Einer der wichtigsten Begriffe für René Descartes Philosophie ist der der Idee. Nach dem „Großen Zweifel“ ist sie alles, was dem denkenden Ich bleibt. Aus ihr allein leitet der Philosoph die Existenz (s)eines Ichs ab. Leider ist es sehr schwer, den Begriff der Idee klar zu definieren, da Descartes dies selbst an keiner Stelle explizit tut. Es lässt sich jedoch sagen, dass es sich bei einer Idee um den geistigen Akt des Vorstellens, bzw. um dessen Inhalt – also um sein Repräsentat – handelt.
Doch was repräsentiert eine solche Idee? Laut Descarte repräsentiert eine Idee das Wesen eines Gegenstandes. An anderer Stelle sagt Descartes, er habe zwei verschiedene Ideen von der Sonne. Die eine, entstanden durch die Betrachtung der Sonne, versieht sie mit dem Attribut „klein“, die andere, basierend auf astronomischem Wissen, stellt sie als sehr groß dar. Wie sind diese beiden Aussagen aber zusammen zu verstehen?
Wenn Idee und Wesen eines Gegenstandes gleichzusetzen sind, bedeutet das, zum Begriff der Sonne gehören gleichzeitig die beiden konträren Eigenschaften groß und klein. Berücksichtigt man aber auch den zweiten Teilsatz, dann handelt es sich um zwei verschiedene Sachen, die durch zwei verschiedene Ideen repräsentiert werden – also um zwei verschiedene Sonnen. Dies hätte die unschöne Folge, dass wir mit jedem neuen Blick auf eine Sache nicht nur eine neue Idee, sondern auch eine neue Sache hätten. Repräsentieren Ideen nun immer das Wesen einer Sache oder ist es vielleicht doch möglich, eine Idee von etwas zu haben, ohne dass sie das Wesen dieses Gegenstandes repräsentiert?
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wesentliches und Unwesentliches bei Descartes
- Zwei Arten von Ideen
- Klar und deutlich vs. dunkel und verworren
- Ununterscheidbarkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den komplexen Begriff der „Idee“ bei René Descartes und analysiert die Unterscheidung zwischen wesentlichen und unwesentlichen Eigenschaften von Gegenständen im Kontext seiner Philosophie. Der Fokus liegt auf der Interpretation des berühmten Wachsbeispiels und der Klärung der Beziehung zwischen Idee und dem Wesen eines Gegenstandes.
- Der Begriff der „Idee“ bei Descartes
- Unterscheidung zwischen wesentlichen und unwesentlichen Eigenschaften
- Analyse des Wachsbeispiels
- Beziehung zwischen Idee und Wesen eines Gegenstandes
- Interpretation der Mehrdeutigkeit des Begriffs „Idee einer Sache“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Schwierigkeiten bei der Definition des Begriffs „Idee“ bei Descartes. Das Hauptkapitel, „Wesentliches und Unwesentliches bei Descartes“, beginnt mit einer Diskussion über zwei Arten von Ideen, basierend auf Descartes’ Beschreibungen der Sonne. Es folgt eine detaillierte Analyse des Wachsbeispiels, in der die verschiedenen Ideen desselben Wachsstücks in unterschiedlichen Zuständen betrachtet werden. Die Analyse befasst sich mit der Frage, ob jede neue Idee eine neue Sache repräsentiert oder ob es sich um verschiedene Ideen ein und derselben Sache handeln kann.
Schlüsselwörter
René Descartes, Idee, Wesentlich, Unwesentlich, Wachsbeispiel, Repräsentation, Wesen des Gegenstandes, Klarheit und Deutlichkeit, Meditationes de Prima Philosophia.
- Quote paper
- Lisanne Schuster (Author), 2003, Wesentliches und Unwesentliches bei Descartes, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/122601