Die schonungslos dokumentarische Satire — der Angestellten-, Großstadt-, Raum-, Entwicklungs- oder Bildungsroman Fabian — wird zur Literaturbewegung der neuen Sachlichkeit, die sich in der Weimarer Republik entfaltete, gezählt. Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit zielt auf diese Zuordnung ab. Es soll anhand der im Fabian behandelten Themen und Milieus sowie ihrer sprachlichen Verarbeitung untersucht werden, wie hoch der ‚neusachliche‘ Gehalt des vorliegenden Werkes ist. Hierfür wird vorab der politische und ökonomische Hintergrund der Weimarer Republik grob
skizziert. Anschließend werden die Handlung zusammengefasst und einige Schlüsselfiguren näher charakterisiert. Dabei werde ich auf die vielen Berührungspunkte zwischen den Romanfiguren und dem Leben Erich Kästners aufmerksam machen. Anschließend werden
Eigenschaften und Besonderheiten der Neuen Sachlichkeit erläutert.
Darauf aufbauend wird die intensive Auseinandersetzung mit den Motiven ‚Frauenbild‘, ‚Zeitungs- und Werbewesen‘, ‚Film‘, ‚Technologie‘ und ‚Rationalisierung‘ analysiert. Seine Schilderungen der ‚neuen‘ Frau machen eine Generationskluft in der wissenschaftlichen Kästner-Rezeption deutlich. In den jüngeren Publikationen wird immer wieder die Doppelbödigkeit Kästners’ moralischer Haltung kritisiert. Daran schließt das Kapitel über den schon im Titel präfigurierten Moralismus an, worauf schließlich die Ergebnisse der Untersuchung resümierend zusammengeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext — Die Weimarer Republik
- Handlungsverlauf
- Figuren
- Jakob Fabian
- Stephan Labude
- Cornelia Battenberg
- Irene Moll
- Die vollkommene Mutter
- Fabian als neusachlicher Roman
- Die ‚neue‘ Frau
- Das Zeitungswesen
- Das Reklamewesen
- Technik, Rationalisierung und Arbeitswelt
- Film und Sport — weitere neusachliche Sujets
- Die Geschichte eines Moralisten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den „neusachlichen“ Gehalt von Erich Kästners Roman Fabian. Die Analyse konzentriert sich auf die im Roman behandelten Themen und Milieus sowie deren sprachliche Gestaltung. Ziel ist es, die Zuordnung des Romans zur Neuen Sachlichkeit zu überprüfen.
- Der historische Kontext der Weimarer Republik
- Die Charakterisierung der Hauptfiguren und deren Beziehung zum Protagonisten Fabian
- Die Darstellung der „neuen Frau“ und der Auflösung traditioneller Geschlechterrollen
- Die kritische Auseinandersetzung mit Massenmedien (Zeitungswesen und Werbung)
- Die Rolle von Technik, Rationalisierung und Arbeitswelt im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Die Handlung von Fabian folgt keinem linearen Verlauf, sondern besteht aus Episoden, die Fabians Begegnungen mit verschiedenen Menschen und Milieus in Berlin der frühen 1930er Jahre schildern. Die ersten Kapitel zeigen Fabians kritische Auseinandersetzung mit der Werbeindustrie und den Massenmedien, besonders durch seine Anstellung in einer Zigarettenfabrik. Weitere Kapitel thematisieren seine Beziehungen zu verschiedenen Frauen, darunter die emanzipierte Irene Moll und die zunächst romantisch dargestellte Cornelia Battenberg. Fabians Arbeitslosigkeit und das Scheitern seiner Beziehung zu Cornelia werden ebenso dargestellt wie die Freundschaft zu Stephan Labude und dessen tragischen Tod. Die Kapitel beschreiben Fabians zunehmende Resignation und seinen Rückzug nach Dresden.
Schlüsselwörter
Neue Sachlichkeit, Weimarer Republik, Erich Kästner, Fabian, Großstadt, Moralismus, Frauenbild, Massenmedien, Werbung, Technik, Rationalisierung, Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit, Generationenkonflikt.
- Quote paper
- Joachim Schmidt (Author), 2008, Neusachliche Motive in Erich Kästners "Fabian", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/122028