Die grundlegenden Annahmen der psychoanalytischen Entwicklungstheorie gehen fast ausschließlich auf Sigmund Freud zurück. Die Psychoanalyse, die um die Jahrhundertwende von Sigmund Freud begründet wurde, stellt vor allem eine Lehre von bewußten und unbewußten psychischen Vorgängen dar wie Gefühle, Wünsche, Träume und Denkprozesse. An entwicklungspsychologischen Problemen war Freud nicht primär interessiert, seine entwicklungspsychologischen Vorstellungen entstanden erst im Rahmen klinischer Fragestellungen. Er war nicht in erster Linie ein Entwicklungspsychologe, sondern ein Therapeut und Persönlichkeitspsychologe, der die Zustände der Erwachsenenpersönlichkeit verstehen wollte und so zur Entwicklungspsychologie kam. Er sah sich bei der Behandlung neurotischer Erwachsener dazu aufgefordert, bei seinen Patienten die Entwicklungsgeschichte bis in die frühe Kindheit zurückzuverfolgen, um die beobachteten psychischen Störungen zu verstehen. Zwangsläufig mußte er sich auch mit der frühkindlichen Sexualität beschäftigen, denn neurotische Symptome waren für ihn ein Ausdruck von inadäquater Verarbeitung sexueller Triebregungen. So erkannte er auch, daß die sexuelle Entwicklung nicht erst mit der Pubertät beginnt, sondern daß bereits in den ersten Lebensjahren bei Kindern sexuelle Regungen beobachtet werden können. Außerdem erkannte er, daß die frühkindliche Entwicklung für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung eine herausragende Bedeutung hat. Im Laufe der ersten sechs Lebensjahre sind nach Freud alle Grundthemen des menschlichen Zusammenlebens, wie Liebe, Gehorsam, Besitz usw. angeklungen, und die erste Vereinigung aller Sexualtriebe ist bis dahin erfolgt. Die Richtung der weiteren Persönlichkeitsentwicklung ist somit vorgegeben.
Neben seiner Phasentheorie der psychoanalytischen Entwicklung hat er unter anderem eine Persönlichkeitstheorie aufgestellt, um das Verstehen der Entwicklungstheorie zu gewährleisten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Definition: Libido
- 1.2 Definition: Sexualität
- 1.3 Definition: Trieb
- 2 Die psychoanalytische Persönlichkeitstheorie nach Freud
- 2.1 Das Es
- 2.2 Das Ich
- 2.3 Das Über-Ich
- 3 Die psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud
- 3.1 Kurzbeschreibung der psychosexuellen Phasen
- 3.2 Die orale Phase
- 4 Die Entwicklung nach Margaret Mahler: Loslösung und Individuation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der psychoanalytischen Entwicklungstheorie nach Sigmund Freud, insbesondere mit der oralen Phase. Das Ziel ist es, Freuds Konzepte von Libido, Sexualität und Trieb zu erläutern und deren Rolle in der frühkindlichen Entwicklung darzustellen. Zusätzlich wird die Entwicklungstheorie von Margaret Mahler kurz betrachtet.
- Freuds Strukturmodell der Psyche (Es, Ich, Über-Ich)
- Das Konzept der Libido und ihre Entwicklung
- Die Bedeutung der frühkindlichen Entwicklung nach Freud
- Die orale Phase als zentrale Entwicklungsphase
- Vergleichende Betrachtung der Entwicklungstheorien von Freud und Mahler
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud ein und definiert zentrale Begriffe wie Libido, Sexualität und Trieb. Es betont Freuds Fokus auf die frühkindliche Entwicklung und deren Bedeutung für die spätere Persönlichkeitsstruktur. Die Definitionen legen die Grundlage für das Verständnis der folgenden Kapitel, indem sie die Kernkonzepte der psychoanalytischen Theorie erläutern und die Bedeutung der frühkindlichen Sexualität hervorheben, ein damals revolutionäres Konzept. Die Bedeutung der Triebtheorie und der Libido als Energiequelle für psychische Prozesse wird detailliert dargelegt, wobei die Zielgerichtetheit und Objektbindung der Libido besonders hervorgehoben werden.
2 Die psychoanalytische Persönlichkeitstheorie nach Freud: Dieses Kapitel beschreibt Freuds Strukturmodell der Persönlichkeit, bestehend aus Es, Ich und Über-Ich. Es erläutert die dynamischen Interaktionen zwischen diesen Instanzen und deren Einfluss auf das Verhalten. Das Es wird als die treibende Kraft beschrieben, die nach sofortiger Lustbefriedigung strebt, während das Ich die Realität berücksichtigt und das Über-Ich die moralischen Werte vertritt. Die Beschreibung der erogenen Zonen und deren Bedeutung für die Libido-Entwicklung bildet einen wichtigen Übergang zur Entwicklungstheorie im nächsten Kapitel. Die Auseinandersetzung zwischen den drei Instanzen und der externen Realität bildet das dynamische Grundgerüst der Persönlichkeitstheorie.
3 Die psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud: Dieses Kapitel bietet eine Übersicht über Freuds psychosexuelle Entwicklungsphasen und konzentriert sich detailliert auf die orale Phase. Es wird die Bedeutung der frühkindlichen Erfahrungen für die Persönlichkeitsentwicklung betont. Die orale Phase wird als grundlegend für die spätere Entwicklung beschrieben, wobei die Art der Befriedigung in dieser Phase entscheidend für die Entwicklung von Vertrauen, Unabhängigkeit und Selbstwertgefühl ist. Die Ausführungen umfassen die Bedeutung der frühkindlichen Erfahrungen und deren langfristige Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung, was den Fokus der gesamten Arbeit unterstreicht.
Schlüsselwörter
Psychoanalyse, Sigmund Freud, Libido, Sexualität, Trieb, orale Phase, psychosexuelle Entwicklung, Persönlichkeitstheorie, Es, Ich, Über-Ich, frühkindliche Entwicklung, Margaret Mahler, Loslösung, Individuation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ): Psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet eine umfassende Übersicht über die psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Sigmund Freud, mit besonderem Fokus auf die orale Phase. Er beinhaltet eine Einleitung mit Definitionen zentraler Begriffe (Libido, Sexualität, Trieb), eine Darstellung von Freuds Strukturmodell der Psyche (Es, Ich, Über-Ich), eine detaillierte Erläuterung der psychosexuellen Entwicklungsphasen (mit Schwerpunkt auf der oralen Phase) und einen kurzen Vergleich mit Margaret Mahlers Entwicklungstheorie (Loslösung und Individuation). Der Text enthält außerdem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die zentralen Themen sind Freuds Strukturmodell der Psyche (Es, Ich, Über-Ich), das Konzept der Libido und ihre Entwicklung, die Bedeutung der frühkindlichen Entwicklung nach Freud, die orale Phase als zentrale Entwicklungsphase und ein Vergleich der Entwicklungstheorien von Freud und Mahler. Die Definitionen von Libido, Sexualität und Trieb bilden die Grundlage des Verständnisses.
Was versteht Freud unter Libido, Sexualität und Trieb?
Der Text definiert diese Begriffe im einleitenden Kapitel und legt die Bedeutung dieser Konzepte für Freuds Theorie der frühkindlichen Entwicklung dar. Die Libido wird als Energiequelle für psychische Prozesse beschrieben, die zielgerichtet und objektgebunden ist. Die genauen Definitionen werden im Text detailliert erläutert.
Wie beschreibt Freud die Struktur der Persönlichkeit?
Freud beschreibt die Persönlichkeit als ein Strukturmodell bestehend aus drei Instanzen: dem Es (triebhaft, lustorientiert), dem Ich (realitätsorientiert, vermittelnd) und dem Über-Ich (moralisch, wertorientiert). Der Text erläutert die dynamischen Interaktionen zwischen diesen Instanzen und ihren Einfluss auf das Verhalten.
Welche Bedeutung hat die orale Phase in Freuds Theorie?
Die orale Phase wird im Text als grundlegende und entscheidende Entwicklungsphase beschrieben. Die Art der Befriedigung in dieser Phase beeinflusst maßgeblich die spätere Entwicklung von Vertrauen, Unabhängigkeit und Selbstwertgefühl. Der Text betont die langfristigen Auswirkungen frühkindlicher Erfahrungen in dieser Phase.
Wie wird Margaret Mahlers Entwicklungstheorie im Text behandelt?
Der Text betrachtet Mahlers Theorie der Loslösung und Individuation im Vergleich zu Freuds Theorie. Es handelt sich dabei um eine kürzere Betrachtung, die den Fokus auf Freuds Theorie nicht beeinträchtigt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter sind: Psychoanalyse, Sigmund Freud, Libido, Sexualität, Trieb, orale Phase, psychosexuelle Entwicklung, Persönlichkeitstheorie, Es, Ich, Über-Ich, frühkindliche Entwicklung, Margaret Mahler, Loslösung, Individuation.
Für wen ist dieser Text geeignet?
Der Text ist geeignet für Personen, die sich einen Überblick über die psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud verschaffen möchten, insbesondere im Hinblick auf die orale Phase. Er ist auf akademisches Publikum ausgerichtet und dient der Analyse von Themen in strukturierter und professioneller Weise.
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- Daniela Bröske (Author), 1999, Die Persönlichkeits- und Entwicklungstheorie nach Freud und die Entwicklung nach Margaret Mahler, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/11933