Die „Krankheit“ ist ein vom größten Teil der Bevölkerung nicht allein tragbares Lebensrisiko, da mit ihr oftmals erhebliche finanzielle Aufwendungen (Arztkosten, Krankenhauskosten) und Einbußen (Verdienstausfall) verbunden sind, die die Leistungsfähigkeit des Einzelnen schnell übersteigen. Das Risiko der Krankheit „ruft“ geradezu nach einer versicherungsmäßigen Absicherung, durch die es auf viele Schultern verteilt wird, wie dies auch bei anderen typischen Lebensrisiken der Fall ist (Arbeitsunfall, Arbeitslosigkeit, Invalidität, Alter). Durch die öffentlich-rechtlich organisierte gesetzliche Krankenversicherung (GKV) auf der einen Seite und die private Krankenversicherung (PKV) auf der anderen Seite erfolgt die Vorsorge gegen das Risiko der Krankheit. Beamte werden mittels der auf dem beamtenrechtlichen Dienstverhältnis beruhenden Beihilfe abgesichert. Die große Bedeutung der gesetzlichen Krankenversicherung wird nicht zuletzt auch dadurch deutlich, dass zur jetzigen Zeit ca. 71 Millionen Bundesbürger, also über 85 Prozent der Bevölkerung, in ihr versichert sind, wohingegen in der privaten Krankenversicherung mit etwa acht Millionen Bürgern „nur“ rund 10 Prozent der Bevölkerung vollversichert sind. Die Zahl der Versicherten der GKV und PKV wird bedingt durch die ab dem 1. Januar 2009 geltende, allgemeine Versicherungspflicht sicherlich noch zunehmen und soll nach den Plänen der Bundesregierung 100 Prozent erreichen.
Das Recht der gesetzlichen Krankenversicherung ist ein Teil des Sozialrechts und gehört somit zum besonderen Verwaltungsrecht. Noch genauer ist es ein Teil des Sozialversicherungsrechts, welches seinerseits einen Teilbereich des Sozialrechts darstellt. Eine wichtige Rechtsgrundlage für das Krankenversicherungsrecht ist neben den für alle Teile des Sozialrechts geltenden Büchern SGB I und SGB X daher zunächst das SGB IV als der „Allgemeine Teil des Sozialversicherungsrechts“. Das System der Absicherung des Krankheitsrisikos beruht in Deutschland auf dem „Gesetz betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter (KVG) vom 21. Juni 1883“. Die gesetzliche Krankenversicherung ist somit auch der älteste Zweig der Sozialversicherung in Deutschland.
Kennzeichnend für das System der GKV in Deutschland sind einige Strukturmerkmale, die seit Ende des 19. Jahrhunderts bis heute erhalten geblieben sind.
Inhaltsverzeichnis
- Erstes Kapitel: Geschichte und Aufgaben der GKV
- A. Entstehung und Grundlagen der Sozialversicherung
- I. Begriffsklärung
- II. Der Wandel der überkommenen Sicherungsformen
- III. Die Bismarcksche Sozialversicherung
- B. Entstehung und Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung
- I. Das Krankenversicherungsgesetz von 1883
- II. Die Reichsversicherungsordnung von 1911
- III. Die Gesetzliche Krankenversicherung in den 30er Jahren
- IV. Die Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung ab 1945
- V. Zur jüngeren Entwicklung des Krankenversicherungsrechts
- C. Aufgaben der gesetzlichen Krankenversicherung
- I. Der soziale Auftrag
- II. Versicherungsfremde Leistungen
- III. Der Rahmen für die Aufgabenerfüllung der GKV
- Zweites Kapitel: Die Strukturprinzipien der GKV
- A. Solidarität und Eigenverantwortung in der gesetzlichen Krankenversicherung
- B. Sachleistungsprinzip und Kostenerstattung
- C. Die gegliederte Krankenversicherung
- D. Selbstverwaltung und gemeinsame Selbstverwaltung
- E. Das Wirtschaftlichkeitsgebot
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Strukturprinzipien der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vor dem Hintergrund der jüngeren Rechtsentwicklung. Ziel ist es, die wesentlichen Prinzipien der GKV zu analysieren und deren Bedeutung für das Funktionieren des Systems zu beleuchten.
- Historische Entwicklung der GKV
- Solidarität und Eigenverantwortung als zentrale Prinzipien
- Sachleistungsprinzip und Kostenerstattung
- Die gegliederte Struktur der Krankenversicherung
- Selbstverwaltung und das Wirtschaftlichkeitsgebot
Zusammenfassung der Kapitel
Erstes Kapitel: Geschichte und Aufgaben der GKV: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der GKV von ihren Ursprüngen in der Bismarckschen Sozialversicherung bis zur jüngeren Rechtsentwicklung. Es werden die zentralen Meilensteine der Gesetzgebung, wie das Krankenversicherungsgesetz von 1883 und die Reichsversicherungsordnung von 1911, sowie die Anpassungen nach 1945 detailliert dargestellt. Die Analyse umfasst die grundlegenden Aufgaben der GKV, inklusive des sozialen Auftrags und der Herausforderungen durch versicherungsfremde Leistungen. Der Rahmen für die Aufgabenerfüllung wird ebenfalls diskutiert, wobei die historische Perspektive die heutige Struktur und die damit verbundenen Herausforderungen verständlicher macht. Die Entwicklung der GKV wird als dynamischer Prozess dargestellt, der sich stetig an gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen anpassen musste.
Zweites Kapitel: Die Strukturprinzipien der GKV: Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die grundlegenden Strukturprinzipien der GKV. Im Mittelpunkt stehen die Prinzipien der Solidarität und Eigenverantwortung, deren Spannungsverhältnis analysiert und im Kontext der Sozialversicherung eingeordnet wird. Das Sachleistungsprinzip und die Kostenerstattung als alternative Leistungsformen werden ausführlich verglichen und deren jeweilige Vor- und Nachteile diskutiert. Die gegliederte Struktur der Krankenversicherung mit ihren verschiedenen Kassen und den damit verbundenen Wahlrechten der Versicherten wird ebenfalls beleuchtet, ebenso wie die Bedeutung der Selbstverwaltung und das Wirtschaftlichkeitsgebot. Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die zentralen Bausteine des GKV-Systems und deren Interdependenzen.
Schlüsselwörter
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV), Solidarität, Eigenverantwortung, Sachleistungsprinzip, Kostenerstattung, Selbstverwaltung, Wirtschaftlichkeitsgebot, Sozialversicherung, Rechtsentwicklung, Bismarck, SGB V.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland. Es enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Zielsetzung und der behandelten Themen, Kapitelzusammenfassungen und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der Analyse der Strukturprinzipien der GKV vor dem Hintergrund ihrer historischen Entwicklung und der jüngeren Rechtsprechung.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument besteht aus zwei Kapiteln:
- Erstes Kapitel: Geschichte und Aufgaben der GKV: Dieses Kapitel behandelt die Entstehung und Entwicklung der GKV von ihren Ursprüngen in der Bismarckschen Sozialversicherung bis zur Gegenwart. Es beleuchtet wichtige Gesetze, die Aufgaben der GKV (inklusive des sozialen Auftrags und Herausforderungen durch versicherungsfremde Leistungen) und den Rahmen für ihre Aufgabenerfüllung.
- Zweites Kapitel: Die Strukturprinzipien der GKV: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die zentralen Strukturprinzipien der GKV, wie Solidarität und Eigenverantwortung, Sachleistungsprinzip und Kostenerstattung, die gegliederte Struktur der Krankenversicherung, Selbstverwaltung und das Wirtschaftlichkeitsgebot. Es analysiert das Spannungsverhältnis zwischen den Prinzipien und deren Bedeutung für das Funktionieren des Systems.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Das Dokument behandelt detailliert folgende Themen:
- Die historische Entwicklung der GKV von den Anfängen bis zur heutigen Zeit.
- Die Bedeutung von Solidarität und Eigenverantwortung im System der GKV.
- Der Vergleich zwischen Sachleistungsprinzip und Kostenerstattung.
- Die gegliederte Struktur der Krankenversicherung und die Wahlrechte der Versicherten.
- Die Rolle der Selbstverwaltung und die Bedeutung des Wirtschaftlichkeitsgebots.
- Die Aufgaben der GKV, einschließlich des sozialen Auftrags und der Herausforderungen durch versicherungsfremde Leistungen.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Ziel des Dokuments ist die Analyse der wesentlichen Prinzipien der GKV und die Erläuterung ihrer Bedeutung für das Funktionieren des Systems. Es untersucht die Strukturprinzipien der GKV vor dem Hintergrund der jüngeren Rechtsentwicklung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für dieses Dokument?
Schlüsselwörter sind: Gesetzliche Krankenversicherung (GKV), Solidarität, Eigenverantwortung, Sachleistungsprinzip, Kostenerstattung, Selbstverwaltung, Wirtschaftlichkeitsgebot, Sozialversicherung, Rechtsentwicklung, Bismarck, SGB V.
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Dieses Dokument ist für Personen gedacht, die sich akademisch mit der Gesetzlichen Krankenversicherung auseinandersetzen möchten. Es dient der Analyse von Themen im Rahmen einer strukturierten und professionellen wissenschaftlichen Arbeit.
- Quote paper
- Diplom-Wirtschaftsjurist (FH) Reinhard Wittag (Author), 2008, Die Strukturprinzipien der gesetzlichen Krankenversicherung im Lichte der jüngeren Rechtsentwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/119935