„Nichts zeugt mehr für die menschliche und somit auch künstlerische Größe eines Dichters als Mut, aus seiner Schreibstube, wenn es die Not erfordert, in die politische Arena zu treten, wenn er überzeugt ist, mit seinem Wort die Leidenschaft zu Recht und Freiheit lebhafter zu entzünden, als der politische Redner oder Publizist es vermag.“
Mit diesen Worten beschreibt Erich Weinert im Februar 1946 sein Verständnis von den Aufgaben eines Dichters. Anhand dieses Zitats wird deutlich, dass für Weinert die politische Einstellung und Agitation eines Schriftstellers eine tragende Rolle für dessen Bewertung darstellt. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik können und wollen jedoch nicht alle schreibenden Künstler diesem Ideal Weinerts gerecht werden. Entsprechend folgt Weinerts Kritik an seinen zeitgenössischen Kollegen weniger aus Zweifeln an deren künstlerischem Potenzial als vielmehr „aus einer entschiedenen Ablehnung des bürgerlichen Literaturbetriebs und aus einem äußerst striktem Bemühen, die akuten, ganz aktuell genommenen Lebensinteressen des werktätigen Volkes zum unmittelbaren Maßstab aller schriftstellerischen Tätigkeit zu machen“ . Besonders interessant sind Weinerts Wertungen über andere Dichter, da er sich trotz seiner ideellen Motivation bei der Formulierung seiner Kritik gerade literarisch-künstlerische Gattungen wie Parodie und Satire zu Nutze macht. Einer der Schriftsteller, der von einer solch kritischen Auseinandersetzung betroffen ist, heißt Gerhart Hauptmann. Mit „Dichters Abschied“ parodiert Weinert formal dessen Kriegsgedichte zum Ersten Weltkrieg, behält aber inhaltlich den Bezug zur Weimarer Zeit bei. Ziel dieser Arbeit soll eine linguistische Analyse dieser politisch-ideologisch motivierten und gleichzeitig künstlerisch anspruchsvollen Parodie Erich Weinerts sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Biographischer Teil
- 2.1 Erich Weinert
- 2.2 Gerhart Hauptmann
- 3. Weinerts Definition der politischen Satire
- 4. Vorlage und Entstehungszeit der Parodie
- 4.1 Vorlage
- 4.2 Entstehungszeit
- 5. Linguistische Analyse
- 5.1 Formaler Vergleich zwischen Parodie und Vorlage
- 5.2 Wortschatz und direkte Angriffe auf Hauptmann
- 5.3 Vergleich mit Weinerts Begriff der politischen Satire
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Erich Weinerts Parodie „Dichters Abschied“, die Gerhart Hauptmanns Kriegsgedichte parodiert. Ziel ist es, eine linguistische Analyse dieser politisch-ideologisch motivierten und gleichzeitig künstlerisch anspruchsvollen Parodie zu liefern. Die Arbeit soll dabei sowohl Weinerts Beweggründe und seine Bezugspunkte als auch die sprachlichen Mittel seiner Kritik untersuchen.
- Weinerts Verständnis vom Dichter als „poeta militans“
- Die Rolle der politischen Satire in Weinerts Werk
- Der Vergleich von Weinerts Parodie mit Hauptmanns Kriegsgedichten
- Die sprachlichen Mittel, die Weinert in seiner Parodie einsetzt
- Die ideologische Kritik an Hauptmanns Kriegsgedichten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Weinerts Verständnis vom Dichter als „poeta militans“ vor und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Der biographische Teil beleuchtet die Lebensläufe von Erich Weinert und Gerhart Hauptmann, insbesondere im Hinblick auf die ersten Kriegsjahre und die Zeit der Weimarer Republik. In Kapitel 3 wird Weinerts Definition der politischen Satire vorgestellt. Kapitel 4 untersucht die Entstehungszeit und die Vorlage der Parodie „Dichters Abschied“. Die linguistische Analyse in Kapitel 5 vergleicht Parodie und Vorlage formal, analysiert den Wortschatz und die Substitutionen sowie die direkten Angriffe auf Hauptmann. Schließlich wird in Kapitel 5.3 Weinerts Theorie der politischen Satire im Kontext der Parodie betrachtet.
Schlüsselwörter
Erich Weinert, Gerhart Hauptmann, Parodie, politische Satire, „Dichters Abschied“, Kriegsgedichte, Weimarer Republik, „poeta militans“, sprachliche Analyse, Wortschatz, Substitutionen, ideologische Kritik.
- Arbeit zitieren
- Martin Müller (Autor:in), 2008, Erich Weinerts Parodie "Dichters Abschied" - Eine linguistische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/116845