Die Vesuvbriefe VI,16 und VI,20 des jüngeren Plinius gehören ohne jeden Zweifel zu den
bekanntesten seiner Briefsammlung und der römischen Literatur überhaupt. Die beiden Briefe sind, abgesehen von einem Bericht des Cassius Dio Cocceianus aus dem 3. Jh. n. Chr. von dem nur noch spätantike Kurzfassungen erhalten sind, das einzige zeitnahe literarische Zeugnis, das sich
ausführlich mit dem Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. beschäftigt.
Die Tatsache, dass sich Plinius d. J. zum Zeitpunkt des Ausbruchs mit seinem Onkel in Misenum, also in unmittelbarer Nähe der
Geschehnisse, befunden hat lenkt die Erwartungshaltung heutiger Leser leider häufig in eine falsche Richtung, da man sich eine möglichst genaue Dokumentation aller Einzelheiten der Naturkatastrophe erhofft.
Zwar werden verschiedene Naturerscheinungen und Phasen der Katastrophe anschaulich und teilweise auch recht detailliert
beschrieben, dennoch bedarf es einer Klärung, in welchem Lichte diese Darstellungen in ihrer Gesamtheit zu sehen sind und welche Rolle ihnen in den Briefen zukommt.
Es sind keine üblichen Briefe, das Beharren Plinius d. J., er habe sich durch intensive Befragungen um größtmöglichen Wahrheitsgehalt bemüht würde man wohl eher von einem
Geschichtsschreiber erwarten. Dieses Wahrheitsstreben ist kritisch zu hinterfragen, da es sich um sorgfältig ausgearbeitete Kunstbriefe handelt, die ganz bestimmte Zwecke verfolgen. Dass es sich dabei u.a. um das Streben nach Ruhm und Unsterblichkeit handelt, soll ebenso untersucht werden wie die konkrete Realisierung dieser Absichten in den Briefen durch die gezielte Steuerung der Rezeption der Leser mit gestalterischen Mitteln und binnenliterarischen Anklängen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Motivation des Autors
- Fokus, Kontrast und Steigerung
- Die Darstellung der Katastrophe
- Binnenliterarische Anklänge
- Plinius der Ältere als Vorbild
- Schein und Sein / Unklarheiten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vesuvbriefe des jüngeren Plinius (VI,16 und VI,20), analysiert die Darstellung der Naturkatastrophe und beleuchtet die Motivation des Autors. Im Fokus steht die Frage, wie Plinius die Ereignisse inszeniert und welche Rolle gestalterische Mittel und binnenliterarische Anklänge spielen.
- Darstellung der Naturkatastrophe und deren literarische Gestaltung
- Motivation des Autors und sein Streben nach Ruhm und Unsterblichkeit
- Analyse der verwendeten literarischen Mittel (Fokus, Kontrast, Steigerung)
- Die Rolle des Plinius des Älteren als Vorbild
- Untersuchung der Zwecksetzung der Briefe und ihrer Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Vesuvbriefe und deren Bedeutung als zeitnahes Zeugnis des Ausbruchs des Vesuvs ein. Kapitel 2 erörtert die Motivation des Autors, die in der Bitte des Tacitus begründet liegt, die Umstände des Todes seines Onkels zu schildern. Es wird die Intention Plinius des Jüngeren herausgestellt, den Ruhm seines Onkels zu mehren und dessen Tod in ein positives Licht zu rücken. Kapitel 3 befasst sich mit den gestalterischen Mitteln, die Plinius verwendet, um die Rezeption seiner Briefe zu steuern, wie Fokussierung auf Plinius den Älteren, Kontraste und Steigerungen in der Darstellung.
Schlüsselwörter
Vesuvbriefe, Plinius der Jüngere, Plinius der Ältere, Naturkatastrophe, literarische Gestaltung, Ruhm, Unsterblichkeit, Tacitus, Binnenliterarische Anklänge, Rezeption.
- Quote paper
- René Faßbender (Author), 2003, Die Vesuvbriefe des jüngeren Plinius, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/124525