In der vorliegenden Arbeit soll daher untersucht werden, ob sich in mittelalterlichen Versnovellen tatsächlich „Groteskes“ finden lässt. Dazu ist zunächst der Frage nachzugehen, wie sich das Groteske über eine allgemeinsprachliche Bedeutung hinaus auch adäquat literaturwissenschaftlich beschreiben lässt. Anhand wichtiger Arbeiten von Michael Bachtin und Wolfgang Kayser sollen wesentliche Elemente des Grotesken erarbeitet werden. Um die genannte Einordnung spätmittelalterlicher Mären nach Klaus Grubmüller nachzuvollziehen, ist zu klären, ob und in welcher Form in den beiden mittelalterlichen Versnovellen tatsächlich groteske Elemente, wie von Bachtin und Kayser beschrieben, vorhanden sind.
Dazu sollen die beiden Mären "Der fünfmal getötete Pfarrer" sowie "Die Disputation" des Nürnberger Dichters Hans Rosenplüt aus dem 15ten Jahrhundert untersucht werden. Insbesondere ist auf den sehr unterschiedlichen Hintergrund und Inhalt der beiden Mären einzugehen und herauszuarbeiten, inwiefern sich die Funktionen des Grotesken gleichen oder auch unterscheiden. Abschließend soll in dieser Arbeit die Übertragung des Grotesken auf mittelalterliche Texte problematisiert und reflektiert werden. Dabei stellt sich die Frage, ob das Groteske als moderne ästhetische Kategorie überhaupt auf mittelalterliche Texte übertragbar ist oder diesen unzulässig durch eine solche von Theorien der Moderne geleitete Analyse aufgezwungen wird.
In mittelalterlichen Mären finden sich viele Elemente, die gerade heutigen Leser*innen sehr absurd erscheinen dürften. Ekelerregendes und Lächerliches, perverse Grausamkeit und enorme Brutalität treffen auf eine teils sehr derbe Komik. Die eigentümliche Ästhetik einiger Mären scheint sich intuitiv als „grotesk“ beschreiben zu lassen, ein Begriff, der sich auch im allgemeinen Sprachgebrauch findet. Er taucht aber auch im Kontext mittelalterlicher Versnovellen in der Anthologie Novellistik des Mittelalters von Klaus Grubmüller auf. Darin ordnet dieser gerade Texte des Spätmittelalters in einem eigenen Kapitel "Die Freisetzung des Bösen: Der Weg ins Groteske" dem Grotesken zu.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Das Groteske: Versuch einer Begriffsbestimmung
- Reflexion der Anwendbarkeit der Analysekategorien
- Groteske Elemente und ihre Funktion in Mären
- Untersuchung des Märe Der fünfmal getötete Pfarrer
- Untersuchung des Märe Die Disputation
- Fazit...
- Literaturverzeichnis...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Grotesken in mittelalterlichen Versnovellen, insbesondere in den Mären „Der fünfmal getötete Pfarrer“ und „Die Disputation von Hans Rosenplüt“. Die Arbeit zielt darauf ab, zu untersuchen, ob und in welcher Form sich das Groteske in diesen Texten nachweisen lässt und welche Funktion es darin erfüllt.
- Begriffsbestimmung des Grotesken anhand von Theorien von Wolfgang Kayser und Michail Bachtin
- Analyse grotesker Elemente in den beiden Mären
- Vergleich der Funktionen des Grotesken in den beiden Texten
- Reflexion der Übertragbarkeit des Grotesken auf mittelalterliche Texte
- Analyse des Grotesken im Kontext der Geschichte der Märe
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und Fragestellung
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Hausarbeit dar und führt in die Thematik des Grotesken in mittelalterlichen Mären ein. Sie erläutert die Relevanz des Themas und die Forschungsfrage, die in der Arbeit beantwortet werden soll.
Das Groteske: Versuch einer Begriffsbestimmung
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff des Grotesken und dessen historischen Entwicklung. Es werden verschiedene Definitionen und Ansätze zur Analyse des Grotesken vorgestellt, insbesondere die Theorien von Wolfgang Kayser und Michail Bachtin.
Groteske Elemente und ihre Funktion in Mären
In diesem Kapitel werden die beiden Mären „Der fünfmal getötete Pfarrer“ und „Die Disputation“ analysiert. Dabei werden die darin enthaltenen grotesken Elemente untersucht und deren Funktion im jeweiligen Kontext erläutert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind: Groteske, mittelalterliche Versnovelle, Märe, Der fünfmal getötete Pfarrer, Die Disputation, Wolfgang Kayser, Michail Bachtin, Entfremdung, Komik, Tragik, Paradoxie, Übertreibung, Monstrosität.
- Quote paper
- Tobias Esser (Author), 2021, Die Mären "Der fünfmal getötete Pfarrer" und "Die Disputation" von Hans Rosenplüt. Ist "Groteskes" in mittelalterlichen Versnovellen zu finden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1154261