Die Fragestellung dieser Arbeit soll den Identitätsdiskurs des Romans untersuchen: Was bedeutet Identität in 'Der Russe ist einer, der Birken liebt' exemplarisch für die Protagonistin Mascha? Grenzüberschreitung soll hierbei ebenso wie die Transnationalität in Bezug zur Identität gesetzt werden.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Wittgenstein)
Olga Grjasnowa weist in einem Aufsatz über die Macht der Mehrsprachigkeit auf dieses Wittgenstein Zitat hin und verdeutlicht die Importanz und die Bedeutung von Sprache für ein Individuum: „Mit jeder weiteren Sprache überschreiten wir also diese Grenzen.“
In ihrem Roman 'Der Russe ist einer, der Birken liebt' begegnen wir der taffen und selbstbewussten und trotz alledem zerbrechlichen, autodiegetischen Protagonistin Maria Kogan – Mascha – die deutsch, russisch, französisch, englisch, und arabisch spricht. Als Kind musste die Jüdin mit ihren Eltern aus Aserbaidschan nach Deutschland flüchten und lebt dort in Frankfurt, bis ihr Freund Elias stirbt. Nicht nur diese besonderen familiären Umstände stellen die ‚Identitäts-Frage‘ geradezu unausweichlich in den Raum, auch das im Singular stehende Kollektivum des Titels – Der Russe – lässt die Problematik der heterogenen russischen, ehemals sowjetischen, Identität anklingen. Im Bild der Birke als Baum steckt die ‚Verwurzelung‘ mit dem Boden, dem topographischen Raum und kann ebenso als Chiffre für ‚Herkunft‘ und ‚Identität‘ stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführende Überlegungen
- Begriffsklärung: Identität und Transnationalität
- Textanalyse
- Zusammenführendes Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Identitätsdiskurs in Olga Grjasnowas Roman "Der Russe ist einer, der Birken liebt". Im Fokus steht die Protagonistin Mascha und ihre Erfahrungen mit Grenzüberschreitung und Transnationalität im Kontext ihrer Identität. Der Roman wird analysiert, um die Bedeutung von Identität in einer globalisierten und multikulturellen Welt zu beleuchten.
- Identität als komplexes und dynamisches Konstrukt
- Transnationalität und ihre Auswirkungen auf die Identitätsbildung
- Grenzüberschreitung als Bestandteil der Identitätsfindung
- Die Rolle von Sprache und Herkunft in der Konstruktion von Identität
- Konfrontation mit rassistischen und antisemitischen Zuschreibungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einführende Überlegungen: Der einleitende Abschnitt etabliert die zentrale Fragestellung der Arbeit: die Untersuchung des Identitätsdiskurses in Olga Grjasnowas Roman "Der Russe ist einer, der Birken liebt", insbesondere im Hinblick auf die Protagonistin Mascha und ihre Erfahrungen mit Grenzüberschreitung und Transnationalität. Das Zitat von Wittgenstein über die Grenzen der Sprache wird als Ausgangspunkt verwendet, um die Bedeutung von Mehrsprachigkeit und der damit verbundenen Erweiterung des individuellen Horizontes hervorzuheben. Maschas multikultureller Hintergrund und die Thematik der heterogenen russischen Identität, symbolisiert durch das Bild der Birke, werden als zentrale Aspekte des Romans eingeführt und als Grundlage für die nachfolgende Analyse präsentiert. Die Arbeit wird die Identitätsfrage in Bezug auf Mascha untersuchen und Grenzüberschreitung sowie Transnationalität im Kontext der Identität setzen.
Begriffsklärung: Identität und Transnationalität: Dieses Kapitel widmet sich der Klärung der zentralen Begriffe "Identität" und "Transnationalität". Es wird auf die fehlende eindeutige Definition von "Identität" hingewiesen und verschiedene Ansätze, wie der von Zirfas (kognitive Selbstbild, habituelle Prägung etc.) und Heiss (Identität als Differenzbegriff), vorgestellt. Die konstruktivistische Auffassung von Identität, die Identität nicht als ontologische Wesenseigenschaft versteht, wird betont. Der Begriff "Transnationalität" wird als Anbindung an mehr als ein Land definiert, wobei Individuen in ihrer Identitätsbildung von mehreren Kulturen und Nationen beeinflusst werden. Der Begriff "Grenzüberschreitung" wird im Kontext nationaler Komponenten und gesellschaftlicher Normen erläutert.
Textanalyse: Die Textanalyse untersucht, wie die Vorstellung eines geographischen Raumes, der durch Grenzen zu einer Nation gehört und Identität stiftet, im Roman dekonstruiert wird. Die Beispiele von Mascha, Cem und Sami veranschaulichen die Transnationalität der Protagonisten und ihrer engsten Vertrauten. Ihre biografischen Erfahrungen stehen im Gegensatz zu den statischen Identitätsbildern und rassistischen/antisemitischen Zuschreibungen, denen sie im Roman ausgesetzt sind. Die ehemalige Sowjetunion und Aserbaidschan dienen als Beispiele für den Wandel von Grenzen und die Willkürlichkeit ihrer identitätskonstruktiven Rolle. Die Verbindung von "Zuhause", "Heimat" und Identität wird in Frage gestellt, da Mascha keinen festen Bezugspunkt für ihre Identität zu haben scheint.
Schlüsselwörter
Identität, Transnationalität, Grenzüberschreitung, Mehrsprachigkeit, Olga Grjasnowa, Der Russe ist einer, der Birken liebt, Mascha Kogan, post-sowjetische Identität, rassistische Zuschreibungen, antisemitische Zuschreibungen, Heimat, Zugehörigkeit.
Häufig gestellte Fragen zu "Der Russe ist einer, der Birken liebt" - Eine Analyse des Identitätsdiskurses
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Identitätsdiskurs in Olga Grjasnowas Roman "Der Russe ist einer, der Birken liebt", wobei der Fokus auf der Protagonistin Mascha und ihren Erfahrungen mit Grenzüberschreitung und Transnationalität liegt. Es wird untersucht, wie Identität in einer globalisierten und multikulturellen Welt konstruiert wird.
Welche Themen werden im Roman behandelt und in der Analyse untersucht?
Zentrale Themen sind die komplexe und dynamische Natur von Identität, die Auswirkungen von Transnationalität auf die Identitätsbildung, Grenzüberschreitung als Bestandteil der Identitätsfindung, die Rolle von Sprache und Herkunft, sowie die Konfrontation mit rassistischen und antisemitischen Zuschreibungen. Der Roman verwendet die Metapher der Birke, um die heterogene und oft widersprüchliche russische Identität zu symbolisieren.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: "Einführende Überlegungen" legen die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz dar und führen in die Thematik ein. "Begriffsklärung: Identität und Transnationalität" klärt die zentralen Begriffe und diskutiert verschiedene theoretische Ansätze zur Identität. "Textanalyse" untersucht die Darstellung von Identität und Transnationalität im Roman selbst anhand der Erfahrungen von Mascha, Cem und Sami. "Zusammenführendes Fazit" fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird Identität in der Arbeit konzeptualisiert?
Die Arbeit vertritt eine konstruktivistische Auffassung von Identität. Identität wird nicht als statische, ontologische Wesenseigenschaft, sondern als dynamisches und komplexes Konstrukt verstanden, das durch verschiedene Faktoren wie Sprache, Herkunft, kulturelle Erfahrungen und soziale Interaktionen geformt wird. Es werden verschiedene theoretische Ansätze, unter anderem von Zirfas und Heiss, berücksichtigt.
Welche Rolle spielt Transnationalität in der Analyse?
Transnationalität wird als Anbindung an mehr als ein Land definiert. Die Analyse untersucht, wie die Erfahrungen der Protagonisten mit verschiedenen Kulturen und Nationen ihre Identitätsbildung beeinflussen. Der Roman dekonstruiert die Vorstellung eines geographischen Raumes, der durch Grenzen zu einer Nation gehört und Identität stiftet. Die biografischen Erfahrungen der Protagonisten stehen im Gegensatz zu statischen Identitätsbildern und rassistischen/antisemitischen Zuschreibungen.
Welche Rolle spielt die Sprache im Roman und in der Analyse?
Mehrsprachigkeit und die damit verbundene Erweiterung des individuellen Horizontes werden als wichtige Aspekte der Identitätsbildung hervorgehoben. Die sprachliche Vielfalt im Roman spiegelt die multikulturellen Erfahrungen der Protagonisten wider und trägt zur Komplexität des Identitätsdiskurses bei. Wittgensteins Aussage über die Grenzen der Sprache dient als Ausgangspunkt der Analyse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Identität, Transnationalität, Grenzüberschreitung, Mehrsprachigkeit, Olga Grjasnowa, Der Russe ist einer, der Birken liebt, Mascha Kogan, post-sowjetische Identität, rassistische Zuschreibungen, antisemitische Zuschreibungen, Heimat, Zugehörigkeit.
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- Anonym (Author), 2022, Identität und Grenzüberschreitung. Olga Grjasnowas "Der Russe ist einer, der Birken liebt", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1220664