Aufgezeigt werden soll die über die Margarete aufoktroyierte repressive Geschlechterrolle grundlegende Opposition zum männlichen Geschlecht, mit dem im Rahmen der herrschenden sozialen, kulturellen und politischen Realitäten Mechanismen der Hierarchisierung der Geschlechter entstanden sind. Dabei geht es in dieser Arbeit darum, die so dogmatisierten geschlechtsspezifische Sozialisationsprozesse vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Moralvorstellung zur Zeit Goethes zu belegen und nachzuweisen. Dieser Nachweis wird mit Hilfe des Umfeldes und der Entwicklung Margaretes aufgezeigt, indem die Ausdrucksformen ihres Geschlechts dargestellt und die damit verbundenen speziell weiblichen Kommunikations- und Lebensstile beschrieben werden. Damit gerät die Doppelbödigkeit der bürgerlichen Moralvorstellungen in den Blick, die Frauen zum einen nötigte ihre Sexualität zu unterdrücken und sie dann beim Ausleben sexueller Wünsche als Hure brandmarkte und gesellschaftlich ächtete. Diese Grundlagen weiblicher Lebensinhalte ist dabei nicht darstellbar ohne die männlich tradierten Geschlechterrollen. So soll die Rolle Fausts als Verführer ebenso in die Interpretation einbezogen werden wie das Bewusstsein Fausts von den bürgerlichen Moralvorstellungen und seine eigene Männerrolle vor dem Hintergrund seiner Faszination für das naive Mädchen Margarete.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Charakterisierung der Margarete im Faust
- 2.1 Einführung von Margarete
- 2.2 Margaretes Beziehung zu Faust
- 3 Margaretes Tragödie und zeitgenössische Moralvorstellungen
- 3.1 Die Konstruktion der Geschlechterrollen im 18. Jahrhundert
- 3.2 Repressive Sexualität und Religion
- 3.2.1 Unterdrückung der Sexualität
- 3.2.2 Ausleben der Sexualität und gesellschaftliche Ächtung
- 3.2.3 Margaretes Selbstbewusstsein
- 3.3 Margaretes Entwicklung als Tragödie
- 3.4 Die Kindstötung
- 3.5 Die Kerkerszene und Margaretes Bewusstsein und Schuld
- 4 Die Determiniertheit der Figur der Margarete und die Doppelbödigkeit bürgerlicher Moralvorstellungen
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur der Margarete in Goethes Faust I vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Moralvorstellungen des 18. Jahrhunderts. Ziel ist es, die gesellschaftlich konstruierte Geschlechterrolle Margaretes zu analysieren und deren Einfluss auf ihr Schicksal zu beleuchten. Dabei wird die Interpretation der Figur jenseits romantisierender Vorstellungen angestrebt.
- Die Konstruktion von Geschlechterrollen im 18. Jahrhundert
- Die repressive Sexualität und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen für Margarete
- Margaretes Entwicklung und ihr tragischer Untergang
- Die Doppelbödigkeit bürgerlicher Moralvorstellungen
- Die Instrumentalisierung der Frau im Kontext der männlichen Selbstfindung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die widersprüchliche Rezeption der Margarete-Figur in der Literatur. Sie hebt die Ambivalenz und Tragik des Charakters hervor, die durch die bürgerlichen Moralvorstellungen des 18. Jahrhunderts geprägt sind. Verschiedene Interpretationsansätze werden kurz skizziert, wobei die Arbeit selbst eine kritische Auseinandersetzung mit den traditionellen Sichtweisen ankündigt und eine genderspezifische Perspektive einnimmt.
2 Charakterisierung der Margarete im Faust: Dieses Kapitel bietet eine Charakterisierung Margaretes, wobei sowohl die ihr zugeschriebenen Eigenschaften traditioneller Weiblichkeit als auch ihre Beziehung zu Faust im Mittelpunkt stehen. Die Einführung Margaretes als Wendepunkt in der Dramaturgie des Faust wird betont, sowie die Rolle Mephistos als Vermittler von Fausts Begierde.
3 Margaretes Tragödie und zeitgenössische Moralvorstellungen: Dieses Kapitel analysiert Margaretes Tragödie im Kontext der Geschlechterrollen des 18. Jahrhunderts. Es untersucht die soziokulturelle Konstruktion von Sexualität und die Auswirkungen auf Margaretes Verhalten und Schicksal. Die Unterdrückung weiblicher Sexualität, die gesellschaftliche Ächtung unehelicher Mütter und die Rolle der Religion werden eingehend diskutiert. Margaretes Entwicklung, die Kindstötung und die Kerkerszene werden als Höhepunkte ihrer Tragödie dargestellt und im Zusammenhang mit ihrem Bewusstsein und ihrer Schuld interpretiert. Die Analyse beleuchtet die Spannungen zwischen Margaretes innerer Entwicklung und den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen.
4 Die Determiniertheit der Figur der Margarete und die Doppelbödigkeit bürgerlicher Moralvorstellungen: Dieses Kapitel untersucht, wie stark Margaretes Schicksal durch die Moralvorstellungen ihrer Zeit determiniert wurde. Es analysiert die Doppelbödigkeit dieser Moral, die einerseits weibliche Sexualität unterdrückt und andererseits Frauen beim Ausleben sexueller Wünsche bestraft. Der Kontrast zwischen ehrlicher Liebe und den gesellschaftlichen Normen wird hervorgehoben, um die tragischen Folgen für Margarete zu erklären.
Schlüsselwörter
Margarete, Faust I, Goethe, Geschlechterrollen, 18. Jahrhundert, bürgerliche Moralvorstellungen, repressive Sexualität, soziokulturelle Konstruktion von Geschlecht, Tragödie, Weiblichkeit, Männlichkeit, Doppelbödigkeit, Determiniertheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Margarete in Goethes Faust I"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert die Figur der Margarete in Goethes Faust I unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Moralvorstellungen des 18. Jahrhunderts. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der gesellschaftlich konstruierten Geschlechterrolle Margaretes und deren Einfluss auf ihr Schicksal. Die Arbeit strebt eine Interpretation an, die über romantisierende Sichtweisen hinausgeht und eine genderspezifische Perspektive einnimmt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Konstruktion von Geschlechterrollen im 18. Jahrhundert, die repressive Sexualität und deren Konsequenzen für Margarete, Margaretes Entwicklung und ihren tragischen Untergang, die Doppelbödigkeit bürgerlicher Moralvorstellungen und die Instrumentalisierung der Frau im Kontext der männlichen Selbstfindung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Charakterisierung Margaretes, ein Kapitel zu Margaretes Tragödie im Kontext der Moralvorstellungen des 18. Jahrhunderts, ein Kapitel zur Determiniertheit Margaretes Schicksals und der Doppelbödigkeit bürgerlicher Moral und abschließend ein Fazit.
Wie wird Margarete in der Arbeit charakterisiert?
Das Kapitel zur Charakterisierung Margaretes beleuchtet sowohl ihre traditionellen weiblichen Eigenschaften als auch ihre Beziehung zu Faust. Die Einführung Margaretes als Wendepunkt in der Dramaturgie des Faust und die Rolle Mephistos als Vermittler von Fausts Begierde werden hervorgehoben.
Wie wird Margaretes Tragödie im Kontext des 18. Jahrhunderts analysiert?
Dieses Kapitel analysiert Margaretes Tragödie vor dem Hintergrund der Geschlechterrollen des 18. Jahrhunderts. Es untersucht die soziokulturelle Konstruktion von Sexualität und deren Auswirkungen auf Margaretes Verhalten und Schicksal. Die Unterdrückung weiblicher Sexualität, die gesellschaftliche Ächtung unehelicher Mütter und die Rolle der Religion werden eingehend diskutiert. Die Kindstötung und die Kerkerszene werden als Höhepunkte ihrer Tragödie dargestellt.
Wie wird die Determiniertheit von Margaretes Schicksal behandelt?
Dieses Kapitel untersucht den Einfluss der Moralvorstellungen des 18. Jahrhunderts auf Margaretes Schicksal. Es analysiert die Doppelbödigkeit dieser Moral, die einerseits weibliche Sexualität unterdrückt und andererseits Frauen beim Ausleben sexueller Wünsche bestraft. Der Kontrast zwischen ehrlicher Liebe und gesellschaftlichen Normen wird hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Margarete, Faust I, Goethe, Geschlechterrollen, 18. Jahrhundert, bürgerliche Moralvorstellungen, repressive Sexualität, soziokulturelle Konstruktion von Geschlecht, Tragödie, Weiblichkeit, Männlichkeit, Doppelbödigkeit, Determiniertheit.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
(Das Fazit wird in der bereitgestellten Zusammenfassung nicht explizit genannt, aber es ist anzunehmen, dass es die Ergebnisse der Kapitel zusammenfasst und eine Gesamtaussage zur Rolle der Margarete und den gesellschaftlichen Bedingungen ihrer Zeit liefert.)
- Quote paper
- Oliver Wagner (Author), 2011, Die Figur der Margarete in Goethes "Faust" und ihr zeitgeschichtlicher Hintergrund, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1181939