dass sich trotz des direkten Duells zweier Spieler im eins gegen eins, das nicht selten in einem persönlich leidenschaftlichen „Kampf" endet, keine direkte Beziehung in Form eines Nähe-Verhältnis der Spieler einstellen kann. Das Netz gewährleistet, dass die Spieler zu jedem Zeitpunkt im Spiel räumlich voneinander getrennt sind. Das Verhalten des Tennisspielers im Spiel, unterliegt offensichtlich ergänzenden subjektiven Einflüssen, so belebt Roger Federer seine zurückhaltende und ruhige Ausstrahlung auf dem Feld durch eine elegante und ästhetisch qualitative Spielweise, während Nick Kyrgios' Diskussion mit einem Zuschauer im Stadion, schon mal über mehrere Aufschlagspiele geht (ATP-Masters Miami, 26.03.2019), zeichnet sich Rafael Nadal vornehmlich durch seine mentale Stärke und kraftvolle Spielweise aus. Ungeachtet dessen, sollen unter Anwendung der Morphologischen Gegenstandsanalyse (Marlovits, 2003), zentrale Wirkungen des Tennis erarbeitet werden.
Methode
Der Zugang zum Thema, orientierte sich an der morphologischen Gegenstandsbestimmung. Die ausgewählte Methode, umfasst eine grundlegende Beobachtung diverser Tennisspiele und Videoausschnitte von Tennisspielen, auf die über das Online-Videoportal „YouTube“ zugegriffen wurde. Darauf aufbauend, fand eine Orientierung an den qualitativen Verfahrensweisen der Selbst- und Fremdbefragung statt. Diese führte zu einer Selbstbeschreibung grundlegender Bestandteile und Funktionalitäten des Sports, die durch drei tiefenpsychologische Interviews um Erfahrungen und Erlebnisse im Tennis ergänzt und erweitert wurden. Die gesammelten Informationen, wurden dann in Anlehnung an die Methode der psychologische Gegenstandsanalyse (PGA) (Marlovits, 2003) zu mehreren Themenkomplexen verdichtet. Schlussendlich wurden mit den zugrunde gelegten Wirkungsflächen des Tennis, Selbstbehandlungsmöglichkeiten definiert.
Beobachtung
Die Beobachtung umfasst eine grundlegende Betrachtung des Tennisspiels. Videoaufnahmen und - ausschnitte diverser vergangener Spiele, bildeten die Grundlage dafür. Um einen ganzheitlichen Blick zu erhalten, wurde darauf geachtet, möglichst viele unterschiedliche Tennisspieler, bei diversen Turnieren zu beobachten. Die Beobachtung des Tennisspielens, hat unter der Prämisse der Phänomenologie stattgefunden, damit die gänzliche Morphologie der Sportart erfasst werden konnte. Die nähere Betrachtung insbesondere der Spielgeräte (Ball und Schläger), hat primär unter Zuhilfenahme von Abbildungen stattgefunden. Um die historischen und sozio-kulturellen Hintergründe bzw. die Entstehung des Tennis zu ergründen und einzuordnen, wurde weitere Literatur hinzugezogen.
Selbstbeschreibung
Unter Anwendung der phänomenologischen Betrachtungsweise, wurden grundsätzlich offensichtliche Charakteristika des Tennis definiert. Zusätzlich fand eine qualitative Objektbeschreibung der Spielgeräte Tennisball und Tennisschläger statt, die Form- und Funktionsbeschreibung beinhaltet. Außerdem wurden funktionale und technische Bedingungen eines Tennisspiels beschrieben. Darüber hinaus wurden Abhängigkeiten, an die ein Spieler im Spiel gebunden ist und Gewalten, über die er im Spiel verfügt, definiert. Um die Gestalt des Tennisspielens in seiner möglichen Ganzheit zu beschreiben, wurde sich an dem Prinzip der Vollständigkeit orientiert. Der übersichtlichkeitshalber, hat auch das Prinzip der Anschaulichkeit Anwendung gefunden.
Tiefenpsychologisches Interview
Mit einer Dauer von ungefähr einer Stunde, wurden im Rahmen von drei Tiefeninterviews, Hintergründe, Erfahrungen und Verhaltensweisen zum Thema Tennis ergründet. Es wurde darauf geachtet, möglichst unvoreingenommen und offen in die Gespräche zu gehen. Angesichts der vorangegangenen Selbstbeschreibung, wurde jedoch ein Interesse insbesondere für die Fragen Was begeistert am Tennisspielen ? Was fühlst du während eines Spiels und wie äußert sich das? und Welches Verhältnis hast du zu deinem Gegner? entwickelt. Alle drei interviewten „Probanden“, spielen seit mindestens einem Jahrzehnt Vereinstennis im Amateurbereich. Um den Bedingungen eines Tiefenpsychologischen Interviews gerecht zu werden, wurde versucht, den Probanden durch Warten und aktives Zuhören möglichst viel Raum zur Verfügung zu stellen, an geeigneten Gesprächspunkten, die Offenheit durch gezieltes und lenkendes Nachfragen auf relevante und interessante Themen, jedoch auch bewusst einzuschränken. Ziel war es vornehmlich, interviewübergreifende Beschreibungen und Erlebnisse herauszuarbeiten.
Psychologische Gegenstandsanalyse
Die gesammelten Erkenntnisse aus der Selbstbeschreibung und den Interviewbeschreibungen, wurden im Zuge einer Analyse, die sich an der Struktur der psychologischen Gegenstandsanalyse nach Marlovits (2003) orientiert, zu Themenkomplexen verdichtet. Das Tennisspielen, wurde als gestaltetes Phänomen in seiner umfänglichen Qualität betrachtet und stellt in dieser Ausarbeitung den Gegenstand dar. In diesem Zusammenhang wurde ein besonderes Augenmerk auf das Prinzip des Zusammenhangs gelegt, damit die Analyse der Gestalt des Tennisspielens nicht ihrer Komplexität unterliegt. Die damit einhergehende Vielfältigkeit der Sportart, spiegelt eine beträchtliche Bandbreite an Ansätzen der Hypothesenbildung zur Wirk-Logik des Tennisspielens wider. Entlang des Prinzips des Austausches, hat - zum Zweck einer möglichst wirklichkeitsnahen Hypothesenformulierung - ein ständiger Abgleich der Hypothesen mit den Ergebnissen der Interviewbeschreibungen stattgefunden. Im Rahmen der Analyse wurde insbesondere mit Schlüsselfragen, wie: Wie wirkt das Spiel auf die Zuschauer? Welche Wirkung erzeugt es bei den Spielern? Welche Wirkungen und Gestalten erzeugen die Spieler selbst im und durch das Spiel? gearbeitet. Unter anderem für den Prozess der Fragenbearbeitung, wurde der kulturhistorische Hintergrund des Tennis hinzugezogen. Die - unter Anwendung der genannten Prinzipien - ablaufende Verdichtung zu spezifischen Themenkomplexen, führte zu einer Rekonstruktion der Wirkung des Tennisspielens. Aufbauend darauf, hat eine Formulierung möglicher Selbstbehandlungsmöglichkeiten im und durch das Tennisspielen stattgefunden.
Beschreibung
Insbesondere die Formulierung der Selbstbeschreibung, hat möglichst assoziativ und unvoreingenommen stattgefunden. Um das Phänomen möglichst holistisch zu erfassen, wurde in Anlehnung an das Prinzip der Vollständigkeit, primär darauf geachtet, in der Breite und nicht allzu sehr in der Tiefe zu beschreiben. Die Selbstbeschreibung wurde in funktional und gegenständlich differenziert.
Selbstbeschreibung
Das Spiel findet auf unterschiedlichen Belägen, wie Sand, Rasen oder Hartgummi, sowohl in einer Halle als auch unter freiem Himmel und in einem Stadion statt. Da der Erfolg im Individualsport Tennis, ausschließlich von einer Person abhängt, ist sowohl die Aufstiegs-, als auch die Fallhöhe des Spielers in seiner Karriere - im Vergleich zu einem aus einer Mannschaftssportart - groß. Die Tennisspieler tragen die Verantwortung für ihren Erfolg ausnahmslos selbst. Das Individualisierungsbedürfnis, kann im Tennis demnach uneingeschränkt befriedigt werden. Auffällig ist, dass das Durchschnittsalter der Top 4 Tennisspieler der Welt mit ungefähr 32 Jahren (ATP Tour, Inc., 2020), im Vergleich zu anderen Sportarten relativ hoch ist, so lag beispielsweise der Altersdurchschnitt der eingesetzten Profifußballer aller Mannschaften in der 1.Bundesliga in der Spielzeit 2018/2019 bei weniger als 26 Jahren (Transfermarkt GmbH & Co. KG, 2020). Es kann also davon ausgegangen werden, dass der sportliche Erfolg nicht zwangsläufig an ein junges Alter gebunden ist. Tennis ist in allen Altersklassen vertreten, die Wettspielordnung des Deutschen Tennis Bundes E.V (Deutscher Tennis Bund E.V, 2020), führt in ihrer aktuellen Ordnung Altersklassen von U10 (10 und jünger), bis Herren 80 auf. Die zum Spielen notwendigen Sportgeräte, wie der Tennisball und Tennisschläger, setzen gewisse finanzielle Investitionen voraus. Der Zugang zu einem zumeist nicht-öffentlichen Tennisplatz, ist in Form eines VereinsMitgliedsbeitrages oder einer Mietgebühr ebenfalls an finanzielle Mittel gebunden. Durch diese monetären Bedingungen kann dem Sport also ein gewisser Exklusivitäts-Charakter zugesprochen werden. Spielerinnen tragen in der Regel Sportröcke und Spieler kurze Sporthosen, beim Wimbledon Turnier in London insbesondere in weißer Farbe. Zu den Funktionalitäten ist anzumerken, dass es sich beim Tennis um ein Rückschlagspiel handelt, in dem der Ball unter Verwendung des Schlägers über das Netz in ein determiniertes Feld des Gegners geschlagen wird. Der Ball darf ausschließlich mit dem Schläger nicht aber mit dem Körper berührt werden. Vor jedem Schlag darf der Ball nur einmal auf dem Boden aufkommen, kann wahlweise aber auch in Form eines Volleys ohne Bodenkontakt direkt gespielt werden. Der Ball darf ausschließlich einmal mit dem Schläger berührt werden. Im Gegensatz zu anderen Ballsportarten, wie zum Beispiel Völkerball oder Dodgeball, soll der Ball nicht auf den Gegner, sondern idealerweise möglichst weit neben ihn geschlagen werden. Häufig sind dabei Schwungbewegung mit hohem Kraftaufwand, wie beispielsweise beim Aufschlag oder Schmetterball, die eine möglichst hohe Beschleunigung des Balles zum Ziel haben, erkennbar. Der Schwung resultiert aus Dreh- und Kreisbewegungen des Armes. Der Ball kann aber auch - häufig bei der Schlagtechnik des Stoppballs zu sehen - gefühlvoll über das Netz befördert werden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es unterschiedliche Techniken mit entsprechenden Wirkungen gibt, die der Spieler situationsbedingt anwenden kann. Das Bestreben eines jeden Schlags ist es, den Ball so zu platzieren, dass der Gegner ihn nicht mehr regelkonform spielen kann. Insgesamt wird von dem Spieler dafür eine gute Hüftbeweglichkeit, Kraft im Schlagarm sowie die Fähigkeit agiler und dynamischer Bewegungen verlangt. Die häufigen Antritts- und Abstoppbewegungen, erfordern neben Schnelligkeit auch Ausdauerleistungs- und Koordinationsfähigkeiten. Die Bewegungen finden in einem begrenzten Feld mit Bewegungs-Freiheitsgraden nach vorne, hinten und zur Seite statt. Die Spieler bewegen sich zumeist auf den Zehenspitzen, um möglichst schnell reagieren zu können. Die Spielzusammensetzung, kann aus einem eins gegen eins und einem zwei gegen zwei bestehen. Nicht selten ist dabei zu erkennen, dass die Spieler an ihre körperlichen Grenzen gehen. Die Verwendung des Schlägers, geht mit einer Verlängerung des Armes einher und sorgt für die Fähigkeit dem Ball eine höhere Beschleunigung auftragen zu können. Die Vergrößerte Schlagfläche, gewährleistet eine höhere Treffsicherheit. Die Arme besitzen eine hohe Anzahl an motorischen Einheiten, weshalb Bewegungen koordinativ sehr fein abgestuft erfolgen können. Auffällig ist außerdem, dass ausschließlich der Aufschlagsfehler einen zweiten Versuch toleriert, alle anderen Fehler jedoch unmittelbar mit einem Punkt für den Gegner bestraft werden. Sofern dem Punktgewinn eine Netzberührung des Balles vorausgegangen ist, die die Richtung des Balles entscheidend veränderte, ist es üblich sich bei seinem Gegner zu entschuldigen. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, charakterisiert sich das Tennis somit offensichtlich als eher höflich und vorbildlich.
Interviewbeschreibung
Aus den Gesprächen ist die einheitliche Beschreibung hervorgegangen, dass neben dem Duell mit dem Gegner, ein weiteres intensives mentales Duell mit dem Selbst stattfinde, dass nicht selten in einem wahren Kampf münde. In einigen Spielsituation, sei - in Abhängigkeit vom Spielstand - die Verantwortung für das Spielgeschehen deutlich spürbarer als in anderen. Die Tatsache, dass es im Individualsport ausschließlich auf die Leistung des Einzelnen ankomme, äußere sich in „schwierigen" Spielsituationen, als ein Gefühl der Alternativlosigkeit und schüre Angst, sich der Aufgabe ausweglos stellen zu müssen. Zum einen löse dies den Zustand der Hilflosigkeit aus, zum anderen bilde es aber auch einen Reiz, sich selbst aus Krisen befreien zu müssen. Es wird häufig als Herausforderung beschrieben, die mentale Drucksituation auszuhalten. Dies führt dazu, dass das Spiel als „extrem anstrengend für den Geist" empfunden werde und man nach einem Spiel oder Training mental vollständig „ausgelaugt" sei. Das Gefühl der vollständigen Erschöpfung, wurde vertiefend darauf zurückgeführt, dass im Spiel „auf sehr viele Dinge" geachtet werden müsse. Speziell der Aufschlag, der eine hohe Fehleranfälligkeit aufweist, erfordere sehr viel Konzentration. Das Gefühl des Ausgelaugt-Seins nach dem Spiel, ist darüber hinaus auf die Dynamik des Spielgeschehens bzw. das wechselnde „Momentum" zurückzuführen, was einen im Spiel so ziemlich alle möglichen „Gefühlslagen" durchleben lasse. Das häufig erkennbare Bild des Zerschlagens des Tennisschlägers, diene dazu, derartige unangenehme „Gefühlslagen" wie angestaute Wut oder Ärger über misslungene Spielaktionen auszudrücken und zu entladen. Man fühle sich danach „frei" und könne sich unbelastet wieder auf das Spiel fokussieren. Eine hohe Aufmerksamkeit und Konzentration sei über das gesamte Spiel hinweg von essenzieller Bedeutung, da einzelne vermeintlich unbedeutende Spielsituationen, spielentscheidend sein können. Im Besten Fall können die Aktionen des Gegners antizipiert werden. Gute Tennisspieler würden sich erst in Drucksituationen herauskristallisieren. In diesem Zusammenhang wurden Tennisspieler als Perfektionisten charakterisiert. Das sei unter anderem daran festzumachen, dass ein Tennistraining selten ohne Fluchen aufgrund von Unzufriedenheit mit dem eigenen Spiel stattfinde. Häufig seien die Spieler am Ende eines Trainings genervt, weil einige Dinge nicht planmäßig liefen. Bei einer Niederlage in einem Spiel sei man weniger unzufrieden oder sogar teilweise zufrieden, wenn dennoch eine gute Leistung erzielt wurde. Es komme in einem beträchtlichen Maße darauf an, die eigenen Vorgaben zu erfüllen und weniger darauf, das Spiel tatsächlich zu gewinnen. Die unmittelbare und persönliche Resonanz der Zuschauer und des Trainers, dessen Blickkontakt man häufig suche, würde sowohl als förderlich als auch als hemmend wahrgenommen. Die gute Spielphase würde durch Jubel gewürdigt und verlängert, und die Krise durch Stille und Unzufriedenheit von außen, verstärkt werden. Die Frage, was am Tennisspielen begeistert, wurde interessanterweise unter anderem einheitlich damit beantwortet, dass es einem ein befriedigendes Gefühl gäbe, das Spiel zu kontrollieren und den Gegner „laufen zu lassen". Wenn alles perfekt laufe und man viele Punkte hintereinander macht, mache das Spiel am meisten Spaß. Eine Beschreibung ging so weit, dass ein „geiles" Gefühl verspürt werde, den Gegner zu kontrollieren und zu schlagen, noch „geiler“ sei es jedoch, wenn der Gegner den Punkt nicht durch eigene Fehler, sondern chancenlos verliert. Besonders favorisiert sind Spielsituationen, in denen man die Überhand habe, beispielsweise wenn der Ball vom Gegner zentral kurz hinters Netz gespielt wird und man selbst per Volley und mit allen Entscheidungsmöglichkeiten angreifen könne.
Gegenstandsbeschreibung
Ball
Der Ball ist vergleichsweise klein. Die Sprungeigenschaften resultieren entweder aus einer luftgefüllten -, oder gummibeschichteten Konstruktion, die jeweils von einer neongelben Filzschicht überzogen ist. Aufgrund der Sprungeigenschaften können unvorhergesehene Sprungbewegungen, ähnlich die eines Gummi-Balles auftreten. Der Ball wird geschlagen und erzeugt im Zuge dessen, deutlich hörbare Schlaggeräusche.
Eine linienförmige weiße Gummischicht, die vom Filzüberzug nicht berücksichtigt wurde, läuft kreisförmig ineinander und ist deutlich erkennbar.
Schläger
Der schmale, längliche und am Griff mit Band umwickelte Schläger, mündet nach einer Verbreiterung in einer kreisförmigen Schlagfläche, die mit kunststoffhaltigen Saiten bespannt ist. Die Schlagfläche ist transparent und der Schläger mit einem Gewicht von ca. 346 g (Kärcher, Eck, 2011) relativ leicht.
Abhängigkeiten
Damit ein regelkonformes Spiel stattfinden kann, wird ein genormter Tennisplatz mit begrenztem Spielfeld und einem Netz vorausgesetzt. Darüber hinaus kann ein Spiel nur unter Anwesenheit von mindestens zwei Spielern stattfinden, man ist folglich von seinem Gegenspieler abhängig. Auch die Spielgeräte Schläger und Ball, stellen unabdingbare Spielvoraussetzungen dar. Die Bewegungen des Spielers resultieren als Reaktion auf die Bewegungsrichtung des Balles, der vom Gegner gespielt wird.
Gewalten
Der Spieler kann im Rahmen seiner Schläge, die Bewegungen des Gegners und somit teilweise das Spielgeschehen kontrollieren. Voraussetzung dafür ist die Beherrschung des Schlägers und des Balles. Die Spieler bestimmen aufgrund der fehlenden Zeitbegrenzung über die Dauer des Spiels.
Geschichte
Die ersten tennisähnlichen Strukturen gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück (Gillmeister, 1990). Gestaltet als Mannschaftssport, war es den Spielern erlaubt, den Ball mit der Handfläche oder den Füßen zu spielen (Gillmeister, 1990). Gespielt von Mönchen in den Innenhöfen von Klöstern, konnten Punkte erzielt werden, indem der Ball durch Bogenöffnungen geschossen wurde oder sogenannte Schassen erzielt wurden (Gillmeister, 1990). Das sogenannte Urtennisspiel weist historisch betrachtet, konzeptionelle Ähnlichkeiten zu einer mittelalterlichen Burgeroberung auf, „[...] bei der es darum ging, den strategisch wichtigen Engpass eines Burgtores anzugreifen bzw. zu verteidigen" (Hasper, 2008, S.53). Die Ritterspiele pas dârmes, griffen die Thematik der Burgeroberung als erstes auf (Hasper, 2008; zitiert nach Gillmeister, 1990), bevor sie sich als raues Fußballspiel in den unteren gesellschaftlichen Schichten niederschlug (Hasper, 2008). Angesichts der auftretenden Raufereien war es den Mönchen nicht gestattet, am Fußballspiel teilzunehmen (Hasper, 2008), weshalb sich unter ihnen das Urtennis als gewaltloser Ableger festsetzte (Hasper, 2008; zitiert nach Elias & Dunning, 1984, S. 88-89). Nach Elias und Dunning (1984; zitiert nach Hasper, 2008, S.53), hatte das Fußballspiel die Funktion einer „Konfliktbewältigung" und „fungierte als Ventil für Spannungen [.]", „[.] was sich etwa daran zeigt, dass beim Fußballspiel gesellschaftlich sonst gerade nicht akzeptierte Triebe und Gefühle ausgelebt werden können." (Hasper, 2008, S. 54). Das Tennisspiel hingegen wurde angesichts der Körperlosigkeit und Strategielastigkeit, als pädagogisch wertvoll und königliches Erziehungsmittel angesehen (Hasper, 2008; zitiert nach nach Miethling (1998), S.19 und Stemmler (1988), S. 26). „Von den französischen Klöstern aus, [.] verbreitete sich das Spiel der Mönche rasch unter Adligen und Königen [.]" (Hasper, 2008; zitiert nach Gillmeister, 1990, S. 47-48). Die Verwendung des Schlägers, geht auf das Jahr 1380 zurück (Clerici, 1987), die Einführung des feldtrennenden Netzes, kann jedoch erst auf das Jahr 1640 zurückgeführt werden (Hasper, 2008). Der Begriff Tennis, fand erstmalig 1399 Anwendung und leitet sich vermutlich von „dem Ausruf „tenez!" ab, der sich ursprünglich in den pas dârmes an die „tenantes" (Halter) richtet, vor einer bevorstehenden Attacke ihre Stellung auf der Burg zu halten" (Hasper, 2008; zitiert nach Kaiser, 2002, S. 1617 & Gillmeister, 1990, S. 136,145,151) ab. Bis zum 17. Jahrhundert, wurde Tennis vornehmlich im Adel gespielt, entwickelte sich ab dahin angesichts der „Vorbildfunktion" der Adelsgesittung für das Bürgertum, aber mehr zu einem Volkssport (Hasper, 2008; zitiert nach Elias & Dunning, 1984, S. 81, Elias, 1977, S. 349351,415,418). Dieser Übergang zum Volkssport, ging mit einem Imagewandel des Tennis einher, so nutze die bürgerliche Schicht das Spiel nicht wie der adlige Kreis als vergnüglichen Zeitvertreib oder Möglichkeit eines gesellschaftlichen Treffpunktes, sondern, angesichts der hohen Wetteinsätze, vielmehr als eine Möglichkeit des schnellen Geldverdienens (Hasper, 2008; zitiert nach Stemmler, 1988, S. 55,57,71, Gillmeister, 1990, S31, 159-160, Miethling, 1998, S.19). Das Tennisspiel, als gesellschaftlicher Treffpunkt der Adligen, wird nun von Maskenbällen und Theatern abgelöst (Hasper, 2008). Die Entstehung der Grobstruktur, der heutigen Form des Tennis, ging 1874 mit der Entwicklung und Einführung des Netzes sowie mit veränderter und erneuerter Reglementierung einher und wurde unter dem Namen lawn tennis verbreitet (Gillmeister, 1990). Die Erfindung des transportablen Netzes, vereinfachte die Zugänglichkeit zum Spiel, änderte jedoch nichts daran, dass Tennis im 19. Jahrhundert weiterhin aristokratisch blieb (Hasper, 2008; zitiert nach Gillmeister, 1990, S. 220, Grupe, 1993). Erst im Zuge der Institutionalisierung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts (Hasper, 1990), die unter anderem mit diversen Größenänderungen des Spielfelds und weiteren Regelmodulierungen einherging, nahm das Tennis die auch heute noch aktuelle Spielgestalt an. Ziel war es damals, einen messbaren und erlebnisoffenen Wettkampf zu gestalten (Miethling, 1998). Tennis blieb zunächst weiterhin ein „Freizeitvergnügen Betuchter" (Hasper,2003) und eine „Marotte der oberen Zehntausend" (Kaiser, 2002). Erst mit der Professionalisierung des Tennis 1968, fand eine erste Öffnung und Entwicklung in Richtung Breitensport statt (Hasper, 2003). Bis dahin, stellte die Amateurregel sicher, dass die Teilnahme an Turnieren und die Mitgliedschaft in Vereinen, ausschließlich „Amateuren“ vorbehalten ist. Für den aus der Ober- oder oberen Mittelschicht stammenden Amateur, der auch als Gentleman bezeichnet wurde, war es nicht angemessen, mit dem Spielen offen Geld zu verdienen (Hasper, 2003). Demgegenüber stehen professionelle Tennisspieler des sogenannten „fahrenden Volkes“ der unteren Schicht, die sich mit dem Spielen ihren Lebensunterhalt verdienten (Kaiser, 2002). Eine zweite Öffnung des Tennis zum Volkssport, wurde 1970 vom Deutschen Tennis-Bund (DTB) bekannt gegeben und bescherte dem DTB einen rasanten Mitgliederzuwachs (Hasper, 2003).
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- Quote paper
- Vincent Ermisch (Author), 2020, Morphologische Gegenstandsbestimmung Tennis, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1263772