Im Rahmen eines Dissertationsprojekts sollen gewisse Aspekte – Notwendigkeit eines BGM, Implementierung und Umsetzung des BGM, Einflussfaktoren sowie Auswirkungen des BGM – vor allem für mittelständische Unternehmen untersucht werden. In diesem Zusammenhang soll ebenfalls geklärt werden, welchen Hindernissen diese Unternehmen bei der Einführung des BGM begegnen und wie diese aufgelöst werden können.
Als zentrale Forschungsfrage steht für das Projekt folgende Fragestellung im Mittelpunkt, die untersucht werden soll:
Welchen Einfluss hat die Implementierung einer betrieblichen Gesundheitsförderung/eines betrieblichen Gesundheitsmanagements in mittelständischen Betrieben in Deutschland auf die Arbeitsmotivation, Fehlzeiten und die öffentliche Gesundheit? Folgende (vorläufige) Hypothesen werden in diesem Zusammenhang untersucht: Die Unzufriedenheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern führt zu einer erhöhten Belastung am Arbeitsplatz. Erhöhte Belastung am Arbeitsplatz (oder Unzufriedenheit) führen zu erhöhten Fehlzeiten. Durch systematisch eingesetztes (bzw. eingeführtes) betriebliches Gesundheitsmanagement kann die Zufriedenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesteigert werden, wodurch sich auch gesundheitsbezogene Aspekte verbessern. Eine Steigerung der betrieblichen gesundheitsbezogenen Aspekte hat unmittelbar positive Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit. Die Corona-Pandemie hat die Belastungssituation in Betrieben noch einmal vor deutlich größere Herausforderungen hinsichtlich der Gesundheitsförderung gestellt als diese bisher bestanden haben.
In diesem Zusammenhang wird aktuell ein Fragebogen erstellt, der in Experteninterviews eingesetzt werden soll, um einen vertiefenden Einblick in das betriebliche Gesundheitsmanagement in mittelständischen Betrieben zu geben. Bei
den Befragten handelt es sich um Beschäftigte aus mittelständischen Unternehmen, die für die betriebliche Gesundheitsförderung verantwortlich sind oder zumindest einen guten Bezug dazu haben. Die Auswertung wird mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring stattfinden. Die (vorläufigen) Ergebnisse dieser Interviews werden in einer weiteren Publikation vorgestellt.
Zusammenfassung:
Die Erkenntnis, dass Gesundheit und Krankheit für jeden Menschen „Zustände von höchster Bedeutsamkeit“ (Bourmer 1985, S. 10, zit. nach: Distler 2010, S. 1, Renger 2012, S. 1, Renger 2015, S. 1) beinhalten, prägt das gesellschaftliche Denken stärker denn je, da Gesundheit als wertvolles Gut und zugleich als wichtige Voraussetzung gilt, „um alle Annehmlichkeiten des Lebens genießen zu können“ (List 1999, S. 1). Definitionen von Gesundheit finden sich z.B. bei der WHO, die Gesundheit als einen „Zustand vollkommenen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“ definiert (WHO 1946, S. 2). Der Medizinsoziologe Parsons definiert sie als „Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben, für die es sozialisiert (Sozialisation = Einordnungsprozess in die Gesellschaft, Normen- und Werteübernahme) worden ist“ (Parsons 1972, S. 71, Distler, 2010, S. 1, Renger 2012, Renger 2015). Medizinische Fragestellungen und Erkenntnisse sowie der medizinisch-technologische Fortschritt erreichen für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem einen maximalen Stellenwert, weshalb diese durch verschiedenste Entwicklungen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt.
Vermutlich jeder Mensch kennt den Zustand, wenn er krank ist. Die eigene Leistungsfähigkeit leidet und wirklich arbeiten funktioniert in diesem Zustand jedenfalls nicht. Selbstverständlich wird erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland die Möglichkeit eröffnet, ihre Krankheit auszukurieren und anschließend wieder zu arbeiten. Doch Krankheiten und Fehlzeiten wirken sich – wie bereits andeutungsweise beschrieben – in vielerlei Hinsicht für das Unternehmen, in dem sie beschäftigt sind, aus. Sicher ist, dass durch krankheitsbedingte Abwesenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein erheblicher finanzieller Schaden für das Unternehmen entstehen kann, da diese selbstverständlich weiter gehaltliche - und sonstige Nebenleistungen erhalten (Mildenberger 2020, S. vii). Problematisch wird dies insbesondere dann, wenn es sich eigentlich nicht um eine tatsächliche Erkrankung handelt (die selbstverständlich auskuriert werden soll und muss), sondern um eine bloße Verlängerung des „Urlaubs“ in Form der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Mildenberger 2020, S. 1).
Ein weiterer Aspekt, der zu dem finanziellen Schaden hinzukommt, ist eine erhöhte und zumeist längerfristige Belastung der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was wiederum auch dazu führen kann, dass diese durch den zusätzlichen Stress überlastet sind und krank werden (Mildenberger 2020, S. 2). Ein Teufelskreis!
Struhs-Wehr (2017, S. 3f.) hält in ihrer sehr umfangreichen Veröffentlichung fest, dass die ganzheitliche Förderung der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein bedeutsamer und lohnenswerter Aspekt ist, den Unternehmen an dieser Stelle einsetzen können. Daher ist es notwendig, der betrieblichen Gesundheitsförderung und des betrieblichen Gesundheitsmanagements ein besonderes Augenmerk zuteilwerden zu lassen.
1.Einleitung und Problembeschreibung
Die Arbeitswelt ist seit vielen Jahren durch das Vorhandensein diverser Trends wie Digitalisierung und Globalisierung gekennzeichnet, und aus diesem Grund wird das Umfeld, in dem sich Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewegen müssen, immer komplexer und belastender (Barauth & Ward 2014, S. 811). Wollen Unternehmen am Markt bestehen, müssen sie mit diesen sich ändernden Rahmenbedingungen nicht nur leben, sondern sich aktiv anpassen, um so einen Wettbewerbsvorteil zu generieren (Petzold & Gathmann 2021, S. 5). Hinzu kommen Aspekte wie demographischer Wandel und steigende Lebensarbeitszeit, die weiterhin zu erhöhten psychischen Belastungen der Beschäftigten führt (Nägele 2016, S. 91).
Jedoch ist der entscheidende Faktor im Unternehmen der Mensch, der durch seine Innovativität eine Schlüsselrolle in vielen Unternehmen einnimmt und einnehmen wird (Gawke et al. 2019, S. 1). Nicht zuletzt die Tatsache, dass die meisten Menschen einen Großteil ihrer Zeit auf bzw. mit der Arbeit verbringen, macht deutlich, dass es nur im unternehmerischen Sinn sein kann, die Motivation der Mitarbeitenden zu erhalten (und im besten Fall zu steigern) sowie die Gesundheit und Leistungsfähigkeit nachhaltig zu fördern.
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- Gerhard Schön (Author), Dr. Fabian Renger (Author), Betriebliche Gesundheitsförderung durch betriebliches Gesundheitsmanagement in mittelständischen Unternehmen. Eine Einführung in das Thema, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1224897