Eine der zentralen Diskussionen im Bereich Corporate Finance stellt die Frage nach der Existenz einer optimalen Eigenkapitalquote. Gibt es eine Möglichkeit das zur Verfügung gestellte Kapital derart in Eigen- und Fremdkapital aufzuteilen, dass der Gesamtnutzen maximiert wird? Bedeutende Finanzierungstheoretiker haben sich seit Jahrzehnten immer wieder mit möglichen Lösungsansätzen auseinandergesetzt. Die Behandlung der Fragestellung gilt trotz ihrer enormen Bedeutung als schwach strukturiert, bedingt durch die Komplexität der Gesamtthematik. Letztendlich gibt es immer noch keine akzeptierte, allumfassende Theorie zur Kapitalstruktur, es drängt sich die Frage auf, ob nicht eine Unmenge an Faktoren für das eine Unternehmen durchaus bedeutend sein können, während sie für ein anderes keinerlei Bedeutung haben.
Die Wahl der Kapitalstruktur ist jedoch von enormer Wichtigkeit für das Finanzmanagement von Unternehmen. In der aktuellen Diskussion spielt die vermeintlich „optimale Kapitalstruktur“ eine herausragende Rolle. Viele wirtschaftliche Pressemitteilungen und (Fach)Artikel beschäftigen sich mit Aussagen über die Kapitalstruktur. Dabei fällt auf, dass sich die Diskussion aus zwei Richtungen annähert. Zum einen werden die für Banken gesetzlich vorgeschriebenen Eigenkapitalunterlegungen und deren Auswirkungen auf die Unternehmensfinanzierung behandelt, zum anderen wird auf Unternehmensseite seit Jahren die Problematik zu niedriger Eigenkapitalquoten (v. a. des Mittelstandes sowie im internationalen Vergleich)und deren operative Konsequenzen bzw. Lösungsmöglichkeiten mit zunehmender Aufmerksamkeit diskutiert. Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit zunächst die Kapitalstrukturproblematik von verschiedenen Gesichtspunkten beleutet und die wechselseitigen Beziehungen aufgezeigt werden. Die unterschiedlichen Themengebiete aus Finanzierung und Controlling sind auf Eigenkapitalrelevanz hin zu untersuchen. Des Weiteren wird die Zielsetzung verfolgt, die wichtigsten Ansätze zur Kapitalstruktur zu erläutern und deren Implikationen darzustellen. Dies dient unter anderem dazu, das theoretische Hintergrundwissen zu erarbeiten, um in einer abschließenden empirischen Untersuchung zwei der Theorien auf ihre Relevanz zu testen. Dabei soll die grundlegende Frage nach einer (möglichen) Optimierung der Eigenkapitalquote, deren Ausgestaltung sowie theoriekonforme Handlungen innerhalb der gewählten Branche analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
- 1.2 Gang der Untersuchung
- 2. Das Problem der optimalen Eigenkapitalquote
- 2.1 Definitionen
- 2.1.1 Begriff der Kapitalstruktur
- 2.1.2 Begriff des Optimums
- 2.2 Einflussfaktoren der Kapitalstruktur
- 2.2.1.1 Zusammenspiel von Jahresabschlusskomponenten und Eigenkapital
- 2.2.1.1.1 Bilanz
- 2.2.1.1.2 Gewinn- und Verlustrechnung
- 2.2.1.1.3 Kapitalflussrechnung
- 2.2.1.1.4 Eigenkapitalveränderungsrechnung
- 2.2.1.1.5 Anhang
- 2.2.1.2 Leverage Effekt
- 2.2.1.3 Shareholder Value und Unternehmensbewertung
- 2.2.1.3.1 Shareholder Value
- 2.2.1.3.2 Unternehmensbewertung
- 2.2.1.4 Kreditvergabe, Basel II und Rating
- 2.2.1.4.1 Traditionelle Kreditvergabepolitik
- 2.2.1.4.2 Basel II und Rating
- 2.2.1.5 Dividendenpolitik und Aktienrückkäufe
- 2.2.1.6 Steuern
- 2.2.1.1 Zusammenspiel von Jahresabschlusskomponenten und Eigenkapital
- 2.2.2 Konsequenzen
- 2.1 Definitionen
- 3. Theoretische Modelle zur Existenz optimaler Kapitalstrukturen
- 3.1 Irrelevanzthese von Modigliani / Miller
- 3.1.1 M/M-These ohne Steuern
- 3.1.2 M/M-These mit Steuern
- 3.2 Trade-Off Theorie - Steuern, Bankruptcy und Financial Distress Costs
- 3.3 Agency-Theorie und asymmetrische Informationen
- 3.3.1 Asymmetrische Informationsverteilung vor Vertragsabschluss
- 3.3.2 Informationsasymmetrie nach Vertragsabschluss
- 3.3.3 Agency-Theorie und optimaler Verschuldungsgrad
- 3.3.4 Informationskosten und Signalwirkung von Kapitalstrukturen
- 3.3.4.1 Signalhypothese der Kapitalstruktur
- 3.3.4.2 Pecking-Order Theorie
- 3.4 Market Timing Theorie
- 3.5 Weitere Ansätze und Praktikerregeln
- 3.6 Zwischenfazit
- 3.1 Irrelevanzthese von Modigliani / Miller
- 4. Entscheidungsfindung zur optimalen Kapitalstruktur in der Praxis
- 4.1 Empirische Untersuchung einer Branche
- 4.1.1 Praktische Möglichkeiten zur Umsetzung theoretischer Modelle
- 4.1.2 Theorie-, Modellauswahl und Vorgehensweise
- 4.1.3 Modellaufbau
- 4.1.3.1 Die Regression
- 4.1.3.2 Static Trade-Off Theorie
- 4.1.3.3 Pecking-Order Theorie
- 4.1.3.4 Beschreibung der Variablen
- 4.1.4 Generierung der Datensätze
- 4.2 Durchführung verschiedender Regressionsanalysen
- 4.2.1 Häufigkeitsverteilungen und deskriptive Statistiken
- 4.2.1.1 Static Trade-Off Theorie
- 4.2.1.2 Pecking-Order Theorie
- 4.2.2 Darstellung linearer Zusammenhänge
- 4.2.2.1 Static Trade-Off Theorie
- 4.2.2.2 Pecking-Order Theorie
- 4.2.3 Schätzung und Prüfung der Regressionsfunktionen und -koeffizienten
- 4.2.3.1 Static Trade-Off Theorie
- 4.2.3.2 Pecking-Order Theorie
- 4.2.3.3 Interpretation der Regressionsergebnisse
- 4.2.4 Prüfung der Modellprämissen
- 4.2.1 Häufigkeitsverteilungen und deskriptive Statistiken
- 4.3 Beurteilung der Untersuchung und Ausblick
- 4.1 Empirische Untersuchung einer Branche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die optimale Eigenkapitalquote. Ziel ist es, theoretische Modelle zur Bestimmung der optimalen Kapitalstruktur zu analysieren und deren praktische Anwendbarkeit in einer empirischen Untersuchung zu überprüfen.
- Theoretische Modelle der optimalen Kapitalstruktur (Modigliani/Miller, Trade-Off-Theorie, Agency-Theorie)
- Einflussfaktoren auf die Eigenkapitalquote (Steuern, Leverage-Effekt, Unternehmensbewertung)
- Empirische Überprüfung anhand einer Branchenanalyse
- Anwendung von Regressionsanalysen zur Modellierung
- Bewertung der Ergebnisse und Ausblick
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit ein. Kapitel 2 definiert die Begriffe Kapitalstruktur und Optimum und beleuchtet Einflussfaktoren wie Jahresabschlusskomponenten, Leverage-Effekt, Shareholder Value, Kreditvergabe und Steuern. Kapitel 3 behandelt verschiedene theoretische Modelle zur optimalen Kapitalstruktur, inklusive der Irrelevanzthese von Modigliani/Miller, der Trade-Off-Theorie und der Agency-Theorie. Kapitel 4 beschreibt die empirische Untersuchung, die Methodik und den Aufbau des Regressionsmodells, sowie die Analyse der Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Optimale Eigenkapitalquote, Kapitalstruktur, Modigliani/Miller-These, Trade-Off-Theorie, Agency-Theorie, Regressionsanalyse, Empirische Untersuchung, Unternehmensbewertung, Leverage-Effekt, Shareholder Value, Steuern.
- Quote paper
- Dipl. Kaufmann Alexander Hauenstein (Author), 2006, Optimierung der Eigenkapitalquote, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/125216