„Nein, es sind rätselvolle Tatsachen, die Frauen – so wenig neu es ist, so wenig kann man ablassen, davor zu stehen und zu staunen.“ sagt der Dichter Spinell in Thomas Manns Novelle Tristan. „Eine der kompliziertesten, unausdeutbarsten, aber zweifellos auch reizvollsten Erscheinungen auf dieser Welt ist die Frau.“
Diese und andere Aussagen versuchen das Wesen der Frau zu beschreiben. Nicht nur die gesellschaftliche Sitte weist ihr einen bevorzugten Platz zu, sondern auch in der Kunst und der Literatur nimmt die Frau eine zentrale Stellung ein. Es ist kein Zufall, dass die weiblichen Gestalten auch im Märchen eine bedeutsame Rolle spielen.
Gegenstand der folgenden Arbeit sind die Frauenfiguren in den Kinder- und Hausmärchen (KHM) der Brüder Wilhelm und Jacob Grimm. Diese Märchen sind in höchstem Maße von und durch Frauen bestimmt. Nicht nur, weil die meisten Märchenhelden weiblich sind, sondern auch, weil die meisten Gewährspersonen der Brüder Grimm Frauen waren.
Diese Untersuchung soll herausfinden, welche Rolle die Frau in den Märchen spielte, wie sie dort präsentiert wurde und welche Verhaltensmuster, Charakterzüge und Probleme sie hatte. Die Entstehungsgeschichte und die Quellen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm werden ebenfalls erläutert. Es wird primär eine Verbindung der Frauenfiguren in den KHM zu der Situation der Frau im 19. Jahrhundert hergestellt.
Dieser Arbeit liegen die Prinzipien der kognitiven Hermeneutik zugrunde. Laut dieser literaturwissenschaftlichen Methode wird die folgende Untersuchung in eine Basis- und eine Aufbauarbeit unterteilt.
Die methodisch gelenkte Textarbeit soll den Vorteil haben, dass sie neben einer Analyse auf der Basis von Inhalt und sprachlicher Gestaltung auch Informationen über die Entstehungsgeschichte der Texte liefert. Bei der gründlichen Untersuchung im Basisbereich wird darüber hinaus soziologisches, psychologisches und biographisches Wissen einbezogen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Einführung in die Thematik
- 2.1 Zum Begriff „Märchen“
- 2.2 Ursprung der Märchen
- 2.3 Merkmale der Gattung „Märchen“
- 3 Über „Kinder- und Hausmärchen“
- 3.1 Das Volksmärchen
- 3.2 Die Märchensammlung der Brüder Grimm
- 3.3 Die Märchenfiguren
- 4 Typologie der Frauenfiguren in den Märchen der Brüder Grimm
- 4.1 Der passive Typ
- 4.2 Der aktive Typ
- 4.3 Der gemischte Typ
- 4.4 Die bösen Figuren
- 4.4.1 Herkunft und Bedeutung des Hexenbegriffs
- 4.4.2 Das Hexenbild in den KHM
- 4.4.3 Die Stiefmutter
- 4.5 Die guten Figuren
- 4.5.1 Die Frau als Heldin
- 4.5.2 Die Prinzessin
- 5 Vorüberlegung zur Basisinterpretation
- 5.1 Die Brüder Grimm
- 5.2 Einflüsse auf die Entstehung der KHM
- 5.3 Überzeugungssystem
- 5.4 Die Märchenbeiträgerinnen
- 5.5 Grimms Märchen
- 5.6 Die Märchensammlung als Erziehungsbuch
- 6 Märcheninterpretation
- 6.1 KHM 50, Dornröschen
- 6.1.1 Inhaltsanalyse
- 6.1.2 Interpretation des KHM 50, Dornröschen
- 6.1.3 Analyse der Frauenfiguren
- 6.2 KHM 53, Schneewittchen
- 6.2.1 Inhaltsanalyse
- 6.2.2 Interpretation des KHM 53, Schneewittchen
- 6.2.3 Analyse der Frauenfiguren
- 6.3 KHM 15, Hänsel und Gretel
- 6.3.1 Inhaltsanalyse
- 6.3.2 Interpretation des KHM 15, Hänsel und Gretel
- 6.3.3 Analyse der Frauenfiguren
- 6.1 KHM 50, Dornröschen
- 7 Die Frauenfiguren in den KHM
- 7.1 Das Märchen – Ein Spiegelbild der Wirklichkeit?
- 7.2 Die Rolle der Frau um 1800 bis zur Mitte des 19. Jhs.
- 7.3 Zum Frauenbild in den KHM der Brüder Grimm
- 8 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Frauenfiguren in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Ziel ist es, die Rolle der Frau in diesen Märchen zu analysieren, ihre Präsentation zu beleuchten und verhaltensmäßige Muster, Charakterzüge und Probleme aufzuzeigen. Die Entstehungsgeschichte und Quellen der Märchen werden ebenfalls betrachtet, mit Fokus auf den Bezug der Frauenfiguren zur Situation der Frau im 19. Jahrhundert.
- Typologie der Frauenfiguren (passive, aktive, gemischte Typen, böse und gute Figuren)
- Analyse ausgewählter Märchen (Dornröschen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel)
- Das Frauenbild in den Märchen im Kontext des 19. Jahrhunderts
- Einflüsse auf die Entstehung der Märchen und Gestaltung der Frauenfiguren
- Moralische Botschaften der Märchen und ihre gesellschaftliche Relevanz
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Frauenfiguren in Grimms Märchen ein und erläutert die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit, die auf den Prinzipien der kognitiven Hermeneutik basiert. Die Arbeit gliedert sich in eine Basis- und eine Aufbauinterpretation, wobei soziologische, psychologische und biographische Aspekte berücksichtigt werden.
2 Einführung in die Thematik: Dieses Kapitel liefert grundlegende Informationen zum Begriff „Märchen“, seinem Ursprung und den gattungsspezifischen Merkmalen. Es legt den theoretischen Rahmen für die nachfolgende Analyse der Grimmschen Märchen fest.
3 Über „Kinder- und Hausmärchen“: Dieses Kapitel beschreibt die Märchensammlung der Brüder Grimm, ihren Entstehungskontext und die Bedeutung der Frauen als Gewährspersonen und als Hauptfiguren in den Erzählungen. Es stellt einen wichtigen Kontext für die Analyse der Frauenfiguren her.
4 Typologie der Frauenfiguren in den Märchen der Brüder Grimm: Dieses Kapitel entwickelt eine Typologie der weiblichen Figuren in Grimms Märchen, kategorisiert sie in passive, aktive und gemischte Typen sowie in "gute" und "böse" Figuren. Die Einteilung dient als Grundlage für die detailliertere Analyse in den folgenden Kapiteln und bietet einen strukturierten Überblick über die Vielfalt weiblicher Rollen im Märchenkanon.
5 Vorüberlegung zur Basisinterpretation: Dieses Kapitel befasst sich mit den Brüdern Grimm selbst, den Einflüssen auf die Entstehung der KHM, ihrem Überzeugungssystem und dem Einfluss der Märchenbeiträgerinnen. Es beleuchtet den historischen und soziokulturellen Kontext der Märchenentstehung, welcher entscheidend für das Verständnis der dargestellten Frauenfiguren ist. Die Betrachtung der Märchensammlung als Erziehungsbuch eröffnet einen weiteren wichtigen Interpretationsansatz.
6 Märcheninterpretation: Dieses Kapitel analysiert ausgewählte Märchen (Dornröschen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel) und deren Frauenfiguren im Detail. Es werden Inhaltsanalysen mit Interpretationen der jeweiligen Märchen verbunden, wobei die Rolle der Frauenfiguren im Kontext der jeweiligen Geschichte detailliert untersucht wird. Die Kapitel analysieren die Frauenfiguren im Kontext ihrer jeweiligen Erzählungen.
7 Die Frauenfiguren in den KHM: Dieses Kapitel setzt die Frauenfiguren in den Kontext der gesellschaftlichen Rolle der Frau im 19. Jahrhundert. Es untersucht, inwieweit die Märchen ein Spiegelbild der Realität sind und welche moralischen Vorstellungen sie vermitteln. Es wird der Frage nachgegangen, ob und wie die Märchen die damalige gesellschaftliche Rolle der Frau repräsentieren.
Schlüsselwörter
Kinder- und Hausmärchen, Brüder Grimm, Frauenfiguren, Märchenanalyse, Typologie, Frauenrolle, 19. Jahrhundert, Dornröschen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel, passive Figuren, aktive Figuren, böse Figuren, gute Figuren, kognitiv-hermeneutische Methode, Basisinterpretation, Aufbauinterpretation, Volksmärchen, Märcheninterpretation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Frauenfiguren in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Darstellung von Frauenfiguren in den Kinder- und Hausmärchen (KHM) der Brüder Grimm. Der Fokus liegt auf der Untersuchung ihrer Rollen, Charakterzüge, Verhaltensmuster und der Probleme, die sie repräsentieren. Die Arbeit betrachtet auch den Entstehungskontext der Märchen und deren Bezug zur Situation der Frauen im 19. Jahrhundert.
Welche Märchen werden im Detail analysiert?
Die Arbeit analysiert detailliert drei ausgewählte Märchen der Brüder Grimm: Dornröschen (KHM 50), Schneewittchen (KHM 53) und Hänsel und Gretel (KHM 15). Diese Analysen umfassen Inhaltsanalysen, Interpretationen der jeweiligen Erzählungen und eine detaillierte Untersuchung der weiblichen Figuren in ihrem jeweiligen Kontext.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit basiert auf den Prinzipien der kognitiven Hermeneutik und gliedert sich in eine Basis- und eine Aufbauinterpretation. Soziologische, psychologische und biographische Aspekte werden berücksichtigt.
Wie werden die Frauenfiguren kategorisiert?
Die Frauenfiguren werden in einer Typologie kategorisiert: passive, aktive und gemischte Typen, sowie "gute" und "böse" Figuren. Diese Kategorisierung dient als Grundlage für die detaillierte Analyse und bietet einen strukturierten Überblick über die Vielfalt der weiblichen Rollen im Märchenkanon.
Welche Aspekte des historischen Kontextes werden berücksichtigt?
Die Arbeit berücksichtigt den historischen und soziokulturellen Kontext der Märchenentstehung, einschließlich der Brüder Grimm selbst, der Einflüsse auf die Entstehung der KHM, ihres Überzeugungssystems und des Einflusses der Märchenbeiträgerinnen. Die Rolle der Frau um 1800 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und die Betrachtung der Märchensammlung als Erziehungsbuch werden ebenfalls untersucht.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Rolle der Frau in Grimms Märchen zu analysieren, ihre Darstellung zu beleuchten und verhaltensmäßige Muster, Charakterzüge und Probleme aufzuzeigen. Sie untersucht den Bezug der Frauenfiguren zur Situation der Frau im 19. Jahrhundert und die moralischen Botschaften der Märchen sowie ihre gesellschaftliche Relevanz.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Kinder- und Hausmärchen, Brüder Grimm, Frauenfiguren, Märchenanalyse, Typologie, Frauenrolle, 19. Jahrhundert, Dornröschen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel, passive Figuren, aktive Figuren, böse Figuren, gute Figuren, kognitiv-hermeneutische Methode, Basisinterpretation, Aufbauinterpretation, Volksmärchen, Märcheninterpretation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit ist in folgende Kapitel gegliedert: Einleitung, Einführung in die Thematik, Über „Kinder- und Hausmärchen“, Typologie der Frauenfiguren in den Märchen der Brüder Grimm, Vorüberlegung zur Basisinterpretation, Märcheninterpretation, Die Frauenfiguren in den KHM und Zusammenfassung.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die deren Inhalte und Schwerpunkte prägnant beschreibt. Diese Zusammenfassungen bieten einen schnellen Überblick über den Aufbau und die Argumentationslinie der Arbeit.
- Arbeit zitieren
- Michaela Dimova (Autor:in), 2008, Die Frauenfiguren in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/117065