„Ganz Österreich hat sich aufs Stichwort in eine Thomas-Bernhard-Komödie verwandelt – die hinterhältigste, abgefeimteste, entlarvendste, die Bernhard sich je ausgedacht hat“; schrieb die Literaturkritikerin Sigrid Löffler einige Zeit nach der Uraufführung des Stückes „Heldenplatz“. „Ganz Österreich ist die Bühne,alle Österreicher sind Komparsen, die Hauptdarsteller sitzen in der Hofburg und am Ballhausplatz, in den Zeitungsredaktionen und in den Parteizentralen. Das Publikum aber ist die ganze Welt.“
Dieses Zitat kennzeichnet sowohl die Reaktionen der Österreicher auf einen der größten Theaterskandale der Nachkriegszeit als auch die die Bedeutung des Werkes als ein internationales, mindestens europäisches Kulturereignis. „Heldenplatz“,mit dem sich diese Arbeit auseinandersetzt, kann als Thomas Bernhards politischstes Stück bezeichnet werden, da es die Gegenwart mit der Vergangenheit
verbindet und damit an die rassistische und politische Verfolgung
nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 erinnert.
Den Schwerpunkt meiner Arbeit bildet die Konfrontation der Österreicher mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit im Stück „Heldenplatz“. Diesbezüglich möchte ich mich mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen:
• Inwieweit zeigt sich Österreich in die Geschichte Nazi-Deutschlands verstrickt
und inwiefern fand eine Aufarbeitung der Vergangenheit statt?
Welche Reaktionen folgten auf die Uraufführung des Stückes?
• Wie übt Bernhard über seine Protagonisten Kritik an Österreich und den Österreichern? Und in welcher Art und Weise klagt er dabei im Text seines Stückes die noch bestehenden nationalsozialistischen und antisemitischen Tendenzen an?
Im ersten Teil der Arbeit fasse ich zunächst die historischen Hintergründe in knapper Form zusammen. Diese bilden die Grundlage für die in der Textanalysegenannten Argumente und Inhalte. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Stück selbst. Im Mittelpunkt steht dabei die Konfrontation der österreichischen Bevölkerung mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Dabei gehe ich auf den Medienspektakel ein, den das Stück auslöste. Anschließend arbeite ich am Text und versuche gezielt herauszustellen, wie Bernhard über seine Protagonisten an Österreich und den Österreichern – und dabei besonders an den bestehenden
nationalsozialistischen und antisemitischen Tendenzen – Kritik übt.Den Anschluss bildet eine kurze Zusammenfassung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Grundlagen
- Nationalsozialismus in Österreich
- Der Anschluss 1938
- Die fehlende Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit
- Thomas Bernhards „Heldenplatz“ – Konfrontation mit der nationalsozialistischen Vergangenheit
- Uraufführung und Medienspektakel
- Textanalyse
- Aufbau des Stückes
- Zweite Szene
- Dritte Szene
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Thomas Bernhards Stück „Heldenplatz“ und analysiert die Konfrontation der österreichischen Bevölkerung mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit im Kontext der fehlenden Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit. Die Arbeit beleuchtet, inwiefern sich Österreich in die Geschichte Nazi-Deutschlands verstrickt zeigt und welche Reaktionen auf die Uraufführung des Stückes folgten. Darüber hinaus analysiert sie, wie Bernhard über seine Protagonisten Kritik an Österreich und den Österreichern übt und dabei die noch bestehenden nationalsozialistischen und antisemitischen Tendenzen anklagt.
- Die Verstrickung Österreichs in die Geschichte Nazi-Deutschlands
- Die fehlende Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit
- Die Reaktionen auf die Uraufführung von „Heldenplatz“
- Bernhards Kritik an Österreich und den Österreichern
- Die Darstellung der noch bestehenden nationalsozialistischen und antisemitischen Tendenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Relevanz des Stücks „Heldenplatz“ als ein politisches Werk dar, das die Gegenwart mit der Vergangenheit verbindet und an die Verfolgung nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland erinnert. Die Arbeit fokussiert auf die Konfrontation der Österreicher mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit und untersucht die Verstrickung Österreichs in die Geschichte Nazi-Deutschlands, die fehlende Vergangenheitsbewältigung, die Reaktionen auf die Uraufführung und Bernhards Kritik an Österreich und den Österreichern.
Historische Grundlagen
Dieser Abschnitt bietet einen Überblick über den Nationalsozialismus in Österreich, den Anschluss 1938 und die fehlende Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit. Er beleuchtet den ausgeprägten Antisemitismus in Österreich, die Maßnahmen und Anordnungen im Austrofaschismus, die sich an Aktionen im nationalsozialistischen Deutschland orientierten, und die radikale Veränderung der Situation nach dem Anschluss.
Thomas Bernhards „Heldenplatz“ – Konfrontation mit der nationalsozialistischen Vergangenheit
Dieser Abschnitt analysiert Bernhards Stück „Heldenplatz“ und untersucht die Konfrontation der österreichischen Bevölkerung mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Er beleuchtet die Uraufführung und den damit verbundenen Medienspektakel. Die Textanalyse fokussiert auf den Aufbau des Stückes, die zweite und dritte Szene und die Art und Weise, wie Bernhard über seine Protagonisten Kritik an Österreich und den Österreichern übt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Nationalsozialismus in Österreich, Anschluss 1938, fehlende Vergangenheitsbewältigung, Thomas Bernhard, „Heldenplatz“, Kritik an Österreich, antisemitische Tendenzen, Medienspektakel und Textanalyse. Die Arbeit setzt sich mit der Verstrickung Österreichs in die Geschichte Nazi-Deutschlands, den Reaktionen auf die Uraufführung des Stückes und Bernhards Anklage der noch bestehenden nationalsozialistischen und antisemitischen Tendenzen auseinander.
- Quote paper
- Sophie Männel (Author), 2008, Über Thomas Bernhards „Heldenplatz“, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/118766