Insbesondere der technologische Wandel und die Entwicklung von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- bzw. Wissensgesellschaft bedeutet ein Umdenken für die berufliche Bildung. Waren gerade in den 70er Jahren sog. „Hard Skills“ (Fachwissen) in der Ausbildung junger Menschen gefragt, sind heutzutage Soft Skills (Soziale Kompetenz, Teamfähigkeit) und Meta Skills (Kommunikationsfähigkeit, innere Haltung) immer bedeutsamer. Diese geforderten Schlüsselqualifikationen lassen sich nicht mehr mit den bisherigen, doch sehr „kopflastigen“ Unterrichtsformen erreichen. Die Heterogenität in den Klassen und die Einsicht, dass jeder Schüler und jede Schülerin seinen/ihren individuellen Lernweg hat, lassen den Frontalunterricht beim dem Ziel der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen scheitern. Für die Ausbildung von Schlüsselqualifikationen wird verstärkt auf handlungsorientierte Lehr-Lernmethoden verwiesen. So haben sich vor wenigen Jahren die Rahmenrichtlinien im berufsbildenden Bereich von einem fächerspezifischen Curriculum zu einem lernfeldorientierten Curriculum entwickelt. Demzufolge haben sich stark fachorientierte Rahmenrichtlinien, die stark input-orientiert waren, zu Handreichungen ausgebildet, die die Orientierung an die berufliche Tätigkeit in den Vordergrund stellen, also outcome-orientiert sind. Das Kernfeldcurriculum ist durch zwei Merkmale gekennzeichnet. Zum einen ist es der fachübergreifende Ansatz, sowie die Kompetenzorientierung und der Tätigkeitsbezug. Bei diesem Wandel der beruflichen Bildung kann das berufliche Bildungswesen auf den ganzheitlichen Ansatz der Erlebnispädagogik zurückgreifen. Der Seilgarten kann als ein Stilmittel der Erlebnispädagogik angesehen werden. Im Seilgarten wird der Schüler bzw. die Schülerin als ganzer (Kopf Herz und Hand) Mensch angesprochen, in für ihn spannende reale Szenarien geführt, bei denen die Kommunikation und Kooperationsbereitschaft in der Gruppe, aber auch das Kennenlernen der eigenen Grenzen (physisch und psychisch) erlebt und reflektiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Das Erlebnis
- 1.1 Die inflationäre Nutzung des Begriffes „Erlebnis“
- 1.2 Ein Defintionsversuch des Erlebnisbegriffes
- 1.2.1 Alltägliche und außergewöhnliche Erlebnisse
- 1.2.2 Die soziologische Sicht auf den Begriff Erlebnis
- 1.2.3 Die psychologische Sicht auf den Begriff Erlebnis
- 1.2.4 Die pädagogische Sicht auf den Begriff Erlebnis
- 1.2.5 Zusammenfassung des Definitionsversuch „Der Erlebnisbegriff“
- 2. Historische Wurzeln der Erlebnispädagogik
- 2.1 Jean Jacques Rousseau (1712-1778)
- 2.2 John Dewey (1859-1952)
- 2.3 Kurt Hahn (1886-1972)
- 2.3.1 Biografische Daten von Kurt Hahn
- 2.3.2 Das Erziehungskonzept
- 3. Die Erlebnispädagogik der Gegenwart
- 3.1 Erlebnispädagogik- ein Defintionsversuch
- 3.2 Methodische Prinzipien in der Erlebnispädagogik
- 3.3 Reflexionsmodelle der Erlebnispädagogik
- 3.4 Das Lernmodell nach Simon Priest
- 4. Transfer in der Erlebnispädagogik
- 4.1 Begriffsbestimmung Transfer
- 4.2 Transfermodelle in der Erlebnispädagogik
- 4.3 Hemmende und Fördernde Faktoren für den Transfer
- 4.3.1 Transferhemmende Faktoren in der Erlebnispädagogik
- 4.3.2 Transferfördernde Faktoren in der Erlebnispädagogik
- 5. Die Berufsschule
- 5.1 Der Begriff der beruflichen Bildung
- 5.2 Zur Geschichte der Berufsausbildung in Deutschland vor dem 20. Jahrhundert
- 5.3 Georg Kerschensteiner
- 5.4 Drei Entwicklungsphasen der Berufsschule
- 5.5 Die berufliche Handlungskompetenz
- 5.5.1 Der Kompetenzbegriff
- 5.5.2 Der Kompetenzbegriff in der Berufsbildenden Schule
- 6. Der Seilgarten
- 6.1 Definition des Begriffes Seilgarten
- 6.2 Beschreibung der einzelnen Elemente
- 6.2.1 Die hohen Elemente
- 6.2.1.1 Team Beam
- 6.2.1.2 Coaching Bridge
- 6.2.1.3 Der Lianengang
- 6.2.1.4 Flying Bridge
- 6.2.1.5 Pamper Pole
- 6.2.2 Die Sicherungstechniken
- 6.2.3 Die niedrigen Elemente
- 6.2.3.1 Mohak Walk
- 6.2.3.2 Die Wippe
- 6.2.3.3 The Wall
- 6.2.1 Die hohen Elemente
- 6.3 Grundsätzliche Prinzipien im Seilgarten
- 6.3.1 Einsatzmöglichkeiten von Seilgärten
- 6.3.2 Grundüberlegungen zur Durchführung eines Seilgartenttraining
- 6.3.3 Der Wertevertrag
- 6.3.4 Prinzip der frei gewählten bzw. selbstbestimmten Herausforderung
- 6.3.5 Spiele
- 6.3.6 Vertrauensbildenen Maßnahmen
- 6.3.7 Problemlöseaufgaben
- 6.4 Das ABC Konzept von Project Adventure
- 6.4.1 Die Phasen des ABC Konzeptes
- 6.4.1.1 Die Vorbesprechung
- 6.4.1.2 Die Durchführungsphase
- 6.4.1.3 Die Nachbesprechung
- 6.4.1 Die Phasen des ABC Konzeptes
- 6.5 Die Wirksamkeit von Seilgartenaktivitäten
- 6.6 Die Bedeutung des Seilgartens für die Ausbildung der beruflichen Handlungskompetenz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einsatz von Erlebnispädagogik, insbesondere den Hochseilgarten, in der Berufsschule zur Förderung beruflicher Handlungskompetenz. Es wird die theoretische Grundlage der Erlebnispädagogik beleuchtet und deren methodische Prinzipien analysiert. Der Fokus liegt auf dem Transfer von im Seilgarten erworbenen Fähigkeiten in den beruflichen Kontext.
- Der Erlebnisbegriff in der Pädagogik
- Historische Entwicklung und theoretische Grundlagen der Erlebnispädagogik
- Methoden und Prinzipien der Erlebnispädagogik im Hochseilgarten
- Transfer von Lernerfahrungen aus dem Seilgarten in den beruflichen Alltag
- Der Seilgarten als Instrument zur Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit verschiedenen Definitionen des Begriffs „Erlebnis“. Kapitel zwei beleuchtet die historischen Wurzeln der Erlebnispädagogik anhand von zentralen Persönlichkeiten wie Rousseau, Dewey und Hahn. Kapitel drei beschreibt die gegenwärtige Erlebnispädagogik, einschließlich methodischer Prinzipien und Reflexionsmodelle. Kapitel vier behandelt den Transferprozess in der Erlebnispädagogik, einschließlich fördernder und hemmender Faktoren. Kapitel fünf gibt einen Überblick über die Berufsschule und den Begriff der beruflichen Handlungskompetenz. Kapitel sechs schließlich analysiert den Hochseilgarten als Medium der Erlebnispädagogik, beschreibt seine Elemente und Prinzipien und beleuchtet seine Bedeutung für die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz.
Schlüsselwörter
Erlebnispädagogik, Hochseilgarten, Berufsschule, Berufliche Handlungskompetenz, Transfer, Reflexion, Kompetenzentwicklung, Methoden, Erlebnis, Kurt Hahn, John Dewey, Jean-Jacques Rousseau.
- Quote paper
- Andreas Wagner (Author), 2008, Erlebnispädagogik in der Berufsschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/121662