Arabische Terroristen von unerbittlicher Härte und ohne Kompromissbereitschaft, mit Hand-granaten gerüstet, gefesselte Geiseln mit entsicherter Waffe bedrohend; deutsche Politiker als Unterhändler, Polizei und Bundesgrenzschutz zum Sturmangriff entschlossen. Bei der Flug-zeugentführung nach Mogadischu war es ähnlich den schlimmen Anschlägen bei den Olym-pischen Spielen 1972 in München zu bisher in Deutschland nicht gekannten Terroranschlägen gekommen.
Die beiden einzigen politischen Terrorfälle der Bundesrepublik, die bislang mit Polizeigewalt bewältigt wurden, dokumentieren Weg und Wende in der Bekämpfung der Polit-Kriminalität und die negativsten Schlagzeilen in der Bewegung der ’68er. In Mogadischu wurden alle 86 Geiseln befreit, drei der vier Terroristen kamen ums Leben.
Friedrich Christian Delius widmet sich in seinem Roman „Mogadischu Fensterplatz“ dieser 1977 verübten Entführung der Lufthansa-Maschine ‚Landshut’.
Mit dem 1984 veröffentlichten Roman soll sich die vorliegende Arbeit beschäftigen und he-rausfinden, wie die Geschehnisse in diesem Roman verarbeitet wurden. Dabei soll nach einem kurzen geschichtlichen Abriss der Geschehnisse von 1977 ein Blick in die Literaturwelt ge-wagt werden und ein Vergleich der Kritiken einiger großen Zeitungen gezogen werden.
In einer genauen Gegenüberstellung wird Wert darauf gelegt, Aussagen des Romans mit de-nen der tatsächlichen Geiseln zu vergleichen und so herauszufinden, ob Delius seinem Werk Originalaussagen zugrunde legt. Hat die fiktive Figur der Andrea Boländer Ähnlichkeiten mit einer realen Person?
Im zweiten Teil der Arbeit wird dann ein Schwerpunkt auf die inhaltliche Analyse von ‚Mo-gadischu Fensterplatz’ gelegt. Hierbei sollen die Techniken der Ich-Erzählung, die gedankli-chen Monologe der Protagonistin und die Vermischung der Täter- und Opferrollen genauer beleuchtet werden. Bei Letzterem soll geklärt werden, inwiefern die Täterrollen der Terroris-ten mit den Opferrollen der Passagiere vermischt werden und so nicht selten unsicher ist, wer eigentlich Täter und wer Opfer ist. Das widersprüchliche Verhältnis von Gewalt und schlech-tem Gewissen beim Terroristenführer Jassid soll abschließend untersucht werden.
Da es sehr wenig wissenschaftliche Literatur in diesem Bereich gibt, werden auch TV-Berichte aus verschiedenen Dokumentationen und der Tagesschau herangezogen, die zeitge-nössische Augenzeugenberichte der tatsächlichen Geiseln beinhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtlicher Vergleich im Überblick
- Die historische Entführung der Landshut
- Der Roman Mogadischu Fensterplatz im Blickpunkt der Literaturkritik
- Das Einzelschicksal am Beispiel der Andrea Boländer im Bezug zu den historischen Ereignissen
- Inhaltliche Analyse des Erzähltextes
- Techniken der Ich-Erzählung
- Innere Monologe im Kontext der Geschehnisse
- Vermischung der Täter- und Opferrollen
- Die Diskrepanz zwischen Terrorist und Mensch: Jassid
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Friedrich Christian Delius' Roman "Mogadischu Fensterplatz" im Vergleich zur historischen Entführung der Landshut 1977. Ziel ist es, die literarische Verarbeitung der Ereignisse zu analysieren und die Erzähltechniken des Romans zu beleuchten. Dabei wird der Fokus auf den Vergleich zwischen fiktiven und realen Ereignissen und Personen gelegt.
- Vergleich zwischen Roman und historischen Ereignissen der Landshut-Entführung
- Analyse der Erzähltechniken in "Mogadischu Fensterplatz"
- Untersuchung der Darstellung von Täter- und Opferrollen
- Charakterisierung der Figur Andrea Boländer im Kontext der realen Geiseln
- Die literarische Auseinandersetzung mit Terrorismus und Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt den Roman "Mogadischu Fensterplatz" von Friedrich Christian Delius im Kontext der historischen Landshut-Entführung von 1977 vor. Sie umreißt die Forschungsfrage, die sich mit der literarischen Verarbeitung der Ereignisse und den Erzähltechniken des Romans beschäftigt, und skizziert den Aufbau der Arbeit. Der Fokus liegt auf dem Vergleich zwischen der fiktiven Darstellung im Roman und den realen Geschehnissen, insbesondere der Frage, inwieweit die Romanfigur Andrea Boländer eine authentische Repräsentation einer realen Geisel sein könnte.
Geschichtlicher Vergleich im Überblick: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über die historische Landshut-Entführung. Es beschreibt die Entführung, die Forderungen der Terroristen und die darauf folgende Geiselnahme. Es dient als Grundlage für den anschließenden Vergleich mit der Darstellung im Roman "Mogadischu Fensterplatz". Der Fokus liegt auf den Ereignissen selbst und der politischen Situation in der Bundesrepublik im Oktober 1977, um den Kontext der Entführung zu beleuchten und die Bedeutung des Ereignisses für die damalige Gesellschaft zu verdeutlichen.
Inhaltliche Analyse des Erzähltextes: Dieses Kapitel analysiert die Erzähltechniken in Delius' Roman. Es untersucht die Ich-Erzählung, die inneren Monologe der Protagonistin Andrea Boländer und die Vermischung von Täter- und Opferrollen. Die Analyse beleuchtet, wie Delius die Perspektiven der Geiseln und der Terroristen darstellt und wie er die Spannung zwischen individueller Erfahrung und dem größeren politischen Kontext des Terrorismus herstellt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Darstellung des Terroristenführers Jassid und seinem ambivalenten Charakter.
Häufig gestellte Fragen zu "Mogadischu Fensterplatz"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Friedrich Christian Delius' Roman "Mogadischu Fensterplatz" im Vergleich zur historischen Entführung der Landshut 1977. Der Fokus liegt auf der literarischen Verarbeitung der Ereignisse und den Erzähltechniken des Romans, insbesondere dem Vergleich zwischen fiktiven und realen Ereignissen und Personen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Vergleich zwischen Roman und historischen Ereignissen der Landshut-Entführung; Analyse der Erzähltechniken in "Mogadischu Fensterplatz"; Untersuchung der Darstellung von Täter- und Opferrollen; Charakterisierung der Figur Andrea Boländer im Kontext der realen Geiseln; und die literarische Auseinandersetzung mit Terrorismus und Gewalt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen geschichtlichen Vergleich, eine inhaltliche Analyse des Erzähltextes und eine Schlussbetrachtung. Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage vor. Der geschichtliche Vergleich gibt einen Überblick über die Landshut-Entführung. Die inhaltliche Analyse untersucht die Erzähltechniken, die Ich-Erzählung, innere Monologe und die Vermischung von Täter- und Opferrollen. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Aspekte der Landshut-Entführung werden im Roman literarisch verarbeitet?
Der Roman verarbeitet verschiedene Aspekte der Landshut-Entführung, darunter die Entführung selbst, die Forderungen der Terroristen, die Geiselnahme und die darauf folgenden Ereignisse. Ein besonderer Fokus liegt auf der individuellen Erfahrung der Geiseln und der ambivalenten Darstellung der Terroristen.
Wie wird die Figur Andrea Boländer dargestellt?
Andrea Boländer ist die Protagonistin des Romans und wird im Kontext der realen Geiseln der Landshut-Entführung untersucht. Die Arbeit analysiert, inwieweit sie eine authentische Repräsentation einer realen Geisel darstellt.
Welche Erzähltechniken werden im Roman verwendet?
Der Roman verwendet eine Ich-Erzählung, innere Monologe der Protagonistin und eine Vermischung von Täter- und Opferperspektiven. Die Arbeit analysiert, wie diese Techniken die Spannung zwischen individueller Erfahrung und dem größeren politischen Kontext des Terrorismus herstellen.
Wie wird die Rolle der Terroristen dargestellt?
Die Arbeit untersucht die Darstellung der Terroristen, insbesondere des Terroristenführers Jassid, und beleuchtet dessen ambivalenten Charakter. Es wird analysiert, wie der Roman die Perspektiven der Terroristen und Geiseln miteinander verwebt.
Was ist das zentrale Ergebnis der Arbeit?
Das zentrale Ergebnis ist eine umfassende Analyse der literarischen Verarbeitung der Landshut-Entführung in "Mogadischu Fensterplatz", unter Berücksichtigung der Erzähltechniken und des Vergleichs zwischen fiktiven und realen Ereignissen und Personen. Die Arbeit beleuchtet die komplexe Darstellung von Täter- und Opferrollen im Kontext des Terrorismus.
- Quote paper
- Matthias Dula (Author), 2008, Vergleich des Romans 'Mogadischu Fensterplatz' mit der Entführung der ‚Landshut’ und Analyse der Erzähltechniken, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/115749