Die Rezension des Romans „Der Untertan“1 wirft die Frage auf, ob Heinrich Mann (1871-1950) diesen als Spiegelung oder vielmehr Kritik der damaligen Gesellschaft geschrieben hat oder als Reflexion eines einzelnen Charakters. In der Ex-DDR beispielsweise wurde der Autor als Antifaschist und Volksfrontaktivist und somit als Regimefeind eingestuft. Infolgedessen wurde Heinrich Mann der DDR, die mit großem Aufwand jegliche Literatur als Propaganda umdefinierte, recht unliebsam. So wurden in der Ex- DDR, wenn überhaupt, Heinrich Manns Romane wie zum Beispiel „Professor Unrat“ gerne als Charakterstudien eines einzelnen Menschen definiert. Ein Hinweis darauf, dass Mann den „Professor Unrat“ und den „Untertan“ als Spiegelung der damaligen Gesellschaft und nicht als Charakterstudie eines Individuums schrieb, geben die Titel der Bücher: „Die Titel lauten nicht „Professor Raat“, sondern „Professor Unrat“, nicht „Diederich Heßling“, sondern „Der Untertan“, das heißt, die Titelgestalten wurden nicht um ihrer selbst willen, sondern um dessentwillen geschaffen, was aus ihnen durch und infolge ihrer Einbettung in die Gesellschaft, ihrer Sozialisierung geworden ist; (...)“. Da sich jede Gesellschaft jedoch aus Einzelnen zusammenfügt, besteht Anlass zu einer individualpsychologischen Untersuchung Diederichs. Es steht außer Frage, dass auch die Gesellschaft einen Teil zu seiner Machtbesessenheit und blindem Gehorsam gegenüber der Macht beitrug, trotzdem muss erst auf den Charakter des Diederich eingegangen werden um dann die Rolle der Gesellschaft auf ihn zu untersuchen. Infolgedessen befasst sich die folgende Arbeit zunächst ungeachtet dessen mit dem Entwicklungsprozess Diederichs, beginnend im Vorschulalter. Des weiteren
wird seine Beziehung zu den anderen Charakteren des Romans analysiert, hierbei vor allem die Beziehung zu Agnes Göppel. Darauf folgend wird die Erlangung der Macht betrachtet, im Anschluss dazu Diederich als Anti Held. Der letzte Punkt der Analyse des Romans unter Betrachtung des Untertan Typus behandelt die Frage, ob der Roman die Einzelperson zur „gesamtgesellschaftlichen Erscheinung verallgemeinert“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Psychogramm eines Untertanen - Diederich Heßling
- Erlangen der Macht
- Diederichs Kindheit
- Erziehung zur Härte
- Das Gemüt Diederichs am Beispiel der Beziehung zu Agnes Göppel
- „Des Kaisers Abbild kehrt nach Netzig zurück“
- Diederich als Antiheld
- Der Roman als „Parabel des Wilhelmismus“
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Heinrich Manns Roman „Der Untertan“ und analysiert die Entwicklung des Protagonisten Diederich Heßling. Der Fokus liegt auf der Darstellung Diederichs als „Untertan“, seiner Machtstreben und seiner Beziehung zu den gesellschaftlichen Strukturen des Wilhelminischen Deutschlands. Die Arbeit beleuchtet die Frage, inwieweit der Roman eine Charakterstudie ist oder eine Kritik der Gesellschaft darstellt.
- Diederich Heßlings Entwicklung und Charakter
- Diederichs Beziehung zur Macht und zum Kaiser
- Die Darstellung der Gesellschaft im Wilhelminischen Deutschland
- Der Roman als sozialer Kommentar
- Diederichs Beziehungen zu anderen Figuren (z.B. Agnes Göppel)
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung diskutiert die Interpretation des Romans als Spiegelung oder Kritik der Gesellschaft des Wilhelminismus. Das Kapitel über Diederich Heßling untersucht seine Persönlichkeit, seine Kindheit und seine Entwicklung hin zum Machthaber. Die Erlangung seiner Macht wird analysiert, wobei sein Verhalten gegenüber seinen Arbeitern beleuchtet wird. Die Beziehung Diederichs zu Agnes Göppel wird ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter
Heinrich Mann, Der Untertan, Diederich Heßling, Wilhelminismus, Macht, Untertan, Gesellschaft, Charakterstudie, Sozialer Kommentar, Kaiser Wilhelm II., Agnes Göppel.
- Quote paper
- Kerstin Krauss (Author), 2007, Heinrich Mann "Der Untertan", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/121968