Wesentlich für die volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind Sprach- und Schriftsprachkompetenz (vgl. Ring 2003, S. 17). Gegenwärtig werden jedoch bei 10 bis 15 Prozent der Kinder im Vorschulalter mit deutscher Muttersprache sowie bei 20 bis 30 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund oder aus sozioökonomisch benachteiligten bzw. bildungsfernen Schichten Sprachentwicklungsprobleme konstatiert (vgl. Fried/Briedigkeit 2008, S. 7). Des Weiteren unterstreichen die Ergebnisse der IGLU-Studie 2006 das, worauf bereits die PISA-Studie 2000 hingewiesen hat, nämlich, dass Bildung immer noch stark an die soziale Herkunft gekoppelt ist. Kinder aus sozial ungünstigeren Verhältnissen sowie Kinder mit Migrationshintergrund besitzen durchschnittlich schlechtere Leistungen im Lesen und Schreiben als Kinder aus sozial günstigeren Verhältnissen oder ohne Migrationshintergrund (vgl. Schwippert et al. 2007, S. 266). Geringere schriftsprachliche Leistungen werden insbesondere auf die „Erfahrungsarmut“ (Holler 2002, S. 122) im Umgang mit Sprache, Schrift und Büchern in der Familie zurückgeführt.
In der vorliegenden Hausarbeit wird eine im deutschen Raum noch recht unbekannte und wenig verbreitete Konzeption der familienorientierten Bildungsarbeit vorgestellt, nämlich das Konzept „Familiy Literacy“, welches seinen Schwerpunkt auf die Sprach- und Literacyförderung in der Familie in Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen und Schule legt und sich gezielt an Familien in benachteiligten Lebenslagen richtet (vgl. Nickel 2007, S. 70). Diese Konzeption erkennt das Faktum an, dass die Familie der fundamentale Bildungsort der Kinder ist und unterstützt die Entwicklung von eben den Kompetenzen, welche die Schlüsselqualifikationen für alle weiteren Bildungsprozesse darstellen. Nach einer einführenden Darstellung darüber, was sich hinter den Termini „Familienbildung“ und „Litaracy“ verbirgt, soll die theoretische Konzeption von „Family Literacy“ vorgestellt, ihre Wirksamkeit belegt sowie ihre bisherige praktische Umsetzung in Deutschland erläutert werden.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Familienbildung
- 2.1 Familienbildung mit benachteiligten Adressaten
- 3. Der Begriff „Literacy“
- 3.1 Das Bedingungsgefüge der Literacy-Entwicklung nach Nickel
- 3.2 Die Bedeutung früher schriftsprachlicher Erfahrungen für den Literacy-Erwerb
- 4. Family Literacy
- 4.1 „Family Literacy“ - ein generationsübergreifendes Interventionsprogramm
- 4.2 Die praktische Umsetzung der Konzeption „Family Literacy“ in Deutschland
- 4.3 Reflexion des in Deutschland durchgeführten Modellprojektes
- 4.4 Die Wirksamkeit von „Family Literacy“ Programmen
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit stellt die Konzeption „Family Literacy“ vor, ein im deutschen Raum noch relativ unbekanntes Konzept der familienorientierten Bildungsarbeit. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen von „Family Literacy“, seine Wirksamkeit und seine praktische Umsetzung in Deutschland zu erläutern. Der Fokus liegt auf der Sprach- und Literacyförderung in Familien, insbesondere in benachteiligten Lebenslagen, in Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen und Schulen.
- Familienbildung und ihre Bedeutung für die kindliche Entwicklung
- Der Begriff „Literacy“ und seine Bedeutung für den Bildungserfolg
- Das Konzept „Family Literacy“ als generationsübergreifendes Interventionsprogramm
- Die Herausforderungen bei der Umsetzung von „Family Literacy“ in Deutschland
- Die Wirksamkeit von „Family Literacy“-Programmen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung betont die Bedeutung der Familienerziehung für die kindliche Entwicklung und den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Sie führt in das Konzept „Family Literacy“ ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 2 (Familienbildung): Dieses Kapitel beschreibt den gesetzlichen Rahmen der Familienbildung (SGB VIII) und beleuchtet verschiedene Definitionsansätze des Begriffs „Familienbildung“.
Schlüsselwörter
Family Literacy, Familienbildung, Literacy, Sprachförderung, Sprachentwicklung, benachteiligte Familien, Bildungsgerechtigkeit, frühe Schriftsprachlichkeit, Interventions-programm.
- Quote paper
- Corinna Kühn (Author), 2008, Sprach- und Literacyförderung in der Familienbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/121922