Die 68er-Bewegung, die in den Zeitraum von 1967 bis 1969 fällt, hat die Gesellschaft der Bundesrepublik nachhaltig geprägt und verändert. Sucht man aber nun nach Ursachen für die Auslöser dieser Ereignisse, muss man in das letzte Drittel der Adenauerzeit zurückgehen. In diesem Zeitraum entwickelte sich der spezifische Generationenkonflikt, der dann ein Jahrzehnt später zwischen den Regierenden und den Achtundsechzigern ausgetragen wurde. Ein wesentlicher Antriebsgrund der Proteste der Außerparlamentarischen Opposition war die nationalsozialistische Vergangenheit und deren signifikante Verdrängung in der bundesdeutschen Gesellschaft. Dies zeigt sich gerade an den Protesten gegen die Notstandsgesetze, die als zentrales Thema der Jugendrevolte gelten können. Jedoch ist die Bewertung dieses Zusammenhangs in der historischen Forschung umstritten. Einerseits gehen Forscher wie Hermann Lübbe davon aus, dass durch die Proteste die noch junge Bundesrepublik erst nachhaltig demokratisiert wurde, andere Wissenschaftler wie Claus Leggewie sehen dagegen in Achtundsechzigern die Vorläufer des Terrorismus der RAF.
Trotz der heftigen politischen Diskussionen um den Beschluss der Notstandsgesetze waren sie ein lange ein ,,vergessenes Thema“ der zeitgeschichtlichen Forschung, wie Adolf M. Birke vermerkte. Die erste umfassende Arbeit, die den Verlauf der Proteste nachzeichnete, verfasste Maren Krohn 1981. Darauf aufbauend untersuchte Michael Schneider in seiner Arbeit von 1986 die Wechselwirkungen zwischen den Akteuren. Im Mittelpunkt der erst kürzlich von Borris Spernol vorgelegten Studie standen erstmals die individuellen Motive der handelnden Akteure und die Betrachtung des gesellschaftlichen Diskurses.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit
- a. Vergangenheitsbewältigung in der Ära Adenauer (1949-1961)
- b. Vergangenheitsbewältigung in der Zeit des Wandels (1961-1969)
- III. Das Aufbegehren gegen die Notstandsgesetze
- a. Gegenstand der Kontroverse
- b. Protestüberblick
- c. Wahrnehmungen und Ängste
- IV. Gibt es Parallelen zwischen der 68er-Generation und ihren Vätern?
- VI. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung der NS-Vergangenheit für die 68er-Generation, fokussiert auf die Proteste gegen die Notstandsgesetze. Sie hinterfragt kritisch den Umgang mit der NS-Vergangenheit in den Phasen der Ära Adenauer und der "Zeit des Wandels" und analysiert die Proteste selbst.
- Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland.
- Die Proteste gegen die Notstandsgesetze als zentrales Thema der 68er-Bewegung.
- Die Wahrnehmungen und Ängste der Bevölkerung im Kontext der Notstandsgesetze.
- Die These von Parallelen zwischen der 68er-Generation und ihren Vätern.
- Der Einfluss der unbewältigten NS-Vergangenheit auf die 68er-Bewegung.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt die 68er-Bewegung und ihren Kontext im Hinblick auf den Generationenkonflikt und die unbewältigte NS-Vergangenheit dar. Sie skizziert die Forschungslandschaft und die Zielsetzung der Arbeit.
II. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit: Dieser Abschnitt behandelt die ambivalenten Strategien der Vergangenheitsbewältigung während der Ära Adenauer, inklusive des Wiedergutmachungsvertrages mit Israel und der umstrittenen Personalpolitik. Die Entwicklung in der "Zeit des Wandels" (1961-1969) wird ebenfalls beleuchtet, mit Fokus auf die verstärkte strafrechtliche Verfolgung von NS-Tätern und den generationalen Wandel.
III. Das Aufbegehren gegen die Notstandsgesetze: Dieser Teil konzentriert sich auf die Proteste gegen die Notstandsgesetze, beschreibt den Gegenstand der Kontroverse und gibt einen Überblick über die Proteste. Die Wahrnehmungen und Ängste der Bevölkerung in diesem Kontext werden analysiert.
Schlüsselwörter
68er-Bewegung, NS-Vergangenheit, Vergangenheitsbewältigung, Notstandsgesetze, Generationenkonflikt, Adenauer-Ära, Protestbewegung, Demokratie, Bundesrepublik Deutschland, historische Forschung.
- Arbeit zitieren
- Felix Neumann (Autor:in), 2008, Notstandsgesetze und NS-Vergangenheit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/125524