In der modernen mikroökonomischen Theorie wird John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit im Rahmen der Wohlfahrtsökonomie und bei der Diskussion sozialer Wohlfahrtsfunktionen genutzt. Als zentraler Aspekt wird dabei sein Differenzprinzip als Entscheidungsprinzip zur Bewertung der Gleichheit der Allokation von Ressourcen genannt .
Aus philosophischer Perspektive begehen die Wohlfahrtsökonomen dabei zwei Fehler: zum einen ist das Differenzprinzip nicht als der Kern von Rawls' Theorie zu sehen. Es steht in Rawls' Theorie nicht an erster Stelle, sondern ist Teil eines umfassenden Systems von Prinzipien, die den Aufbau einer gerechten Gesellschaft bestimmen.
Zum anderen werden damit zwei Denkschulen miteinander vermengt, die als grundsätzlich komplementär anzusehen sind. Die moderne Wohlfahrtsökono-mie ist aufgrund ihres Nutzenmaximierungsansatzes ideengeschichtlich dem Utilitarismus zuzuordnen, gegen den sich Rawls' Theorie ausdrücklich wendet.
In dieser Arbeit soll gezeigt werden, worin der wesentliche Unterschied zwischen der utilitaristischen Philosophie und derjenigen von John Rawls besteht, welches die weiteren Elemente seiner Theorie sind und an welcher Stelle dabei das Differenzprinzip steht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- A. Problemstellung
- B. Vorgehensweise
- II. Staat und Gerechtigkeit in der Antike
- 1. Platon
- a) Die Idee der Gerechtigkeit
- b) Entstehung und Aufbau des platonischen Gemeinwesens
- 2. Aristoteles
- a) Gerechtigkeitsformen
- b) Menschenbild
- III. Vertragstheorien der Neuzeit
- 1. Gemeinschaftsstypen
- 2. Thomas Hobbes
- a) Überblick
- b) Naturzustand und Menschenbild
- c) Rechtfertigung des Privateigentums
- d) Urvertrag
- 3. John Locke
- a) Überblick
- b) Naturzustand
- c) Urvertrag
- 4. Jean-Jaques Rousseau
- a) Überblick
- b) Naturzustand
- c) Urvertrag
- d) Übergang in den bürgerlichen Zustand
- 4. Immanuel Kant
- a) Überblick
- b) Naturzustand
- c) Der Gesellschaftsvertrag
- IV. Der Utilitarismus
- A. Grundprinzipien
- B. Historische Entwicklung
- C. Kritik
- V. John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit
- A. Überblick
- B. Gerechtigkeit als Fairneß
- C. Prinzipien der Gerechtigkeit
- VI. Ideengeschichtliche Einordnung von John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Genese polit-ökonomischer Ideen zu Staat und Gerechtigkeit und ihren Kontext zu John Rawls' politischer Philosophie. Sie beleuchtet den Unterschied zwischen utilitaristischer Philosophie und der Rawlsschen Theorie, analysiert die Elemente von Rawls' Theorie und den Stellenwert des Differenzprinzips.
- Historische Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffs
- Vergleich verschiedener Vertragstheorien (Hobbes, Locke, Rousseau)
- Analyse des Utilitarismus und seine Kritik
- Darlegung der Grundprinzipien von Rawls' Gerechtigkeitstheorie
- Einordnung von Rawls' Theorie in die ideengeschichtliche Tradition
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung dar, die darin besteht, die Unterschiede zwischen der utilitaristischen Philosophie und der Rawlsschen Theorie aufzuzeigen. Kapitel II beleuchtet die Konzepte von Staat und Gerechtigkeit bei Platon und Aristoteles. Kapitel III behandelt verschiedene Vertragstheorien der Neuzeit, einschließlich der Ansätze von Hobbes, Locke und Rousseau. Kapitel IV untersucht die Prinzipien und die historische Entwicklung des Utilitarismus sowie dessen Kritik. Kapitel V bietet einen Überblick über John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit, seine Prinzipien und das Konzept der Gerechtigkeit als Fairness. Kapitel VI ordnet Rawls' Theorie in die ideengeschichtliche Tradition ein.
Schlüsselwörter
Gerechtigkeit, Staat, Vertragstheorie, Utilitarismus, John Rawls, Differenzprinzip, Platon, Aristoteles, Hobbes, Locke, Rousseau, politische Philosophie, Wohlfahrtsökonomie.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Volkswirtin Silke Galla (Autor:in), 2001, Genese polit-ökonomischer Ideen zu Staat und Gerechtigkeit und ihr Kontext zu John Rawls` politischer Philosophie , München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/120020