Zusammenfassende Darstellung der postmodernen Theorieansätze von Bauman und Lyotard. [...]
Die Legitimität wird von einigen Wissenschaftlern angezweifelt, da sie die Postmoderne als Fluchtversuch vor den noch nicht erfüllten Pflichten der Gegenwart empfinden. Darüber hinaus besteht der Vorwurf, die Postmoderne würde zur Profilierung genutzt und arbeite alte Themen lediglich neu auf oder um.
Der inflationäre Gebrauch zeigt sich vor allem in der immer weiter voran schreitenden Verbreitung des Begriffs, der zunächst aus der Literatur kam und inzwischen auf sämtliche Lebensbereiche übergangen ist. Als Beispiel dienen hier Bezeichnungen wie der „postmoderne Patient“.
Was die zeitliche Verortung betrifft, so tauchen im Groben vier Vertreter auf, denen die Einführung des Begriffs zugeschrieben werden kann: John Watkins Chapman nannte erstmals 1870 den französischen Impressionismus postmodern, womit er eine positive Kritik an der Pluralität dieser Werke ausdrückte. Rudolf Pannwitz gebrauchte das Wort 1917 dann im Zusammenhang mit dem Entwurf eines postmodernen Menschen, ähnlich Nietzsches „Übermenschen“, der die Dekadenz der europäischen Kultur heroisch überwindet und damit einen Gegenpart des modernen Menschen bildet. Des Weiteren taucht die Bezeichnung „Postmoderne“ 1934 bei Frederico de Oniz auf, der für die spanisch-amerikanische Dichtung eine Unterteilung in „modernismo“ (1896- 1905), „postmodernismo“ (1905-1914) und „ultramodernismo“ (1914-1932) vorschlug. Abschließend ist noch Arnold Toynbee zu nennen, welcher 1947, die Postmoderne als eine zeitgenössische Phase der abendländischen Kultur betrachtend, ihren Anfang im Übergang der Politik des nationalistischen Denkens zu einer solchen der globalen Interaktion sah und sie somit um 1875 verortet. Allerdings ist auch diese Definition aus Gründen der nicht vollständig exakten Datierbarkeit als strittig zu betrachten.
Die Inhalte betreffend lässt sich sagen, dass die Postmoderne sowohl für das Zeitalter der neuen Technologien, also u.a. der Computerisierung, steht als auch für ein alternatives, umweltbewusstes Lebenskonzept. Als Beispiele werden hier die „Grünen“, sowie der „ökologische“ Lebensstil genannt. Weiterhin wird mit dem Ausdruck „Postmoderne“ auch die neue Integration zersplitterter Gesellschaften beschrieben und sie wird als eine von Pluralität, Diversifizierung und Fragmentierung gekennzeichnete Epoche verstanden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Vorstellung des Themas
- 1.1 Begriffliche Abgrenzung und Genealogie des Begriffs „Postmoderne“
- 1.1.1 ,,Postmoderne der Präzision“
- 1.1.2 Hauptthesen der Postmoderne
- 1.2 Ausgewählte Schlüsselbegriffe
- 1.3 Von der Postmoderne beeinflusste Gebiete
- 2. Zygmunt Bauman
- 2.1 Biographie
- 2.2 ,,Postmoderne und Ambivalenz“
- 2.3 ,,Ansichten der Postmoderne“
- 2.4 Postmoderne Ethik
- 2.5 Gesetze & Interpreten
- 2.6 Die Zukunft der Soziologie
- 3. Jean-François Lyotard
- 3.1 Biographie
- 3.2 „Das postmoderne Wissen“
- 3.2.1 Die Methode der Sprachspiele
- 3.2.2 Die Krise der großen Erzählungen
- 3.2.3 Die postmoderne Wissenschaft und ihre Legitimation durch die Paralogie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Seminarprotokoll bietet einen Überblick über soziologische Theorien der Postmoderne, fokussiert auf die Beiträge von Zygmunt Bauman und Jean-François Lyotard. Ziel ist es, den komplexen Begriff „Postmoderne“ zu beleuchten und die zentralen Argumentationslinien beider Autoren darzustellen.
- Begriffliche Abgrenzung und Definition von Postmoderne
- Analyse der Hauptthesen der Postmoderne
- Vergleichende Betrachtung der Ansätze von Bauman und Lyotard
- Schlüsselbegriffe der postmodernen Soziologie
- Einfluss der Postmoderne auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 befasst sich mit der begrifflichen Klärung von „Postmoderne“, untersucht die Schwierigkeiten einer eindeutigen Definition und analysiert verschiedene Interpretationen des Begriffs in Bezug auf seine historische Entwicklung und seinen vielschichtigen Inhalt. Es werden wichtige Schlüsselbegriffe eingeführt und der Einfluss der Postmoderne auf verschiedene Gebiete skizziert. Die Kapitel 2 und 3 präsentieren die soziologischen Theorien von Zygmunt Bauman und Jean-François Lyotard, wobei jeweils biographische Informationen und zentrale Argumentationslinien der jeweiligen Autoren vorgestellt werden. Die jeweiligen Kapitel befassen sich mit den zentralen Thesen, Konzepten und Argumentationen beider Autoren, jedoch ohne die zentralen Schlussfolgerungen vorwegzunehmen.
Schlüsselwörter
Postmoderne, Zygmunt Bauman, Jean-François Lyotard, Moderne, Pluralität, Ambivalenz, Sprachspiele, große Erzählungen, Dezentrierung, Polyvalenz, Pastichebildung.
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- Nina Schumacher (Author), 2005, Soziologische Theorien der Postmoderne – ein Überblick zu Bauman und Lyotard, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/122376