Wer beginnt, sich Gedanken über Judith Butler zu machen bzw. über sie zu schreiben, sieht sich sehr schnell mit der Aufgabe konfrontiert, ein hoch komplexes Theorienprojekt zu vermitteln. Es sollte in einer Art und Weise dem Leser nahe gebracht werden, dass es sich auch unter der Bedingung erschließt, wenn man nicht über etwaige einschlägige Vorkenntnisse zum Stoff verfügt.
In der gegenwärtigen feministischen Theorie hat selten eine andere Autorin für ähnlich viel Aufsehen und kritischen Diskussionsstoff gesorgt wie dieJudith Butler.
Nach dem Erscheinen Ihres Buches: “Das Unbehagen der Geschlechter“, oder “Gender Trouble“, wie der Titel im Englischen lautet, welches im deutschsprachigen Raum 1991 publiziert wurde, folgte eine breite Welle der Diskussion um ihr Werk, ihre Person und ihre Ansichten. Allerdings fand man nicht nur Positives, sondern auch viel Skepsis und Ablehnung unter manchen feministischen Wissenschaftlerinnen wie beispielsweise der amerikanischen Philosophin Martha Nussbaum oder der türkischen Professorin für politische Theorie Seyla Benhabib, welche ihr beide unter anderem “moralischen Nihilismus“ vorwarfen.
Buchrezensionen, Universitätskollegen und nicht zuletzt andere Feministinnen kritisieren Butler bis heute für ihren zum Teil schwer verständlichen und sehr abstrakten, philosophischen Sprachstil. Barbara Duden geht sogar in einem Aufsatz so weit, Butler vorzuwerfen, sie würde einen “stimmlosen, stummen Diskurs“, also reinen Text, zur Grundlage des Wissens über Frauen machen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wie konstituieren sich nach Butler die Kategorien gender/sex und welche Auffassungen von Konstruktion gehen damit einher?
- 2.1 Wie bewertet Butler den Grad der Konstruktion von biologischem und sozialem Geschlecht?
- 3. Performativität des Geschlechts durch Sprache: Zitat und Wiederholung im diskursiven Gebrauch; hate speech
- 3.1 Postsouveräne Subjekte durch Anrufung- Subjekttheorie und Identitätsannahme
- 4. Materialität des Geschlechtskörpers- Welche Auswirkungen hat die Sprache auf die Konstitution des biologischen Geschlechts?
- 4.1 Dekonstruktion von (Geschlechts)ontologien – sprachliche Fragmentierung des intelligiblen Geschlechts
- 5. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Judith Butlers Theorie der Sprachkonstruktion und deren Auswirkungen auf die Konstitution von Geschlecht und Subjektivität. Sie untersucht, wie Butlers Werk die traditionellen Kategorien von Geschlecht dekonstruiert und neue Perspektiven auf Körperlichkeit, Identität und Machtverhältnisse eröffnet.
- Dekonstruktion der Geschlechterbinarität (sex/gender)
- Performativität von Geschlecht durch Sprache
- Materialität des Körpers und der Einfluss von Sprache darauf
- Subjektkonstruktion und Machtverhältnisse
- Kritik an traditionellen feministischen Ansätzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in Butlers komplexes Theoriengebäude ein und betont die Schwierigkeiten, dieses ohne Vorkenntnisse zu verstehen. Kapitel 2 untersucht Butlers Kritik an der traditionellen Unterscheidung von sex und gender und ihren Ansatz der Dekonstruktion. Kapitel 3 fokussiert auf die Rolle der Sprache in der Performativität von Geschlecht, einschließlich der Aspekte von Zitat und Wiederholung, sowie hate speech. Kapitel 4 befasst sich mit der Materialität des Geschlechtskörpers und der sprachlichen Fragmentierung von Geschlechtsontologien. Der Fokus liegt auf der Analyse der Sprachkonstruktion und ihren Folgen für Subjekt und Individuum, ohne jedoch auf politische Fragestellungen oder die Queer Studies einzugehen.
Schlüsselwörter
Judith Butler, Gender, Sex, Sprachkonstruktion, Performativität, Materialität, Subjektkonstruktion, Dekonstruktion, Geschlechterbinarität, Feministische Theorie.
- Arbeit zitieren
- Carolin Miriam Küllmer (Autor:in), 2007, Judith Butler, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/122329