Um die These, dass sich gesellschaftliche Ideen über Geschlechtsrollen, Ehe und Familie sowie Mutter- und Vaterschaft auf die Lebenssituation und das Selbstverständnis von alleinerziehenden Müttern und Vätern auswirken, zu verifizieren, habe ich in einem Ländervergleich zwischen Japan und Österreich die Lebenssituation von Alleinerziehenden analysiert und mit Rollenerwartungen, denen sich Alleinerziehende in diesen Ländern gegenüber sehen, in Beziehung gesetzt. Dabei zeigte sich, dass mit dem zunehmendem Weggang vom traditionalistischen Rollenbild der Mutter als Hausfrau und des Vaters als Ernährer die Lebenssituation für Alleinerziehende leichter wird, da sie sich weniger Vorurteilen gegenübersehen. Je stärker das Idealbild der Mutter, die sich für ihr Kind aufopfert und alleinig für sein Wohlbefinden zuständig ist, in der Gesellschaft präsent ist, desto stärker zeigen sind Schuldgefühle bei Frauen, die diesem Bild nicht entsprechen können. Auf der anderen Seite wirkt sich ein übermächtiges Mutterbild auch auf die Lebensumstände alleinerziehender Väter aus, da sie an diesem Ideal gemessen werden und oft Schwierigkeiten haben, ihm zu entsprechen. Gesetzliche Rahmen- und Schutzbedingungen bilden auf einer zweiten Ebene ein Gerüst, in dem sich gesellschaftliche Rollenerwartungen manifestieren beziehungsweise verändert werden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Erkenntnisinteresse
- 1.2 Forschungsstand
- 1.2.1 Forschungsstand Österreich
- 1.2.2 Forschungsstand Japan
- 1.3 Methode und Interviewpartnersuche
- 2. Begriffsbestimmung und Kategorien von „alleinerziehend“
- 2.1 Definition
- 2.2 Kategorien
- 2.3 Die Situation lediger Mütter
- 2.3.1 dekichatta kon
- 2.3.2 Abtreibung (datai, ninshin chūsetsu) statt Verhütung (hinin)
- 2.3.3 Die Diskriminierung von unehelichen Kindern (kongaishi, shiseiji, tetenashigo)
- 2.4 Die Situation geschiedener Alleinerzieher
- 2.4.1 Scheidung in Japan
- 2.4.2 Scheidung in Österreich
- 2.4.3 Unterhaltspflicht (fuyōgimu) in Japan und Österreich
- 2.4.4 Geschiedene Alleinerzieher und das japanische Ideal von Männlichkeit (otokorashisa)
- 2.5 Die Situation verwitweter Alleinerzieher
- 3. Gesellschaftliche Vorstellungen zu Männer- und Frauenrollen
- 3.1 Fukenron (Diskussion um väterliche Rechte)
- 3.2 Die Rolle von Mutter und Vater in der japanischen Familie
- 4. Die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter
- 4.1 Die Wichtigkeit eines Arbeitsplatzes
- 4.2 Alleinerziehende Mütter und die Arbeitssuche mit Kind
- 4.3 Alleinerziehende Väter und ihr Arbeitsplatz
- 4.4 Die finanzielle Situation
- 4.5 Wohnsituation
- 5. Selbstverständnis und die positiven Aspekte des Alleinerziehens
- 5.1 Einstellung zum Alleinerziehen
- 5.2 Positive Aspekte des Alleinerziehens
- 6. Psychische und emotionale Belastungen
- 6.1 Situationen, in denen ein Partner oder eine Elternfigur fehlt
- 6.2 Die Zwei-Eltern-Familie als Maßstab
- 6.3 Erwartungen von außen, mit denen sich Alleinerziehende konfrontiert sehen
- 6.3.1 Die Mutter, die jederzeit verfügbar ist
- 6.3.2 Der Vater, der die Mutter ersetzen muß
- 6.3.3 Das Idealbild der Hausfrauen-Mutter und des arbeitenden Vaters
- 6.4 Die Reaktion der Außenwelt auf Scheidung und Alleinerziehen
- 6.5 Alleinverantwortung
- 6.6 Vorurteile gegenüber alleinerziehenden Müttern und Vätern
- 6.7 Die Sorge ums Kind
- 6.8 Probleme von ledigen Müttern in Japan
- 7. Hilfestellungen und gesellschaftliche Faktoren, die Alleinerziehen erleichtern
- 7.1 Institutionelle Hilfe
- 7.1.1 Finanzielle Unterstützung vom Staat
- 7.1.2 Institutionelle Kinderbetreuung
- 7.1.3 Unterstützungsmassnahmen zum Wiedereinstieg in den Beruf
- 7.2 Private Unterstützung
- 7.3 Gesellschaftliche Faktoren, die Alleinerziehen erleichtern
- 8. Die Wirkung von tradierten Frauen- und Männerrollen auf Alleinerziehende
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den Einfluss gesellschaftlicher Rollenerwartungen auf die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter in Japan und Österreich. Ziel ist ein Ländervergleich, der die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Erfahrungen und Herausforderungen dieser Familien beleuchtet.
- Der Einfluss traditioneller Geschlechterrollen auf Alleinerziehende
- Die Bedeutung von gesellschaftlichen Vorurteilen und deren Auswirkungen
- Die Rolle staatlicher Unterstützungssysteme und deren Effektivität
- Der Vergleich der Lebenssituationen in Japan und Österreich
- Die psychischen und emotionalen Belastungen von Alleinerziehenden
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein, beschreibt das Erkenntnisinteresse der Arbeit und gibt einen Überblick über den Forschungsstand in Österreich und Japan bezüglich alleinerziehender Mütter und Väter. Die Methodik der Studie, inklusive der Interviewpartnersuche, wird ebenfalls erläutert.
2. Begriffsbestimmung und Kategorien von „alleinerziehend“: Hier werden verschiedene Kategorien von Alleinerziehenden definiert und untersucht, darunter ledige, geschiedene und verwitwete Mütter und Väter. Es werden spezifische soziokulturelle Aspekte in Japan und Österreich beleuchtet, wie z.B. die Situation unehelicher Kinder in Japan und die rechtlichen Rahmenbedingungen der Scheidung in beiden Ländern. Das Kapitel analysiert auch die Rolle von Unterhaltspflichten und den Einfluss des japanischen Idealbildes von Männlichkeit auf geschiedene Alleinerziehende.
3. Gesellschaftliche Vorstellungen zu Männer- und Frauenrollen: Dieses Kapitel befasst sich mit den gesellschaftlichen Vorstellungen von Männer- und Frauenrollen in beiden Ländern, insbesondere in Japan, mit Fokus auf die Diskussion um väterliche Rechte ("Fukenron") und die Rolle von Mutter und Vater in der traditionellen japanischen Familie. Es legt den Grundstein für das Verständnis der im weiteren Verlauf dargestellten Rollenerwartungen.
4. Die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter: Dieser Abschnitt beschreibt die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter in den beiden Ländern. Es werden Aspekte wie die Wichtigkeit eines Arbeitsplatzes, die Herausforderungen bei der Arbeitssuche mit Kind, die finanzielle Situation und die Wohnsituation detailliert analysiert. Dabei werden auch die Unterschiede zwischen den Lebenssituationen von Müttern und Vätern herausgearbeitet.
5. Selbstverständnis und die positiven Aspekte des Alleinerziehens: Das Kapitel untersucht das Selbstverständnis von Alleinerziehenden und beleuchtet die positiven Aspekte des Alleinerziehens. Es wird der Frage nachgegangen, wie Alleinerziehende ihre Situation einschätzen und welche positiven Erfahrungen sie gemacht haben.
6. Psychische und emotionale Belastungen: Hier werden die psychischen und emotionalen Belastungen von Alleinerziehenden im Detail analysiert. Der Fokus liegt auf den Herausforderungen, die aus dem Fehlen eines Partners oder einer Elternfigur entstehen, dem Vergleich mit der Zwei-Eltern-Familie, gesellschaftlichen Erwartungen und Vorurteilen. Es wird untersucht, wie Alleinerziehende mit diesen Belastungen umgehen und welche Strategien sie entwickeln.
7. Hilfestellungen und gesellschaftliche Faktoren, die Alleinerziehen erleichtern: Dieser Abschnitt beschreibt die verschiedenen Formen der Unterstützung, die Alleinerziehenden zur Verfügung stehen. Dies umfasst sowohl institutionelle Hilfen wie staatliche finanzielle Unterstützung, institutionelle Kinderbetreuung und Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Beruf, als auch private Unterstützung. Zusätzlich werden gesellschaftliche Faktoren analysiert, die das Alleinerziehen erleichtern.
8. Die Wirkung von tradierten Frauen- und Männerrollen auf Alleinerziehende: Das Kapitel analysiert die Wirkung traditioneller Frauen- und Männerrollen auf Alleinerziehende und zeigt auf, wie diese Rollenvorstellungen die Lebenssituation und das Selbstverständnis der Betroffenen beeinflussen. Es fasst die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen und stellt die wichtigsten Schlussfolgerungen dar (ohne konkrete Schlussfolgerungen zu nennen, da diese im Abschluss-Kapitel sind).
Schlüsselwörter
Alleinerziehende, Geschlechterrollen, Japan, Österreich, Ländervergleich, Rollenerwartungen, soziale Vorurteile, staatliche Unterstützung, psychische Belastung, Arbeit, Familie, Mutterrolle, Vaterrolle, Scheidung, Fukenron, otokorashisa.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Alleinerziehende in Japan und Österreich
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Diese Magisterarbeit untersucht den Einfluss gesellschaftlicher Rollenerwartungen auf die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter in Japan und Österreich. Der Fokus liegt auf einem Ländervergleich, der Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Erfahrungen und Herausforderungen dieser Familien beleuchtet.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: den Einfluss traditioneller Geschlechterrollen, die Bedeutung gesellschaftlicher Vorurteile und deren Auswirkungen, die Rolle staatlicher Unterstützungssysteme und deren Effektivität, einen Vergleich der Lebenssituationen in Japan und Österreich, sowie die psychischen und emotionalen Belastungen von Alleinerziehenden. Die Arbeit definiert verschiedene Kategorien von Alleinerziehenden (ledig, geschieden, verwitwet) und analysiert deren spezifische Situationen in beiden Ländern.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Methodik der Studie, inklusive der Interviewpartnersuche, wird im ersten Kapitel erläutert. Die Arbeit basiert auf einem Ländervergleich und analysiert soziokulturelle Aspekte, rechtliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Erwartungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, Begriffsbestimmung und Kategorien von „alleinerziehend“, Gesellschaftliche Vorstellungen zu Männer- und Frauenrollen, Die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter, Selbstverständnis und die positiven Aspekte des Alleinerziehens, Psychische und emotionale Belastungen, Hilfestellungen und gesellschaftliche Faktoren, die Alleinerziehen erleichtern, und die Wirkung von tradierten Frauen- und Männerrollen auf Alleinerziehende. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung.
Welche Aspekte der Lebenssituation Alleinerziehender werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Aspekte der Lebenssituation, darunter die Wichtigkeit eines Arbeitsplatzes, Herausforderungen bei der Arbeitssuche mit Kind, die finanzielle Situation, die Wohnsituation, das Selbstverständnis der Betroffenen, positive Aspekte des Alleinerziehens, psychische und emotionale Belastungen, institutionelle und private Unterstützung sowie gesellschaftliche Faktoren, die das Alleinerziehen erleichtern oder erschweren.
Wie werden die Unterschiede zwischen Japan und Österreich dargestellt?
Die Arbeit vergleicht die Situation Alleinerziehender in Japan und Österreich, indem sie spezifische soziokulturelle Aspekte, rechtliche Rahmenbedingungen (z.B. Scheidung, Unterhaltspflicht), und gesellschaftliche Erwartungen in beiden Ländern analysiert und gegenüberstellt.
Welche Rolle spielen traditionelle Geschlechterrollen?
Die Arbeit analysiert den Einfluss traditioneller Geschlechterrollen auf die Lebenssituation und das Selbstverständnis von Alleinerziehenden. Sie beleuchtet die Diskussion um väterliche Rechte ("Fukenron") in Japan und das japanische Ideal von Männlichkeit ("otokorashisa") im Kontext geschiedener Alleinerziehender.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Konkrete Schlussfolgerungen werden im Schlusskapitel der Arbeit dargelegt (in der hier gegebenen HTML-Version nicht enthalten, da sie sich auf den vollständigen Text beziehen). Die Zusammenfassung der Kapitel bietet jedoch einen Einblick in die zentralen Ergebnisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Alleinerziehende, Geschlechterrollen, Japan, Österreich, Ländervergleich, Rollenerwartungen, soziale Vorurteile, staatliche Unterstützung, psychische Belastung, Arbeit, Familie, Mutterrolle, Vaterrolle, Scheidung, Fukenron, otokorashisa.
- Quote paper
- Magistra Irene Hetzenauer (Author), 2006, Zwischen o-bento und o-shigoto - Rollenerwartungen und ihr Einfluß auf die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter in Japan und Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/118148