Kopftuch, ein Begriff, der die Gemüter in Deutschland bewegt, verkörpert er doch wie kein anderer das europäische Bild der orientalischen, insbesondere der türkischen Frau. Kopftuch, das steht für Unterdrückung, Anpassungsunfähigkeit oder -widerwillen, Rückständigkeit, Ehrenmorde und Barbarei, kurz, für die völlige Andersartigkeit der Türken im Vergleich zu uns zivilisierten Europäern.
Was viele nicht wissen – die Türkei versucht seit den zwanziger Jahren sich uns, dem modernen zivilisierten Westen anzupassen. Hinzu kommt – nicht nur in Deutschland wird das Kopftuch heftig diskutiert, nein, auch in der Türkei. Erstaunlich ist, wie häufig sich das Für und Wider in beiden Ländern gleicht. Auch in der Türkei wird das Kopftuch von einem Teil als rückständig und traditionell betrachtet, ein anderer Teil interpretiert das Kopftuch als Symbol der modernen städtischen Elite, verurteilt aber gleichzeitig das Tragen des Kopftuchs im traditionellen Sinne, um nur einen kleinen Einblick in die diversen aktuellen türkischen Diskurse zu liefern. Diese Diversität ist es wert, genauer untersucht zu werden, deshalb widme ich mich in dieser Arbeit unter den Überbegriffen Kleidung und Identität der Symbolik des Kopftuchs in der Türkei. Dabei werde ich, ausgehend von einem sehr weiten Fokus in einer theoretischen Annäherung zunächst zentrale Begriffe wie Tradition, Modernität, Kleidung und Identität, und deren Verwendung in der aktuellen ethnologischen Diskussion aufzeigen. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei der Kleidung im islamischen Kontext sowie der Terminologie zukommen. Ein weiteres Kapitel geht auf das Problem des Orientalismus’ ein, wodurch das Bild der muslimischen Frau auch heute noch beeinflusst wird. Nach dieser allgemeineren He-rangehensweise werde ich mich im vierten Kapitel dem historischen Kontext der Türkei und den damit verbundenen Kleidungsreformen zuwenden. Das fünfte Kapitel dient der Darstellung der Symbolik des Kopftuchs in der Türkei. Ich werde versuchen, die unterschiedlichen Diskurse und Interpretationen, die mit dem Tragen des Kopftuchs heute im urbanen Kontext verbunden sind, aufzuzeigen, und unter Einbeziehung des theoretischen Kontexts zu interpretieren. Der Fokus auf die aktuelle studentische Bewegung, die sich aktiv für ein Tragen des Kopftuchs ausspricht, ist größtenteils durch meine Quellen vorgegeben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärungen
- Tradition und Modernität
- Tradition
- Modernität
- Identität und Kleidung
- Identität
- Personale und kollektive Identität
- Personale Identität (Ich-Identität)
- Kollektive Identität (Wir-Identität)
- Kleidung
- Definition
- Kleidung und Identität
- Kleidung im islamischen Kontext
- Hijab
- Verschleierung im Koran
- Sphärentrennung
- Orientalismus
- Türkei
- Historischer Kontext
- Das Osmanische Reich
- Die Türkische Republik
- Kleidungsreformen
- Kleidungsreformen im Osmanischen Reich
- Kleidungsreformen in der Türkischen Republik
- Kopftucherlässe für Hochschulen
- Terminologie
- Symbolik des Kopftuchs in der Türkei
- Die muslimische Bewegung
- Entstehung und heutige Ausprägung
- Charakterisierung der Gruppe
- Interpretationen der Verschleierung
- Zusammenfassung und kritische Analyse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Symbolik des Kopftuchs in der Türkei, indem sie den komplexen Zusammenhang zwischen Kleidung und Identität beleuchtet. Das Hauptziel ist es, gängige westliche Vorurteile über das Kopftuch zu entkräften und die verschiedenen Diskurse und Interpretationen in der Türkei aufzuzeigen. Die Arbeit berücksichtigt dabei den historischen Kontext sowie die Rolle des Orientalismus.
- Die vielschichtigen Bedeutungen des Kopftuchs in der türkischen Gesellschaft
- Der Einfluss von Tradition und Modernität auf die Interpretation des Kopftuchs
- Der historische Kontext der Kleidungsreformen in der Türkei
- Die Rolle des Orientalismus im Verständnis des Kopftuchs
- Die Bedeutung des Kopftuchs im Prozess der Identitätsfindung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung präsentiert die deutsche Kopftuchdebatte und ihre stereotypen Vorstellungen von der türkischen Frau. Sie betont die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise, die über vereinfachende Klischees hinausgeht. Die Arbeit fokussiert sich auf die Symbolik des Kopftuchs in der Türkei, insbesondere im städtischen Kontext und im Bezug auf die studentische Bewegung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse der unterschiedlichen Diskurse und deren Interpretationen im Kontext von Tradition, Modernität und Identität.
Begriffsklärungen: Dieses Kapitel klärt zentrale Begriffe wie Tradition, Modernität, Identität und Kleidung. Es beleuchtet die Definition von Identität (personale und kollektive) und die Bedeutung von Kleidung als Ausdruck von Identität. Der Abschnitt zur Kleidung im islamischen Kontext behandelt den Hijab und die verschiedenen Interpretationen der Verschleierung im Koran, mit besonderem Augenmerk auf die Sphärentrennung.
Orientalismus: Das Kapitel analysiert den Einfluss des Orientalismus auf das Bild der muslimischen Frau und wie diese Sichtweise die Wahrnehmung des Kopftuchs beeinflusst. Es untersucht, wie westliche Stereotypen und Vorurteile die Interpretation der Kopftuch-Symbolik verzerren können. Der Fokus liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit den kolonialen Wurzeln des Orientalismus und dessen anhaltendem Einfluss.
Türkei und Historischer Kontext: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Kontext der Türkei, beginnend mit dem Osmanischen Reich und der darauf folgenden Türkischen Republik. Es konzentriert sich auf die Kleidungsreformen in beiden Epochen und analysiert deren Einfluss auf die Symbolik des Kopftuchs. Der Abschnitt über die Kopftucherlässe an Hochschulen zeigt die anhaltende Spannung zwischen Tradition und Modernität.
Symbolik des Kopftuchs in der Türkei: Dieses Kapitel analysiert die Symbolik des Kopftuchs in der heutigen Türkei. Es untersucht die unterschiedlichen Diskurse und Interpretationen, die mit dem Tragen des Kopftuchs verbunden sind, insbesondere im urbanen Kontext und unter Berücksichtigung der muslimischen Bewegung. Die Arbeit konzentriert sich auf die perspektivische Sichtweise der gebildeten städtischen muslimischen Elite und deren Abgrenzung vom ländlichen Milieu. Der Einfluss der kemalistischen Säkularisierung wird ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Kopftuch, Identität, Türkei, Tradition, Modernität, Islamismus, Säkularismus, Orientalismus, Kleidungsreformen, muslimische Bewegung, Identitätsfindung, Diskurse, Interpretationen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Symbolik des Kopftuchs in der Türkei
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Symbolik des Kopftuchs in der Türkei und beleuchtet den komplexen Zusammenhang zwischen Kleidung, Identität, Tradition und Modernität. Sie geht über vereinfachende Klischees hinaus und analysiert verschiedene Diskurse und Interpretationen des Kopftuchs in der türkischen Gesellschaft, insbesondere im städtischen Kontext und im Bezug auf die studentische Bewegung.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist es, gängige westliche Vorurteile über das Kopftuch zu entkräften und die vielschichtigen Bedeutungen des Kopftuchs in der türkischen Gesellschaft aufzuzeigen. Die Arbeit berücksichtigt den historischen Kontext, den Einfluss des Orientalismus und die Rolle des Kopftuchs im Prozess der Identitätsfindung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die vielschichtigen Bedeutungen des Kopftuchs, den Einfluss von Tradition und Modernität auf dessen Interpretation, den historischen Kontext der Kleidungsreformen in der Türkei, die Rolle des Orientalismus im Verständnis des Kopftuchs, und die Bedeutung des Kopftuchs im Prozess der Identitätsfindung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der perspektivischen Sichtweise der gebildeten städtischen muslimischen Elite und deren Abgrenzung vom ländlichen Milieu.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, Begriffsklärungen (Tradition, Modernität, Identität, Kleidung, Hijab), Orientalismus, Türkei und historischem Kontext (Osmanisches Reich, Türkische Republik, Kleidungsreformen), Symbolik des Kopftuchs in der Türkei (muslimische Bewegung, kemalistische Säkularisierung) und Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Begriffe werden in der Arbeit geklärt?
Die Arbeit klärt zentrale Begriffe wie Tradition, Modernität, personale und kollektive Identität, Kleidung, Hijab und Sphärentrennung. Sie beleuchtet die Definition von Identität und die Bedeutung von Kleidung als Ausdruck von Identität im islamischen Kontext.
Welche Rolle spielt der Orientalismus in der Arbeit?
Die Arbeit analysiert kritisch den Einfluss des Orientalismus auf das Bild der muslimischen Frau und die Wahrnehmung des Kopftuchs. Sie untersucht, wie westliche Stereotypen und Vorurteile die Interpretation der Kopftuch-Symbolik verzerren können und fokussiert sich auf die kolonialen Wurzeln des Orientalismus und dessen anhaltenden Einfluss.
Wie wird der historische Kontext berücksichtigt?
Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext der Türkei, beginnend mit dem Osmanischen Reich und der Türkischen Republik. Sie konzentriert sich auf die Kleidungsreformen in beiden Epochen und analysiert deren Einfluss auf die Symbolik des Kopftuchs, inklusive der Kopftucherlässe an Hochschulen.
Wie wird die Symbolik des Kopftuchs in der heutigen Türkei analysiert?
Die Arbeit analysiert die Symbolik des Kopftuchs in der heutigen Türkei, untersucht die unterschiedlichen Diskurse und Interpretationen, die mit dem Tragen des Kopftuchs verbunden sind, und berücksichtigt den Einfluss der muslimischen Bewegung und der kemalistischen Säkularisierung. Der Fokus liegt auf der städtischen, gebildeten muslimischen Elite.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kopftuch, Identität, Türkei, Tradition, Modernität, Islamismus, Säkularismus, Orientalismus, Kleidungsreformen, muslimische Bewegung, Identitätsfindung, Diskurse und Interpretationen.
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- Alexandra Mörz (Author), 2005, Kleidung und Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/122423