Ist in Brasilien das Rassenproblem tatsächlich gelöst, so wie Stefan Zweig dies in den dreißiger Jahren äußerte? Als in den 1550er Jahren Brasiliens erste Zuckerrohrplantagen geboren worden waren, begann damit auch die massive Einfuhr von Sklaven aus Afrika. Über drei Jahrhunderte sollte dieser Handel andauern, in denen ihre Arbeitskraft ausgebeutet wurde und ihnen jegliche Menschenrechte abgesprochen wurden. Nach der Abolição (Abschaffung der Sklaverei) 1888 entwickelte sich ein neues kapitalistisch orientiertes Gesellschaftssystem. Welche soziale Stellung kam den befreiten Sklaven, den Afro-Brasilianern in dieser Gesellschaftsordnung zu? In Brasilien hat es nach der Abolição keine rassistische Gesetzgebung gegeben. Dennoch gibt es kritische Stimmen, die der Auffassung sind, dass der Rassismus auf eine subtile Weise in das brasilianische Sozialsystem eingebettet worden sei und deswegen besonders schwer zu bekämpfen sei.
Die folgende Arbeit bringt zunächst einen historischen Abriss über die Vorbedingungen und den Entwicklungsprozess des atlantischen Sklavenhandels Portugals. Auch soll die Geschichte im Hinblick auf die ökonomische, soziale und politische Rolle der Afrikaner/Afro-Brasilianer während der Zeit des Sklavenhandels sowie innerhalb der brasilianischen Sklavengesellschaft kritisch betrachtet werden.
Der Schlussteil beschäftigt sich mit der questão racial, der Rassenfrage in Brasilien. Es werden die zwei wissenschaftlichen Hauptströmungen, der Rassismus aus der Perspektive der Kulturwissenschaften mit Gilberto Freyre sowie die Escola Paulista mit dem Soziologen Florestan Fernandes, diskutiert, um schließlich zu verdeutlichen, dass die Rassenfrage in Brasilien keineswegs geklärt ist, sondern vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Angst besteht, die sozialen Unterschiede zwischen „Schwarzen“ und „Weißen“ zu benennen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Historische Vorbedingungen
- 2.1. Portugal vor dem 16. Jahrhundert
- 2.2. Entstehung des atlantischen Sklavenhandels
- 2.3. Afrikanischer Widerstand
- 3. Das Leben der Sklaven in Brasilien
- 3.1. Die Überfahrt
- 3.2. Arbeit, Leben und soziale Stellung der Sklaven
- 4. Nach der Abolição – Die Rassenfrage in Brasilien
- 4.1. Die Bedeutung der Kultur bei Gilberto Freyre
- 4.2. Die Escola Paulista
- 4.3. Der brasilianische Rassismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte des atlantischen Sklavenhandels und seine Auswirkungen auf Brasilien. Sie beleuchtet die historischen Vorbedingungen, das Leben der Sklaven in Brasilien und die Entwicklung der Rassenfrage nach der Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1888. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der kritischen Betrachtung der unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansätze zur Erklärung des brasilianischen Rassismus.
- Der atlantische Sklavenhandel und seine historischen Wurzeln
- Das Leben und die soziale Stellung der Sklaven in Brasilien
- Die Entwicklung der Rassenfrage nach der Abolição
- Die wissenschaftlichen Debatten um den brasilianischen Rassismus (Gilberto Freyre vs. Escola Paulista)
- Die anhaltende Relevanz der Rassenfrage in Brasilien
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der tatsächlichen Lösung des Rassenproblems in Brasilien und gibt einen Überblick über die Thematik der Arbeit. Sie skizziert den Fokus auf den historischen Kontext des Sklavenhandels und die soziale Situation der Afro-Brasilianer nach der Abolição.
Kapitel 2 (Historische Vorbedingungen): Dieses Kapitel analysiert die historischen Voraussetzungen für den Sklavenhandel, insbesondere die Situation in Portugal vor dem 16. Jahrhundert und die Entstehung des atlantischen Sklavenhandels. Der afrikanische Widerstand wird ebenfalls thematisiert.
Kapitel 3 (Das Leben der Sklaven in Brasilien): Hier wird das Leben der afrikanischen Sklaven in Brasilien beleuchtet, beginnend mit der Überfahrt und weiterführend zu den Arbeitsbedingungen, dem alltäglichen Leben und der sozialen Stellung der Sklaven.
Kapitel 4 (Nach der Abolição – Die Rassenfrage in Brasilien): Dieses Kapitel befasst sich mit der Rassenfrage in Brasilien nach der Abschaffung der Sklaverei. Es werden die gegensätzlichen Perspektiven von Gilberto Freyre und der Escola Paulista im Hinblick auf die Rolle der Kultur und des Rassismus diskutiert.
Schlüsselwörter
Atlantischer Sklavenhandel, Brasilien, Sklaverei, Abolição, Rassenfrage, Afro-Brasilianer, Gilberto Freyre, Escola Paulista, Rassismus, soziale Ungleichheit, „questão racial“, „democracia racial“.
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- Katharina Frank (Author), 2005, Von Afrika nach Brasilien - Über drei Jahrhunderte Sklaverei und ihre Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/123904